2.

1388 Worte
Kapitel 2: Die Folgen Die Musik verblasst im Hintergrund, während ich dastehe und versuche zu begreifen, was gerade passiert ist. Der Geschmack ihrer Küsse hängt noch immer an meinen Lippen, jeder anders – Stones war spielerisch und neckend, Raphaels war tief und ernsthaft, und Nathaniels war… mutig. Sie fühlten sich alle real an, aber jeder von ihnen hat mich noch verwirrter zurückgelassen als zuvor. Die Turnhalle fühlt sich plötzlich zu klein an, zu heiß. Es ist, als wäre die Temperatur im Raum in die Höhe geschossen. Ich blicke mich um, in der Hoffnung, einen Fluchtweg zu finden, aber überall sind Augen, die auf mich gerichtet sind. Rachel grinst, als hätte sie gerade im Lotto gewonnen, ihre Aufregung ist fast greifbar. Die Winters-Brüder stehen dort, ihre Blicke intensiv und unergründlich, als würden sie auf meine Reaktion warten. Ich will etwas sagen, irgendetwas, aber mein Verstand weigert sich zu kooperieren. „Nun, das war… unerwartet“, murmele ich und reibe mir unbeholfen den Nacken. Rachel stößt einen kleinen Freudenschrei aus, der sofort alle Blicke auf sie zieht. „Clara! Das war unglaublich! Drei Küsse unter dem Mistelzweig in einer Nacht? Du bist offiziell die Weihnachtskönigin!“ Sie kichert und hüpft fast vor Freude. Ich verdrehe die Augen, kann aber das Lächeln, das sich auf meine Lippen stiehlt, nicht unterdrücken. „Das war nicht geplant, glaub mir.“ Stone lächelt leicht, und in seinen Augen glitzert etwas Amüsiertes, als ob er es genießt, mich so unwohl zu sehen. „Es sah nicht so aus, als hättest du es allzu sehr bereut“, sagt er, seine Stimme leicht und neckend. Ich öffne den Mund, um zu antworten, aber Nathaniel unterbricht mich, indem er einen Schritt nach vorne macht und mich mit einem schelmischen Grinsen ansieht. „Mach dir keine Sorgen, Clara. Wir werden dich nicht beißen. Obwohl… bei meinen Brüdern bin ich mir da nicht so sicher.“ Er zwinkert, und ich spüre, wie meine Wangen bei seinem verspielten Ton rot werden. Raphael, der etwas abseits gestanden hat, betrachtet mich einen Moment lang, bevor er mit seiner ruhigen, nachdenklichen Stimme spricht. „Es geht nicht darum, was du erwartet hast oder nicht“, sagt er, seine Worte schwer mit Bedeutung. „Es geht darum, was jetzt passiert.“ Ich schlucke und fühle mich ein wenig zu sehr entblößt. Seine Worte hängen in der Luft, schwer und bedeutungsvoll. Ich blicke zu Rachel, die jeden Moment dieses Spektakels genießt, aber ich kann das Gefühl nicht abschütteln, dass ich in eine Situation hineingeraten bin, die ich nicht vollständig verstehe. „Ich glaube, ich brauche etwas frische Luft“, sage ich plötzlich, meine Stimme verrät die wachsende Unruhe in mir. Ich blicke zu Rachel, in der stillen Hoffnung, dass sie mir einen Ausweg bietet. Sie zögert, offensichtlich möchte sie bleiben, aber dann nickt sie, als spüre sie, wie unangenehm mir das alles ist. „Ja, ich bleibe hier. Geh und hol dir etwas frische Luft, Clara.“ Ohne auf weitere Reaktionen zu warten, drehe ich mich um und gehe zur Hintertür der Turnhalle, in der Hoffnung, den Blicken zu entkommen, die sich wie Feuer auf meiner Haut anfühlen. Die kalte Luft trifft mich, sobald ich nach draußen trete, und ich atme tief ein, um die wirbelnden Gedanken in meinem Kopf zu beruhigen. Was war das gerade? Habe ich wirklich alle drei geküsst? Und warum schienen sie so… entspannt dabei? So selbstsicher? Ich habe das Gefühl, in einem Strudel gefangen zu sein, und ich bin mir nicht sicher, ob ich mitgerissen werden will. Ziellos gehe ich durch den Schnee, meine Schuhe knirschen auf dem gefrorenen Boden, während ich mich dem Rand des Schulparkplatzes nähere. Der Wind ist scharf und beißt auf meiner Haut, aber er hilft, meinen Kopf zu klären. Zum ersten Mal an diesem Abend habe ich das Gefühl, klar denken zu können, meine Gedanken beruhigen sich endlich. Doch dann höre ich Schritte hinter mir. Ich drehe mich um und erwarte, Rachel zu sehen, aber stattdessen ist es Stone. Er geht mit seinem selbstbewussten Gang auf mich zu, die Hände tief in die Taschen seiner Jacke gesteckt. „Du magst es wirklich nicht, im Mittelpunkt zu stehen, oder?“ sagt er mit einer tiefen, amüsierten Stimme. Ich schüttle den Kopf. „Darum geht es nicht. Ich habe nur… mit all dem nicht gerechnet. Es ist einfach zu viel.“ Stone bleibt ein paar Schritte vor mir stehen und mustert mein Gesicht, als würde er versuchen, mich zu verstehen. „Du musst nicht ausflippen“, sagt er, seine Stimme ist jetzt leiser, sanfter. „Keiner von uns will, dass du dich unwohl fühlst.“ Ich blicke zu ihm auf, fühle mich ein wenig verletzlich. „Dann warum tut ihr das? Ich verstehe es nicht.“ Stone zuckt mit den Schultern, ein kleines Lächeln spielt auf seinen Lippen. „Ich weiß nicht. Vielleicht sind wir einfach neugierig.“ „Neugierig?“ wiederhole ich und ziehe eine Augenbraue hoch. „Worauf?“ „Auf dich“, sagt er schlicht, als wäre das die natürlichste Sache der Welt. Ich schlucke, unsicher, wie ich darauf reagieren soll. Das ist nicht das, was ich von Stone Winters erwartet habe – dem Hockeyspieler mit dem Ruf, ein Unruhestifter zu sein. So offen war er noch nie. Bevor ich etwas sagen kann, höre ich das Knirschen von Schnee hinter uns, und ich drehe mich um, um Raphael auf uns zukommen zu sehen. Sein Gesicht ist ernst, aber in seinen Augen liegt eine Wärme, die mich zögern lässt. „Ich denke, wir sollten reden“, sagt Raphael, seine Stimme ruhig. „Alle zusammen.“ Ich blicke zwischen Stone und Raphael hin und her, bemüht, ihre Absichten zu verstehen. Was wollen sie von mir? Ich öffne den Mund, um zu protestieren, aber Raphael kommt mir zuvor. „Wir wollten dich nicht überfordern, Clara“, sagt er sanft. „Aber wir haben alle… an dich gedacht. Und wir wollen sicherstellen, dass du mit all dem hier okay bist.“ „Mit allem?“ wiederhole ich, mein Herz schlägt schneller. „Ihr meint die Küsse?“ Nathaniels Stimme erklingt hinter mir, und ich zucke zusammen. „Es ging nicht nur um die Küsse“, sagt er, sein üblich verspielter Ton ist jetzt ernster. „Es geht darum, dass wir alle etwas für dich empfinden. Und wir glauben, dass du vielleicht das Gleiche empfindest.“ Ich drehe mich zu ihm um, mein Verstand rast. „Was meint ihr mit ‚das Gleiche‘?“ frage ich, meine Stimme zittert. Er tritt näher, seine Präsenz plötzlich überwältigend. „Wir küssen dich nicht nur, weil es Spaß macht. Wir versuchen herauszufinden, was hier passiert. Zwischen uns allen.“ Ich starre ihn an, unfähig, seine Worte zu verarbeiten. „Ihr sagt doch nicht… was ich denke, dass ihr sagt, oder?“ Nathaniel schenkt mir ein kleines, wissendes Lächeln. „Vielleicht. Aber das musst du entscheiden.“ Stone und Raphael stellen sich neben ihn, und für einen langen Moment spricht niemand von uns. Der kalte Wind beißt auf meiner Haut, aber ihre Anwesenheit scheint die Luft um uns herum aufzuheizen, sodass sich alles… anders anfühlt. Intimer. Komplizierter. Ich öffne den Mund, um zu antworten, aber es kommt nichts heraus. Was soll ich darauf überhaupt sagen? Schließlich finde ich meine Stimme. „Ich weiß nicht, was ihr von mir wollt. Ich weiß nicht, was das alles bedeutet.“ Ich blicke zwischen den dreien hin und her, mein Verstand ein einziges Chaos aus Verwirrung und Unsicherheit. „Du musst es jetzt noch nicht wissen“, sagt Raphael leise. „Denk einfach darüber nach. Wir sind hier.“ Nathaniel nickt, sein Lächeln wird etwas breiter. „Ja. Wir geben dir Zeit. Kein Druck. Aber eines solltest du wissen… wir meinen es ernst, Clara.“ Stone sagt nichts, aber sein Blick trifft meinen, und etwas in seinen Augen lässt mein Herz einen Schlag aussetzen. Ich atme tief durch, überwältigt von ihrer Aufmerksamkeit. „Das ist nicht fair“, murmle ich. „Ich habe mich nicht dafür entschieden. Ich wollte—“ „Niemand zwingt dich zu irgendetwas“, unterbricht Raphael mich, seine Stimme sanft, aber fest. „Aber du solltest wissen, dass wir keine Spielchen mit dir spielen, Clara. Wir wären nicht hier, wenn wir nicht glauben würden, dass das etwas Wichtiges ist.“
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