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Barson
Als Barson aufwachte, wurde ihm bewusst, dass sein Körper komischerweise nicht schmerzte. Er trug immer noch seine Rüstung, oder zumindest das, was von ihr übrig war. Allerdings konnte er keine Verletzungen spüren – weder von der Schlacht noch von seinem Sturz.
Es war ein brutaler und blutiger Kampf gewesen – der erste in seinem Leben, den er nicht gewonnen hatte. Nachdem Barson vom Blitz getroffen worden war, hatte er sich nicht mehr an der Zauberin festhalten können und war auf die Erde gestürzt. Er erinnerte sich an die Schmerzen seiner gebrochenen Knochen und seines zerfetzten Fleisches – und an das fantastische Gefühl der Glückseligkeit, das danach folgte. Er musste geheilt worden sein, stellte er fest, als er langsam aufstand.
Barson schaute sich auf dem Feld um und sah, wie andere Soldaten sich langsam mit schlammbedeckter Kleidung in dem strömenden Regen erhoben. Seine rechte Hand, Larn, schien in Ordnung zu sein, auch wenn er aussah, als wache er nach einer durchzechten Nacht auf. Andere wiederum lagen bewegungslos mit entstellten Körpern und abgetrennten Köpfen da. Sie mussten nicht mehr zu reparieren gewesen sein, als der mächtige Heilzauber einsetzte, dachte Barson und erinnerte sich daran, wie stark er selbst durch den Sturz verletzt worden war.
Das blonde Mädchen hatte das getan – beides, den Schaden angerichtet und danach den Heilzauber gewirkt. Dessen war sich Barson sicher. Was auch immer sie war, sie war keine gewöhnliche Zauberin, und Ganir musste das gewusst haben, als er die Garde aussandte, um sie zu holen.
Genauso wie Augusta, wurde Barson plötzlich klar. Das war der Grund dafür, weshalb sie sich so große Mühe mit den Schutzzaubern für ihn gegeben hatte – Zaubersprüche, die sich letztendlich als nutzlos herausgestellt hatten. Obwohl Barson wusste, dass seine Liebhaberin im Gegensatz zu Ganir nicht gewollt hatte, dass ihm etwas zustieß, war er trotzdem wütend auf sie. Augusta hätte ihn vor dem warnen müssen, was sie erwartete, hätte sichergehen müssen, dass sie sich über die volle Stärke ihres Gegners im Klaren waren.
Als er sich zum Gasthaus umdrehte, sah er, wie das Mädchen mit ihrer eigenartigen Begleitung eine riesige fliegende Chaise bestieg. Neben den beiden alten Damen und den Löwen war auch ein Mann bei ihnen – ein Mann, der ihm irgendwie bekannt vorkam. Barson konzentrierte sich und versuchte, sich zu erinnern, wo er diesen Mann schon einmal gesehen hatte. Und dann fiel es ihm ein: das war Blaise – das ehemalige Ratsmitglied, mit dem Augusta verlobt gewesen war.
Der Mann, den sie in seinem Haus besucht hatte, kurz bevor Ganir ihn auf diese katastrophale Mission schickte.
Dieses Mädchen musste also der Grund dafür sein, weshalb Augusta und Ganir den zurückgezogenen Zauberer kürzlich besucht hatten.
Barson sah mit gerunzelter Stirn dabei zu, wie sich die riesige Chaise in die Luft erhob und langsam inmitten des strömenden Regens in die Ferne entschwand. Diese Begegnung mit der Zauberin war nichts, was er bei seinen Plänen berücksichtigt hatte, aber möglicherweise konnte er sie trotzdem zu seinem Vorteil nutzen.
Vielleicht gab es einen Weg, diese Niederlage in einen Gewinn zu verwandeln.