Kapitel 3

1505 Worte
Alpha Diego führte mich die große Treppe hinauf, seine Schritte waren leicht, aber stetig. Im zweiten Stock angekommen, lächelte er mich an und deutete auf den langen Flur mit den Türen. „Das ist dein Zimmer, Mia.“ Das Zimmer war groß, mit einem großen Bett, sanfter Beleuchtung und kunstvoller Dekoration, als er die Tür öffnete. Obwohl es gemütlich aussah, lag ein Gefühl der Leere darin. „Dein Zimmer ist neben dem deiner Brüder. Scheu dich nicht, sie um Hilfe zu bitten, wenn du sie brauchst.“ Ich hielt inne, bevor ich hineinging und mich umsah. Meine Finger zuckten unangenehm am Saum meines Pullovers. „Alpha, ich glaube nicht, dass sie mir helfen wollen …“ „Nenn mich Papa.“ „Papa“, sagte ich verlegen und fuhr fort: „Sieht aus, als würden sie mich schon hassen.“ Er legte mir sanft eine Hand auf die Schulter und antwortete: „Sie sind im Moment einfach nur wütend. Es war schwer für sie, sich daran zu gewöhnen. Als Alphas werden sie dich beschützen, sobald sie dich kennen. So sind sie eben.“ Obwohl ich mir nicht sicher war, nickte ich. „Ich hoffe, du hast Recht.“ Pünktlich flog die Tür zu meinem Zimmer auf, und ein Mann stürmte herein. Seine Präsenz war so stark, dass sie mich überwältigte. Mein Herz klopfte wie wild, und ich keuchte auf. Er war groß und hochgewachsen, und sein Hemd war schweißnass. Seine Hände waren voller Blut. Der Schmerz und die Wut in seinen Augen waren unfassbar, und sein Kiefer war angespannt. „Nathan!“ Seine Stimme, in der eine Mischung aus Sorge und Frustration klang, durchbrach den Stress. „Papa!“, schrie er und seine Stimme ließ die Wände erzittern. „Was zur Hölle ist hier los?“ Alpha Diego trat vor und sagte: „Nathan.“ Er sah besorgt aus. „Was ist mit dir passiert? Bist du verletzt?“ „Nicht!“, streckte Alpha Diego die Hand aus, und Nathan knurrte und zog Nathans Arm weg. „Tu nicht so, als würde es dich kümmern! Jedes Versprechen, das du uns gegeben hast, ist bereits gebrochen!“ Er sah mich mit einem hasserfüllten Blick an. „Und jetzt bringst du sie her? Wer ist die Tochter der Frau, die unser Leben ruiniert hat?“ Ich fühlte mich, als hätte man mir eine Ohrfeige gegeben, und keuchte auf. Seine Worte waren giftig, und jedes einzelne tat mehr weh als das andere. Alpha Diego sagte energisch: „Nathan, hör mir zu.“ Er versuchte, ruhig zu bleiben. Lily und ich waren uns einig, dass ich auf Mia aufpassen würde. Die Vergangenheit berührt sie nicht. „Verpiss dich!“, schrie Nathan und ging zu seinem Vater. „Du hast gesagt, du würdest nie wieder über diese Frau reden! Du hast geschworen, dass wir nie wieder mit ihr oder irgendetwas, das mit ihr zu tun hat, zu tun haben werden!“ Alpha Diego flehte Nathan an, langsamer zu sprechen. Seine Stimme klang ruhig, aber angespannt. „Sie ist nicht schuld.“ „Ist mir egal!“, schrie Nathan mich an und zeigte mit dem Finger auf mich. „Sie ist in dieser Familie nicht willkommen. Hier gehört sie nicht hin. Genau wie ihre Mutter ist sie ein Stück Abschaum!“ „Nathan!“ Alpha Diegos Stimme war nun scharf und bestimmend und brachte sogar Nathan zum Nachdenken. „Genug! Sei nett zu Mia, denn sie ist deine Schwester.“ Nathan war so wütend, dass ihm die Brust wehtat und Blut aus seinen geballten Händen auf den sauberen Teppich tropfte. Bevor er antworten konnte, kamen zwei weitere Personen durch die Öffnung. „Hey, warum schreist du so?“ Rolex kam ohne viel Aufhebens herein, sein zweifarbiges Haar war zerzaust und er lächelte. „Sieht aus, als hätte der Alte eine Überraschung mitgebracht.“ Als sein Blick auf mich fiel, wurde sein Lächeln breiter und er zwinkerte mir zu. „Schon gut, schon gut. Wer ist da? Wer ist Papas neue Freundin?“ Ich wich zurück, und die Hitze in meinem Gesicht stieg auf. „Ich …“ „Halt die Klappe, Rolex“, sagte Sean leise, als er den Raum betrat. Die Brille saß auf seiner Nase, und sein lockiges schwarzes Haar fiel ihm ins Gesicht. „Sieh mal, sie ist noch ein Kind“, sagte er. Nathan starrte mich wütend an und knurrte: „Kind oder nicht, sie macht Ärger. Sie ist hier auch nicht willkommen.“ Sean sah mich an, aber ich konnte nicht erkennen, was er dachte. „Oh, du bist also die Tochter der Frau, die unserer Familie Leid zugefügt hat?“ Es war keine Frage, sondern eine kalte, gefühllose Feststellung. „Genug!“ Alpha Diegos Stimme durchbrach die Angst; sie war stark und bestimmt. „Hört alle zu.“ Als seine Brüder ihn ansahen, war die Wut im Raum so stark, dass man sie mit einem Messer hätte schneiden können. Alpha Diego sah jeden seiner Söhne an und sagte: „Mia ist eure Schwester, und ihr werdet sie respektieren.“ Seine Stimme war fest und ruhig. „Nathan, der Boxer, du wirst bald der Alpha-König des Westens sein. Beschütze die Menschen, für die du verantwortlich bist, und dazu gehört auch Mia.“ Nathan verschränkte die Hände und spannte die Zähne an, sagte aber nichts. Als Alpha Diego sich umdrehte und den Ältesten ansah, der an der Sofalehne lehnte, verengten sich seine Augen. „Sie sehen zu dir als Ältesten auf, weil du ein gutes Vorbild bist. Du sollst der Alphakönig des Ostens sein.“ „Nicht nur sie, sondern alle im Rudel müssen sehen, wie du dich verhältst.“ Xaviers Gesichtsausdruck war nicht zu erkennen, doch in seinen Augen blitzte ein Gefühl auf, das er schnell überdeckte. Er rief der Person mit den zweifarbigen Haaren zu: „Rolex.“ Die Person lächelte und beobachtete alles. „Du bist Geschäftsmann und der nächste, der für den Norden steht. Auch wenn du unser Familienunternehmen leitest, musst du immer noch tun, was du als Alpha tun musst. Zeig uns, dass du auf das aufpassen kannst, was uns gehört, sogar auf deine Schwester.“ Rolex hob eine Augenbraue, um zu zeigen, dass sie sich nicht sicher war, nickte aber trotzdem. Alpha Diego sah den Jüngsten an, der still in der Ecke stand, und sagte: „Und Sean.“ Sein Blick wurde sanfter. „Du wirst der Alphakönig des Südens und der Arzt unseres Rudels sein. Du spielst eine sehr wichtige Rolle für die Gesundheit und den Zusammenhalt des Rudels. Du musst helfen, diese Wunden zu heilen, auch die, die man nicht sieht.“ Sean bewegte sich unbeholfen und rückte seine Brille zurecht, sagte jedoch nichts. Alpha Diego holte tief Luft und musterte seine Jungs ein letztes Mal, bevor er sich mir zuwandte. „Ihr seid alle für diese Familie verantwortlich, nicht nur für euer Rudel. Und Mia gehört dazu. Sie ist jetzt eine von uns, ob ihr wollt oder nicht. Ihr müsst euch jetzt auch so benehmen.“ Im Raum wurde es still. Nathan starrte zu Boden und biss die Zähne so fest zusammen, dass ich dachte, sie würden brechen. Rolex verschränkte die Arme und lächelte, sagte aber nichts. Sean rückte seine Brille zurecht und sah mich einen Moment an, bevor er sich abwandte. „Na gut“, flüsterte Nathan mit zusammengebissenen Zähnen. „Aber denk ja nicht, dass ich sie wie ein Familienmitglied behandeln werde.“ Alpha Diego seufzte und nickte. „Das ist ein Anfang. Aber versteh mich nicht falsch – wer sie schlecht behandelt, muss sich vor mir verantworten.“ Er sah mich an und sein Gesicht wurde sanfter. „Mia, es tut mir alles leid. Ich verstehe, dass es nicht einfach ist.“ Obwohl mir das Herz wehtat, zwang ich mich zu einem Lächeln. „Schon okay. Ich verstehe.“ „Willkommen in unserer perfekten kleinen Familie, kleine Schwester“, sagte Rolex lächelnd. Nachdem er sich mit der Hand durchs Haar gefahren und ihr ein gruseliges Grinsen zugeworfen hatte, stapfte er aus dem Zimmer. Sean nickte mir kurz zu und folgte Rolex dann zur Tür hinaus. Nathan sah sie noch einen Moment lang an, sein Blick war hart und unerschütterlich. Seine Stimme klang so wütend, dass es mich erschaudern ließ, als er sagte: „Sie sind hier nicht willkommen. Und das werden Sie nie sein.“ Nachdem er sich umgedreht hatte und gegangen war, stand ich da und fühlte mich noch einsamer. Alpha Diego legte mir die Hand auf die Schulter, um mich aufzumuntern. Er sagte mit sanfter Stimme: „Das sind gute Jungs. Sie brauchen etwas Zeit.“ Ich sagte ja, aber innerlich war ich mir nicht sicher, ob die Zeit ausreichen würde, um die tiefen Narben zu heilen, die meine Ankunft hinterlassen hatte. Alpha Diego ließ mich allein im Zimmer, also setzte ich mich aufs Bett und starrte auf die Tür, aus der meine Brüder gerade gekommen waren. Bevor ich diesen Ort wirklich mein Zuhause nennen konnte, hatte ich noch einen langen Weg vor mir.
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