GIOVANNIS PERSPEKTIVE
Ich stand wie erstarrt und versuchte zu verstehen, wovon er sprach. Wer war er? Warum suchte er nach mir?
„Wer sind Sie?“ fragte ich leise, kaum hörbar, doch seine Augen lösten sich nicht von meinem Gesicht. Er musterte mich, als ob er nach etwas Bestimmtem suchte.
„Wer hat dir das angetan? Du blutest“,verlangte er zu wissen und berührte meine Stirn. Ich zuckte zurück – das Brennen trieb mir Tränen in die Augen.
„Sie können nicht einfach die Frau eines anderen anfassen“, fuhr Stephanie scharf dazwischen, ihre Stimme voller Zorn.
„Wer bist du, mir vorzuschreiben, was ich zu tun habe?“ schoss er kalt zurück.
Dann wandte er sich wieder mir zu, seine Augen wurden weicher, voller Sorge.
„Sag mir, Giovanni, wer hat dich geschlagen?“
Obwohl ich ihn nicht kannte, ließ seine Präsenz meine Mauern einstürzen. Meine Kehle brannte vor all den Worten, die ich so lange zurückgehalten hatte. Ich schluckte meine Angst hinunter und nutzte die Gelegenheit.
„Er hat ihr befohlen, mich zu schlagen. Er weigert sich, mich gehen zu lassen, weil ich gesagt habe, dass ich die Scheidung will“, brachte ich mühsam hervor, meine Stimme brach am Ende.
Sein Gesicht verfinsterte sich sofort, wie ein heraufziehender. Er wandte sich abrupt an seine Männer.
„Prügelt ihn halb tot.Hört erst auf, wenn er bewusstlos ist“, befahl er mit gefährlicher Stimme.
„Und sie“, fügte er hinzu und zeigte auf Stephanie, „sperrt sie weg, bis ich entschieden habe, was mit ihr passiert.“
Dann sah er mich wieder an. „Du brauchst ärztliche Hilfe. Komm, wir gehen.“ Er hob mich mühelos hoch.
Draußen fiel leise der Schnee. Jemand eilte mit einem Schirm herbei, während die Autotür geöffnet wurde. Ohne nachzudenken, schmiegte ich mich an ihn, als wir davonfuhren.
***
Am nächsten Morgen wachte ich in einem fremden Zimmer auf. Mein Körper schmerzte, mein Kopf war schwer.
Ich erinnerte mich noch an den Arzt, den stechenden Schmerz einer Spritze – und dann an nichts mehr.
Als ich versuchte, mich aufzurichten, eilte eine Frau herein. „Geht es Ihnen gut, Madam?“ fragte sie.
Madam? Mein Magen zog sich zusammen.
„Warum nennen Sie mich Madam?“ krächzte ich.
„Herr. Blackwood hat gesagt, Sie sind die neue Madam“,antwortete sie schlicht, als wäre es das Normalste der Welt.
Schock ließ mich erstarren. „Warum bin ich die neue Madam?“
„Das weiß ich nicht“, sagte sie sanft, aber hilflos.
Bevor ich weiter fragen konnte, flog die Tür auf. Eine große Frau in einem eleganten Kleid trat ein, voller Schönheit und Selbstbewusstsein, sodass ich mich klein fühlte.
„Frau Giovanni, ich bin Mitchell. Herr. Blackwood hat mich persönlich als Ihre Assistentin ausgewählt“,stellte sie sich warm vor.
Verwirrt schüttelte ich den Kopf, ein Knoten zog sich in meiner Brust zusammen.
„Was? Warum behandelt er mich so?“ fragte ich mit zitternder Stimme.
„Sie sind so glücklich, Frau Giovanni. Niemand hat je so viel Aufmerksamkeit von Herr. Blackwood bekommen. Sie müssen einen besonderen Platz in seinem Herzen haben“,sagte Mitchell. „Jedenfalls sollten Sie sich ausruhen. Ich bin nur hier, um ein paar Dinge zu erledigen.“
Ich wusste nicht, ob ich Angst, Hoffnung oder Furcht fühlen sollte. Alles, was ich wusste, war, dass mein Herz raste und nichts mehr Sinn ergab.
„Bringt es herein“, rief Mitchell. Sofort betraten mehrere Leute den Raum, mit Kleidern, Schmuck und Schuhen.
„Für mich?“ flüsterte ich, fast lachend über die Absurdität.
„Natürlich für Sie“, erwiderte sie mit einem sanften Lächeln. Doch es beruhigte mich nicht.
Nachdem alles arrangiert war, wandte sie sich wieder zu mir.
„Ihr Frühstück wird gleich serviert. Bitte kommen Sie nach unten, wenn Sie fertig sind. Der Arzt wird auch hier sein, um Ihren Verband zu wechseln“,sagte sie höflich.
Ich konnte kaum nicken. Mein Körper war hier, aber mein Geist drehte sich im Kreis. Noch nie hatte mich jemand so behandelt. Es fühlte sich unwirklich an.
Gerade als sie gehen wollte, rief ich verzweifelt:
„Bitte, kann ich Herr. Blackwood sehen?“
Sie drehte sich um und sah mich freundlich an.
„Er ist heute früh zu einem dringenden Treffen aufgebrochen. Ich bin sicher, er kommt bald zurück“,beruhigte sie mich.
„Okay. Danke“,flüsterte ich kleinlaut.
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Die Nacht brach herein, doch Herr. Blackwood war immer noch nicht zurück.
Jede Sekunde zog sich wie eine Stunde. Ich fragte Mitchell, ob sie etwas wisse, doch sie schüttelte nur den Kopf.
Dann endlich hörte ich draußen das laute Hupen von Autos. Mein Herz machte einen schmerzhaften Sprung.
Vielleicht würde ich jetzt Antworten bekommen. Vielleicht endlich verstehen.
Doch als sich die Türen öffneten, war er es nicht.
Eine Gruppe Männer trat ein, einen älteren Mann umringend, der mit mächtiger Ausstrahlung voranging.
„Das ist Herr. Luca Blackwood, Herr. Gray Blackwoods Vater“,flüsterte Mitchell hastig.
„Was?“ entfuhr es mir entsetzt.
„Ja. Ich weiß nicht, warum er so plötzlich hier ist“, sagte sie und runzelte die Stirn, bevor sie ihm entgegenging.
Mitchell verbeugte sich. „Willkommen, Herr.Blackwood.“
Er beachtete sie nicht einmal. „Wo ist das Mädchen, das Gray nach Hause gebracht hat?“ Seine Stimme war voller Zorn.
Meine Stirn legte sich in Falten. Er suchte mich?
„Warum sind Sie ihretwegen hier, Sir?“ fragte Mitchell mutig.
Ohne Vorwarnung schlug er ihr hart ins Gesicht.
„Wer bist du, mich zu hinterfragen?“ schnauzte er.
„Herr. Gray hat mir befohlen, sie mit meinem Leben zu beschützen. Deshalb muss ich wissen, warum Sie nach ihr suchen“,entgegnete sie standhaft und stellte sich furchtlos vor mich.
„Dann beseitigt sie“,befahl er kalt seinen Männern.
In Panik stürzte ich vor. „Nein, nein! Ich bin die, die Sie suchen!“ rief ich voller Angst.
Stille folgte, sein Blick ruhte unverwandt auf mir. Ich war verwirrt, doch ich konnte nicht einfach zusehen, wie sie Mitchell verletzten. Zwei Männer hielten sie bereits fest.
Er lächelte kalt. „Gray hat wirklich ein Auge für gute Dinge.“ Für einen Moment dachte ich, er würde mich akzeptieren.
Doch dann sagte er eiskalt: „Dachtest du, du könntest seine Verlobung mit Stephanie verhindern? Das wird nicht passieren. Nicht solange ich lebe.“
„James“, rief er.
Ein Mann trat vor.
„Bring sie an einen Ort, wo Gray sie niemals findet“, befahl Luca mit frostiger Stimme.