Kapitel 1-2

1100 Parole
Wir kommen bei der Unterführung an, wo wir unser anderes Fahrzeug, das nicht verfolgt wird, abgestellt hatten, und als wir die Autos gewechselt haben, atme ich ein wenig leichter. Ich zweifle nicht daran, dass die FBI-Beamten unsere Spur finden werden, aber wenn sie das tun, sollten wir bereits sicher in der Luft sein. Wir sind fast am Flughafen, als Sara leise stöhnt und ihre Augenlider sich öffnen, während sie sich an meiner Seite bewegt. Das Medikament, das ich ihr gegeben habe, hat nachgelassen. »Schscht«, sage ich beruhigend und küsse ihre Stirn, als sie versucht, sich aus der Decke zu winden, die sie vom Hals an bedeckt. »Es geht dir gut, Ptichka. Ich bin hier, und alles ist gut. Hier, trink das.« Mit meiner freien Hand öffne ich eine mit Wasser gefüllte Trinkflasche und drücke sie an ihre Lippen, damit sie etwas Flüssigkeit zu sich nehmen kann. »Was … wo bin ich?«, krächzt sie heiser, als ich die Flasche wegnehme und meinen Arm fester um ihre Schultern lege, damit sie die Decke nicht abnimmt und ihren nackten Körper entblößt. »Was ist passiert?« »Nichts Schlimmes«, versichere ich ihr und stelle die Flasche ab, um ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht zu streichen. »Wir gehen nur auf eine kleine Reise.« Auf Saras anderer Seite schnaubt Yan und murmelt in russischer Sprache etwas über größere Untertreibungen. Saras Blick schnellt in Richtung Yan, dann im Auto umher, und ich sehe den genauen Moment, in dem sie versteht, was geschieht. »Bitte sag mir, dass du nicht …« Ihre Stimme wird höher. »Peter, sag mir, dass du nicht gerade …« »Schscht.« Ich drehe sie ganz zu mir herum und lege zwei Finger auf ihre weichen Lippen. »Ich konnte weder bleiben noch dich zurücklassen, Ptichka. Das weißt du auch. Alles wird gut werden. Dir wird nichts Schlimmes passieren. Ich werde für deine Sicherheit sorgen.« Sie starrt mich an, und ihre braunen Augen sind voller Schock und Entsetzen, so dass sich meine Brust unangenehm verengt, obwohl ich weiß, dass ich das Richtige tue. Sara hatte mich vor dem FBI gewarnt, obwohl sie wusste, dass ich sie höchstwahrscheinlich mit mir nehmen würde, aber sie hatte wohl nicht erwartet, dass ich es auf diese Weise tun würde. Und vielleicht gab es einen anderen Weg, etwas, was ich getan haben könnte, ohne sie zu betäuben und sie mitten in der Nacht zu stehlen. Nein. Ich schüttele diese uncharakteristischen Selbstzweifel ab und konzentriere mich auf das Wesentliche: Sara zu beruhigen und sie dazu zu bewegen, die Situation zu akzeptieren. »Hör mir zu, Ptichka.« Ich lege meine Handfläche um ihren zarten Kiefer. »Ich weiß, du machst dir Sorgen um deine Eltern, aber sobald wir in der Luft sind, kannst du sie anrufen und ...« »In der Luft? Also sind wir immer noch ...? Oh, Gott sei Dank.« Sie schließt die Augen, und ich fühle ein Zittern durch ihren Körper laufen, bevor sie ihre Augen öffnet, um meinen Blick zu erwidern. »Peter ...« Ihre Stimme wird weich und schmeichelnd. »Peter, bitte. Das brauchst du nicht zu tun. Du kannst mich einfach hierlassen. Es wäre so viel sicherer für dich ... so viel einfacher, zu entkommen, wenn sie nicht nach mir suchen. Du könntest einfach verschwinden, und sie würden dich nie fangen, und dann …« »Sie werden mich auch so nie fangen.« Meine Stimme ist hart, aber ich kann den aufflackernden Ärger nicht unterdrücken, als ich meine Hand herabsinken lasse. Sara hatte ihre Chance, mich loszuwerden, aber sie hat sie nicht genutzt. Als sie mich gewarnt hat, hat sie ihr Schicksal besiegelt, und jetzt ist es zu spät, um sich zurückzuziehen. Ja, ich habe ihr Drogen verabreicht und sie ohne zu fragen mitgenommen, aber sie hätte wissen müssen, dass ich sie nicht zurücklassen würde. Ich habe ihr gesagt, wie sehr ich sie liebe, und auch wenn sie nicht das Gleiche erwidert hat, weiß ich, es ist ihr nicht egal. Vielleicht ist das nicht genau das, was sie wollte, aber sie hat sich für mich entschieden, und dass sie mich jetzt bittet, sie zurückzulassen, versucht, mich mit ihren großen Augen und ihrer süßen Stimme zu manipulieren ... Sie tut weh, ihre Zurückweisung, auch wenn sie es nicht tun sollte. Ich habe ihren Mann getötet und meinen Weg in ihr Leben erzwungen. »Wir sind da«, sagt Anton auf Russisch, als das Auto bremst, und ich drehe meinen Kopf um und sehe unser Flugzeug etwa zwanzig Meter vor uns. »Peter, bitte.« Sara beginnt, sich in der Decke zu bewegen, und ihre Stimme wird lauter, als das Auto stehen bleibt und meine Männer herausspringen. »Bitte tu das nicht. Das ist falsch. Du weißt, dass das falsch ist. Mein ganzes Leben ist hier. Ich habe meine Familie und meine Patienten und meine Freunde ...« Sie weint jetzt und wehrt sich stärker, als ich mich herunterbeuge, um ihre mit der Decke umwickelten Beine zu umfassen und sie aus dem Auto zu heben. »Bitte, du hast gesagt, dass du das nicht tun würdest, wenn ich kooperativ bin, und das war ich. Ich habe alles getan, was du wolltest. Peter, bitte, hör auf! Lass mich hier! Bitte!« Jetzt ist sie hysterisch, dreht und windet sich in ihrer Decke, als ich sie gegen meine Brust gedrückt aus dem Auto heraushebe, und Anton wirft mir einen unangenehm berührten Blick zu, während er den Zwillingen dabei hilft, die Waffen unter der Rückbank hervorzuholen. Obwohl mein Freund mir bei mehr als einer Gelegenheit nahegelegt hat, dass ich Sara einfach nehmen sollte, wenn ich sie wollte, muss die Realität grausamer sein, als er gedacht hatte. Andere Menschen könnten uns für Monster halten, aber wir können fühlen – und man müsste ein Herz aus Stahl haben, um nichts zu fühlen, als Sara weiterhin bettelnd und flehend in dem Deckenkokon kämpft, während ich sie zum Flugzeug trage. »Es tut mir leid«, sage ich zu ihr, als ich sie in die Passagierkabine bringe und sie sanft auf einem der breiten Ledersitze vorn absetze. Ihre Verzweiflung ist wie ein vergiftetes Messer in meiner Seite, aber der Gedanke, sie zurückzulassen, ist noch quälender. Ich kann mir ein Leben ohne Sara nicht vorstellen, und ich bin rücksichtslos – und egoistisch – genug, um sicherzustellen, dass ich es nicht muss. Sie mag gerade ihre Entscheidung bereuen, aber sie wird sich damit abfinden und die Situation akzeptieren, genauso wie sie gerade damit begonnen hat, unsere Beziehung zu akzeptieren. Und dann wird sie wieder glücklich sein – sogar glücklicher. Wir werden zusammen ein Leben aufbauen, und es wird eines sein, das sie auch genießen wird. Ich muss das glauben, weil das der einzige Weg ist, sie zu haben. Das ist der einzige Weg für mich, wieder zu lieben.
Lettura gratuita per i nuovi utenti
Scansiona per scaricare l'app
Facebookexpand_more
  • author-avatar
    Scrittore
  • chap_listIndice
  • likeAGGIUNGI