Kapitel 2

3431 Words
Kapitel 2 Nate Wir saßen in Kents Haus im Wintergarten, nachdem wir uns vom Schulgelände verpisst hatten. Abby war mit Bonnie shoppen. Es war gut, dass wir Jungs unter uns waren für diese Unterhaltung. Sie war eine von uns, doch Mädchen waren meist ein wenig zimperlich, wenn es darum ging, zu tun, was notwendig war. Sie würde natürlich früher oder später herausfinden, was los war, doch wenn wir besprachen, was wir mit Samantha zu tun hatten, war es besser, wenn sie uns nicht in die Quere kam. „Wie hoch ist die Chance, dass sie nicht zu ihrem Dad gelaufen ist?“, wollte Seth wissen. „Gering“, erwiderte ich grimmig. „Ich denke, es ist ziemlich sicher, dass sie uns verpetzt hat.“ „Die Frage ist, wie viel hat sie mitbekommen. Vielleicht hat sie nichts von den Drogen gehört. Eine Schlägerei bringt uns nicht wirklich in Schwierigkeiten. Besonders, wenn da kein Opfer ist. Samantha weiß nicht, wer Skinner ist oder zu welcher Schule er geht. Und ohne Opfer, kein Vergehen“, wandte Gregory ein. „Nun, wir werden es spätestens morgen herausfinden“, wandte Ian ein. „Ihr Daddy wird uns sicher ins Büro rufen. Dann werden wir sehen, wessen wir beschuldigt werden.“ Er wandte sich mir zu. „Und wie du schon gesagt hast. Es ist ihr Wort gegen unseres.“ „Sag Abby einstweilen nichts, solange wir nicht wissen, mit was wir es zu tun haben“, wandte ich mich an Kent. Kent runzelte die Stirn. „Abby und ich sind immer ehrlich miteinander“, sagte er, wenig begeistert von meiner Anordnung. „Ich sag ja nicht, dass du sie anlügen sollst“, erwiderte ich. „Nur, dass du erst einmal nichts sagst. Es besteht immerhin die kleine Chance, dass die Kleine uns nicht verpetzt hat. Und wenn das der Fall sein sollte, dann braucht niemand etwas von dem Vorfall zu wissen.“ Kent grummelte, doch er nickte. „Okay. Für den Fall, dass das Schlimmste eintritt, und sie ihrem Daddy alles erzählt hat, inklusive der Drogen, was machen wir dann?“, wollte Seth wissen.“ „Sie bestrafen“, brummte Gregory finster. „Wenn sie uns verraten hat, dann wird sie natürlich bestraft. Petzen ist eine Todsünde an unserer Schule. Wir können das nicht durchgehen lassen. Doch ICH werde das übernehmen“, erklärte ich. „Wenn wir sie anfassen, wird ihr Daddy uns am Arsch haben“, gab Ian zu bedenken. „Du hast recht. Wir müssen sichergehen, dass sie den Mund hält“, sagte Gregory. „Jemand eine Idee?“, fragte ich in die Runde. „Wir brauchen ein Druckmittel“, erklärte Gregory mit einem sadistischen Funkeln in den Augen. Er genoss dies ein wenig zu sehr. „Okay. Was für ein Druckmittel?“, fragte ich. „Wie wäre es, wenn einer von uns sie verführt und wir filmen es?“, schlug Seth vor. „Dann können wir sie mit dem Video erpressen.“ „Und du volontierst?“, witzelte Kent. „Nein“, bestimmte ich. „Das würde zu lange dauern. Ein Mädchen wie sie musst du Wochen oder Monate bearbeiten, bevor sie ihre Beine öffnet. Ich würde mich nicht wundern, wenn sie noch Jungfrau wäre.“ „Da hast du wahrscheinlich recht“, stimmte Seth zu. „Was können wir dann tun?“ „Wir brauchen irgendetwas gegen ihren Daddy“, wandte Gregory ein. Ein Grinsen trat auf seine Lippen. „Wie wäre es, wenn wir eines der Mädchen in sein Büro schicken. s*x mit einer Minderjährigen kann ihn ins Gefängnis bringen. Ich bezweifle, dass die kleine Petze das zulassen würde. Mit so einem Druckmittel tut sie alles, um zu vermeiden, dass wir Daddy ans Bein pissen.“ „Ich mag deine Denkweise, Dawg“, warf ich grinsend ein. „Bonnie könnte das übernehmen. Sie verführt ihn und wir filmen es.“ „Und wie sollen wir es filmen, bitteschön?“, wollte Ian wissen. „Wir können uns nicht im Büro verstecken.“ „Nein, wir installieren die Kameras, bevor wir Bonnie zu ihm schicken“, sagte Gregory. „Überlasst das mir. Ich hab die perfekte Ausrüstung dafür.“ „Gut! Dann haben wir einen Plan. Doch zuerst warten wir ab, was morgen geschieht“, schloss ich die Besprechung ab. „Vielleicht irren wir uns, und die Kleine hält ihr Maul.“ Ich hatte Economics in der ersten Stunde. Mrs Pratt laberte irgendetwas über Inflation. Gähn. Mein Blick wanderte aus dem Fenster. Es war kalt heute, doch der Himmel war so blau, dass es beinahe wehtat, zu lange hinzusehen. Meine Gedanken wanderten zu der Kleinen von Schulleiter Wilson. Bisher wussten wir noch nicht, ob sie uns verpetzt hatte, doch ich war mir ziemlich sicher, dass sie ihr Maul nicht gehalten hatte. Allein ihre spießige Kleidung zeigte, was für ein Typ Mädchen sie war. Selbstgerecht. Sich an alle Regeln halten. Moralapostel. Langweilig. Sie war eine graue Maus. Doch – mit ein wenig Make-up und vorteilhafterer Kleidung könnte sie nicht übel aussehen mit ihren Kurven. Whoa! Wo kommt das jetzt her? Die Tussi ist alles andere als sexy. Nicht mein Typ. Mann, es wird Zeit, dass ich mal wieder ein wenig Action bekomme, wenn eine graue Maus wie Samantha Wilson solche Gedanken in mir auslöst. Was kommt als Nächstes? Dass ich sie als Wichsvorlage benutze? Ich schüttelte mich. Nein, ganz sicher nicht. Ein Klopfen an der Tür riss mich aus meinen Gedanken. Mrs Pratt stoppte in ihrem langweiligen Monolog, dem ohnehin niemand folgte. „Ja!“, rief sie, und die Tür öffnete sich. Miss Wayne, die neue Sekretärin, steckte ihren Kopf in den Raum und schaute umher, bis ihr Blick an mir hängen blieb. Na toll! Ich wusste es. Miss Plappermaul hatte Daddy alles verpetzt und nun wurde ich ins Büro der Schulleitung gerufen. „Mister Porter. Mister Wilson wünscht dich in seinem Büro zu sehen.“ Ich unterdrückte ein frustriertes Stöhnen und setzte eine coole Maske auf, als ich meine Sachen zusammenpackte und mich von meinem Stuhl erhob. Leises Flüstern war von meinen Mitschülern zu hören, als sie darüber spekulierten, warum ich in Wilsons Büro gerufen wurde. Mit unserem alten Schulleiter hatten wir alles unter Kontrolle gehabt. Unter ihm hatten die KINGS Narrenfreiheit an Sinners High. Doch nun hatten wir eine neue Leitung und Wilson schien entschlossen, seine Macht hier zu beweisen, indem er eine harte Linie fuhr. Es könnte wohl eine Weile dauern, bis wir die Ordnung wieder zu unserem Vorteil hergestellt hatten. Doch wenn wir es schlau anstellten, konnte diese kleine graue Maus uns genau dabei behilflich sein. Wenn wir Gregorys Idee in die Tat umsetzten, dann würden wir die kleine Miss Ich-bin-zu-gut-für-euch dazu zwingen, nach unserer Pfeife zu tanzen. Ich grinste, als ich Miss Wayne durch die Schule folgte. Vor der Tür zu Wilsons Büro blieb sie stehen und klopfte. „JA!“, erklang es scharf von drinnen. Wilson hatte eine Stimme wie ein Drill-Sergeant. Ich würde mich nicht wundern, wenn er beim Militär gewesen war. Miss Wayne öffnete die Tür und deutete mir, einzutreten. Ich zwinkerte ihr zu und sie errötete. Mein Grinsen wurde breiter. Gelassen betrat ich das Büro. Kent und Ian waren bereits anwesend. Ich stellte mich neben sie vor Wilsons Schreibtisch. Es gab genügend Stühle im Raum, doch es schien, dass Wilson dachte, er könne uns einschüchtern, indem er uns zwang, zu stehen. „Wir warten noch auf den Rest von eurer – Gang“, sagte er, seinen Blick über uns gleiten lassend. Ian gähnte laut, und Kent lachte leise. „War das wirklich notwendig, mich aus Economics zu holen?“, fragte ich. „Mrs Pratt hatte gerade einen so interessanten Vortrag gehalten.“ Ian prustete, und ich stieß ihm warnend in die Seite. „Sorry“, flüsterte er, leise lachend. „Interessanten Vortrag, huh?“ Die Tür ging auf, und Gregory und Seth kamen in den Raum. Gregory stellte sich an meine Seite, während Seth sich am anderen Ende neben Kent stellte. Die KINGS waren vollzählig. Wilson musterte uns aus harten Augen. Mann, wenn der dachte, dass er uns einschüchtern konnte, dann hatte er sich aber gründlich geirrt. „Soso. Das sind sie also, die berühmt berüchtigten KINGS dieser Schule“, sagte Wilson, sich von seinem Stuhl erhebend. Er stützte seine Arme auf dem Schreibtisch ab und lehnte sich vor. „Ihr denkt, dass ihr etwas an meiner Schule zu sagen habt? Ist es das? Denkt ihr, ich kann mit einem Haufen von kleinen Mini-Machos wie euch nicht fertig werden?“ Gregory knurrte neben mir und knackte seine Knöchel. Oh oh! Wilson stand kurz davor, Bekanntschaft mit dem Verlies in der Villa der Iwanows zu machen. Ich bezweifelte, der Idiot wusste, wen er vor sich hatte, wenn er Gregory ansah. Mein Freund mochte wie ein normaler Schüler aussehen, doch seine Familie war alles andere als normal. Sich mit der Bratva anzulegen war Selbstmord. „Warum haben Sie uns gerufen?“, fragte ich betont gelangweilt. „Um uns zu zeigen, was für ein tougher Kerl Sie sind?“ „Ihr wisst ganz genau, weswegen ich euch in mein Büro bestellt habe“, knurrte Wilson. „Sorry, Mister Wilson, aber wir haben nicht die geringste Ahnung“, warf Kent ein. „Vielleicht wollen Sie uns ja mal aufklären?“ Wilson wurde nun richtig wütend. Er war so rot im Gesicht wie ein verdammter Hummer. Ich würde mich nicht wundern, wenn Dampf aus seinen Ohren kommen würde. Ich unterdrückte ein Lachen bei der Vorstellung. „Mir ist zu Ohren gekommen, dass ihr an meiner Schule Drogen dealt! Und ihr habt einen anderen Jungen auf dem Schulgelände verprügelt.“ „Das sind harte Anschuldigungen, Mister Wilson“, sagte ich ruhig. „Haben Sie dafür Beweise?“ „Ich habe eine Zeugin.“ „Eine Zeugin. Wir sind fünf. Und wir sagen, dass wir weder Drogen dealen, noch haben wir irgendjemanden verprügelt. Sie haben nur EINE Zeugin? Das macht fünf gegen eins. Aussage gegen Aussage. Sie haben nichts in der Tasche, um uns ans Bein zu pinkeln.“ Wilson wurde noch wütender. Weiße Flecken erschienen auf seinem breiten Stiernacken. Er sah so aus, als wenn er jeden Augenblick über den Schreibtisch springen und auf uns losgehen würde. Ich wünschte beinahe, er würde. Was wäre besser, als wenn der Schulleiter einen unschuldigen Schüler tätlich angriff? Das würde ihn den Job kosten und unser Problem mit dem Pisser wäre erledigt. Doch leider tat der Hurenbock uns nicht den Gefallen. Er richtete sich wieder auf und schaute uns hasserfüllt an. „Ihr werdet mir nicht so einfach davon kommen. Früher oder später kriege ich euch. Verlasst euch drauf!“ Ein fieses Grinsen erschien auf seinem Gesicht. „Bis dahin. Nachsitzen für den Rest der Woche.“ Sam Den ganzen Tag schaute ich ständig über meine Schulter aus Angst, die KINGS würden irgendwo lauern. Ich hätte sie nicht verraten sollen. Sie würden sich an mir rächen, da war ich sicher. Warum nur hatte ich meinen Mund nicht gehalten? Was ging es mich an, dass diese Arschlöcher Drogen an der Schule verkauften? Gab es das nicht an jeder Schule? Wenn jemand Drogen haben wollte, dann bekam er sie. Wenn sie es nicht hier in der Schule bekamen, dann auf der Straße. Ich konnte das nicht verhindern. Warum also hatte ich wieder einmal den Moralapostel spielen, und Daddy davon erzählen müssen? Alles, was ich wollte, war, die Schule hinter mich bringen und dann studieren. Ich hatte mir vorgenommen, mich unauffällig zu verhalten, um meine Ruhe zu haben. Die unangefochtenen Herrscher der Schule zu verraten war wohl alles andere als unauffällig. Verdammt. Ich war erst seit gestern an der Schule und hatte es schon geschafft, die Elite gegen mich aufzubringen. Großartige Leistung, Sam. Das muss ein neuer Rekord sein. Das Klingeln zum Ende der Stunde riss mich aus meinen Gedanken. Hastig packte ich meine Sachen zusammen. Dies war meine letzte Stunde für den Tag. Ich würde schnellstens nach Hause eilen und hoffen, dass ich keinem der KINGS über den Weg laufen würde. Ich hatte es irgendwie geschafft, ihnen den ganzen Tag aus dem Weg zu gehen. Zum Glück waren sie Seniors und ich ein Junior. Somit hatten wir nicht dieselben Stunden, und ich musste mir keine Sorgen machen, einen der KINGS in meiner Klasse vorzufinden. Zur Lunchpause war ich nach Hause gegangen anstatt in die Cafeteria. Ich schaute mich erneut nervös um, als ich den Klassenraum verließ und in den Flur trat. Es wimmelte nur so vor Schülern. Gut. In der Menge würde ich weniger leicht von den KINGS erkannt werden. Hastig eilte ich durch die Gänge zum Hinterausgang. Als ich ins Freie trat und weit und breit keiner der KINGS zu sehen war, holte ich erleichtert Luft. Doch ich machte mir nichts vor. Ich würde sie nicht für immer meiden können. Früher oder später würde ich einem von ihnen über den Weg laufen. Und wenn sie es tatsächlich auf mich abgesehen haben sollten, dann würden sie mich schon finden. Ich machte mir da keine Illusionen. Doch für heute schien ich Schlimmerem entgangen zu sein. Das kleine Haus, indem ich mit Dad wohnte, versprach Sicherheit. Ich rannte die letzten Schritte und fummelte mit zittrigen Fingern meinen Schlüssel aus der Tasche. Ich brauchte drei Anläufe, um den verdammten Schlüssel in das Schlüsselloch zu stecken. Meine Nerven lagen blank. Verdammt! Ich musste mich in den Griff bekommen. Ich würde den Rest des Schuljahres nicht überstehen, wenn ich nicht stark war. Und dann stand mir noch ein Jahr als Senior bevor. Zumindest würden die KINGS dann weg sein. Als ich mich im Inneren des Hauses befand und die Tür hinter mir schloss, atmete ich erleichtert durch. Mein Herz raste. Zum einen vor Aufregung und zum anderen, weil ich so gelaufen war. Ja, ich war furchtbar unsportlich. Sport hatte mich nie wirklich interessiert. Mom war sehr sportlich gewesen und das hatte ihr auch nicht geholfen, als der Krebs sie langsam aufgefressen hatte. Gesunde Ernährung und ein gesunder Lebensstil sollten angeblich dafür sorgen, dass man weniger krank wurde. Von wegen. Wenn jemand wie Mom so krank werden konnte, dann war das wohl eine Lüge. Wenn sie noch hier wäre, würde sie mich wahrscheinlich auf Diät setzen und mich ins Fitnesscenter schleifen. Doch sie war nicht hier. Sie hatte mich verlassen. Dad versuchte sein Bestes, Vater und Mutter für mich zu sein, doch seien wir mal ehrlich, es war nicht möglich. Als wenn ich mit meinem Vater über Dinge wie Periode oder Verhütung geredet hätte. Nein, ich war durch all dies allein gegangen und hatte Mr. Google zu allem befragt, was ich wissen musste. Die Gedanken an Mom machten mich wieder depressiv. Mein Geburtstag kam bald. In acht Wochen würde ich siebzehn werden. Mom war an meinem zwölften Geburtstag gestorben. Seitdem hasste ich meinen Geburtstag. Ich schniefte und wischte mir die Tränen fort, die angefangen hatten, über meine Wangen zu laufen. Ich schleuderte meinen Rucksack in die Ecke, schlüpfte aus meinen Schuhen und hing meine Jacke an den Haken. Dann machte ich mich auf den Weg in die Küche. Ich holte einen Becher Ben & Jerry’s Cookie Dough, meine Lieblingseissorte, aus dem Gefrierschrank. Nachdem ich mir einen Löffel aus der Schublade geholt hatte, ging ich ins Wohnzimmer und warf mich auf die Couch. Ich schaltete den Fernseher ein und fand eine Wiederholung von The Nanny und öffnete meinen Eisbecher. Eis war mein Seelenfutter. Wenn ich traurig war, dann gab es nichts Besseres als ein Becher Ben & Jerry’s. Später am Abend, nachdem Dad und ich eine Portion Lasagne gegessen hatten, saß ich auf meinem Bett und scrollte durch die Fotos auf meinem Handy. Ich vermisste meine alte Schule. Meine Freundin Rose, und natürlich Paul. Ich verließ die Bildergalerie und rief mein Telefonbuch auf. Ich drückte auf Pauls Nummer in der Liste und hielt das Handy an mein Ohr. Es klingelte und klingelte und klingelte. Enttäuschung breitete sich in meinem Inneren aus, dass er das Gespräch nicht annahm. Ich beendete den Anruf und schaute auf die Zeitanzeige. Es war halb zehn. Vielleicht war er unter der Dusche. Ich beschloss, stattdessen Rose anzurufen. Wir könnten den neuesten Tratsch austauschen und ich konnte ihr von meiner Pleite mit den KINGS erzählen. Vielleicht hatte sie einen Rat für mich, was ich tun konnte. Ich drückte ihre Nummer und sie nahm das Gespräch beim vierten Klingeln an. „Hey“, sagte sie, ein wenig atemlos. „Hey“, grüßte ich zurück. „Du warst hoffentlich nicht schon im Bett. Ich weiß, es ist schon recht spät, aber...“ „Nein, Dummie!“, wehrte sie lachend ab. „Ich war doch nicht im Bett. Ich war nur auf der Toilette. Was gibt es? Du hörst dich an, als wenn etwas geschehen ist. Spuck es aus!“ „Es ist furchtbar hier“, begann ich mit einem Seufzen. „Die Kids hier sind schrecklich. Die Mädchen laufen rum wie Nutten und dann sind da die KINGS, die hier die...“ „Komm zurück ins Bett, Baby“, war plötzlich eine Stimme im Hintergrund zu hören, und ich brach mitten im Satz ab. Mein Herz zog sich schmerzlich zusammen. Das war doch Pauls Stimme. „Komm schon Baby. Beweg deinen geilen Arsch zurück ins Bett für Runde zwei.“ „Ist das... ist das – Paul bei dir?“, fragte ich mit wild klopfendem Herzen. „Warum ist...?“ „Oh Sam, es tut mir so leid“, sagte Rose. „Ich wollte nicht, dass du es auf diese Weise erfährst. Wir wollten es dir irgendwann...“ „Ich bin erst seit einer Woche weg. Wie lange hat es gedauert, bis ihr beiden miteinander ins Bett gehüpft seid?“ Das Schweigen am anderen Ende sagte mir alles. „Oh mein Gott! Es... es ist nicht erst seit ich weg bin, oder?“ „Sam... bitte hör mich...“ „Paul hat mich betrogen? Wie lange, Rose? WIE LANGE?!“ „Drei Monate“, erwiderte Rose leise. Drei Monate. Mein Freund hatte es drei Monate lang hinter meinem Rücken mit meiner besten Freundin getrieben. Konnte es einen größeren Verrat geben als das? Mir war auf einmal speiübel. „Er ist ein Mann, Sam“, sagte Rose, als gäbe es eine gute Entschuldigung für solch einen Verrat. „Was dachtest du, wie lange du ihn mit ein wenig Rumknutschen halten kannst? Er braucht mehr als das.“ „Und du warst nur allzu bereit, ihm zu geben, was er braucht“, erwiderte ich sarkastisch. „Danke, Rose. Ehrlich. Eine tolle Freundin bist du.“ In meinem ganzen Leben war ich nie so enttäuscht gewesen wie in diesem Moment. Mein Freund, der eine Zukunft mit mir geplant hatte, und meine beste Freundin, der ich mehr als irgendjemanden vertraut hatte. Ich konnte es einfach nicht glauben. Warum? Warum ausgerechnet SIE? Wie konnte sie mir das antun? „Sam, es hat nichts mit unser...“ Weiter kam sie nicht, denn ich hatte den roten Hörer gepresst und das Gespräch beendet. Fassungslos starrte ich vor mich hin, als ich versuchte, die Informationen zu verarbeiten. Rose und Paul. Paul und Rose. Und nicht nur seit ich weg war. Nein, sie hatten es seit Monaten hinter meinem Rücken getrieben. Nur, weil ich nicht sofort meine Beine breit machte. Und die ganze Zeit war Paul so rücksichtsvoll gewesen. Oder zumindest hatte er so getan. Er hatte mir versichert, dass wir so lange warten konnten, bis ich so weit war. Bis ich entschied, dass ich den nächsten Schritt gehen wollte. Natürlich hatte er es nicht eilig gehabt, mich ins Bett zu bekommen, wenn er bereits jemanden hatte, der für seine Bedürfnisse sorgte. Meine Gefühle fuhren Achterbahn. Ich wusste nicht, ob ich lachen, weinen oder schreien sollte. Oder alles zusammen. Meine Zukunft hatte sich gerade drastisch geändert. Ich hatte davon geträumt, mit Paul zusammen zum College zu gehen und vielleicht zusammen ein kleines Appartement zu mieten. Dann, irgendwann, wenn ich bereit war, würde ich ihm meine Jungfräulichkeit schenken. Und es würde etwas Besonderes sein. Er würde sich viel Zeit nehmen, es ganz romantisch angehen... NEIN! Das ist NICHT, wie es sein wird, denn es ist aus, du dumme Kuh, warf meine innere Stimme ein. Seifenblase geplatzt. Aus! Vorbei! Eine Träne quoll aus meinem Auge und rollte über meine Wange. Ich hatte gedacht, die eineinhalb Jahre hier an Sinners High zu überleben, indem ich mich auf meine Collegeerfahrungen mit meinem Freund freute. Doch nun war mir dies grausam entrissen worden und alle meine Pläne waren über den Haufen geworfen.
Free reading for new users
Scan code to download app
Facebookexpand_more
  • author-avatar
    Writer
  • chap_listContents
  • likeADD