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973 Worte
"Da! Hat der nicht gewisse Ähnlichkeiten mit Angy?" Du fängst an zu lachen, wie schon so oft seitdem wir los sind. Wir waren in der Schneiderei, haben uns zahlreiche Stoffe angesehen. Sie um uns gewickelt, um wie die Schauspieler aus den Bollywood-Filmen auszusehen. Du hast mir sogar gestanden, dass du die gar nicht so schlimm findest. Daher haben wir auch beschlossen, bald einen Filmabend zu machen. Wir planen schon unsere Rendezvous, ohne das Jetzige beendet zu haben. Danach sind wir wieder auf einen E-Scooter gestiegen. Haben ein Rennen gemacht und du hast mich gewinnen lassen. Ganz der Gentleman. Dass unser Geschrei und Gerufe die Bewohner New Yorks gestört hat, war uns relativ egal. In der Buchhandlung haben wir uns über George Owell und seinen Klassiker Animal Farm unterhalten. Uns beiden gefallen die Schafe am Besten. Und wir haben wirklich so lange über die Geschichte gesprochen und uns gemeinsam vorgestellt, wer hier in diesem Bücherladen der Farmoberhaupt ist. Ist es der dicke Ladenbesitzer mit der Glatze, der schon seit Stunden am gleichen Bücherregal steht und unserer Theorie nach, zu erfahren versucht, was die Leute denken, wenn sie sich für ein Buch entscheiden. Bei uns hat er recht früh aufgehört, da er wohl gemerkt hat, dass wir nicht vorhaben uns von Animal Farm zu trennen. Oder ist es doch der dünne Kassierer hinter der Theke, der wie die Pest schwitzt, Bücher verpackt, Geld wechselt und ständig wütende Blicke auf den Dickie wirft. Und ich muss zugeben, deine Fantasie kennt keine Grenzen. Nachdem wir zu dem Entschluss gekommen sind, dass die alte Lady mit den grauen Locken im Rollstuhl das Oberhaupt ist, verlassen wir lachend den Laden. Es fängt an zu dämmern und wir schlendern munter, mit jeweils einem Hotdog in der Hand, die Straße hinunter zum Square Park. Als wir davor ankommen, kriegt der Kürbisverkäufer unsere Aufmerksamkeit. "Und dieser ähnelt, der Rollstuhllady!" "Stimmt!" Wir suchen uns einen Kürbis aus und fragen nach einem Messer. Gemeinsam versuchen wir ein Meisterwerk aus unserem Kürbis herzustellen, jedoch sieht dieses Gesicht schlimmer aus, als all die anderen. Darin müssen wir wohl noch üben. "Ist wohl nicht dasselbe, wie schneidern oder nähen", entschuldige ich mich mit einem schiefen Lächeln und du zuckst mit den Schultern. "Der wäre perfekt für Halloween. Ich denke, er hat einen Platz an meinem Fenster verdient. Als Erinnerung für heute." Siehst du und genau deswegen bist du perfekt, Henry. Dir ist Halloween oder der Kürbis einfach scheißegal. Du willst ihn behalten, weil meine Hände ihn berührt haben. Weil wir gemeinsam seit gut zwanzig Minuten versuchen ein Gesicht hinzukriegen. Weil unsere Fingernägel dank dem Kürbissaft orange sind und wir mittlerweile kein Orange mehr sehen können. Du willst ihn behalten, weil er dich an heute, an mich, erinnern wird. Dafür lehne ich mich nach vorne und will dir einen Wangenkuss geben, jedoch drehst du genau in diesem Augenblick dein Gesicht zu mir und meine Lippen machen Bekanntschaft mit deinen weichen. Und die Hotdog-Soße stört mich kein bisschen. Ich würde sie sogar von deinem Glied lutschen, Baby. Ja, ich bin gerade echt wild auf dich. Überrascht siehst du mich an und deine Augen glänzen. Dies war unser erster Kuss und die ganzen fertiggeschnittenen Kürbisgesichter sind Zeugen. Alle lachen uns an. Oder aus. Wie auch immer. Ich habe jedoch nicht vor, hier mit dir rumzumachen, während der Verkäufer an unserem Ohr nach Kundschaft schreit. Wir stehen gemeinsam auf. Du kriegst unseren Kürbis in eine Tüte verpackt. Still laufen wir durch die Bäume, an den Bänken vorbei, auf denen verliebte Pärchen sitzen, rummachen oder Oldies Erinnerungen austauschen. Werden wir auch, wenn wir so alt sind, gemeinsam auf einer Bank sitzen, Henry? Mittlerweile ist es schon dunkel und du greifst nach meiner Hand, verschränkst deine Finger mit meinen und am Liebsten würde ich jetzt Freudensschreie loswerden oder einfach nur in die Luft springen, doch ich kann deine Hand nicht loslassen. Aber du lässt sie los. Als du eine Eislaufpiste mitten im Park entdeckst. Ist es nicht noch zu früh für Schlittschuhlaufen? Oder für Weihnachtsstimmung? Wir waren doch noch vor ein paar Minuten bei den Kürbissen. Aber so ist New York eben. Du, als geborener Kalifornier, bist begeistert und steckst mich an. Wir schlüpfen sofort in diese Leih-Schlittschuhe, die förmlich nach Fußpilz schreien, und stürmen auf's Eis. Wir verhalten uns wie Kinder. Lachen, schreien, fahren mal neben-, dann hintereinander, versuchen uns gemeinsam zu drehen und landen dann anschließend mit dem Hintern auf dem Eis. Dass im Hintergrund Panic! at the disco mit High Hopes läuft, steigert unsere Energie nur noch mehr. Und gerade als der Song vorbei ist, versuchst du mich zu drehen, doch ich kann in unserem Rausch mein Gleichgewicht nicht halten und falle auf dich. So liegen wir auf dem Eis und bemerken erst jetzt den Regen, der auf uns niederprasselt. Der Mann am Eingang brüllt, jeder soll das Eis verlassen und kurze Zeit später sind wir die Einzigen auf der Piste. Doch das stört uns nicht. Genauso wenig wie der Regen, der unsere Klamotten durchnässt. Wir lachen zu Ende und ich blicke dir in deine warmen braunen Augen. Leuchten sie heute Abend noch heller als sonst? Deine Wangen und deine Nasenspitze sind leicht gerötet. Deine Haare sind nass und liegen auf dem Eis. Du wirst krank und ich will dich darauf aufmerksam machen, jedoch bist du schneller. Du ziehst mich an meinem Nacken zu dir und presst deine kalten Lippen auf meine. Erst küssen wir uns im Einklang, dann werden wir fordernder. Deine Zunge will mit meiner vögeln und genau wie ich sie in meinem Mund spüre, möchte ich, dein Glied in meiner Muschi spüren. Will ich zu viel, Henry? Wir lösen uns schweratmend und blicken uns in die Augen. Doch diesmal strahlen sie Lust und Begierde aus. "Wir sollten nach Hause gehen und uns Wärmen", flüstere ich und lächele frech, als du dir kurz über die Lippen leckst. "Richtig."
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