7.Kapitel Das neue Lager

963 Worte
Früh am Morgen brachen wir auf. Die Vögel zwitscherten leise im Geäst. Mein Herz allerdings drehte sich um. Ich seufzte und fragte mich ob ich Jim jemals wiedersehen würde. Ruhig trottete mein Apaloosa Hengst neben den Wägen her. Clintch distanzierte sich von mir, so gut er konnte und ich glaubte das es so wohl auch am besten sei. Entspannt ritten wir die Wege entlang, links und rechts von uns wuchs grünes Gras und in der Ferne entdeckte man einen Bauernhof. Ab und zu kamen uns Kutschen entgegen und die Fahrer begrüßten sich höflich ehe man aneinander vorbei fuhr. Wir überquerten eine Bahnschiene und trabten einen steilen Hang hinauf. Wir waren nicht sehr weit gewandert. Dort oben an der steilen Felswand fanden wir einen freien Platz und Raum für unser Lager. Ich hielt mein Pferd an, als man erneut begann die Planwagen aufzudecken. Ich beobachtete die Gesetzlosen. Mit ihren ernsten, harten Gesichtern, stets staubbedeckter Kleidung. Mit ihrer rauen Stimme. Mein Herz wurde mir schwer. Ich gehörte nicht zu diesen Leuten. Sie waren wie Fremde. Vielleicht war ich ganz einfach am falschen Ort. Vielleicht gehörte ich zu Jim Cartwright und nicht zu Clintch McKay. Vielleicht war dieser Weg der Falsche. Vielleicht war ich im Lager von Jack Garrett besser aufgehoben, mit Jim an meiner Seite. Ich lenkte mein Pferd um und trottete mit ihm den Berg wieder hinab, keiner bemerkte es. Ich brauchte eine Weile bis ich die nächste Stadt erreichte. Ich band mein Pferd an einen Pfosten und betrat die Kneipe. Der Geruch nach Alkohol stieg mir entgegen und ich sprang gerade noch rechtzeitig zur Seite, ehe sich zwei betrunkene Trottel, aus der Tür prügelten. Ich sah ihnen verdutzt nach und setzte mich an die Bar. Die Leute in der Kneipe schienen alle schon recht angetrunken zu sein und ich hatte nichts anderes vor. Solange bis sich auf einmal ein junger Mann neben mich setzte und er mich mit freundlicher Stimme fragte ob er mir einen Tequila bestellen dürfte. Er lächelte leicht und ich sah ihn verwundert an. ,,Jim?!", fragte ich ihn verwirrt, ,,Was um alles in der Welt, machst du hier?" ,,Ich bin dir gefolgt, Mary.", antwortete er mir, ,,Ich habe gesehen wie ihr fortgezogen seid. Ich konnte dich nicht einfach gehen lassen." Er sah mich vielsagend an und mein Herz hämmert vor Freude. Ich nahm den Tequila entgegen, den er mir anbot und trank ein, zwei Schlucke. Ich umfasste seine Hand und gestannt ihm:,, Ich habe dich vermisst." ,,Ich dich auch." Die nächsten Stunden waren vage in meinem Gedächtnis. Ich erinnerte mich das ich mich lange Zeit mit Jim unterhielt und wir Tequila tranken. Doch dann verschwammen meine Erinnerungen. Ich erinnerte mich an das warme Licht in der Kneipe, ich sah den hölzernen Fußboden vor mir und ich sah Jim. Nah an meinem Gesicht. Wir tanzten, wenn man es tanzen nennen konnte. Ich erinnerte mich das wir taumelte und strauchelte, das wir lachten und gluksten. Und wieder war alles Schwarz. Wir schlenderten in die Nacht hinaus, stolperten, fielen und fingen uns wieder auf. Da waren die leuchtenden Sterne am Himmel, alles drehte sich um mich herum. Meine Gedanken wurden wieder deutlicher, als wir vor einem Haus standen. ,,Ich liebe dich..", hatte ich gelallt. ,,Ich liebe dich auch.", lallte er zurück. Und plötzlich fielen wir uns in die Arme, küssten uns und hörten nicht mehr auf. Mein Gedächtnis verdunkelte sich. Ich konnte seinen warmen Atem auf meiner Haut spüren, seinen Körper an meinem. Letztendlich wachte ich früh am morgen auf und schreckte hoch. Meine Haare waren zerzaust, unter meinen Augen waren riesengroße Ringe und mich quälte ein übler Kater. Doch das aller erschreckendste war, das ich nackt war. Ich saß in einem Bett und drückte mir die Decke an den Körper, ich sah mich verschlafen um. Der Raum ähnelte einem Hotelzimmer, die Gardinen waren zugezogen, es war ein wenig düster in dem Zimmer. Ich kniff die Augen zu Schlitzen zusammen und plötzlich bemerkte ich das ich nicht alleine in diesem Bett lag. Jim lag auf meiner anderen Seite. Sein schwarzes Haar war genauso zerzaust wie meines, seine weiße Brust ragte leicht aus der Decke hervor und seine Arme hatte er weit von sich gestreckt. Seine braunen Augen wurden von den Lidern verdeckt, er schlief noch. Ich zuckte kurz erschrocken zusammen, nun wurde mir klar was ich getan hatte, doch im nächsten Moment hörte ich Jims sanften Atem, ruhig und gleichmäßig. Ich lehnte mich zu ihm zurück und küsste ihm behutsam auf die weiche Wange. Dann stand ich vom Bett auf und zog mich an. Ich musste weg von hier. Mit schnellen Zügen kämmte ich mein Haar und flocht es mir zu einem Zopf, dann sammelte ich meine Sachen zusammen und eielte aus dem Zimmer. Ich war die ganze Nacht nicht da gewesen. Amanda musste sich Sorgen machen. Zu meiner Erleichterung stand mein Hengst immer noch dort und schlürfte an einer Pfütze. Schnell schwang ich mich hinauf und ritt den Weg zurück zum Lager. Vielleicht hatte ja auch gar keiner bemerkt das ich gefehlt habe, dachte ich bei mir hoffnungsvoll. Doch Clintch musste es bemerkt haben, spätestens dann, als er alleine im Zelt schlief. Wieder kam die Angst in mir hoch. Was wird er wohl diesmal tun? Wird er mich vor Wut abstechen? Oder mich schlagen bis ich blute? Doch als ich im Lager ankam tat er nichts. Er warf mir lediglich einen Blick zu, so wie er es immer tat. Die anderen behandelten mich wie immer. Amanda war froh mich wiederzusehen. Ich wusste selbst nicht mehr über was ich und Jim erzählt hatten, doch ich konnte vermuten, das ich wieder einiges preisgegeben hatte. Doch es war mir egal, ich fühlte keine Schuldgefühle. Clintch konnte mir seine steinigen Blicke sooft zuwerfen wie er nur lustig war, ich würde die Nacht mit Jim jederzeit wiederholen.
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