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Heute
Ariel rieb sich ihren schmerzenden Kopf und strich sich eine lange Strähne ihres weißblonden Haares hinter ihr Ohr, bevor sie auf die regungslose Gestalt im Bett hinabblickte. Carmens Hautfarbe sah heute etwas besser aus als gestern. Ariel beugte sich über sie, um ihre Stirn zu fühlen. Sie wollte sichergehen, dass Carmen kein Fieber hatte. Ariel hatte sich gerade hinübergebeugt, als sie eine Hand auf ihrem Po spürte.
Verärgert wirbelte sie herum. Ihre dunkelbraunen Augen glühten vor Wut. Sie bleckte die Zähne und knurrte den großen Krieger, der hier in dem Krankenflügel „zufällig“ in sie hineingelaufen war, warnend an. Der Krieger warf ihr einen glühenden Blick zu und wich dann schnell zurück.
„Wenn du nicht aufpasst, bleibt dein Gesicht noch so, und ich will dich verdammt nochmal nicht für den Rest meines Lebens so sehen müssen“, flüsterte Carmen.
Bei den leisen Worten ihrer kleinen Schwester füllten Ariels Augen sich mit Tränen. „Wurde auch verdammt nochmal Zeit, dass du endlich die Augen aufmachst“, sagte Ariel heiser.
Carmen antwortete nicht. Ariel sah, wie sich die Augen ihrer Schwester weiteten, als sie ihre Umgebung betrachtete. Sie wusste, dass Carmen sauer werden würde, wenn ihr klarwurde, wo sie hier waren. Auch für sie war es immer noch schwer zu begreifen.
„Wo zur Hölle sind wir?“, fragte Carmen und versuchte sich aufzusetzen.
Ariel half ihr in eine sitzende Position, bevor sie ihr antwortete: „Du wirst es nicht glauben, aber uns ist echt krasser Scheiß passiert.“
Carmens Augen ruhten auf Ariels ernstem Gesicht. „Schieß los“, sagte sie und ihre Lippen verzogen sich zu einer schmalen Linie.
Ariel blickte sich um. Trisha döste in einem Stuhl und neben ihr saß eine riesige goldene Kreatur. Das Ding hatte sich Trisha sofort angeschlossen, als sie an Bord dieses außerirdischen Kriegsschiffes gebracht worden waren. Sie betrachtete die großen Männer, die fast überall herumlagen oder saßen. Ariel hatte ihre Schwester und Trisha mit einer langen Metallstange, die sie von dem kleinen tragbaren Tisch abgebaut hatte, bewacht.
Sie versuchte, das Zimmer mit den Augen ihrer Schwester wahrzunehmen. Es war schwer, etwas zu sehen, da überall Männer waren. Die kahlen, grauen Wände waren glatt, und ganz links war eine Doppeltür, die nach draußen führte.
Der Raum selbst war nicht besonders groß, vielleicht so groß wie ein Wartezimmer in der Notaufnahme eines Krankenhauses, doch er war voll. Es standen ein halbes Dutzend schmale Betten darin, ein paar tragbare Tische und ungefähr genauso viele Stühle.
Ariel wusste, dass sich hier meistens der Arzt, oder Heiler, wie ihn die Männer nannten, aufhielt. Die Lichter gingen auf ein verbales Kommando, das sie immer noch nicht ganz verstanden hatte, an und aus. Kurz nachdem sie angekommen waren, hatte der Arzt ihnen ein Gerät in die Ohren eingesetzt, und plötzlich konnten sie verstehen, was die Männer sagten. Als erstes wollte der Arzt es bei Trisha einsetzen, woraufhin Ariel ihn hatte umbringen wollen, bis Trisha sie aufgehalten hatte. Weder Trisha noch sie hatten den Raum bisher verlassen. Sie wollten Carmen nicht allein und hilflos zurücklassen.
„An was erinnerst du dich?“, fragte Ariel zögerlich und sah Carmen an, die die Stirn runzelte.
„Offensichtlich nicht genug!“, murmelte Carmen leise, während sie eine Gruppe Männer anstarrte, die sie lüstern anblickten. „Sag mir einfach wo zur Hölle wir sind, damit wir hier verdammt nochmal abhauen können.“
„Wir sind auf einem Alien-Raumschiff“, erwiderte Ariel leise. „Diese Mistkerle sind mehr als das, wonach sie aussehen“, sagte Ariel mit einem Nicken in Richtung der Männer, die um sie herumstanden. „Nachdem wir dem Typen, der Abby entführt hatte, in den Wald gefolgt waren, sind plötzlich diese drei Kreaturen aufgetaucht, die wie Drachen aus einem Science-Fiction-Film aussahen. Abbys Entführer hat auf dich eingestochen…“ Ariel brach ab und betrachtete kurz ihre Hände. „Du wärst fast gestorben, Carmen. Deine Verletzungen hätten dich eigentlich umbringen müssen. Die drei Drachen haben den Typen verbrannt und uns mit irgendeiner Star Trek-artigen Scheiße hierher gebeamt“, sagte Ariel, während sie ihre Schwester anblickte.
Carmen starrte Ariel einen Moment lang an, bevor ihr Blick auf die ganzen Männer fiel. „Was zur Hölle machen die alle hier?“, fragte sie leise.
Ariel konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. „Ich habe ein paar von ihnen belauscht. Ich glaube, einer der Männer hat sich in Drachenzilla verwandelt und sie so richtig aufgemischt, bevor sie ihn beruhigen konnten. Da waren noch mehr, aber sie sind schon gegangen“, flüsterte Ariel und blickte Trisha an, die sich langsam mit schmerzverzerrtem Gesicht aufsetzte.
„Wir haben dich keine Sekunde alleine gelassen“, sagte Ariel und nickte Trisha zu, die sich ein steifes Lächeln abrang.
„Hey, Freundin“, flüsterte Trisha. „Willkommen im Land von Oz.“
Carmen drehte sich mit einer hochgezogenen Augenbraue zu ihr um. „Aber echt, Dorothy. Also, wie kommen wir hier weg und wieder nach Hause? Ich muss mich dringend um ein paar Angelegenheiten kümmern“, sagte Carmen, während sie ihre Beine über die Kante des schmalen Betts schwang.
Ariel sah, wie sich ihre Schwester an die Seite griff. „Hast du Schmerzen?“
Carmen schnaubte. „Nein, gar nicht! Ich frage mich nur, wie lange ich bewusslos war, da die Wunden schon verheilt sind. Ich weiß, dass sie schlimm waren. Ich wurde schon oft genug angeschossen und mit Messern attackiert, sodass ich weiß, wann es wirklich ernst ist“, sagte sie, während sie erst ihre Seite und dann ihre Brust abtastete, wo eigentlich die Wunden sein sollten.
Ariel und Trisha schüttelten den Kopf. „Es waren nur ein paar Tage.“
Carmen riss die Augen auf. „Shit!“, murmelte sie und berührte erneut ihre Brust. „Also, wie sieht der Plan aus?“
Ariel sah Trisha an, die zögernd nickte. Ariel lächelte, als die große, goldene Kreatur sich neben Trisha stellte. Sie hatte wieder die Gestalt eines großen Hundes angenommen. Immer wenn einer der Krieger Trisha zu nahekam, verwandelte er sich wieder und fauchte ihn an. Wenn sie ihn auf ihre Seite ziehen könnten, wäre das ein großer Vorteil. Irgendwie hatte Ariel das Gefühl, dass er Trisha aus einem Grund beschützte, und bestimmt nicht, weil er sie loswerden wollte.
„Trisha kennt den Weg zu der Stelle, wo wir an Bord gekommen sind. Wir glauben, dass wir dort irgendjemanden dazu bringen können, uns wieder nach unten zu beamen. Dann haben wir unsere Ruhe und die auch. Wir haben beschlossen, dass es besser ist, niemandem auf der Erde etwas von den Aliens und so zu erzählen. Wir wollen schließlich nicht in der Gummizelle landen“, flüsterte Ariel stirnrunzelnd, als zwei Männer versuchten, sich ihnen zu nähern.
Ariel schlug mit dem Tischbein gegen ihre Handfläche und sah sie mit einem Blick an, der deutlich machte, dass jeder weitere Schritt Folgen haben würde. Die beiden Männer tauschten einen zögerlichen Blick aus, bevor sie sich zum Gehen wandten. Ein anderer Mann kam herein und Ariel seufzte erleichtert auf. Es war Carmens Arzt. Er war der Einzige an Bord, bei dem sie kein ungutes Gefühl im Bauch hatte, zumindest noch nicht.
„Hey, Doc, wann können wir von hier verduften?“, rief Ariel.
Heiler Zoltin blickte Ariel an und schüttelte den Kopf. Er fand die Menschenfrauen sehr charmant. Es war jammerschade, dass sein Drache nicht allzu scharf auf sie war. Ansonsten hätte er vielleicht versucht, Anspruch auf eine von ihnen zu erheben. Sein Drache schien sie unterhaltsam zu finden und war neugierig, doch er hätte anders reagiert, wenn eine der Frauen seine wahre Gefährtin wäre.
Er ließ seinen Blick über die drei Frauen schweifen und runzelte die Stirn, während er die mit dem hellbraunen, lockigen Haar betrachtete. Lord Kelans Symbiont wollte sie die ganze Zeit beschützen. Zoltin machte sich aber Sorgen darüber, wie sie sich bewegte, so als hätte sie Schmerzen. Er hatte sie schon einmal darauf angesprochen und sie gefragt, ob es ihr gut ginge, doch sie hatte abweisend gesagt, dass sie wohl zu lange komisch dagesessen haben musste. Seine Lippen verzogen sich zu einem Lächeln, als er sah, wie sie den Symbionten neben sich liebevoll streichelte. Auch wenn sie es vielleicht noch nicht wusste, sie war die wahre Gefährtin des Kommandanten. Es würde interessant werden zu verfolgen, wie die Sache zwischen ihnen weitergehen würde. Sie schien eine sehr ungewöhnliche Frau zu sein.
Sein Blick fiel auf die beiden anderen Frauen. Es war offensichtlich, dass sie miteinander verwandt waren. Beide hatten das gleiche blonde Haar und die gleiche pfirsichfarbene Haut. Außerdem waren sich ihre Gesichter sehr ähnlich, mit den dunkelbraunen Augen, der kleinen Nase und den vollen Lippen. Eine war jedoch definitiv kurviger als die andere.
Zoltin ging zu ihnen, um die Frau zu untersuchen, die schwer verwundet gewesen war. Er holte seinen Scanner heraus und wollte bei ihrer Stirn beginnen. Kaum hatte er seine Hand gehoben, lag er jedoch schon mit dem Gesicht nach unten auf dem Bett und einer seiner Arme war schmerzhaft auf seinem Rücken verdreht, so dass er sich nicht bewegen konnte. Er lag regungslos da, vollkommen erstaunt, dass die kleine Frau, die ihn festhielt, so viel Kraft hatte.
„Äh … Carmen?“, flüsterte Trisha. „Das ist der Arzt. Ich glaube nicht, dass wir uns Sorgen machen müssen, dass er einer von den Bösen ist. Er hat dich behandelt.“
Carmen blickte einen Moment lang auf den Typen hinab, den sie auf dem Bett fixiert hatte, Dann ließ sie langsam seinen Arm los und wich zurück. Ariel streckte ihren Arm aus, um Carmen zu stützen, als sie etwas taumelte. Carmen nickte ihrer großen Schwester dankbar zu, um ihr zu verstehen zu geben, dass es ihr gut ging.
„Tut mir leid, Doc. Carmen kann manchmal etwas empfindlich sein“, sagte Ariel. Während sie Zoltin wieder auf die Füße half.
Bei der Bemerkung wirbelte Carmen herum. „Vorsichtig … nicht empfindlich“, erwiderte Carmen knapp.
Ariel blickte Carmen einen Moment lang traurig an. „Nicht vorsichtig genug, sonst wärst du nicht gerade so dem Tod von der Schippe gesprungen. Du gehst in letzter Zeit zu viele Risiken ein“, sagte Ariel mit ruhiger Stimme. „Denk nur daran, was dir in Prag passiert ist.“
„Das war nicht so schlimm“, murmelte Carmen, während sie wieder zum Bett ging und sich hinsetzte, da ihre Beine zu zittern begannen. „Ich habe es rausgeschafft.“
„Ja, mit einer Schusswunde und einer Gehirnerschütterung“, erwiderte Ariel.
Ariel hielt inne, als Trisha sie am Arm fasste. „Ich denke, wir sollten uns darauf konzentrieren, hier rauszukommen. Es sieht so aus, als ob die meisten Männer weg wären. Jetzt wäre ein guter Zeitpunkt, um abzuhauen“, sagte Trisha leise.
Ariel nickte knapp. „Doc, wie geht es meiner Schwester? Ist sie gesund genug, um entlassen zu werden?“, fragte Ariel Zoltin, der sich seinen Arm rieb und Carmen argwöhnisch musterte.
Zoltin blickte Ariel an. „Ich würde mir gerne ihre Werte ansehen, um sicherzugehen, dass die Heilung abgeschlossen ist. Ich kenne eure Spezies nicht gut genug, und weiß nicht genau, ob unsere Heilungsbeschleuniger bei euch funktionieren. Normalerweise würde der Symbiont ihres Gefährten sie heilen, aber da er noch keinen Anspruch auf sie erhoben hat, ist das keine Option“, sagte Zoltin ruhig.
„Dann mal los, Doc. Ich werde Ihnen nicht in den Hintern treten, solange Sie nichts Komisches versuchen“, sagte Carmen.
Ariel beobachtete nervös, wie der Arzt mit dem Scanner von Carmens Kopf bis zu ihren Füßen fuhr. Sie konnte Carmens Wut spüren. Fast als wäre sie wütend darüber, dass sie nicht gestorben war. Dann stellte der Arzt Carmen mehrere Fragen, auf die sie einsilbig antwortete.
Ariel war vor Sorge um ihre kleine Schwester ganz schwer ums Herz. Carmen war nicht mehr sie selbst, seitdem ihr Mann vor drei Jahren ermordet worden war. Er war bei dem gleichen Vorfall getötet worden, der auch Carmen fast das Leben gekostet hätte. In gewisser Hinsicht war es auch fast so, als wäre sie mit ihm gestorben. Nur ihr Körper und ihr Wunsch nach Rache hielten sie im Moment noch am Leben. Ariel unterdrückte einen Fluch. Carmen war die einzige Familie, die Ariel noch hatte. Nun, außer Trisha und Cara, die sie sozusagen adoptiert hatte. Doch so sehr sie ihre beiden Ersatzschwestern auch liebte, es war nicht das Gleiche wie mit ihrer richtigen Schwester.
Ariel ließ sich auf den Stuhl sinken und hörte zu, wie der Arzt Carmen weitere Fragen stellte. Sie war so müde. Es waren ein paar lange Tage gewesen, angefangen mit dem langen Flug von New York nach Kalifornien. Trisha und sie hatten letzte Tests an einem Jet für ihren Arbeitgeber Boswell International durchgeführt. Es hätte ein einfacher Flug werden sollen, um eine Künstlerin nach Hause zu bringen, die ein Kunstwerk für die Boswells angefertigt hatte.
Ariel hatte entschieden, dass dieser Flug ihr letzter sein sollte und panische Angst davor gehabt, Trisha zu sagen, dass sie ihre Stelle gekündigt hatte, um wieder nach Wyoming zu ziehen. Sie hatte das tun wollen, wovon sie schon immer geträumt hatte – ein Tierheim für ausgesetzte und verstoßene Tiere zu führen. Sie hatte jahrelang dafür gespart. Zusammen mit dem Geld, das sie nach dem tödlichen Autounfall ihrer Eltern geerbt hatte, war endlich genug zusammen. Sie hatte alles genau geplant. Nun, alles, außer das Ende meiner Verlobung, dachte Ariel. Eric… Ariel bremste ihre Gedanken. Sie wollte nicht an ihn denken. Es war vorbei und sie war endlich frei.
Sie hatte auch nicht mit diesem unerwarteten Trip gerechnet. Der Flug war reine Routine gewesen, doch alles, was danach passiert war, erschien ihr wie ein Traum. Irgendein Typ hatte Abby, die Künstlerin, auf dem Parkplatz des kleinen Flughafens in Shelby, wo sie gelandet waren, gekidnappt. Carmen und Cara hatten alles mitbekommen.
Carmen hatte sie schließlich auf einem Motorrad verfolgt, das sie sich vor der Landung hatte liefern lassen, während Cara Abbys Truck kurzgeschlossen hatte. Nach einer Verfolgungsjagd, die ihr immer noch in den Knochen steckte, hatten sie nicht nur Carmen gefunden, die mit Messerstichen tödlich verletzt worden war, sondern auch drei riesige, feuerspuckende Drachen. Wie sich herausgestellt hatte, war einer der Drachen, oder Außerirdischen, scharf auf Abby. Er war der Typ, zu dem sie zurückgewollt hatte. Sie hatten noch Witze darüber gemacht, dass sie hofften er hätte Brüder, aber woher hätten sie verdammt nochmal wissen sollen, dass dieser Typ von einem anderen Planeten kam?
Ariel spürte, wie sich ein leichtes Lächeln auf ihren Lippen ausbreitete, als der Arzt von Carmen zurücktrat, die ihn finster anblickte. Sie hatte kein Problem damit, zuzugeben, dass sie egoistisch war. Sie war froh, dass alles so gekommen war; sonst wäre ihre Schwester gestorben. Sie wollte, dass Carmen lebte, auch wenn ihre Schwester selbst das nicht mehr wollte. Tief in ihrem Inneren wusste Ariel, dass Carmen ihre Verletzungen auf der Erde auf keinen Fall überlebt hätte.
Carmen ließ sich plötzlich erschöpft in die Kissen sinken. „Verdammt, sterben ist ganz schön anstrengend“
„Fast zu sterben.“, murmelte Ariel, die sich von ihrem Stuhl erhob und zu ihrer Schwester ging. „Fast zu sterben. Das ist auch für deine Familie ganz schön anstrengend“, flüsterte Ariel und strich Carmen liebevoll ihr kurzes Haar aus der Stirn.
Carmen drehte ihren Kopf in Ariels Hand. „Ich hab dich lieb“, flüsterte Carmen, als sie Ariel in die Augen sah. „Tut mir leid, dass ich so eine Nervensäge bin.“
Ariel kicherte leise. „Wer würde mir denn sonst den Rücken freihalten, wenn nicht du?“, neckte Ariel.
Ariel sah, wie Carmen kurz zu Trisha hinüberblickte und wusste, was sie dachte. „Das ist nicht das Gleiche, Carmen. Sie kann dich niemals ersetzen“, sagte Ariel sanft.
Carmens Augen glänzten einen Moment, dann schloss sie sie wieder fest. Ariel lehnte sich gegen das Bett. Sie strich über Carmens Haar, bis sie wusste, dass ihre kleine Schwester eingeschlafen war. Sie kniff ihre Augen fest zusammen, als sie einen Schmerz in ihrer Brust spürte. Es tat jedes Mal so weh, Carmen fast zu verlieren.
In gewisser Weise hatte sie Carmen vor drei Jahren verloren, als Scott gestorben war. Sie hatte wirklich Glück gehabt, dass das mit Eric und ihr nicht funktioniert hatte. Zuerst war der Schmerz unerträglich gewesen, doch im Laufe des vergangenen Jahres hatte er etwas nachgelassen. Es war für sie unvorstellbar, wie weh es tun musste, jemanden zu verlieren, den man so sehr liebte. Ariel öffnete die Augen und blickte auf das entspannte Gesicht ihrer Schwester hinab.
Nie wieder, schwor sie sich im Stillen. Nie wieder würde sie zulassen, dass sie sich in einen Mann verliebte und ihm so die Macht gab, ihr wehzutun.
Sie wollte nie wieder den Schmerz der Manipulation und Zurückweisung spüren, und immer wenn sie ihre Schwester ansah, konnte sie spüren, wie es war, wenn man versuchte mit dem endlosen Schmerz des Verlustes zu leben. Er brachte ihre Schwester langsam um. Keine der beiden Optionen klang besonders gut. Da war es besser, sich auf die Tiere zu konzentrieren, die sie so sehr liebte. Sie würde ihre ganze Liebe ihnen geben.