Kapitel 2

1387 Worte
Kapitel 2 ALPHA BALLISTERS SICHT Ich wollte nicht hier sein. Den Blood Moon Pack zu besuchen, war das Letzte, was ich tun wollte, aber als Alpha-König und Anführer des Nord- und Süd-Wolfreichs war es meine Pflicht, aus jedem Rudel Welpen für das Kriegertraining auszuwählen. In dem Moment, als ich ankam, sah ich sie. Sie war diejenige, die die Getränke servierte. Nicht die schönste Frau, die ich je gesehen hatte, aber irgendetwas an ihr zog mich an. Ich konnte nicht anders, als immer wieder zu ihr hinzuschauen. Ich war schon immer ein Einzelgänger, hatte nie etwas mit Frauen zu tun haben wollen, wegen der schlechten Behandlung meines Vaters durch meine Mutter. Aber diese Dienerin hatte es geschafft, meine Aufmerksamkeit mühelos zu fesseln. Meine Gedanken kehrten zurück in die Gegenwart, als ich die Dienerin neben mir vorbeigehen sah. Ich war gerade vorbeigegangen, als ich Schreie und Peitschenhiebe hörte. Als ich genauer hinsah, sah ich, wie Gwen sie schlug. Normalerweise hätte ich es ignoriert, aber diesmal nicht. Ich griff ein und bat die Dienerin, mir zu folgen, damit ich ihre Wunden versorgen konnte. Dann rief jemand meinen Namen. Ich drehte mich um und sah Alpha Jackson, den Alpha des Blood Moon Packs. Er lächelte mich eindringlich an. „Ich bin beschäftigt“, sagte ich knapp. Er hob eine Augenbraue. „Womit?“ Ein lautes Knurren drang aus meiner Brust, und meine Augen blitzten vor Wut. „Kenne deinen Platz, Jackson, ich antworte weder dir noch irgendjemand anderem!“ warnte ich leise. Er wirkte überrascht, trat aber zurück und bot mir in einer Geste der Unterwerfung seinen Hals dar. „Es tut mir leid, Alpha Ballister, das meinte ich nicht so.“ „Wenn du das nächste Mal so mit mir sprichst, werde ich dir den Kopf vom Hals reißen“, knurrte ich, und er jaulte. Ich wandte mich wieder der Dienerin zu, doch sie war verschwunden. Meine Frustration wuchs, und ich seufzte. Ich kannte nicht einmal ihren Namen. Wie sollte ich sie finden? „Los geht’s“, murmelte ich. ~~~ EDITHS SICHTWEISE Die Küche summte vor Aktivität, Töpfe klirrten und Flammen loderten. Ich war in meinen eigenen Gedanken verloren, mein Geist schweifte ständig zurück zu Alpha Ballister. Was fühlte ich, als sich unsere Blicke trafen? Es gab eine Verbindung. Fühlte er das auch? Ich hatte meine Flucht gefunden, als Alpha Jackson seine Aufmerksamkeit von mir ablenkte. Bevor ich tiefer in meine Gedanken eintauchen konnte, schlugen die Küchentüren auf, und Wachen stürmten herein. „Wer hier heißt Edith?“ Panik durchströmte mich, als sie verlangten, mich zu sehen. Ich trat vor, meine Stimme kaum mehr als ein Flüstern, als ich mich zu erkennen gab: „Ich bin es.“ Doch bevor ich begreifen konnte, was geschah, zeigte einer der Wachen auf mich und schrie: „Das ist die Diebin! Verhaftet sie!“ Ich versuchte mich zu wehren, doch mein schwacher Körper konnte nicht viel Gegenwehr leisten. Ich versuchte, das Chaos zu ordnen, und die Tatsache, dass ich seit Tagen kein Essen bekommen hatte – was übrigens auf Gwens Befehl geschah – machte mich noch schwächer. Schon bald stand ich vor der imposanten Gestalt von Alpha Jackson. Er verzog das Gesicht zu einer verächtlichen Grimasse, seine Augen waren voller Abscheu. „Also bist du die kleine Diebin, hm? Stehlst von mir und meinem Rudel.“ Verwirrung überkam mich, als ich stammelte: „Ich… ich habe nichts gestohlen, Alpha. Ich schwöre!“ Er lachte höhnisch und kam näher. „Spare deine Lügen für jemanden, der sie glaubt. Du hast Glück, dass ich heute gut gelaunt bin. Sperrt sie ein, bis wir wissen, was wir mit ihr machen.“ Als man mich in eine kalte Zelle führte, wirbelten Fragen in meinem Kopf herum. Was hatte ich getan, um diese plötzliche Bestrafung zu verdienen? Ich suchte verzweifelt nach Antworten. Aber meine Gedanken wurden zerschmettert, als Gwens finsteres Lachen durch die Zelle hallte. Sie verspottete mich und bestätigte meine Vermutungen. „Frag gar nicht erst, was du getan hast, Edith. Das war alles ich.“ Wut entflammte in mir, und ich starrte sie mit all der Kraft an, die mir noch blieb. „Du hast mich hereingelegt, nicht wahr? Das ist deine Schuld!“ Gwen bestritt es nicht. Ein verzerrtes Lächeln kroch auf ihr Gesicht, während sie flüsterte: „Oh ja. Vielleicht habe ich diesen fehlenden Edelstein in deinem Zimmer versteckt. Du bist nichts weiter als schwacher, wertloser Müll.“ Mein Blut kochte vor Wut bei ihren Worten, doch ich durfte ihr keine Angst zeigen. „Du kommst damit nicht durch, Gwen. Ich werde meine Unschuld beweisen, und du wirst für deine Taten bezahlen.“ Sie kicherte leise, ihre Augen funkelten vor boshaftem Vergnügen. „Das werden wir ja sehen, kleine Diebin. Genieße deine Zeit hier drin.“ Nachdem Gwen gegangen war, konnte ich meine Tränen nicht zurückhalten. Ich fühlte mich völlig allein, gefangen in dieser trostlosen Zelle, ohne jemanden, an den ich mich wenden konnte. Ich rief um Hilfe, hoffte, dass jemand antworten würde, doch meine Bitten verhallten ungehört. „Ist da jemand? Kann mich jemand hören?“ rief ich ins Leere, doch es gab keine Antwort, nur das hohle Echo meiner eigenen Stimme. Zitternd vor Angst und Ungewissheit begann mein Geist zu schwanken. Sollte ich mein Racheziel aufgeben? Es schien jetzt unmöglich, vor allem, weil Gwen mich des Diebstahls bezichtigte. Aber ich konnte nicht zulassen, dass sie mit allem davonkam, was sie getan hatte. Ich durfte sie nicht gewinnen lassen. Die Erschöpfung übermannte mich schließlich, und ich schlief ein, immer noch schluchzend. In meinen Träumen erschienen meine Eltern, ihre Stimmen voller Liebe und Unterstützung. Sie drängten mich, nicht aufzugeben, und erinnerten mich daran, dass die Gerechtigkeit kommen würde. „Gib nicht auf, Edith,“ flüsterte meine Mutter sanft. „Halte fest an deinem Ziel. Enthülle Gwens wahres Wesen. Die Wahrheit wird siegen, das versprechen wir.“ Als der Traum verblasste, wurde ich abrupt von einer Ladung eiskalten Wassers im Gesicht geweckt. Die Wächter waren gekommen, bereit, mich zu verhören und zu quälen. „Gesteh den Diebstahl, und vielleicht haben wir Gnade mit dir,“ forderte einer der Wächter, seine Stimme hart und voller Anschuldigungen. Ich sammelte meinen Mut, meine Stimme zitterte, als ich sprach. „Niemals,“ antwortete ich vehement. „Ich bin unschuldig und werde niemals so etwas zugeben!“ „Nun gut, wenn du das sagst,“ kicherte einer von ihnen manisch. „Mal sehen, ob du deine Meinung änderst, wenn wir fertig mit dir sind,“ fügte ein anderer hinzu. Sie brachten ein heißes Eisen hervor, bereit, es als Foltermittel einzusetzen. Der Schmerz und die Angst wurden stärker, doch ich weigerte mich aufzugeben. Ich wusste, die Wahrheit war auf meiner Seite, auch wenn es sonst niemand glaubte. „Bitte nicht. Tut mir nicht weh!“ flehte ich, meine Stimme vor Schmerz angespannt. „Ihr habt die falsche Person! Bitte, ihr müsst mir glauben!“ Die Wächter verzogen nur die Lippen zu einem höhnischen Grinsen, ohne jegliches Mitgefühl in ihren Gesichtern. Sie setzten ihre brutalen Methoden fort, in der Hoffnung, mich zur Aufgabe zu zwingen. Doch ich hielt an meiner Unschuld fest, mein Wille blieb unerschütterlich. Durch die Tränen, die mir über das Gesicht liefen, wiederholte ich meine Bitte. „Ich bin unschuldig, ich schwöre es! Ihr habt kein Recht, mich so zu behandeln!“ Die Qual schien endlos, der Schmerz unerträglich. Doch ich wusste, dass das Aufgeben meines Racheziels bedeuten würde, Gwens Manipulationen nachzugeben. Ich konnte sie nicht gewinnen lassen. Ich konnte nicht zulassen, dass sie den Konsequenzen ihres Handelns entkommt. Also ertrug ich die Folter, körperlich und emotional erschöpft. Es fühlte sich an, als hätte sich die ganze Welt gegen mich verschworen, doch tief in meinem Inneren wusste ich, dass ich weiterkämpfen musste. Die Worte meiner Eltern hallten in meinem Kopf wider und erinnerten mich daran, stark zu bleiben und an meiner Wahrheit festzuhalten. „Egal wie schwer die Dinge auch werden, denk daran, wer du bist, Edith,“ flüsterte die Stimme meines Vaters in mein Ohr. „Du besitzt die Kraft und den Mut, jedes Hindernis zu überwinden. Gib nicht auf.“ Selbst mitten in meinem Schmerz entfachten diese Worte ein Fünkchen Hoffnung in mir. Ich würde Gwens Verrat und Folter nicht mein Leben bestimmen lassen. Mit jeder letzten Kraft in mir schwor ich, ihre wahre Natur aufzudecken und die Gerechtigkeit zu suchen, die ich verdiente.
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