5.Kapitel In der Stadt

1249 Worte
,,Er ist ein Arsch.", schniefte die Schwangere und wischte sich die Tränen aus den Augen. Sie hieß Grace Johnson und war mit Will Johnson verheiratet. Sie hatten sich ein wunderbares Leben aufgebaut und Will hatte ihr versprochen sich von der Bande, mit denen er einmal zusammen gearbeitet hatte, loszureißen. Sie wollten weit weg von hier ziehen, fort aus dem wilden Westen und fort von den Banden. Die beiden hatten sich ein wunderschönes Leben zusammen ausgemalt und sie hätten es sicher auch verwirklichen können, wären sie Clintch nie begegnet. Grace weinte und trauerte von Tag zu Tag, sie tat mir Leid, doch ich wusste nicht wie ich ihr helfen konnte. Ich nickte auf ihre Aussage hin. ,,Da könntest du wohl Recht haben.", stimmte ich ihr zu und blickte zu Clintch herüber. Er unterhielt sich mit Albert, während sich beide konzentriert über eine Karte beugten. Ihn schien es nicht zu interessieren wie sehr Grace litt. Ich seufzte leise, als Amanda freudestrahlend auf mich zu kam. ,,Ich bin soweit, Mary! Wollen wir los?", fragte sie mich und ich nickte eifrig. Heute besuchte ich mit Amanda die Stadt. Wir wollten uns einige Geschäfte anschauen und vielleicht auch ein, zwei Kleider kaufen. Ich verließ Grace und winkte ihr zum Abschied freundlich zu, ehe ich neben Amanda herging. An meinem Gürtel hing ein kleiner Stoffbeutel, in denen einige Goldmünzen klimperten, ich war so frech gewesen und hatte ihn von Clintch geklaut. Wenn er mein Verlobter ist, musste er mir auch mal etwas spendieren, dachte ich bei mir und grinste in mich hinein, als wir an Albert und Clintch vorbei gingen. ,,Wo geht ihr hin?", fragte er mich plötzlich und sah von der Karte auf. Ich drehte mich zu ihm um, hielt seinem Blick stand und antwortete:,, In die Stadt. Wir wollen auch mal unseren Wünschen ein wenig nachgehen." Ich lächelte ihm frech entgegen. Er verschenkte die kräftigen Arme vor der Brust. ,,Und wer wird das bezahlen?" Ich kicherte leise und trieb Amanda wieder vorwärts. Triumphierend wedelte ich mit dem Beutel vor ihm herum, sodass die Münzen laut klirrten. ,,Na du!" Ich steckte den Beutel schnell wieder ein und verschnellerte meinen Schritt. Doch er lief uns nicht nach. Er sah mir lediglich ein, zwei Sekunden verärgert hinterher. Wir ritten auf unseren Pferden den Abhang hinab und plauderten vergnügt. Als wir in der Stadt ankamen herrschte dort reges Treiben. Die Leute liefen von einem Ort zum nächsten, mit der gleichen Achtlosigkeit wie eh und je. Ich sah Karl und John über die Straße laufen und in einer Kneipe verschwinden. Ich henkelte mich bei Amanda ein und zusammen spazierten wir die Straße entlang, schauten in so manchen Laden und kauften uns Klamotten die uns gefielen. Es war ein schöner Tag, ich amüsierte mich gut mit Amanda. So hätte es auch bleiben können, währe ich nicht auf die Idee gekommen eine Kneipe zu besuchen. Dort drin war es schwül und stickig, doch die Atmosphäre war ruhig und friedlich. Ich setzte mich, mit meiner Freundin an die Bar und bestellte ein Tequila für zwei. Ich bemerkte das der Mann neben uns uns beobachtete, seitdem wir uns gesetzt hatten. Nach einer Weile sprach ich ihn an:,, He, was guckst du so?" Seine braunen Augen blieben an mir haften. ,,Wie sind eure Namen, meine Teuersten?", fragte er uns lächelnd und ich fragte mich ob er ein wenig beschwippst war. Ich antwortete ihm freundlich:,, Mary. Wie heißt du?" Amanda nannte ihren Namen nicht. Misstrauisch betrachtete sie den Fremden. ,,Woher kommt ihr?", fragte er mich weiter aus und antwortete nicht auf meine Frage. ,,Wir haben ein Lager, dort oben im Wald.", ich verriet ihm unsere Lagerstelle, ohne mit der Wimper zu zucken. Ich wollte Clintch eins auswischen. ,,Ach..", der Fremde lehnte sich in seinem Stuhl zurück, ,, Interessant. Ich heiße übrigens Jim. Es freud mich dich kennenzulernen, Mary." Er lächelte mir zu und ich lächelte zurück. Plötzlich lehnte sich Amanda zu mir und flüsterte mir ins Ohr:,, Ich glaube nicht das es so gut ist, wenn du unsere ganzen Geheimnisse einem Fremden verrätst, Mary." Sie packte mich am Arm und wollte mich aus der Kneipe ziehen, doch ich wehrte mich gegen sie. ,,Warum denn nicht. Lass mich Amanda! Ich unterhalte mich gerade mit diesem freundlichen Mann.", ich widersetzte mich ihr und ließ sie aus der Kneipe gehen. Ich hätte ihr folgen können, tat es aber nicht. Stattdessen plauderte ich nun mit Jim und vergaß dabei beinahe die Zeit. Als die Sonne den Himmel bereits rot färbte, bemerkte ich wie lange ich schon in der Kneipe saß. Jim war unglaublich. Er war freundlich, er spendierte mir Tequila, er hörte mir zu. In seiner Nähe vergaß ich die Zeit, in seiner Nähe fühlte ich mich wohl. Doch nun musste ich gehen. Es war schwer mich von ihm zu verabschieden, doch ich versprach wiederzukommen. So trat ich den Heimweg an. Als ich zurück ins Lager kam, war Clintch nicht da. Amanda kam auf mich zu geeielte. Ich bemerkte wie Herbert mir einen scharfen Blick zuwarf. Ich runzelte die Stirn. ,,Oh Mary! Es wird Ärger geben! Es wird so richtig Ärger geben!", Amanda's Stimme war ernst und fest, sie sprach leise und umfasste meine Hände. Ich sah sie verwundert an und fragte:,, Weshalb denn Ärger?" ,,Mary, sie wissen davon. Karl hat dich mit diesem Typen an der Bar gesehen, wie du dich mit ihm unterhalten hast." Ich zuckte mit den Schultern. ,,Was ist dabei?", wollte ich von ihr wissen. Ich verstand nicht was Amanda mir sagen wollte doch in ihren Augen schimmerte Sorge. ,,Clintch weiß es.", flüsterte sie, ,, Er weiß das du Informationen über unser Lager einem Fremden anvertraut hast. Er hat sich auf den Weg gemacht um dich zu suchen." Mit großen, verständnislosen Augen schaute ich sie an. Ich verstand immer noch nicht. Wo lag das Problem? Als hinter mir Pferdegetrampel ertönte, ließ Amanda mich los. ,,Mary!", eine tiefe, donnernde Stimme hallte durch das Lager. Ich zuckte vor Schreck zusammen und wirbelte herum. Clintch kam schnellen Schrittes auf mich zu. Albert band hinter ihm gerade die Pferde an. Doch der Bandenanführer wirkte wutentbrannt. Sein verstaubter, dunkelbrauner Stoffmantel wallte leicht hinter ihm her. Plötzlich raste mein Herz, plötzlich bekam ich Angst. Was war los? Als er bei mir ankam, holte er plötzlich mit der Hand aus und schlug sie mir klatschend ins Gesicht. Ich verlor das Gleichgewicht und fiel zur Seite um. Mein Hut rutschte mir vom Kopf. Meine Wange brannte, ich hielt mir die Hand auf die glühende Backe. Geschockt starrte ich auf Clintch's Schuh. Er stöhnte gereizt und rieb sich zwischen den Augen. ,,Nun müssen wir schon wieder umziehen! Wegen deiner großen Klappe!", schrie er wütend, ,, Jim Cartwright. Einer von Jack's Leuten. Und du plapperst ihm, alle Informationen vor, die sein Boss über uns wissen will!" Er schien sich ein wenig beruhigt zu haben, doch seufzte langgezogen. Dann blickte er sich in der Runde um und stampfte zornig auf den Boden. ,,Was steht ihr hier alle herum!? Habt ihr nichts zu tun?", ich zuckte vor seiner erneuten lauten Stimme zurück. Er hat mich geschlagen. Er hat mich einfach geschlagen. Eine Weile blieb er noch vor mir stehen, dann jedoch umrundete er mich und ging. Ob nun Rivale oder nicht, plötzlich sehnte ich mich nach Jim's weicher Stimme. Ich blickte wieder auf und begegnete Grace's Blick. Sie starrte mich mit schmerzverzerrtem Gesicht an, den Mund halb geöffnet. Ich runzelte die Stirn, ich wollte sie gerade fragen was sie habe, da stieß sie plötzlich den angehaltenen Atem aus und berichtete keuchend:,, Die Wehen! Mein Baby kommt!"
Kostenloses Lesen für neue Anwender
Scannen, um App herunterzuladen
Facebookexpand_more
  • author-avatar
    Schriftsteller
  • chap_listInhaltsverzeichnis
  • likeHINZUFÜGEN