Kapitel 1-1

2001 Words
1 NATALIE „Das ist kein Date.“ „Der Kunde ist nicht mehr hier, was bedeutet, dass es kein Geschäftstreffen mehr ist. Wir sind zwei Erwachsene in einem Restaurant. Allein.“ Mein Boss, Alan Perkins, beugte sich über den Tisch und schenkte mir ein durchtriebenes Grinsen, mit dem er seine Worte begleitete. Ich musste all meine Kraft aufbringen, um nicht die Augen zu verdrehen. Denn das wäre nicht so gut angekommen. Er bat mich seit meinem ersten Tag in dem Job, den ich vor achtzehn Monaten begonnen hatte, um ein Date, aber ich hatte ihn vertröstet. Wieder und wieder. Bis jetzt. Nicht dass dies ein Date war. Ich beobachtete, wie der Vertreter der lokalen Einzelhandelskette, den ich seit Januar für unsere Sache zu gewinnen versucht hatte, davonlief – nach Hause zu seiner Frau und ihren drei Kindern – und mich mit Alan allein ließ. Ich atmete langsam aus, faltete meine Hände im Schoß und drückte sie zusammen. Ich könnte momentan so viele andere Dinge tun. Wäsche. Eine Cross-Training-Stunde. Eine Wurzelbehandlung. Das Treffen mit dem Kunden war wichtig gewesen, aber jetzt? Hier in einem schicken Restaurant mit Alan sitzen? Schrecklich. „Ich glaube nicht, dass die Personalabteilung ein Geschäftstreffen als Date bezeichnen würde“, entgegnete ich. Alan war Anfang vierzig. Attraktiv auf diese…alte Jungs Art und Weise. Er trainierte, hatte noch alle Haare, aber keinen Mundgeruch und kleidete sich gut. Er verdrehte Köpfe, wo er hinging, aber nicht meinen. Ich ließ mich von dem Äußeren, dem Geld oder dem schmierigen Grinsen nicht blenden. Von der Gerüchteküche des Büros wusste ich, dass er eine der Reinigungsdamen des Büros begrabscht hatte, es aber unter den Teppich gekehrt hatte, damit seine Frau es nicht herausfand. Er wollte nicht, dass sie ihm den Geldhahn zudrehte, dass er den Country Club Lebensstil oder seinen Job verlor, da sein Schwiegervater der Firmenbesitzer war. Dass er sie begrabscht hatte, war noch die nette Art, um auszudrücken, dass er ein Betrüger war. Noch dazu ein hinterhältiger. Oder er wollte betrügen oder dachte daran zu betrügen. Ich fragte mich, ob die Angestellte seine Annäherungsversuche genossen oder ihn wiederholt abgewiesen hatte wie ich. Ich hoffte, dass sie eine kluge Frau war und um eine Versetzung gebeten hatte. Meiner Meinung nach, war bereits das mentale Fremdgehen Grund für eine Scheidung. Wer wollte mit einem Mann zusammen sein, der Zeit damit verbrachte, über jemand anderen nachzudenken? Fantasien waren etwas völlig anderes. Ich dachte regelmäßig an Tom Hardy, wenn ich meinen Vibrator hervorzog, aber das war nicht das Gleiche, wie Menschen, die für einen arbeiteten, zu befummeln. „…wie ich bereits sagte, es ist Feierabend. Keine Arbeitsgespräche mehr.“ Ich blinzelte und konzentrierte mich wieder auf Alan. Dieses Mal waren meine Gedanken auf Abwege geraten, da ich über seine Schulter geschaut und wieder einen Blick auf die zwei Männer, die an der Bar saßen, erhascht hatte. Tom Hardy wanderte auf meiner Fantasieliste nach unten, denn groß, dunkel und gutaussehend mal zwei waren an die Spitze gerückt. Sie saßen, weshalb ich nicht bestätigen konnte, ob sie tatsächlich groß waren, aber sie wirkten so. Sie waren leger in Jeans und Baumwollhemden gekleidet. Einer hatte seine Ärmel hochgerollt und ich konnte nicht umhin seine muskulösen Arme und großen Hände zu bemerken. Ich liebte es, Männerhände zu betrachten und mich zu fragen, welche Dinge sie mit ihnen anstellen könnten. Vielleicht meine Brüste umfassen oder einen Finger in meinen Mund stecken, damit ich daran saugen und ihn feucht machen könnte, sodass er über meinen Hintereingang streichen und mich necken könnte. Whoa, das war ein großer und sehr versauter Gedankensprung. Ich wand mich auf der Bank und erstarrte, als die Augen von Mr. Große Hände meinen Blick auffingen. Dunkel, ernst und leidenschaftlich, als hätte er meine schmutzigen Gedanken gelesen. Mein Herz setzte einen Schlag aus und ich leckte über meine Lippen, da mein Mund plötzlich ganz trocken war. Sein Blick auf mich hatte die Aufmerksamkeit seines Freundes geweckt und er sah nun ebenfalls zu mir. Während der Erste grüblerisch wirkte, war der Zweite locker und entspannt. Er schenkte mir sogar ein offenes Lächeln. Volle Lippen verzogen sich zu einem schelmischen Grinsen, seine Augen wanderten über mich und blieben kurz an meinen Brüsten hängen. Meine Brustwarzen richteten sich bei dem Gedanken an seinen Mund auf, der an ihnen saugte, leckte, sogar leicht zog. Ich war keine Jungfrau. Das erste Mal im College war schon lange her. Ich hatte seitdem eine Menge gelernt, vor allem über mich selbst. Ich war abenteuerlich, selbstbewusst in meiner Sexualität, aber ich hatte noch nie zuvor zwei Männer in Erwägung gezogen. Bis jetzt. Bis zu diesen beiden. „Was sagst du, Nat?“ Ich erschrak, als ich eine fleischige Pranke auf meinem Knie unter dem Tisch fühlte. Erschrocken zog ich es weg, aber diese Aktion spreizte nur meine Beine, was Alan dazu verleitete, sein eigenes angewinkeltes Bein zwischen sie zu schieben. Mein Blick huschte zu seinem. Die blauen Augen hatten sich verdunkelt und der milde CEO war verschwunden. An dessen Stelle war ein Mann getreten, der ein Interesse hatte. Verlangen. Die beide absolut nicht erwidert wurden. Und er hatte mich Nat genannt. Niemand auf der Arbeit nannte mich Nat. Niemals. Ich bezweifelte, dass er Al genannt werden wollte. „Kann ich Ihnen beiden zu Beginn eine Vorspeise bringen?“, fragte die Kellnerin, als sie sich dem Tisch näherte und somit meinen Rückzug vereitelte. Auch wenn sich sein Knie nur zwischen meinen und nicht höher befand, war es genug, dass es mir kalt über den Rücken lief. Meine Beine wieder zusammenzupressen, war ein unmögliches Unterfangen. Es sorgte nur dafür, dass seine Augen aufblitzten und die Kellnerin dachte, ich hätte Ameisen in meiner Hose. „Bringen Sie uns bitte den Spinatdip und noch eine Runde Drinks.“ Alan hob seinen Whiskey auf Eis hoch. „Oh, nein. Ich möchte nichts.“ Ich hob meine Hand mit der Handfläche nach vorne. „Tatsächlich – “ „Tatsächlich bringen Sie die scharfen Chicken Wings. Ich mache gerne Dinge mit meinen Händen.“ Er schenkte der Kellnerin ein breites Grinsen, sie nickte, ihr Lächeln wirkte wie angetackert, dann blickte sie zu mir. Der Blick, den sie mir zuwarf, schrie förmlich Ist dieser Kerl zu fassen? Vielleicht konnte sie erkennen, dass ich nicht interessiert war und das nicht nur an dem Dip. Oder daran, was Alan mit seinen Händen tun konnte. Als ob die Vorstellung, dass er Chicken Wings aß, auch nur im Entferntesten attraktiv wäre. Ich seufzte wieder und warf einen Blick zu den zweien an der Bar. Sie sprachen miteinander – nicht so vertraut, als ob sie gemeinsam hier wären – und sahen wieder in meine Richtung. Alan beugte sich zu mir, wodurch sein Knie zurückgezogen wurde. Schnell schloss ich meine Beine und rutschte näher zum Ende der Bank. „Wir werden über die Waren sprechen“, verkündete er, womit er mich überraschte. Ich runzelte die Stirn. „Was? Du willst über die neue Kollektion sprechen?“ ‘Reed and Rose‘ war eine kleine Dessous-Firma. Sie war in den Sechzigern von Alans Schwiegereltern gegründet worden. Sie hatten mit einem Laden im Stadtzentrum begonnen, aber sich seitdem so vergrößert, dass sie sogar ein dreistöckiges Ladengeschäft besaßen. Ich war als Verkaufsrepräsentantin angestellt worden, um die Kleidungsstücke – Luxus-BHs, Panties, Negligés und andere feminine Unterwäsche – in Filialbetriebe zu bringen. Der Geschäftsplan sah vor, sich regional und möglicherweise sogar national auszubreiten. Ich hatte Vorschläge für eine neue Designrichtung gemacht, den Wechsel von gediegeneren Artikeln im Brautstil hin zu einer sexyeren und moderneren Kollektion, aber die waren von Alan abgelehnt worden. Bis jetzt. Ich griff nach meiner Aktentasche auf dem Platz neben mir. „Möchtest du die Zeichnungen der Kunstabteilung sehen?“ Ich hatte monatelang mit ihnen und anderen Designteams zusammengearbeitet, um diese neue Richtung auszuarbeiten. Es war eine Teamleistung, die uns alle begeisterte, aber bei den hohen Tieren keinen so großen Anklang gefunden hatte, als dass sie sie realisiert hätten. Seine Hand legte sich auf meine und stoppte meine Bewegung. Ich hob meine Augen zu seinen, während ich meine Hand unter seiner hervorzog. Dabei entdeckte ich hinter seiner Schulter, dass sich die Augen von Mr. Große Hände bei dieser Aktion zu schmalen Schlitzen verzogen hatten. „Das ist nicht der Ort, um solche Zeichnungen zu zeigen. Richtig?“ Ich sah mich um. Das Restaurant war schick, aber nicht nobel. Es befand sich im ersten Stock eines Hotels im Stadtzentrum und war ein geeigneter Ort für unseren Umtrunk mit dem Kunden gewesen, da es in der Nähe seines Büros lag. Die Entwürfe waren handgezeichnet und geschmackvoll, aber sie zeigten Dessous. „Erzähl mir stattdessen von ihnen.“ Ich trank einen Schluck von meinem Waser und musterte seinen eifrigen Gesichtsausdruck. Er schien wirklich hören zu wollen, woran ich in all diesen Monaten gearbeitet und was ich vorangetrieben hatte. „Okay, also…“ Ich ließ mich detailliert über die Kollektion, die BHs, die dazu passenden Panties, die Farben und Stoffe aus. Als ich begann über die Demographie und Absatzanalyse zu sprechen, unterbrach er mich. „Ist das etwas, das du tragen würdest?“ Ich errötete stark. Ich liebte Dessous. Sie waren meine Schwäche und der Grund, warum ich den Job bei ‘Reed and Rose‘ überhaupt angenommen hatte. Obwohl ich einen Abschluss und Arbeitserfahrung für die Position hatte, war es definitiv von Vorteil einen Beruf in einem Gewerbe auszuüben, das ich liebte. Es hatte mir schon immer gefallen hübsche, sexy Dinge unter meiner Arbeitskleidung zu tragen, aber sie waren nur zu meiner Freude gedacht – und möglicherweise dem Vergnügen eines Mannes, dem ich sie zeigte – und nicht als Gesprächsthema. Alans Aufmerksamkeit war auf meine Brüste verrutscht und da wusste ich, dass er meiner Pseudo-Präsentation nur zugehört hatte, damit er so zu dem Thema überleiten konnte, was sich unter meiner professionellen Fassade verbarg. Ich hatte es zuvor schon mal mit Sexismus zu tun gehabt. Sexuelle Belästigung, ähnlich der Alans, die nicht ganz die Grenze überschritten hatte. Ich hatte zwar mit der Personalabteilung über ihn gesprochen, aber seine Worte hatten nicht gereicht, um ihn aus dem Verkehr zu ziehen, insbesondere nicht, weil die Firma der Familie seiner Frau gehörte. Ich trug nie freizügige Klamotten. Da war ich vorsichtig, vor allem in diesem Gewerbe. Vor allem bei einem Boss wie Alan. Mein Kleid passte mir gut – ich war groß und schlank, hatte nur kleine Kurven – aber klebte nicht an mir. Es war ärmellos, aber hatte dafür einen hohen Kragen und fiel bis zu meinen Knien. „Jede berufstätige Frau würde die Kollektion ansprechend finden“, antwortete ich neutral. Alan beugte sich noch näher zu mir. Der Geruch seines Gesichtswassers und sein Whiskey Atem veranlassten mich dazu, mich zurück gegen die gepolsterte Lehne zu drücken. „Trägst du das schwarze Netzteil, das du beschrieben hast?“ Ich rutschte von der Bank, erhob mich, griff nach meiner Clutch. Wir würden auf keinen Fall über meine Unterwäsche sprechen. „Entschuldige mich bitte, ich muss zur Toilette.“ Ich floh durch das Restaurant, ohne zurückzuschauen, lehnte mich gegen das Waschbecken und starrte mich im Spiegel an. Wollte ich das? Einen widerlichen Boss, der ständig an meiner Entschlossenheit kratzen würde? Nicht dass ich jemals mit ihm schlafen würde, aber eine formelle Beschwerde bei der Personalabteilung würde nicht viel bewirken. Er würde die Firma nicht verlassen. Keinesfalls. Sein Wort stand gegen meines, jedes Mal. Ich musste entweder damit klarkommen oder kündigen. Das grelle Licht über dem Spiegel weckte in mir die Frage, warum Alan so sehr an mir interessiert war. Meine Haare waren hellbraun. Unscheinbar. Sie lockten sich und in feuchter Luft standen sie in alle Richtungen. Ich hatte sie gezähmt, indem ich sie mit einer Spange zurückgebunden hatte, aber sie wirkten trotzdem immer, als wäre ich gerade erst aus dem Bett gekrabbelt. Mein Lippenstift war schon vor einiger Zeit verblasst, aber ich würde ihn für Alan nicht auffrischen. Er würde es bemerken und einen falschen Eindruck gewinnen. Mein Makeup war dezent. Meinen Augen konnte ohnehin nicht viel helfen, die weit auseinander standen und viel zu groß für mein Gesicht waren. Mein Mund war zu voll. Oder so dachte ich zumindest. Und meine Figur. Ich hatte ein kleines B-Körbchen. Kein üppiges Dekolleté, nicht einmal eine Handvoll. Sollte Alan nicht eher daran interessiert sein, Mary aus der Buchhaltung mit ihren vollen D-Körbchen zu belästigen? Ich glättete mein Kleid und holte ein paar Mal tief Luft, um mir Mut zuzusprechen. Als ich die Toilette verließ, stoppte ich. Erstarrte, besser gesagt. Dort, gegen die Wand gelehnt, standen die zwei heißen Kerle von der Bar. „Geht es dir gut?“, fragte Mr. Große Hände. Er musterte mich, aber nicht wie ein Lustmolch, sondern mit Besorgnis. „Oh, ähm. Klar“, antwortete ich und schenkte ihm ein kleines Lächeln. „Ich bin Sam.“ Er deutete mit seinem Kopf zu seinem Freund. „Das ist Ashe.“
Free reading for new users
Scan code to download app
Facebookexpand_more
  • author-avatar
    Writer
  • chap_listContents
  • likeADD