Kapitel 1-2

1537 Worte
„Sorry Schätzchen, doch ich glaube nicht, dass die sich sonderlich für das FBI interessieren“, warf Keela ein. „Bist du echt eine FBI-Agentin?“, wollte Charly wissen. Lory nickte grimmig und starrte erst Charly, dann Keela an. Schließlich fasste sie an ihre Hüfte und in ihre Jackeninnentasche. „Shit! Die haben mir meine Waffen abgenommen. f**k!“ „FBI. Uhu. Echt cool“, sagte Charly. „Nur nutzen wird dir das hier nichts. Da hat Keela schon recht. – Ich bin übrigens Charly. Eigentlich Charlotte, doch ich kill jeden, der mich so nennt. Ich hasse den verdammten Namen!“ „Lory“, erwiderte Lory knapp. „Du sagst, du bist schon acht Stunden wach. Haben die Biester sich in all der Zeit nicht blicken lassen. Ich meine, um dir was zu Essen und Trinken zu geben?“, wollte Keela wissen. „Nein, nur um euch zu bringen. Aber ich schätze, dass die uns nicht entführt haben, um uns verhungern zu lassen. Selbst Laborratten werden gefüttert.“ Lory und Keela warfen ihr einen finsteren Blick zu. „Sorry. Hab nur Spaß gemacht. Ich hab einen Scheiß schwarzen Humor, ich weiß. Ich mach das immer, wenn ich eine Scheiß Angst habe. Form von Selbstverarschung. Besser, als hysterisch in Tränen auszubrechen, oder? – Die Scheiß Monster werden schon irgendwann kommen. Die haben uns nicht vergessen, so viel steht fest“, erwiderte Charly. „Ich bin jedenfalls Scheiß froh, hier nicht allein zu sein. Wir haben wenigstens uns.“ „Danke, aber ich könnte gut auf die Ehre verzichten, dir hier Gesellschaft zu leisten“, fauchte Lory ärgerlich. „Sorry, Schätzchen. Kannst ja aussteigen, wenn du hier aus der Scheiß Metallbox raus kommst“, knurrte Charly. „Leute. Lasst uns Ruhe bewahren, ja?“, versuchte Keela die Wogen zu glätten. „Was ist mit der da?“, fragte Lory und zeigte auf die Brünette, die noch immer schlief. „War die schon wach?“ „Nein“, antwortete Charly. „Sollen wir sie aufwecken?“ Keela zuckte mit den Schultern. „Weiß nicht.“ „Ich finde, wir sollten es versuchen. Wenn sie nicht reagiert, lassen wir sie schlafen“, meinte Lory. Charly war als Erste an der Pritsche der Brünetten. Keela und Lory kamen hinter ihr. Vorsichtig schüttelte Charly die Schlafende an den Schultern. „Hey Süße, wach auf.“ „Hmmm“, machte die junge Frau und rollte sich auf der Seite zusammen, wie ein Embryo. „Hallo“, versuchte Charly es erneut. „Kannst du mich hören? Wach auf.“ Die Brünette blinzelte verstört. „Was soll denn das?“, murmelte sie. „Ich hab keine Schicht heute.“ „Wach auf. Es ist wichtig!“, mischte sich Keela ein. Die Augen der Brünetten öffneten sich. „Wer seid ihr? Wie kommt ihr in mein ...“ Sie blickte sich hektisch um. „Wo … wo bin ich? Was …?“ „In einem Raumschiff“, erklärte Keela. „Wir sind entführt worden. Erinnerst du dich an etwas?“ Die Brünette schüttelte den Kopf. „Wie ist dein Name?“, wollte Lory wissen. „Amber. Und ihr?“ „Ich bin Charly, dies ist Keela und hier haben wir Lory. Lory ist vom FBI.“ Amber setzte sich auf und fasste sich stöhnend an den Kopf. „Kopfschmerzen?“, fragte Keela mitfühlend. „Hm.“ „Hatte ich auch. Das geht nach ein paar Minuten wieder vorbei. Die haben uns mit einem Laser oder so betäubt. Muss ne ziemlich starke Dröhnung gewesen sein, denn mich hat es in Sekundenbruchteilen umgelegt.“ „Ich glaube, da kommt wer“, sagte Lory plötzlich und alle verstummten. Tatsächlich waren Stimmen und Schritte zu hören, dann wurde die Tür entriegelt und schwang auf. Zwei der entsetzlichen Kreaturen erschienen in der Zelle. „So, ihr seid wach“, sagte einer von ihnen. „Ich hab verstanden, was er gesagt hat, obwohl ich höre, dass er eine andere Sprache spricht“, flüsterte Charly in Keelas Ohr. „Ich auch“, gab Keela zurück. „Vielleicht Telepathie oder so.“ „Wir haben euch einen Übersetzer in jedes Ohr implantiert“, sagte der Alien, der offenbar ihre leise Unterhaltung mitbekommen hatte. „Die Übersetzer sind auf eure Sprache und alle wichtigen, galaktischen Sprachen programmiert. Das ist notwendig, denn sonst könntet ihr eure Herren nicht verstehen.“ „Unsere was?“, fragte Lory, die sich breitbeinig aufgebaut hatte, die Hände in die Hüften gestemmt. „Eure Herren. Das ist, wer auch immer euch auf dem Sklavenmarkt von Xevus3 kaufen wird. Ihr werdet uns eine nette Summe einbringen.“ „Sklavenmarkt?“ Keela starrte die Kreatur entgeistert an. „Ihr habt uns entführt, um uns auf einem Sklavenmarkt zu verkaufen?“ Keela wusste nicht, ob sie lachen oder weinen sollte. Das konnte nur ihr passieren. Sie entkam einer Meute hungriger Wölfe, nur um von monströsen Aliens entführt und als Sklavin verkauft zu werden. „Richtig. Es gibt einige Planeten, die einen gewissen Mangel an Weibchen haben. Darum handeln wir mit Weibchen anderer Welten. Wir haben euren Planeten erst kürzlich entdeckt und festgestellt, dass ihr passend seid. Wir haben zwölf von eurer Rasse auf unserem Schiff.“ „Passend? Wofür?“, fragte Amber schrill. Keela wollte die Antwort lieber gar nicht wissen. „Geeignet für Paarung. – Paarungsgeeignet“, erklärte der Alien. „Mir wird schlecht“, stöhnte Amber entsetzt. „Moment!“, warf Lory scharf ein. „Ich werde mich ganz sicher mit keinem von euch widerlichen Monstern paaren. Eher sterbe ich! Ist das klar?“ Der Alien packte Lory blitzschnell an der Kehle und funkelte sie aus seinen roten Augen an. Keela hielt den Atem an. Neben ihr schnappte Amber keuchend nach Luft. „Wenn ich dich wollte, dann hättest du absolut keine Chance, dich dagegen zu wehren. Vergiss nie, mit wem du es zu tun hast. Ich bin Knirrgn Arghagn, Offizier seiner königlichen Majestät Ulhgrang ign Ifzarghn.“ Knirrgn ließ Lory so schnell los, wie er sie gepackt hatte und sie taumelte röchelnd rückwärts. Keela schloss sie von hinten schützend in ihre Arme. Ihr lag eine bissige Bemerkung auf der Zunge, doch sie wollte nicht von dieser Kreatur an der Kehle gepackt werden wie Lory und so hielt sie den Mund. Sie konnten ohnehin nichts ausrichten. Ihre Lage schien hoffnungslos, die Chancen, die Erde je wieder zu sehen, dürften sich gen Null bewegen. Der andere Alien trat auf Knirrgns Wink hin vor die Tür und holte eine Art Rollwagen herein, auf dem mehrere Schüsseln mit Deckeln und ein paar Becher und ein Krug mit einer lilafarbenen Flüssigkeit standen. „Euer Essen für heute. In zwei Stunden wird das Licht gedämmt. Dann ist Zeit zum Schlafen. Richtet euch darauf ein, euch an dem Licht zu orientieren, ob es Tag oder Nacht ist, denn wir werden gut einen Zyklus unterwegs sein“, verkündete Knirrgn. „Was ist ein Zyklus?“, wollte Charly wissen. „Der Zyklus ist der Standardmonat nach der United Galactic Federation. Er dauert vierunddreißig Tage. So lange wird es dauern, bis wir unser Ziel erreichen. Und jetzt esst.“ Die beiden Aliens verließen die Zelle und verriegelten die Tür erneut. „Scheiße“, fluchte Lory. „Ich werde meine Beine für keinen verdammten Alien breitmachen!“ „Ich auch nicht!“, verkündete Keela angewidert. Charly und Amber murmelten zustimmend. „Aber Hunger hab ich. Nutzt keinem was, wenn wir verhungern“, sagte Charly schließlich und hob die Deckel von den Schüsseln. Es waren verschiedene Früchte, eine Art Eintopf und eine Platte mit Fleisch, das ein wenig nach Rindfleisch aussah. Sie probierten vorsichtig von den verschiedenen Sachen und schenkten sich von der Flüssigkeit ein, die eine Art Limonade zu sein schien und angenehm säuerlich schmeckte. „Hm, nicht übel“, urteilte Keela. Die anderen Frauen stimmten zu. „Die Limo ist auch lecker. Schmeckt irgendwie wie Zitronen ... nein! Limettensaft mit einem Hauch von … von … ah ja, einem Hauch von Mango!“ Es schien eine unausgesprochene Absprache zwischen den Frauen zu sein, nicht über das zu sprechen, was vor ihnen lag. Keine von ihnen wollte in diesem Moment daran denken, dass sie auf einem galaktischen Sklavenmarkt verkauft werden sollten. *** Y-Quadrant, Karrx7 Königlicher Palast der Arr'Carthian 28. Tag des Monats Kindur im Jahr 7067 Federationszeit Marruk war rasend vor Zorn. Sein Gebrüll hallte durch sämtliche Räume des Palastes. Aufgeregte Diener und Soldaten liefen hektisch hin und her. „Verzeiht, Prinz Marruk. Ich habe die Ergebnisse von Ceyla“, meldete sich Lamick, Meister der Sicherheit des Palastes mit zittriger Stimme. Ceyla war das intelligente Computersystem des Palastes. Es überwachte den gesamten Palast und den Außenbereich. Durch Sensoren und Kameras, die überall unauffällig versteckt waren, konnte Ceyla alles registrieren, was innerhalb der Palastmauern geschah. Durch DNA-Abgleich wusste der Computer sofort, wer sich wo aufhielt, oder ob sich Fremde auf dem Gelände befanden, deren DNA nicht im Computer gespeichert war. Ceyla konnte sogar den Gesundheitszustand von Personen überwachen und Emotionen deuten. „Berichte!“, forderte Marruk ungeduldig. „Ceyla berichtet, dass Prinzessin Solima den Palast durch den östlichen Ausgang vor drei Stunden in Begleitung ihrer Amme verlassen hat. Die Amme hat jedoch das Palastgelände eine halbe Stunde später allein durch das Osttor verlassen. Ich habe Männer ausgesandt, die in diesem Moment nach ihr suchen.“ „Und Solima? Was ist mit ihr?“ „Nun, das ist äußerst seltsam, Euer Hoheit. Es scheint, dass sie sich etwa zehn Minuten, ehe die Amme das Gelände verließ, in Luft aufgelöst hat.“ „In Luft aufgelöst hat?“, brüllte Marruk außer sich. „Wie kann das sein? Zauberei? Waren es die Verkuzzi?“ „Nun, alles deutet darauf hin, dass sie gebeamt wurde. Ein Raumschiff muss sich über uns befunden haben“, berichtete Lamick kleinlaut. „Ein Raumschiff? Und wie kann es sein, dass euch ein ganzes Raumschiff über uns einfach so entgangen ist, hä? – Wer hat zu diesem Zeitpunkt im Kontrollraum Dienst gehabt?“ „Lurruk, Euer Hoheit. Aber er kann nichts dafür, wenn ich mir diese Bemerkung untertänigst erlauben darf. Es scheint, dass das Schiff ein uns unbekanntes Tarnsystem benutzt hat. Jedes uns geläufige Tarnsystem hätte zumindest für den kurzen Augenblick des Beamens deaktiviert werden müssen, doch scheinbar hat dieses Schiff ein System, das auch während des Beamens aktiv bleiben kann.“ „Ceyla?“ „Ja, mein Prinz.“ „Ich möchte alle Aufzeichnungen des Innen- und Außenbereichs der letzten zwölf Stunden sehen. Lade die Daten auf meinen Computer in meinem Gemach.“ „Daten übertragen, mein Prinz. Wünscht Ihr sonst noch etwas?“ „Nein Ceyla, das ist alles“, sagte Marruk und wandte sich wieder an Lamick. „Was haben wir über ihren Sender? Können wir ihr Signal empfangen?“ Marruks Tochter hatte, wie alle Angehörigen des Adels, nach ihrer Geburt einen Sender in ihren Arm implantiert bekommen, da es in der Vergangenheit schon einige Male zu Entführungen gekommen war. Jedoch war es seit mehr als hundert Jahren ruhig gewesen. Marruk wünschte sich, es hätte nicht ausgerechnet seine Tochter getroffen. „Nein, Euer Hoheit. Wir werden ihr Signal sicher orten, wenn wir den Orbit verlassen haben. Soll ich veranlassen, dass die Cordelia startklar gemacht wird?“ „Umgehend! Ich will in einer Stunde starten.“
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