Kapitel 2.1

1407 Worte
Sera stöhnte, als sie sich in das weiche Bett auf ihrem Hotelzimmer fallenließ. Was hatte sie sich nur dabei gedacht? Das wäre ihre Chance gewesen und sie hatte es so verhauen! Wütend starrte sie an die weiße Zimmerdecke ihres Hotelzimmers und seufzte. Anstatt klein beizugeben, nahm sich Sera vor, den nächsten Tag damit zu verbringen, sich nach einer anderen Stelle umzusehen. Was nicht hieß, dass sie das zahlreiche Angebot des noblen Hotels nicht ausnutzen würde. Schließlich waren ihr die zwei Tage von Mister Diabolus zugeschrieben worden, wenn sie zum Vorstellungsgespräch kam. Als erstes nahm sich Sera vor, eine Runde im hauseigenen Schwimmbad zu drehen und sich danach ordentlich durchkneten zu lassen. Sera schwang sich in eine sitzende Position. Sie wollte auf andere Gedanken kommen, weshalb sie sich entschloss, loszugehen, um ihre Gedanken in die Tat umzusetzen. Sonst würden sich ihre Gedanken noch weiter um Astarot drehen. Dass ein Chef sich so benahm, war ihr fremd. Natürlich gab es oft Missverständnisse und Unklarheiten zwischen Chef und Angestellten, doch bei ihm war sich Sera sicher, dass er nicht sehr nett war. Warum sonst hatte er sie einfach so hereingelegt? Mit ihrem Bikini in der Hand ging Sera hinunter in den Keller, da dort das Schwimmbad lag. Sie war froh, dass sie nach dem Hotel gegoogelt hatte, um zu wissen, was es alles anbot. Um diese Uhrzeit war keiner zu sehen und zufrieden schloss sich Sera in einer Kabine ein, um sich umzuziehen. Dabei drifteten ihre Gedanken jedoch wieder zu Astarot und der Szene im Fahrstuhl. Das hatte ihr wohl schon von Anfang an das Bewerbungsgespräch versaut. Vielleicht war es ein Wink des Schicksals und sie hätte diese Stelle nicht bekommen sollen. Es würden sich noch andere Chancen ergeben. So schnell ließ sich Sera nicht unterkriegen. Während sie sich im Wasser treiben ließ, überlegte sie, wie Astarot auf sie reagiert hätte, wenn das im Fahrstuhl nicht passiert wäre. Vielleicht unverfänglich und normal. Wobei sie nicht sagen konnte, ob sein Verhalten normal gewesen war oder nicht. Von Mister Diabolus hatte sie einiges gehört, denn er vertrat die wichtigsten und größten Fälle vorm Gericht. Gesehen hatte Sera ihn noch nie. Hätte sie das, wäre sie nicht in den Fahrstuhl gestiegen, sondern hätte gewartet. Sie seufzte, tauchte unter und schwamm ein bisschen, bevor sie wieder aus dem Wasser stieg. Los Angeles war so schön und sie würde ihre freie Zeit damit verbringen, sich hier umzusehen. Schnell trocknete sie sich ab, um sich noch eine Massage gönnen zu lassen, bevor sie schlossen. Morgen wollte sie fit sein, um früh aufzustehen und die Gegend zu erkunden. Nach der entspannenden Massage ging Sera gut gelaunt zurück in ihr Zimmer. Der Tag war noch jung, weshalb sie gleich ein bisschen Sightseeingtour machen würde. Schon allein, um sich abzulenken und nicht nur negative Gedanken an Los Angeles zu haben. Vor sich hin summend, nahm sie die Karte, mit der sie ihre Tür entriegeln konnte und trat ein. Ihr Weg führte zum kleinen Koffer, den sie für die kurze Reise gepackt hatte. Auf dem Bett fand sie jedoch einen Brief mit ihrem Namen vor. Hatte ein Zimmermädchen diesen dort platziert? Immerhin hatte die Firma ihr das Hotel spendiert. Vielleicht wussten sie also, weshalb sie hier war? Stirnrunzelnd nahm sie den Zettel und las sich diesen durch. Darauf stand, dass sie anscheinend für die zweite Runde der Bewerbung zugelassen war. Aber warum? Sie hatte nicht einmal die erste Runde geschafft, nachdem sie sich geweigert hatte, sich zu setzen und ein Gespräch zu führen. Sera ließ den Zettel sinken und sah aus dem Fenster. Von hier aus konnte sie sogar das Gebäude erkennen, in dem Mister Diabolus arbeitete. Was sollte sie jetzt tun? Sollte sie Morgen noch einmal hingehen oder nicht? Nach ihrem ersten Eindruck würde er sich wohl nur über sie lustig machen. Aber diese Stelle war ein Sprungbrett für ihre Karriere. Seufzend und auf ihrer Unterlippe kauend überlegte Sera, was die beste Entscheidung wäre. Diesen Zettel hielt sie für einen Trick, aber es konnte durchaus Ernst sein. Wie sie es in eine zweite Bewerbungsrunde geschafft haben sollte, obwohl sie in der ersten nichts getan hatte, war unbegreiflich. Um sich zu vergewissern, dass sie alles richtig verstanden hatte, las sie erneut den Brief durch. Doch es blieb dabei. Man wollte sie für die zweite Runde des Vorstellungsgespräches haben. Was sollte sie tun? Sollte sie es noch einmal versuchen? Sera überlegte noch wenige Minuten, bis sie einen Entschluss fasste. Sie würde es noch einmal versuchen. Und sie würde ihr Bestes geben, sich nicht unterkriegen zu lassen. Es dämmerte ihr, dass Mister Diabolus gerne falsche Fährten legte. Mit dem neuen Entschluss ging sie zielstrebig auf ihren Koffer zu und zog sich ein anderes Kleidungsstück heraus. Dieses legte sie sorgfältig zurecht und entschied sich dann, den restlichen Tag zu genießen. Unruhig wippte Sera auf ihren Beinen vor und zurück, während der Fahrstuhl an der Etage hielt, an der Mister Diabolus sie haben wollte. Etage dreizehn. Sie war pünktlich und hoffte sehr, dass es heute besser laufen würde. Sich in Gedanken selbst anfeuernd, trat sie aus dem Fahrstuhl hinaus und ging zielstrebig zu der Glastür, die sie leise hinter sich schloss. Genau wie am Vortag verspürte sie ein seltsames Gefühl, das sie durch ruhiges Atmen unterdrückte. An seiner Tür angekommen, klopfte sie an und wartete darauf, hereingebeten zu werden. Seine Stimme erklang. Genau so ruhig und fast emotionslos, wie sie diese kannte. Noch einmal atmete Sera tief ein und aus, bevor sie die Tür öffnete und eintrat. Mister Diabulos saß genau wie gestern hinter dem Schreibtisch. Sein langes, schwarzes Haar offen und sein Blick ruhig auf sie gerichtet. Zudem trug er einen anderen Anzug. Einen in einem dunklen Blau, kein Schwarz. „Guten Morgen", grüßte Sera ihn, als wäre zwischen ihnen nichts vorgefallen. Dabei lag ihr ein Kommentar auf der Zunge, den sie am liebsten von sich geben würde. Nur sagte sie ihn nicht, weil sie diese Stelle haben wollte. „Guten Morgen", erwiderte Mister Diabolus und deutete auf den Sessel. Eine Geste, die Sera sehr gut kannte. Langsam ging sie darauf zu und ließ sich nieder, ohne den Herren aus den Augen zu lassen. „Woher kommt Ihr plötzlicher Sinneswandel?", wollte sie neugierig wissen. Diese Frage musste sie einfach beantwortet haben. „Mein Sinneswandel?", fragte er und klang belustigt. „Es ist wohl eher Ihr Sinneswandel. Sie wollten gestern immerhin nicht mehr. Aber ehrlich gesagt, haben Sie mich damit beeindruckt. Ich mag starke Frauen", erklärte Mister Diabolus und schien in diesem Punkt wohl ein ehrlicher Mann zu sein. Mit hochgezogenen Augenbrauen warf Sera ihm einen seltsamen Blick zu. „Ich bin hierher gekommen, um diese Stelle zu bekommen. Nur deshalb ergreife ich die zweite Chance", bemerkte sie verwundert über seinen Kommentar. Starke Frauen. Ein seltsamer Ausdruck für die erste Begegnung. „Und trotzdem waren Sie bereit, nicht hier zu arbeiten, wenn Sie den Chef nicht mögen. Das Zeugt von Stärke", sagte er mit ruhiger Stimme. „Darum räume ich Ihnen diese zweite Chance ein. Meine erste Frage: Warum wollten Sie unbedingt zu mir und was erhoffen Sie sich bei einer Stelle als meine Sekretärin?" Genau diese Frage hatte sie erwartet. „Weil ich gerne das Sommerstudium in Jura absolvieren möchte. Mein Traum ist es, Anwalt zu werden", begann sie und machte eine kurze Pause. „Sie sind der angesehenste Anwalt, der alle Fälle gewinnt. Ich möchte von Ihnen lernen, um später erfolgreich zu sein." Seras Stimme klang fest und entschlossen. „Ich bin mir sicher, von Ihnen werde ich lernen, was es heißt, ein guter Anwalt zu sein. Und ich werde mein Bestes geben, um Ihnen zu beweisen, dass sie eine gute Wahl treffen, sollten Sie mich einstellen, Mister Diabolus." Sie konnte seinen Blick nicht ganz deuten. War er der Typ Mann, der es mochte, wenn Frauen ehrgeizig und offen waren oder bevorzugte er Frauen, die sich einem Mann unterordneten? „Sie möchten also Jura studieren", begann er und notierte sich etwas. Seine Schrift war fein und säuberlich, obwohl er sehr schnell schrieb. „Haben Sie bereits Erfahrung in diesem Bereich?" „Ein bisschen", gestand Sera, denn sie hatte sich tatsächlich einiges selbst angelesen. Es interessierte sie einfach mehr als Medizin. „Sehr gut", meinte Mister Diabolus und klang zufrieden. „Ich möchte, dass Sie einen Tag hier arbeiten, um zu sehen, wie es für Sie ist." Sera hob ihre Augenbrauen. „Jetzt sofort?", fragte sie und klang erleichtert. Das Warten behagte ihr nicht und sie war froh, etwas zu tun zu haben.
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