Kapitel 3-2

870 Worte
Er legt mich darauf ab, fast zärtlich, und ich rolle mich bebend zu einer Kugel zusammen. Er beginnt, sich auszuziehen, und ich muss ihm einfach dabei zusehen. Er trägt Jeans und T-Shirt, und das T-Shirt ist zuerst an der Reihe. Sein Oberkörper ist ein Kunstwerk: breite Schultern, harte Muskeln und glatte, gebräunte Haut. Seine Brust ist leicht mit dunklem Haar überzogen. Unter anderen Umständen wäre ich von einem solchen Liebhaber begeistert gewesen. Unter diesen Umständen möchte ich einfach nur schreien. Seine Jeans ist als Nächstes dran. Ich kann den Reißverschluss hören, der geöffnet wird, und das lässt mich schlagartig aktiv werden. Innerhalb einer Sekunde liege ich nicht mehr auf dem Bett, sondern stürme auf die Tür zu – die er aufgelassen hat. Ich mag klein sein, aber ich bin schnell. Ich bin zehn Jahre lang gerannt. Leider habe ich mir während eines Laufes mein Knie verletzt und muss jetzt langsamere Sportarten betreiben. Ich schaffe es, aus dem Zimmer zu entkommen und bin schon fast an der Eingangstür des Hauses, als er mich fängt. Seine Arme umschließen mich von hinten, und er hält mich so fest, dass ich einen Moment lang nicht atmen kann. Meine Arme sind völlig bewegungsunfähig, also kann ich nicht einmal gegen ihn ankämpfen. Er hebt mich hoch, und ich trete mit meinen Fersen nach ihm. Ich treffe ihn einige Male, bevor er mich herumdreht, damit ich ihn ansehe. Ich bin mir sicher, dass er mir jetzt wehtun wird, und bereite mich geistig auf den Schlag vor. Stattdessen umarmt er mich einfach nur und hält mich an sich gedrückt. Mein Gesicht liegt auf seiner Brust, und mein nackter Körper berührt seinen. Ich kann den sauberen Moschusduft seiner Haut riechen und fühle etwas Hartes und Warmes an meinem Bauch. Seine Erektion. Er ist komplett nackt und erregt. So, wie er mich hält, bin ich fast völlig hilflos. Ich kann weder treten noch kratzen. Aber ich kann beißen. Also versenke ich meine Zähne in seinem Brustmuskel und höre ihn fluchen, bevor er an meinem Haar zieht und mich dadurch zwingt, ihn loszulassen. Danach hält er mich fest, indem er einen Arm um meine Taille legt, was meinen Unterleib eng an ihn presst. Seine andere Hand ist in meinem Haar verschwunden und hält meinen Kopf nach hinten. Meine Hände drücken in dem sinnlosen Versuch, Abstand zwischen uns zu bringen, gegen seine Brust. Ich erwidere trotzig seinen Blick, ignoriere die Tränen, die mein Gesicht hinunterlaufen. Ich habe keine andere Wahl, als jetzt mutig zu sein. Wenn ich sterbe, dann wenigstens mit einem Rest Würde. Sein Gesichtsausdruck ist dunkel und verärgert, seine blauen Augen verengen sich. Ich atme schwer, und mein Herz schlägt so schnell, dass ich das Gefühl habe, es könnte gleich aus meiner Brust springen. Wir sehen uns an – Jäger und Beute, der Eroberer und die Eroberte – und in dem Moment spüre ich eine eigenartige Verbindung zu ihm. So als ob ein Teil von mir sich durch das, was zwischen uns passiert, für immer verändert. Plötzlich wird sein Gesicht weich. Ein Lächeln erscheint auf seinen sinnlichen Lippen. Dann beugt er sich zu mir, senkt seinen Kopf und drückt seinen Mund auf meinen. Ich bin fassungslos. Obwohl er mich in diesem eisernen Griff hält, sind seine Lippen sanft und zärtlich, als sie meine erkunden. Er kann definitiv küssen. Ich habe schon ein paar Jungs geküsst und nie so etwas gefühlt. Sein Atem ist warm, mit einem süßen Aroma, und seine Zunge spielt mit meinen Lippen, bis sie sich freiwillig öffnen, um ihm Zugang zu meinem Mund zu gewähren. Ich weiß nicht, ob das die Nachwirkungen des Mittels sind, welches er mir verabreicht hatte, oder einfach die Erleichterung darüber, dass er mir nicht wehtut, aber ich schmelze bei diesem Kuss dahin. Eine unbekannte Mattigkeit breitet sich in meinem Körper aus und nimmt mir meinen Willen zum Kämpfen. Er küsst mich langsam, entspannt, so als habe er alle Zeit der Welt. Seine Zunge stößt gegen meine, und er saugt leicht an meiner Unterlippe, was eine Welle feuchter Hitze direkt in mein Mark sendet. Seine Hand lässt mein Haar los und hält stattdessen sanft meinen Hinterkopf. Es ist fast so, als würde er Liebe mit mir machen. Ich merke, dass meine Hände auf seinen Schultern liegen. Ich weiß nicht, wie sie dorthin gekommen sind, aber jetzt halte ich mich an ihm fest, anstatt ihn von mir wegzuschieben. Ich verstehe meine eigene Reaktion nicht. Warum wende ich mich nicht angeekelt von seinem Kuss ab? Er fühlt sich einfach so gut an, sein unglaublicher Mund. Es ist so, als würde ich einen Engel küssen. Ich vergesse einen Moment lang die Situation und kann den Terror beiseiteschieben. Er nimmt Abstand und schaut auf mich hinab. Seine Lippen sind nass und glänzend, ein wenig geschwollen von dem Kuss. Meine wahrscheinlich auch. Er scheint nicht länger verärgert zu sein. Stattdessen sieht er gleichzeitig hungrig und erfreut aus. Ich kann Lust und Zärtlichkeit auf seinem perfekten Gesicht erkennen und schaffe es nicht, meine Augen von ihm abzuwenden. Ich lecke meine Lippen, und sein Blick fällt eine Sekunde lang auf meinen Mund. Er küsst mich noch einmal, diesmal ist es nur eine kurze Berührung meiner Lippen. Dann hebt er mich wieder hoch und trägt mich nach oben in sein Bett.
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