8. Kapitel
Ich hörte ein Plätschern, wie das eines Wasserfalls.
Sonnenstrahlen strahlten in mein Gesicht und hinterließen eine warme Spur, während ich im Wasser eines kleinen Sees trieb.
Es war zu schön, um wahr zu sein.
Denn als ich aufwachte, war es das mit der Ruhe.
Harvey stand vor mir. Die Sonnenstrahlen waren nicht da. Es war die Deckenlampe, die mich täuschte. Und das Plätschern war der Wasserhahn. Schnell sprang ich aus der Badewanne und landete dabei fast auf dem Boden.
„Harvey", fuhr ich ihn an. „Was zum Teufel soll das?", fragte ich ihn sauer und deutete auf die mit Wasser befühlte Badewanne. Ein Grinsen stahl sich auf sein Gesicht.
„Warum hast du mir die Decke weggenommen?", fragte er mich unschuldig.
„DU konntest auf dem Bett schlafen", fauchte ich wütend.
„Du kannst das auch", meinte er zwinkernd.
Das Kissen und die Bettdecke waren nun vollkommen durchgeweicht.
Als ich dann auch noch entdeckte, dass es erst kurz nach 6 Uhr morgens war, ging der Wolf los.
„Warum weckst du mich?", fragte ich ihn fassungslos.
„Das Gleiche könnte ich auch dich fragen", provozierte er mich weiter.
Dieser Typ würde mich noch umbringen.
Schließlich lief ich entschlossen an ihm vorbei und sprang auf das Bett. Ich drückte meine Augen zusammen und wollte einfach schlafen. Meine Klamotten waren zwar durchnässt, aber das war mir in diesem Moment recht egal. Auch wenn ich nun ohne Kissen und Decke schlafen würde.
Dann vernahm ich Schritte. Harvey legte sich wirklich neben mich. Ich spürte sofort seine Wärme neben mir.
„Runter", knurrte ich.
„Nein", ich konnte das Grinsen so stark heraus hören.
Der Idiot hatte ein Kissen und eine Decke. Trotzdem gab er sich noch nicht zufrieden.
Stur rutschte ich bis zum Rand und versuchte mich in das Bettlacken einzuwickeln.
Natürlich gelang mir das auch nicht. Murrend stand ich auf und lief zum Kleiderschrank.
Ich schob die Türen zur Seite und entdeckte ein paar Kissen und Decken. Doch auch eine neue Idee drang in mein Hirn. Schließlich legte ich mir Kissen und Decken im Schrank zu Recht und legte mich dann in den Kleiderschrank. Immerhin besser als das Sofa. Es war zwar etwas eng, aber nicht unbedingt ungemütlich. Ich legte mich auf die Seite und schlief zu meinem Glück auch recht schnell wieder ein, was ich echt nicht für möglich gehalten hatte.
Am ‚nächsten' Morgen wachte ich nach Harvey auf. Ich hörte die Dusche, als ich die Augen öffnete. Zu diesem Zeitpunkt war ich echt erstaunt, wie ich auf die Idee gekommen war im Kleiderschrank zu schlafen. Darauf musste man erst einmal kommen! Vielleicht sollte ich ein Bett im Kleiderschrank erfinden. Das wäre bestimmt ... grandios!
Für einen Moment verweilte ich noch im Kleiderschrank, bis ich auch aufstand und zu meinem Koffer lief. Aus diesem zog ich meine heutigen Klamotten. Ich legte sie schon einmal bereit, um nach Harvey das Bad zu betreten. Während ich auf ihn wartete, scrollte ich durch mein Handy.
Pru hatte mir geschrieben. Doch die Nachricht würde ich mir erst später angucken, denn ich hörte wie sich die Tür des Bad öffnete und wenig später sah ich auch schon Harvey.
Er hatte sich ein Handtuch um die Hüfte gewickelt und einzelne Wassertropfen liefen über sein Oberkörper. Allein diese Wassertropfen betonten seine Bauchmuskeln noch mehr.
GRACE! Cool bleiben!
„Bist du fertig?", fragte ich möglichst locker.
„Ja", antwortete er mit rauer Stimme, die mich zum Zittern brachte. Diese raue Stimme hörte sich so heiß an. Okay, durchatmen! Grace, das ist nur ein Mensch und du bist ein Mensch und wir alle sind Menschen. Okay, Grace.
Schnell schnappte ich mir meine Klamotten und huschte an ihm vorbei ins Badezimmer.
Im beschlagenen Spiegel entdeckte ich mein rotes Gesicht und seufzte peinlich berührt.
Anschließend sprang ich schnell unter die Dusche und wusch mir die Haare.
Danach schlüpfte ich schnell in meine Klamotten und putzte mir die Zähne.
Als ich das Badezimmer verließ, hatte Harvey gerade eine Zeitung in seiner Hand.
Er fluchte vor sich hin und sein Ausdruck nach zu urteilen, war etwas passiert.
„Was ist los?", fragte ich ihn vorsichtig.
Er warf mir die Zeitung zu. Ich konnte nicht so schnell reagieren, weshalb sie auf dem Boden landete. Langsam hob ich sie auf und sah auf das Titelblatt.
Scheiße, war meine Wange wirklich so blau und geschwollen?
Ich war verdammt nochmal auf dem Titelblatt.
Die Überschrift lautete: Prinz Harvey, ist er wirklich ein Frauenschläger?
Ich schlug den Artikel auf Seite 3 auf und begann zu lesen.
Manchester - Am gestrigen Tag fand die Eröffnungsfeier der Little Jones University in Manchester statt. Unter den berühmten Gästen, wie Politiker Michael Gove, waren auch Gäste, wie Schauspieler Matthew Smith anwesend. Auch Prinz Harvey mit seiner neuen Freundin Gracie Fryer fügte sich auf der Eröffnungsfeier an. Doch Gracie Fryer fiel nicht nur durch ihr besonders schönes rotes Kleid auf. Auf ihrer Wange befand sich ein auffälliges Pflaster. Diese war ebenfalls angeschwollen. Auch die Kälte zwischen unserem Prinzen und seiner amerikanischen Flamme wurde bemerkt. Die Beiden verhielten sich sehr abneigend von einander.
Nun fragen wir uns. Ist Prinz Harvey von Großbritannien wirklich ein Frauenschläger? Soll das wirklich unser König werden?
Ich schluckte. „Nein", sagte ich geschockt.
Wenn das Ganze auffliegen würde, würde es nicht nur für Harvey schlecht aussehen.
Nun begann auch ich zu fluchen. Und in genau diesem Moment wurde mir klar, wie abhängig ich inzwischen von Harvey war. Momentan brauchten wir uns allerdings im Nutzen beide.
Nervös fuhr sich Harvey durch die Haare. „Wir müssen etwas ändern", meinte er schlicht und stand vom Bett auf. Er lief an mir vorbei und schlüpfte nun in seine Schuhe.
Ich tat es ihm gleich. Schnell schnappte ich mir meine Sneaker und zog sie an. Dann schnappte ich mir noch schnell mein Handy.
„Bereit?", fragte er mich erwartungsvoll, als ich wieder gerade stand.
„Wofür?", fragte ich ihn etwas verwirrt.
„Für das Frühstück", antwortete er ernst. Meinte er das wirklich ernst? Ich begann zu grinsen.
„Was ist so lustig?", fragte er interessiert.
„Ach nichts", meinte ich belustigt und grinste immer noch.
Er lief vor mir aus dem Zimmer. Ich zog die Tür hinter mir zu und folgte Harvey.
Nach wenigen Schritten zog er mich näher zu sich, so dass ich ihn seinem Arm lag. Das war ein wirklich komisches Gefühl. Ich spürte seinen Atem erneut an meinem Hals, was wieder eine Gänsehaut und ein Kribbeln in mir auflöste. Ich hasste es, dass ich immer so nervös in seiner Gegenwart wurde, allerdings war er auch wirklich einschüchternd.
Als wir in der Hotellobby ankamen, lagen alle Augen auf uns. Ich lächelte schüchtern.
Mit relativ schnellen Schritten verließen wir das Hotel und liefen nach draußen.
Der Mercedes stand schon bereit. Harvey hielt mir die Tür auf, so dass ich schnell hinein sprang. Auf seinem Lippen lag ein Lächeln, was einem warm ums Herz werden ließ.
Wahrscheinlich hatte Harvey dem Fahrer die Adresse bereits geschrieben, denn er sagte kein Wort zum Fahrer, was mich anfangs echt verwunderte.
Die Fahrt zu unserem Ziel verlief eigentlich nicht besonders spannend. Wir sprachen nicht und ich sah vertieft aus dem Fenster. Ich antwortete auch auf die Nachricht von Pru. Natürlich fragte sich auch meine allerliebste beste Freundin, was mir denn da passiert war. Also beantwortete ich ihr die Frage.
Nach ungefähr 10 Minuten kamen wir in der Innenstadt von Manchester an.
Plötzlich sah ich auch das zweite Auto hinter uns. Bodyguards saßen dort drinnen.
Das Auto hielt vor einem kleinen Café.
„Bist du bereit?", fragte er mich grinsend.
„Wofür? Wir gehen doch nur frühstücken", ich lachte und sah ihn belustigt an.