Kapitel 3-3

1183 Worte
Cal umklammerte die Schaufel fest mit der Hand. Diese Kreaturen waren anders als alle anderen, die er bisher gesehen hatte. Die Antrox hatten alle möglichen Sklavenarbeiter hergebracht, aber diese sahen aus, als könnten sie die meisten derer, die in den Minen arbeiteten, in Stücke reißen. Er schluckte. Sie würden ihn töten oder sie würden ihm helfen. Wie auch immer, sie hatten ihn entdeckt. Er musste mit allen Mitteln versuchen, Melina zu schützen. „Wer seid ihr?“, rief er und zuckte zusammen, als seine Stimme laut in der fast leeren Bucht widerhallte. Seine Augen huschten zu den dunklen Gestalten, die sich ihm von beiden Seiten näherten. Er drehte sich um und schwang die Schaufel, um sie zu warnen, dass sie zurückbleiben sollten. „Was seid ihr?“ Er hörte, wie derjenige, der den anderen Mann geschlagen hatte, laut seufzte, als ob er sich langweilen würde. Seine Augen huschten zu dem großen Mann mit den goldenen Augen. Der dunkelhaarige Mann starrte ihn mit einem ruhigen, besorgten Ausdruck an. „Ich bin Kreon Reykill, von Valdier“, antwortete der Mann. „Prinz von Valdier“, korrigierte der Mann neben ihm trocken. „Das ist Ha’ven Ha’darra, Prinz von Kurizan“, fügte Kreon mit einem Grinsen hinzu. „Ignorier ihn. Er ist eine Nervensäge, wie meine Gefährtin zu sagen pflegt. Wie heißt du, Mensch?“ „Cal, Cal Turner. Woher zum Teufel wusstet ihr, dass ich ein Mensch bin?“, fragte Cal misstrauisch. Kreon grinste. „Meine Gefährtin gehört der gleichen Spezies an wie du.“ „Hast du sie entführt und hältst sie gegen ihren Willen fest?“, stieß Cal hervor, den sofort eine gleißende Wut durchströmte. „Du erbärmlicher Mistkerl.“ „Nein, nein“, entgegnete Kreon schnell und hob die Hände, damit Cal sehen konnte, dass er nichts Böses im Sinne hatte, während er langsam auf ihn zuging. „Ich habe sie nicht entführt.“ „Sein Bruder hat sie entführt“, fügte Ha’ven hinter ihm hinzu. Kreon warf Ha’ven einen strengen Blick zu, bevor er sich wieder dem alten Mann zuwandte. Er schüttelte den Kopf, als er sah, wie der Mann die Schaufel, die er sinken lassen hatte, wieder hob. Er hatte ernsthaft vor, Ha’ven in den Hintern zu treten, wenn sie wieder an Bord der Horizon waren. „Du bist keine große Hilfe, Ha’ven“, knurrte Kreon leise. „Ich weiß“, grinste Ha’ven. „Trotzdem musst du zugeben, dass Zoran Carmen entführt hat.“ Kreon drehte sich um und blickte Ha’ven an. „Hat er nicht! Dieser menschliche Gesetzeshüter hat auf sie eingestochen. Sie wäre gestorben, wenn Zoran sie nicht auf das Kriegsschiff hätte bringen lassen“, zischte Kreon. „Was ist mit den anderen Frauen? Sie waren nicht verletzt“, fügte Ha’ven hinzu und beobachtete genüsslich, wie Kreons Ärger zunahm. So viel Spaß hatte er schon lange nicht mehr. „Obwohl deine Brüder das inzwischen bedauern könnten. Ich glaube, Kelan hat erwähnt, dass er Zoran fertig machen will. Oder war das Trelon?“ Kreon drehte sich wieder zu Cal um und strich ihm mit der Hand über das Gesicht. „Erinnere mich daran, ihn herauszufordern, wenn wir wieder an Bord der Horizon sind“, sagte Kreon mit einem verärgerten Blick. „Wenn du meine Gefährtin kennenlernst, wirst du sehen, dass sie zu nichts gezwungen wurde. Ha’ven ist nur sauer, weil sie ihm in den Hintern getreten hat.“ „Hat sie nicht“, protestierte Ha’ven und verschränkte die Arme vor seiner breiten Brust. „Wem fehlt denn da ein Stückchen Haar?“, erwiderte Kreon, bevor er sich grinsend an Cal wandte. „Sie hat sich auf ihn gesetzt und ein Stück seines Haars als Siegestrophäe behalten.“ Cal blickte zwischen den beiden Männern hin und her, während er versuchte, dem Gespräch zu folgen. Das spielerische Geplänkel und die offensichtliche Freundschaft zwischen den beiden Männern verwirrte und amüsierte ihn gleichermaßen. Sein Blick fiel erneut auf den großen Mann mit den leuchtend violetten Augen, bevor er zu seinem Haar wanderte. Tatsächlich war es an einer Stelle deutlich kürzer. Langsam ließ er die Schaufel wieder sinken. Gemischte Gefühle durchströmten ihn, als er sich zu dem dunklen Tunnel umdrehte, so sich Melina versteckt hatte. Entschlossenheit machte sich in ihm breit. In den letzten vier Jahren war es ihm gelungen, die Antrox davon zu überzeugen, dass Melina ein stummer Junge mit eingeschränkten geistigen Fähigkeiten war. Wenn es ihm gelang, das auch diesen Männern weiszumachen, würden sie vielleicht lange genug leben, um einen Weg nach Hause zu finden. Er hatte nicht wirklich eine andere Wahl. „Könnt ihr uns helfen?“, fragte Cal plötzlich. „Mein Enkel und ich sind die einzigen, die noch hier sind.“ Die Miene der beiden Männer veränderte sich plötzlich und sie musterten ihn mit einem ernsten, düsteren Blick. Cal schluckte erneut. Er wollte sich nicht anmerken lassen, wie viel Angst er davor hatte, zuzugeben, dass Mel und er allein waren. „Habt ihr noch andere wie uns gesehen?“, fragte Kreon leise. „Zum Beispiel einen großen mürrischen Mann mit Flecken?“, fügte Ha’ven hinzu. Cal schüttelte den Kopf. „Nein, die meisten Bergleute waren Tiliqua. Der Bergwerksdirektor bevorzugte kleinere Häftlinge. Er sagte, sie seien leichter zu kontrollieren und würden weniger essen. Der Bastard ließ die zweiköpfigen Kreaturen arbeiten, bis zum Umfallen. Anschließend verfütterte er ihre Überreste an die Paktoren. Es gab noch ein paar andere Arten, aber keine davon war größer als ich.“ „Du sagst also, außer dir und dem Jungen ist niemand hier?“, fragte Kreon und blickte in Richtung des dunklen Tunnels hinter Cal. „Ja. Hör zu, wenn es stimmt, was du sagst, weißt du von meinem Planeten. Ich … ich möchte den Jungen zurückbringen. Er … er ist noch jung. Das hier ist kein Ort für ihn“, erklärte Cal und wies mit der rechten Hand auf die Umgebung. „Wir wollen nur nach Hause zu unserer Farm und vergessen, dass das alles je passiert ist.“ Kreon hörte das verzweifelte Flehen in der Stimme des alten Mannes. Seine Gedanken kreisten um Carmen. Jetzt, da er selbst eine Familie hatte, konnte er den Wunsch des Mannes, seine Familie zu beschützen und für sie zu sorgen, besser nachvollziehen. „Ich werde tun, was ich kann, um dich und den Jungen in eure Welt zurückzubringen, allerdings kann ich dir im Moment nichts versprechen. Und falls ich euch zurückbringe, dürft ihr nichts darüber sagen, was hier geschehen ist“, sagte Kreon. Er hob die Hand, um den alten Mann zu stoppen, als dieser zu sprechen begann. „Außerdem wird es noch eine Weile dauern, bis ich das überhaupt in Betracht ziehen kann. Wir befinden uns auf einer Mission, die wir zuerst abschließen müssen.“ „Das ist mir egal, solange du uns wieder nach Hause bringst“, murmelte Cal. „Weder Mel noch ich würden ein Wort sagen. Die Leute zu Hause würden uns sowieso für verrückt halten, wenn wir das täten. Wir wollen einfach nur ein ruhiges und friedliches Leben führen.“
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