Kapitel 2-2

1816 Worte
Wir essen schnell – ich habe Hunger, und die Ricotta-Pfannkuchen – er nennt sie Sirniki – sind unglaublich gut, und dann fahren wir zum Park. Peter sitzt am Steuer, und als wir bereits die Hälfte des Weges hinter uns gebracht haben, bemerke ich einen schwarzen SUV, der uns folgt. »Ist das Danny?«, frage ich, während ich mich umschaue. Seit Peters Rückkehr hat uns das FBI in Ruhe gelassen, und Peter ist viel zu ruhig wegen unseres Verfolgers, als dass es jemand anderes als der Leibwächter und Fahrer sein könnte, den er eingestellt hat. Zu meiner Überraschung schüttelt Peter den Kopf. »Danny hat heute frei. Es sind ein paar andere Männer der Crew.« Ah. Ich drehe mich um, um den SUV genauer zu betrachten. Die Fenster sind getönt, so dass ich nichts sehen kann. Stirnrunzelnd schaue ich zu Peter zurück. »Denkst du, wir brauchen immer noch all diese Sicherheitsvorkehrungen?« Er zuckt mit den Schultern. »Ich hoffe nicht. Aber Vorsicht ist besser als Nachsicht.« »Und dieses Auto?« Ich schaue mich in der luxuriösen Mercedes-Limousine um, die Peter letzte Woche gekauft hat. »Ist es auch speziell ausgerüstet?« Ich klopfe mit meinem Knöchel gegen das Fenster. »Das Glas scheint wirklich d**k zu sein.« Sein Gesichtsausdruck verändert sich nicht. »Ja. Es ist kugelsicher.« »Oh. Wow.« Er blickt mich an, und ein schwaches Lächeln erscheint auf seinen Lippen. »Keine Sorge, Ptichka. Ich habe keinen Grund, zu glauben, dass auf uns geschossen wird. Es ist nur eine Vorsichtsmaßnahme, das ist alles.« »Okay.« Nur eine Vorsichtsmaßnahme, wie die Waffen, die er bei unserer Hochzeit in seiner Jacke hatte. Oder der Bodyguard-Fahrer, der da ist, um mich abzuholen, wenn Peter nicht kann. Weil normale Ehepaare aus der Vorstadt natürlich immer Bodyguards und kugelsichere Autos haben. »Erzähl mir von den Häusern, die du gefunden hast«, sage ich und schiebe das unbehagliche Gefühl beiseite, das durch den Gedanken an all diese Sicherheitsmaßnahmen hervorgerufen wird. Wegen seines früheren Berufs und der Art von Feinden, die er sich gemacht hat, ergibt Peters Paranoia vollkommen Sinn, und ich habe nicht vor, gegen die Vorsichtsmaßnahmen zu protestieren, die er für notwendig hält. Wie er gesagt hat, ist Vorsicht besser als Nachsicht. »Ich werde dir die Angebote in einer Sekunde zeigen«, sagt er, und ich bemerke, dass wir bereits an unserem Ziel angekommen sind. Er parkt gekonnt das Auto, steigt aus und kommt dann auf meine Seite, um mir die Tür zu öffnen. Ich lege meine Hand in die seine, lasse mir von ihm aus dem Auto helfen, und ich bin nicht überrascht, dass er die Gelegenheit nutzt, um mich an sich zu ziehen und zu küssen. Seine Lippen sind weich und sanft, als sie die meinen berühren, und sein Atem ist mit Ahornsirup gewürzt. Es gibt keine Dringlichkeit in diesem Kuss, keine Dunkelheit – nur Zärtlichkeit und Verlangen. Doch als er seinen Kopf hebt, ist mein Puls genauso schnell, als hätte er mich überfallen, und meine Haut ist warm und prickelt, wo seine Handfläche meine Wange umschließt. »Ich liebe dich«, murmelt er, während er mir in die Augen schaut, und ich strahle ihn an, als mein Unbehagen von einem leichten, schwungvollen Gefühl verdrängt wird. »Ich liebe dich auch.« Diese Worte sind heute noch einfacher geworden – denn sie sind wahr. Ich liebe Peter. Ich liebe ihn, obwohl er mir immer noch Angst macht. Er grinst und führt mich zu einer Bank. »Hier.« Er zieht mich zu sich, damit ich mich neben ihn setze, nimmt sein Handy heraus und streicht ein paarmal über den Bildschirm, bevor er es mir gibt. »Das sind die Angebote, die ich gefunden habe«, sagt er und sieht mich mit einem warmen, silbernen Blick an. »Lass mich wissen, welche Häuser dir gefallen, und wir können sie uns ansehen.« Ich blättere durch die Bilder, während sich mein gutes Gefühl verstärkt. Fühlt sich so wahres Glück an? »Lass uns das besprechen, während wir spazieren gehen«, sage ich ihm, als ich alle Fotos durchgesehen habe. Er stimmt erfreut zu und nimmt meine Hand fest in seine, während wir durch den Park wandern und die Vor- und Nachteile der verschiedenen Häuser diskutieren. »Du denkst nicht, dass vier Schlafzimmer zu klein sind?«, fragt er, während er mich mit einem fragenden Lächeln betrachtet, und ich schüttele den Kopf. »Warum sollte ich das denken?« »Nun …« Er stoppt und sieht mich an. »Hast du darüber nachgedacht, wie viele Kinder du haben möchtest?« Mein Magen zieht sich zusammen. Da ist es, das Thema, dem wir seit Zypern ausweichen, als Peter zugegeben hat, dass er versucht, mich zu schwängern, und ich einen Autounfall hatte, als ich versucht habe, zu fliehen. Ich hatte erwartet, dass es irgendwann zur Sprache kommen würde – wir haben seit Peters Rückkehr keine Kondome mehr benutzt, und er sagte meinen Eltern, dass er bald eine Familie gründen möchte. Trotzdem hämmert mein Herz in meiner Brust, und meine Handfläche in Peters Hand wird feucht, als ich versuche, mir vorzustellen, wie es wäre, ein Kind mit ihm zu haben. Mit dem gnadenlosen Mörder, der mich obsessiv liebt. Ich atme tief durch und nehme meinen ganzen Mut zusammen. Peter ist kein Verbrecher und kein Flüchtling mehr, und ich bin seine Frau, nicht seine Gefangene. Er hat seine Rache aufgegeben, damit wir das hier haben können – ein richtiges gemeinsames Leben. Spaziergänge im Park, Kinder und all das. »Ich habe an drei gedacht«, sage ich ruhig, während ich ihm in die Augen blicke. »Aber ich denke, ich könnte auch mit einem glücklich und zufrieden sein. Was ist mit dir?« Ein erfreutes Lächeln breitet sich auf seinem wunderschönen dunklen Gesicht aus. »Definitiv mindestens zwei – vorausgesetzt, dass mit dem Ersten alles gut geht.« Er legt seine große Handfläche auf meinen Bauch. »Glaubst du, es ist möglich, dass …?« Ich lache, und gehe einen Schritt weiter. »Machst du Witze? Es ist noch viel zu früh, um das zu sagen. Du bist vor weniger als einer Woche zurückgekommen. Wenn ich wüsste, dass ich schwanger bin, wäre das ein Problem.« »Definitiv«, stimmt er zu, ergreift meine Hand und drückt sie besitzergreifend. Wir gehen weiter, und er schaut mich von der Seite an. »Also bist du damit einverstanden?« »Mit einem Baby, meinst du?« Er nickt, und ich atme tief durch und schaue auf eine Gruppe von Jugendlichen mit Skateboards. »Ich schätze schon. Ich würde gerne noch ein wenig warten, aber ich weiß, dass dir das viel bedeutet.« Er antwortet nicht, und als ich ihn ansehe, bemerke ich, dass sich sein Gesichtsausdruck verdunkelt und sein Kiefer angespannt hat, während er geradeaus starrt. Mein beflügeltes Gefühl verflüchtigt sich, als ich merke, dass ich ihn ungewollt an die Tragödie in seiner Vergangenheit erinnert habe. »Es tut mir leid.« Ich hebe unsere verbundenen Hände, um seine Faust gegen meine Brust zu drücken. »Ich wollte dich nicht an deine Familie erinnern.« Sein Blick trifft auf meinen, und ein Teil seiner Qualen verschwindet. »Es ist okay, Ptichka.« Seine Stimme ist heiser, als er unsere verbundenen Hände höher hebt, um einen zärtlichen Kuss auf meine Knöchel zu drücken. »Du musst dich in meiner Nähe nicht wie auf rohen Eiern bewegen. Pascha und Tamila werden immer in meinen Erinnerungen leben, aber du bist jetzt meine Familie.« Mein Herz zieht sich zu einem schmerzenden Ball zusammen. Er hat recht. Ich bin seine Familie – und er gehört mir. Weil die Hochzeit so schnell ging, hatte ich keine Chance, wirklich darüber nachzudenken, diese Realität in meinen Kopf zu bekommen. Wir sind verheiratet. Wirklich verheiratet. Ich kann George nicht mehr als meinen Mann sehen, weil Peter diesen Titel jetzt trägt – so wie er Tamila nicht als seine Frau betrachten kann. »Und du hast recht«, fährt er fort, während ich diese Erkenntnis verarbeite. »Familie ist mir wichtig. Ich will, dass wir ein Kind bekommen, und ich will es bald. Trotzdem …« Er zögert und sagt dann leise: »Wenn du warten willst, werde ich es nicht erzwingen.« Ich bleibe stehen und starre ihn an. »Ernsthaft? Warum nicht?« Ein quecksilbriges Lächeln blitzt auf seinem Gesicht auf. »Willst du, dass ich es tue?« »Nein! Ich habe nur …« Ich schüttele den Kopf und ziehe meine Hand aus seinem Griff. »Ich verstehe es nicht. Ich dachte, das wäre ein Teil davon, du weißt schon, der Ehe und so. Du hast die Hochzeit erzwungen, also …« Alle Spuren von Humor verschwinden aus seinem Gesicht. »Du bist fast gestorben, mein Liebling. In Zypern, als du dachtest, ich würde dir ein Kind aufzwingen, hast du versucht zu fliehen und bist fast gestorben.« Ich beiße mir auf die Lippe. »Das war etwas anderes. Wir waren anders.« »Ja. Aber eine Geburt kann generell gefährlich sein. Trotz all der medizinischen Fortschritte heute riskiert eine Frau ihre Gesundheit, wenn nicht sogar ihr Leben. Und wenn dir etwas passiert, weil ich darauf bestanden habe …« Er verstummt, und sein Kiefer spannt sich an, während er wegschaut. Ich starre ihn an, und mein Herz schlägt schnell in meiner Brust. Die Chancen, dass mir bei der Geburt etwas Ernstes passiert, sind sehr gering, und mein erster Instinkt als Ärztin ist es, ihm das zu sagen, um ihn zu beruhigen. Aber in letzter Sekunde überlege ich es mir besser. »Also würdest du warten?«, frage ich stattdessen vorsichtig. Peter dreht sich zurück zu mir, und sein Blick ist düster. »Willst du warten, mein Liebling?« Jetzt bin ich an der Reihe, wegzuschauen. Tue ich das? Bis zu diesem Moment hatte ich angenommen, dass Peters Rückkehr und die überstürzte Hochzeit bedeuteten, dass ein Kind Teil unserer nahen Zukunft sein würde. Ich hatte mich mit dem Gedanken abgefunden, ihn sogar auf irgendeiner Ebene angenommen. Wenigstens könnten meine Eltern die Enkelkinder haben, die sie sich gewünscht haben – ein Pluspunkt, den ich bis zu unserem Abendessen gestern nicht bedacht hatte. »Sara?«, fragt Peter, und ich schaue auf, um seinem Blick zu begegnen. Hier ist sie. Meine Chance, es zu verzögern. Das Richtige zu tun, das Wohlüberlegte. Erst dann ein Kind zu haben, wenn ich mir sicher bin, dass wir es schaffen können, dass Peter diese Art von Leben führen kann. Alles, was ich tun muss, ist, Ja zu sagen, die Wahl zu nutzen, die er mir gegeben hat, aber mein Mund weigert sich, das Wort zu formen. Stattdessen höre ich mich »Nein« sagen, während ich seinen Blick erwidere und die Spannung in ihm sehe. »Nein?« »Nein, ich will nicht warten«, erkläre ich ihm und blende die rationale Stimme aus, die laut in meinem Kopf protestiert, während ich zuschaue, wie sich ein strahlendes, fröhliches Lächeln auf seinen Lippen formt. Vielleicht ist das die falsche Entscheidung, aber im Moment fühlt es sich nicht so an. Peter hatte recht, als er sagte, dass das Leben kurz ist. Es ist kurz und unsicher, voller Fallstricke. Ich habe es immer vorsichtig gelebt und für die Zukunft geplant, weil ich davon ausgegangen bin, dass es eine geben würde. Aber wenn es etwas gibt, was ich in den letzten Jahren gelernt habe, dann, dass es keine Garantie dafür gibt. Es gibt nur heute, nur jetzt. Nur uns, zusammen und verliebt.
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