6. Kapitel

1783 Worte
Ich fasste es einfach nicht! Es war Montagmorgen, heute war mein erster Schultag in L.A., und ich musste zu einer Monatskontrolle nach Phoenix gehen!  Es war ja nicht so, dass ich in den sechs Wochen Sommerferien genug Zeit hatte und mir teilweise langweilig war. Doch genau so war es! Es war noch nicht einmal klar, ob ich heute auch wieder nach Hause komme, oder ob ich über Nacht in Emily's bleiben musste. Dann würde ich nicht nur meinen ersten, sondern auch noch meinen zweiten Schultag verpassen. Schlimm genug, dass ich den ersten verpasste, denn so zog ich am zweiten Tag die ganze Aufmerksamkeit auf mich, da ich ja dann 'die Neue' war und meine Brüdere waren in diesem Zeitpunkt dann grössten Teils auch schon wieder vergessen.  „Kleines! Kommst du? Wir müssen los!", brüllte Kyle nach oben.  Sogar Kyle verpasste seinen ersten Arbeitstag in der Werkstatt, nur wegen dieses Kontrollbesuches. Meine Eltern konnten leider nicht, da diese bereits seit zwei Wochen wieder unterwegs waren auf irgendwelchen Geschäftsreisen. Ich wusste noch nicht einmal, was sie genau von Beruf aus waren! Ich schnappte mir meine Tasche und sprintete die Treppe runter in die Eingangshalle des Hauses, wo ich mir meine Schuhe anzog. Ich flitzte aus dem Haus und sprang in Kyles Auto, dann fuhren wir los.  In den Sommerferien war nicht besonders viel los. Ich wurde weiterhin etwas unterrichtet - das ging auf meinen eigenen Wunsch -,spielte oft Klavier und Gitarre und wenn ich alleine war sang ich sogar ein bisschen für mich. Ich ging oft mit meinen Brüdern ins Meer und surfte. Das erste Mal in meinem Leben surfte ich im Meer! Das war ein so unglaubliches Gefühl! Anfangs fiel ich oft vom Brett, da ich es einfach nicht gewohnt war. Aber jetzt fühlte ich mich schon fast wie eine Weltmeisterin.  Mum und Dad waren die meiste Zeit weg. Und Atlanta war schon vor drei Wochen nach Russland geflogen zu ihrem Auslandsjahr.  Ich war aber auch oft alleine, da die Jungs schon Freunde gefunden hatten und mit denen etwas unternahmen. Ich hingegen wollte das Haus nicht allzu lange verlassen und mit den Freunden meiner Brüder wollte ich ehrlich gesagt auch nichts zu tun haben. Was war, wenn die irgendwie etwas über meine Krankheit herausfanden? Nein, danke! Das brauchte ich ganz klar nicht noch einmal! Jedenfalls war ich in dieser Zeit alleine und an einem Tag beschloss ich einfach einmal alles aufzuschreiben. Mein ganzes Leben. Von meiner Geburt bis heute. Mit allen Höhen und Tiefen. Ich fand die Idee gerade wirklich gut und kam in ein richtiges Schreibfieber. Mein gesamtes Leben dollte auf dem Papier stehen! Vielleicht kam ich ja dann auch besser mit meinem Leben klar. Ich hatte nämlich immernoch so meine Schwierigkeiten es so zu aktzeptieren, wie ich es nunmal bekommen konnte.  Anfangs Sommerferien hatten meine Eltern auch noch ein Hausmädchen eingestellt, die Marry hiess. Sie war schon etwas älter aber eine wundervolle Frau! Ich verstand mich super mit ihr und half ihr ab und zu im Haushalt. Sie war eine wirklich gute Freundin für mich geworden. Sie war nun wie meine Ersatz-Mum.  Meine Sommerferien verliefen also folgendermassen: Büffeln, surfen - meistens mit meinen Brüdern aber zwischen durch auch alleine, Klavier und Gitarre spielen, Marry im Haushalt helfen und an meiner Lebensgeschichte arbeiten. Und ausgerechnet heute musste ich in die Klinik. „Bist du aufgeregt?", wollte Kyle wissen, als wir vor Emiliy's Home anhielten.  „Ich weiss ehrlichgesagt nicht so ganz", antwortete ich wahrheitsgemäss.  „Mach dir keine Sorgen, Prinzessin. Es wird schon alles in Ordnung sein." Kyle sah mich aufmunternd an und ich nickte. Dann stiegen wir gemeinsam aus und betraten die Klinik. Ich wurde dort bereits erwartet, denn eine Krankenschwester führte mich sofort in ein Behandlungszimmer. Es dauerte nicht lange, bis John den Raum auch betrat. „Hallo, Natalia. Wie geht es dir denn?", fragte er mich und streckte mir seine Hand zum Gruss entgegen und ich schüttelte diese.  „Ja geht eigentlich sehr gut. Ich bin nur etwas sauer, weil ich ausgerechnet heute hier sein muss", sagte ich schulterzuckend.  „Ja das tut mir leid. Was hast du denn so gemacht. Es ist eine ganz schöne Weile her, seit du das letzte Mal hier warst." Ich nickte etwas gedankenverloren „Ich habe das getan, was ich hier sonst auch immer getan habe. Dann habe ich im Meer gesurft, Marry im Haushalt geholfen und mein Leben begonnen aufzuschreiben", erklärte ich meinem Arzt.  Dieser nahm mir gerade Blut ab und als er fertig war fragte er:„Du schreibst dein Leben auf?" „Ja. Ich finde, dass es eine gute Idee ist das alles noch einmal durchzugehen und es aufzuschreiben." „Das ist in der Tat eine sehr gute Idee. Sag einfach wenn du irgendwelche Informationen brauchst. Ich helfe gern", sagte John augenzwinkernd.  Ich lächelte ihn dankbar an. John machte noch die üblichen Tests mit mir und als er fertig war, gingen Kyle und ich in die Cafeteria, um etwas zu Mittag zu essen. Wir redeten zusammen über einige Sachen, wir gingen im Park gleich neben der Klinik etwas spazieren und drei Stunden später gingen wir wieder zurück.  Wir wurden ins Behandlungszimmer geführt, wo John bereits mit seinem üblichen Arzt-Pockerface wartete.  Wir setzten uns auf zwei Stühle direkt neben ihm und sahen ihn erwartungsvoll an.  Als er anfing zu reden hielt ich betend die Luft an.  „Also gut. So wie es ausshiet, scheint das Medikament immer noch perfekt und so wie es soll zu wirken. Das ist auch bei Miriam in Australien so. Sie hat sogar schon Anschluss an ihrer Schule gefunden und ich denke, dass dir jetzt auch nichts mehr im Weg stehen sollte endlich ein normales oder zumindest normaleres Leben führen zu können", beendete er seine kleine Rede und ich war richtig glücklich. Geradezu euphorisch! Ich fiel Kyle um den Hals, der lachte, und jubelte.  Ich kann mein Leben endlich richtig starten.  Als Natalia Ocean, die nicht todkrank war. Denn genau so lernten mich meine neuen Mitschüler kennen und nicht anders. Das war mein Startschuss.  *~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~* Es war bereits 21:00 Uhr, als wir zu Hause angkamen. Kyle ging zurück zu seiner WG-Wohnung und ich verschwand nach oben in mein Zimmer. Wieder einmal war ich alleine in diesem riesigen Haus. Marry hatte bereits Feierabend und die Jungs waren wahrscheinlich noch am Feiern oder was auch immer. Ehrlich gesagt wollte ich es auch überhaupt nicht wissen.  Ich zog mir meinen Schlafanzug an, duschte - ich machte das immer abends, da ich morgens einfach überhaupt keine l**t darauf hatte - putze mir die Zähne und ging ins Bett. Natürlich nicht bevor ich mir meinen Wecker gestellt hatte.  *~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~* Mein Wecker weckte mich und ich war hellwach. Was seltsam war, da ich normalerweise erst nach wenigen Minuten richtig wach war. Aber egal. Heute war offiziell mein erster Schultag! Ich freute mich einen Keks und sprang aus meinem Bett, um kurz darauf in meinen begehbaren Kleiderschrank zu hüpfen. Dieses Teil war wirklich rapelvolll. Wie sollte ich jemals etwas zum Anziehen finden? Egal. Einfach irgendetwas nehmen und dann schauen, was dazu passt. Ich nahm mir mir ein ziemlich grosses weites schwarzes T-Shrit, das mir bis mitte Oberschenkel ging, und dazu eine knielange dunkelblaue Jeans und noch schwarze Sneakers und schon war ich angezogen. Meine Haare kämte ich durch und liess sie einfach stinknormal offen, damit ich mich im Notfal hinter ihnen verstecken konnte. Zum Schluss noch meine schwarze Brille und fertig.  Ich nahm meine Tasche und noch bevor ich mein Zimmer verlassen konnte, hörte ich durch mein schräggestelltes Fenster Autotüren zuschlagen und zwei Motoren angehen. Ich rannte schnell die Treppen runter in die Küche und schaute aus dem Küchenfesnter. Mich traf fast der Schlag, als ich zuerst sah, dass es wie aus Kübeln regnete und dass gerade zwei Autos am Ende unserer Auffahrt in die Strasse Richtung Schule einbogen.  Aber die waren doch viel zu früh dran! Ich drehte mich zur Küchenuhr und traute meinen Augen nicht.  In einer vietel Stunde war Schulbeginn! Das hiess dann wohl laufen, und zwar schnell. Ich rannte in die Eingangshalle und schnappte noch schnell einen Schrim, da spurtete ich mindesten 5 Minuten im vollem Tempo Richtung Schule.  Gerade als ich mir eine kleine Pause gönnte und kurz verschnaufte, fuhr ein offensichtlicher Strassenraudi an mir vorbei, direkt durch eine Pfütze, die ich nun an meinem Körper kleben hatte. Das durfte doch nich wahr sein! Ich konnte gerade noch erkennen, dass es ein Typ war, der etwas älter zu sein schien als ich es war.  Im Weitergehend fischte ich mein Handy aus meiner Tasche und rief Aiden an, um ihm mal so richtig die Meinung zu geigen.  „Nati? Alles in Ordnung?", ertönte die besorgte Stimme meines Bruders.  „Nein gerade ist nichts in Ordnung!", schrie ich aufgebracht.  „Was ist passiert? Wir kommen sofort zu dir nach Phoenix!" Jetzt war der amre Aiden alarmiert und total durch den Wind und ich verstand erst jetzt, was er meinte, was passiert war. Deshalb antwortete ich schnell und mit beruhigender Stimme:„Nein nein! Keine Sorge, Aiden. Es ist nur, dass ihr ohne mich zur Schule gegangen seid, aber ich wusste ja nicht, dass ihr nicht wusstet, dass ich zu Hause war. Jetzt bin ich auf dem Weg. Zu Fuss! Und irgend so ein Blödmann ist direkt neben mir mit Vollgas durchgefahren und jetzt bin ich von oben bis unten nass!" „Du bist auf dem Weg? Warte ich komme dich sofort abholen!", antwortete Aiden jetzt ziemlich erleichtert.  „Nein. Ist schon in Ordnung, Aiden. Ich bin gleich da. Und tut mir leid, dass ich dir gerade einen Schrecken eingehagt habe. Das wollte ich nicht", entschuldigte ich mich noch kurz und legte auf. Keine 5 Minuten später irrte ich durch die Gänge meiner neuen High School auf der Suche nach dem Sekretariat.  Als ich es endlich gefunden hatte, trat ich ein und stellte mich an den Tresen, wo hinten dran die Sekretarin sass und mich erwartungsvoll anschaute.  „Ähem... Mein Name ist Natialia Ocean. Ich bin neu hier", erklärte ich.  Sie nickte und streckte mir einen kleinen Stapel mit Papieren hin. „Du bist in der 11b. Deine Klassen Lehrerin ist Mrs Collins. Viel Erfolg!", sagte sie knapp und widmete sich wieder dem Computer. Danke.  Wieder einmal irrte ich durch die Gänge und suchte nach der richtigen Zimmernummer. Leider hatte es bereits vor einigen Minuten geklingelt, also kam ich wohl zu spät.  Endlich hatte ich meinen Klassenraum gefunden und klopfte an. Nach einen kurzen 'Herein' öffnete ich die Tür und trat ein.  „Ah wie schön! Sie sind dann wohl dir Neue. Kommen sie rein und stellen sie sich der Klasse kurz vor", forderte Mrs Collins mich auf und ich trat ein.  „Also. Meine Name ist Natalia Ocean und ich bin neu hier", sagte ich, sah durch die Klasse und als ich Meik und Mason in der dritthintersten Reihe entdeckte musste ich grinsen.  „Sonst noch was? Hobbys?", Mrs Collins wurde ungeduldig.  „Das hat niemanden zu interessieren", antwortete ich schulterzuckend.  „Lass mich raten! Du kommst gerne zu Fuss zur Schule, wenn es regnet?", rief ein Junge aus der letzten Reihe. Ich sah ihn an und.. Oh mein Gott. Er hatte braune kurze Haare und braune Augen. Er grinste mich dreckig an, bis mir ein Licht aufging.  „Du bist der Idiot, der mich vorhin nass gespritzt hat!"
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