Prolog – Die E-Mail

1615 Worte
Danielle Hartford starrte ungläubig auf die E-Mail, die sie gerade erhalten hatte. Warum sollte der berühmte Milliardär Vincent Cromwell, Eigentümer und pensionierter CEO der Cromwell Reckitt Group of Companies, ihr eine E-Mail schicken? Was könnte er von einer unbedeutenden Heiratsagentur wie ihrer wollen? Mit zweiundsiebzig Jahren würde er doch sicherlich keine Hilfe brauchen, um eine Braut zu finden! Vielleicht wollte er eine Braut für seinen Enkel, den heißesten Mann der Welt, Knox Zachary Cromwell. Wie konnte sie ihre erste und einzige Liebe vergessen? Aufregung durchströmte sie. Nun, es gab nur einen Weg, das herauszufinden! Noch immer benommen klickte sie auf die E-Mail, um den Inhalt zu lesen. In diesem Moment stürmte ihre Geschäftspartnerin und Freundin Loretta Knightley durch die Tür ihres Einzimmerbüros. „Hast du die E-Mail gelesen? Vincent Cromwell sucht eine Braut! Oh mein Gott! Ich kann es nicht glauben! Wir werden berühmt! Wir werden endlich reich!“, schwärmte sie, faltete die Hände und versank in ihren Träumen. Danielle klappte vor Entsetzen der Mund auf. Brauchte Vincent Cromwell wirklich eine Braut? Wo sollten sie eine Braut für ihn finden? „Wir haben niemanden in unserer Datenbank, der zu ihm passen würde!“, stellte Danielle mit großen Augen fest. „Ähm, ich kann meine Oma fragen, ob sie jemanden kennt, der an Vincent Cromwell und seinem Reichtum interessiert wäre“, sagte Loretta mit einem verschmitzten Grinsen. Danielle verdrehte die Augen. Da sie Isabellas laute Freundinnen kannte, würde es sie nicht überraschen, wenn sich alle anstellen würden, um Vincent Cromwell zu heiraten. Nun, dieses Problem war gelöst, und sie würden endlich etwas an diesem Geschäft verdienen. Sie las die E-Mail durch. Liebe Happy Matchmakers, ich möchte so bald wie möglich Ihre personalisierten Partnervermittlungsdienste in Anspruch nehmen. Bitte besuchen Sie mich morgen um 12 Uhr mittags in meiner Residenz, um die Details zu besprechen. Vielen Dank und beste Grüße, Vincent Cromwell. Cromwell Mansion. 1200 Crescent Drive, Beverly Hills, CA, 90210, USA. Telefon: 1 (213) 508-6449. „Würdest du dich bitte mit ihm treffen, Dani? Ich bin mir sicher, dass du ihn mehr bezaubern wirst als ich.“ Hoffnung keimte in Danielles Herz auf. Schließlich hatte Vincent Cromwell nicht ausdrücklich erwähnt, dass er ihre Dienste für sich selbst in Anspruch nehmen wollte. Oder doch? Also war noch nicht alles verloren. „Wie soll ich ihn bezaubern? Ich habe kein Portfolio mit potenziellen Bräuten, aus denen er wählen kann. Verdammt, ich weiß nicht einmal, ob wir eine Braut für ihn finden können!“, sagte Danielle und massierte sich die Schläfen. „Warum musste er ausgerechnet uns aus Millionen von Partnervermittlungsagenturen in ganz LA auswählen?“ „Kannst du nicht froh sein, dass er uns ausgewählt hat? Zumindest haben wir jetzt zwei Kunden!“, schimpfte Loretta. Danielle stöhnte und dachte an ihren anderen Kunden, Robert Franklin. Er war ein 38-jähriger Bauingenieur, dem keine der Frauen gefiel, die sie ihm vorgestellt hatten! Seit zwei Monaten suchten sie nach einer Braut für ihn, aber er lehnte sie alle ab! „Ich habe eine bessere Idee! Warum sprichst du nicht mit den Freundinnen von Oma Bella und triffst dich dann selbst mit Vincent Cromwell? Du kannst ihm die Fotos derjenigen zeigen, die an ihm interessiert sind!“ Loretta schüttelte energisch den Kopf, entsetzt über diese Idee. „Auf keinen Fall! Du weißt doch, dass ich kalte Füße bekomme, wenn ich mich mit diesen Milliardärskunden treffe! Ich würde kein Wort herausbringen! Bitte, Dani, du musst das machen.“ Danielle runzelte die Stirn, nun völlig in einem Dilemma. Sollte sie höflich ablehnen oder sollte sie zur Cromwell-Villa gehen und dem Mann mutig gegenübertreten? Was, wenn sie sich vor Knox' Großvater lächerlich machte? Als Loretta das Zögern in ihrem Gesicht sah, griff sie nach ihrem Handy. Sie konnte sich diese Gelegenheit auf keinen Fall entgehen lassen. Sie spähte über die Schulter ihrer Freundin auf den Laptop-Bildschirm und wählte Vincent Cromwells Nummer auf ihrem Handy. Dann rief sie ihn an und wartete ungeduldig darauf, dass der alte Mann ihren Anruf annahm. „Hallo, kann ich bitte Herrn Cromwell sprechen?“, sagte sie professionell, genau wie Rezeptionisten in multinationalen Büros. „Sprechen Sie“, sagte eine fröhliche Stimme am anderen Ende. Danielle hielt sich verzweifelt den Kopf und fragte sich, was ihre Freundin vorhatte. „Guten Morgen, Sir. Ich bin Loretta Knightley von Happy Matchmakers. Wir haben gerade Ihre E-Mail erhalten. Vielen Dank für Ihr Vertrauen in uns. Ich möchte bestätigen, dass meine Geschäftspartnerin Danielle Hartford Sie morgen um 12 Uhr besuchen wird, um Ihre Kriterien und Bedingungen zu besprechen.“ „Vielen Dank für die Bestätigung, Frau Knightley. Ich werde auf Ihre Partnerin warten.“ Der alte Mann beendete das Gespräch, obwohl Loretta unbedingt mehr wissen wollte. „Warum zum Teufel musstest du ihn anrufen und meinen Namen nennen?“, fragte Danielle frustriert. Loretta grinste sie an. „Jetzt kannst du nicht mehr zurück. Er wird ungeduldig auf dich warten. Ich habe sowieso noch andere Arbeit zu erledigen. Ich habe eine potenzielle Braut für Robert gefunden. Sie ist ebenfalls Bauingenieurin, und die beiden können ihr Leben lang über Gebäude diskutieren“, sagte Loretta kichernd. „Hoffentlich klappt das und wir bekommen unsere Bezahlung. Die Rechnungen stapeln sich und bald müssen wir schließen, wenn wir keinen Durchbruch erzielen!“, sagte Danielle mit einem Seufzer. Ihre Lage war düster, doch die beiden Mädchen kämpften tapfer gegen ihr Schicksal, seit sie die Leitung des Unternehmens übernommen hatten. Happy Matchmakers war das Unternehmen von Danielles Mutter Meg Hartford, das sie dreißig Jahre lang effizient geführt hatte. Sie hatte Danielle alleine großgezogen, ihr eine hervorragende Ausbildung ermöglicht und für beide gesorgt. Danielles Vater, Shaun Hartford, hatte ihre Mutter verlassen, als sie gerade einmal fünf Jahre alt war. Seitdem hatte ihre Mutter sie alleine großgezogen, bis sie eines Tages einen Autounfall hatte. Danielle war im College, als sie die schockierende Nachricht vom Tod ihrer Mutter erhielt. Es kam so plötzlich und war so niederschmetternd, dass sie fast einen Monat lang nicht damit fertig wurde. Es dauerte fast zwei Monate, bis sie dort weitermachen konnte, wo ihre Mutter aufgehört hatte. Nach ihrem Tod erlitt die Unternehmensdatenbank einen schweren Rückschlag, da die meisten Kunden absprangen. Da sich die Miete und die Rechnungen häuften, musste sie ihr Studium abbrechen und sich um das Geschäft kümmern. Nach sechs Monaten voller Schwierigkeiten kam Loretta, eine Freundin aus dem College, vorbei, um nach ihr zu sehen. In diesen sechs Monaten schloss Loretta ihr Studium ab und arbeitete nun Vollzeit für Danielle. Dank ihrer aufgeschlossenen Art konnte Danielle das Geschäft führen. Sie selbst war zu schüchtern, um auf Menschen zuzugehen, geschweige denn, sie miteinander zu verkuppeln. Sie fragte sich, wie ihre Mutter das geschafft hatte! „Vincent Cromwell ist unser Jackpot, Dani. Vermassel das bloß nicht“, sagte Loretta. Den ganzen Tag lang war Danielle nervös und machte sich Sorgen wegen ihres Treffens am nächsten Tag. Zum Glück gefiel Robert die neue Frau, genau wie Loretta es vorhergesagt hatte, und er willigte ein, ein zweites Date mit ihr zu vereinbaren. Loretta stimmte nur unter der Bedingung zu, dass er ihnen zwanzig Prozent ihrer Servicegebühr zahlte. Loretta wedelte mit dem Scheck wie mit einem wertvollen Schatz vor ihrer Freundin herum, als sie das Büro betrat. „Endlich die Bezahlung“, verkündete Loretta erleichtert. Das Geld reichte für die ausstehende Miete, und die beiden Freundinnen konnten sich nun wieder mehr auf die Arbeit konzentrieren. „Lori, kannst du mich nach Hause fahren? Mein Auto ist heute Morgen kaputt gegangen“, sagte Danielle, die das alte Auto ihrer Mutter benutzte, das meistens stehen blieb. „Warum schaffst du das nicht auf den Schrottplatz und kaufst dir stattdessen ein schönes Gebrauchtwagen?“, fragte Loretta. „Das werde ich, sobald wir gut verdienen!“, antwortete sie mit einem Seufzer. Sie brauchten wirklich einen Durchbruch, so schien es. War Vincent Cromwell also wirklich die Lösung für all ihre finanziellen Probleme? Vielleicht ja! Sie wusste, dass sie das nicht vermasseln durfte. Es war die einzige Chance, die sie hatten. Sie stiegen in Lorettas roten Nissan Versa und fuhren zu Danielles Einzimmer-Studio-Apartment, dem einzigen Ort, den sie ihr Eigen nennen konnte. „Viel Glück für morgen. Ich bringe Oma morgens zu ihrer Therapie. Ich warte auf deine Nachricht. Ruf mich an, wenn du fertig bist“, sagte Loretta. Am nächsten Tag fuhr Danielle mit dem Taxi zu der Adresse, die Vincent Cromwell ihr genannt hatte. Ihre Augen weiteten sich, als sie die fünfstöckige palastartige Villa vor sich sah, die sich über mehrere Hektar grüner Grundstücksfläche erstreckte. Sie stieg aus dem Auto und ging zu dem riesigen schwarzen Tor. Nachdem sie sich bei Vincent Cromwell gemeldet hatte, ließen die Wachen sie auf das Grundstück. Von der Pracht des Ortes überwältigt, ging Danielle den gepflasterten Weg zum Haupteingang des Hauses entlang. In dem Moment, als sie an der Tür klingelte, führte sie ein uniformierter Diener ins Haus und durch die Eingangshalle in den großen Empfangsraum. Als sie auf dem weichen Sofa saß und die außergewöhnliche Aussicht genoss, überwältigte sie der Duft der Blumen und Birnenbäume im Garten. Sie hörte kaum die wütenden Schritte, die sich ihr näherten. „Wer sind Sie? Wo ist Daniel Hartford?“, fragte eine tiefe Stimme, sodass sie vor Schreck zusammenzuckte. Noch bevor sie sich umdrehte, um den Mann anzusehen, erkannte sie sofort diese Stimme. „Ich bin Danielle Hartford“, murmelte sie irgendwie, als sie sich umdrehte und ihren Blick auf den attraktivsten, arrogantesten und rücksichtslosesten Mann richtete, den sie je gekannt hatte. Ihre Augen tranken sich sehnsüchtig an seinem dunklen Haar, seinen whiskyfarbenen Augen und seinem exquisit geformten Gesicht. Auch nach so vielen Jahren war er noch derselbe! Knox Zachary Cromwell, den sie niemals vergessen konnte!
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