Szene 3

361 Worte
Sammler Das Laub raschelte unter seinen Füßen. Äste brachen und Zweige knackten. Der Duft des Waldes erfüllte seine Lungen und ihn befiel eine Leichtigkeit. Der süßliche Geruch der Freiheit vermischte sich mit jedem Schritt in Richtung Ziel mehr mit dem der Bäume. Der Stoff der Flügel glitt im Takt seiner Bewegungen über seine Beine. Das Kind in seinen Armen schien dabei schwerer zu werden, doch er blieb nicht stehen. Nach wenigen Minuten erreichte er eine kleine Lichtung. Der süßliche Duft des Todes verstärkte sich, was ihn nicht störte. Er ließ den Jungen langsam zu Boden gleiten und lehnte ihn an einen Baumstamm: Die Beine zur Seite abgewinkelt und die Hände zusammengefaltet in den Schoß gelegt. Sanft strich er ihm über die kalte Wange. Nun sei er frei. Die Fee flog und er hörte ihr Lachen. Den Dank in ihrer Stimme, die ihn eine Freudenträne vergießen und diesen dann leicht lachend annehmen ließ. Es sei seine Pflicht. Niemand sonst schien ihre Schreie zu hören. Er wandte sich zu den anderen, die im Gras lagen oder saßen. Die Natur kroch ihre Leiber empor, doch die Flügel strahlten weiter voller Schönheit. Er kniete sich zu jedem einzelnen Kind und entfernte den Schmutz von den Stoffen, ignorierte dabei die nackten Körper und strich immer mal wieder durch ihr Haar. Er hatte ihnen die Freiheit geschenkt und so hörte er das Lachen. Sie tanzten um ihn herum, griffen nach seinen Händen und forderten ihn auf, mitzumachen. Darum ließ er sich nicht zweimal bitten und so sprang er lachend zusammen mit den Feen über die Wiese, umtanzte die Leichen und genoss diesen Moment der Verbundenheit. Ihre sanften Berührungen und das glockenhelle Lachen ihrer Stimmen. Er hörte erneut ihren Dank, den er geschmeichelt annahm. Sie berührten ihn hin und wieder flüchtig und er sagte ihnen, dass sie wegfliegen sollten. Sie waren nun frei und keiner würde sie mehr halten. Endlich konnten sie dorthin gehen, wohin sie wollten. So weit sie ihre Flügel trugen und niemand konnte sie je wieder an etwas binden. Feen sollten fliegen. Hoch. Weit. Ohne Grenzen. Keine Menschenseele durfte sie binden und er war hier, um das zu ermöglichen. Er würde sie befreien. Jede Einzelne.
Kostenloses Lesen für neue Anwender
Scannen, um App herunterzuladen
Facebookexpand_more
  • author-avatar
    Schriftsteller
  • chap_listInhaltsverzeichnis
  • likeHINZUFÜGEN