Kapital 8

1190 Worte
Kapitel 8 Maurices Sicht „Kannst du mich hören?“ Die Stimme drang als Erstes an mein Ohr. Sie klang nah, aber schwach, als würde ich aus einer tiefen, schweren Welt erwachen. Meine Augenlider flatterten langsam, dann riss ich panisch die Augen auf. Das helle, weiße Licht traf mich sofort. Mein Rücken hob sich unwillkürlich vom Bett. Mein Herz raste so schnell, dass ich dachte, es würde mir aus der Brust springen. Ich wusste nicht, wo ich war. Mein Blick schweifte schnell durch den Raum. Weiße Wände, ein piepender Monitor neben mir, ein langer Infusionsschlauch an meinem Arm. Ein Tablett mit medizinischen Instrumenten stand auf einer Ablage, und der sterile Geruch meines Atems verwandelte sich in einen scharfen, unkontrollierbaren Rhythmus. Eine Frau im weißen Kittel trat näher. Sie hob langsam die Hände, als wollte sie mir nicht wehtun. „Ruhig“, sagte sie. „Du bist hier sicher. Beweg dich nicht zu schnell.“ Das Alter sagte es, und mein Verstand wollte es nicht wahrhaben. Meine Hände fuhren hoch, um die Infusion zu entfernen. Ich wollte einfach nicht, dass mich irgendetwas berührte. Meine Finger zitterten so heftig, dass ich den Schlauch nicht greifen konnte. „Ich muss hier raus“, sagte ich, doch meine Stimme überschlug sich, die Worte waren kaum verständlich. „Ich muss gehen … ich muss …“ „Setz dich nicht so schnell auf“, warnte sie. „Du warst bewusstlos …“ Eine Erinnerung an meinen Vater, wie er zusammenbrach, tauchte auf. Blut strömte aus seinem Mund, mein Schrei hallte durch den Flur. Jasper hielt mich zurück, nicht um mich zu trösten, sondern um mich zum Schweigen zu bringen. Die Ältesten beschuldigten mich der Lügen in den Zellen. Selenas Stimme auf dem Aufnahmegerät gab vor, sie hätte mich angefleht, meinen Vater nicht zu töten. Jasper sagte, ich sei nicht geeignet, das Rudel anzuführen, zerrte mich hinaus, die Steine peitschten auf meine Haut, mein Wolf heulte in mir, die Wachen warfen mich ins Meer. Mir stockte der Atem. Ich spürte wieder das kalte Wasser, das mich hinabzog, meine Arme griffen ins Leere, dann schnürte sich mir die Kehle zu. „Sie bekommt eine Panikattacke!“, rief der Arzt. „Vorsichtig festhalten!“ Ihre Hände griffen zu schnell, zu nah nach mir. Ich schrie auf und stieß sie weg. „Fasst mich nicht an!“, schrie ich, meine Stimme zitterte am ganzen Körper. „Nicht … bitte … nicht …“ Meine Brust schnürte sich zusammen, bis es schmerzte. Meine Augen füllten sich mit Tränen, die ich nicht wahrhaben wollte. Ich rutschte halb vom Bett, bevor der Arzt und zwei Assistenten mich auffingen. Meine nackten Füße berührten den kalten Boden, und ich rutschte aus. „Ich muss hier weg … lasst mich gehen! Lasst mich los!“, keuchte ich. „Haltet sie vorsichtig fest“, sagte einer von ihnen. „Sie steht unter Schock.“ Ihre Hände waren ruhig, aber fest. Es war nicht wie bei Jaspers Wachen, die mich grob gepackt hatten, doch die Angst überkam mich trotzdem. Mein Körper zitterte heftiger, und dann wurde die Tür plötzlich aufgerissen. „Gehen Sie weg.“ Wir hörten eine Stimme. Alle im Raum drehten sich um, als ein großer Mann hereinkam. Ich sah sein Gesicht. Dunkles Haar, stechende Augen, kräftige Statur und eine Präsenz, die den Raum augenblicklich erfüllte. Seine Stimme war ruhig, aber bestimmt – die Art von Stimme, der man ohne Widerrede gehorchte. Das medizinische Team trat sofort beiseite. Er ging direkt auf mich zu. „Lassen Sie sie los“, sagte er, und das Personal ließ mich langsam los. Mein Rücken prallte gegen das Metallgeländer des Bettes. Mein Körper zitterte unkontrolliert. Mein Atem stockte, als ich ihn anstarrte. Er beugte sich etwas vor, um mir in die Augen zu sehen. „Sie sind in Sicherheit“, sagte er noch einmal, diesmal langsamer. „Niemand hier wird Ihnen etwas tun“, sagte er, und ich schüttelte heftig den Kopf. „Sie verstehen das nicht“, sagte ich mit zitternder Stimme. Ich rang nach Luft und klammerte mich an die Bettkante. Der Kiefer des Mannes verkrampfte sich, als ob er etwas Wichtiges begriffen hätte, aber noch nicht darüber sprach. „Atmen Sie“, sagte er. „Überanstrengen Sie sich nicht.“ Mein Atem ging wieder unregelmäßig, meine Hände ballten sich zu Fäusten, meine Beine zitterten so heftig, dass sie fast nachgaben. Eine Erinnerung blitzte erschreckend deutlich vor meinem inneren Auge auf: Jaspers Gesicht nur Zentimeter von meinem entfernt, als er sagte, er hätte mich nie geliebt. Selena stand mit ihrem Kind hinter ihm und lächelte stolz. Die Ältesten schrien nach meinem Tod, und die Menge bewarf mich mit Steinen. Ich wich vor dem Mann vor mir zurück, obwohl das Bett mir den Weg versperrte, und er hob langsam die Hand. „Ich bin nicht hier, um Ihnen weh zu tun“, sagte er. Etwas in mir zerbrach, meine Sicht verschwamm, und mir stockte für einen Moment der Atem. Ein Sanitäter rief: „Sie hat wieder einen Krampfanfall!“ Der Mann stürzte sich nach vorn, um mich aufzufangen, bevor ich stürzte. Mein Körper zuckte heftig, ich presste die Zähne so fest zusammen, dass mir der Kiefer schmerzte. Mein Rücken hob sich von der Matratze, als der Anfall einsetzte. „Stützen Sie ihren Kopf!“, rief er mit scharfer, dringlicher Stimme. Jemand schob mir eine gepolsterte Kopfstütze unter den Kopf, und der Mann hielt meine Schultern fest, aber vorsichtig. „Sie ist im Schockzustand“, sagte eine Krankenschwester und überprüfte den Monitor. „Ihre Vitalwerte sind instabil.“ „Dann stabilisieren Sie sie!“, fuhr er mich an. „Tun Sie es sofort!“ Mein Körper zitterte unaufhörlich. Ich spürte, wie sich jeder Muskel schmerzhaft anspannte. Meine Augen rollten unkontrolliert hin und her. „Sie braucht die Spritze!“, rief einer der Mitarbeiter. Ich spürte einen kalten Schauer in meinem Arm, als mir etwas injiziert wurde. Mein Zittern verstärkte sich kurz, ließ dann langsam nach, meine Glieder wurden schwer und meine Atmung flacher. Ich hörte die Stimme des Mannes wieder, diesmal leiser. „Bleib hier, geh nicht wieder weg. Du bist schon einmal zurückgekommen, geh nicht.“ Meine Lider flatterten, ich versuchte, sie offen zu halten, meine Sicht wurde etwas klarer. Ich sah sein Gesicht über mir. Es war konzentriert, besorgt, fast wütend über meinen Zustand. Er wandte den Blick kein einziges Mal ab. „Du bist in Sicherheit“, wiederholte er. Sein Tonfall war ruhig, doch irgendetwas darin gab mir das seltsame Gefühl, als spräche er direkt zu meiner Seele. Ich öffnete den Mund, um etwas zu sagen, doch meine Kehle fühlte sich wie zugeschnürt an, und ich brachte kein Wort heraus. „Erzwinge es nicht“, sagte er. Mein Körper wurde sekündlich schwächer. Der Sanitäter trat zurück. „Ihr Zustand stabilisiert sich, sie könnte wieder das Bewusstsein verlieren, Alpha.“ Alpha? Das Wort hallte in meinem Kopf wider, bevor ich es begreifen konnte, und die Dunkelheit zog mich erneut in ihren Bann. Meine Glieder wurden schlaff, mein Kopf sank ins Kissen, und meine Augen schlossen sich von selbst.
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