KAPITEL 4

1583 Words
EVOLET „Lass mich runter! RUNTER, HAB ICH GESAGT!“ brüllte ich und trat mit den Beinen nach meinem Entführer. Er rührte sich nicht – bis ich anfing, mit den Fäusten auf ihn einzuschlagen und ihn in den Rücken zu beißen. Da rauschte Mr. Perv endlich mit Tempo nach unten und ließ mich grob auf trockenem Boden fallen. Ich verlor fast das Gleichgewicht, konnte mich aber an einem Baum festhalten. „Willst du mich umbringen, du Subvert?!“ fauchte ich wütend und drehte mich um, bereit, auf Mr. No Good loszugehen. Doch seine Reaktion ließ mich erstarren. Er gab mir nicht mal die Chance zuzuschlagen. Stattdessen packte er meine Hände und drückte mich gegen den Baum, während er mir mit einem Knurren in die Augen starrte. Panik durchflutete meinen ganzen Körper, als ich seine silbernen Augen sah, die bedrohlich aufblitzten, während er die Zähne seines Wolfes fletschte. Jetzt sah ich nicht mehr den Typen, den ich mal einen Perversling genannt hatte, sondern... ein Biest. Einen fremden Wolf, wie ich ihn noch nie gesehen hatte. Seine Augen... Er sieht ganz anders aus als alle anderen. „Nenn mich nicht Perversling,“ knurrte er, beugte sich näher zu mir, was mir einen erschrockenen Schluckauf bescherte, während ich zitternd an Ort und Stelle stand. Ich wollte mich von diesem Irren abwenden, aber sein Charme... Es war schwer, sich von so einem faszinierenden Anblick abzuwenden. „Übrigens...“ sagte er ruhig und ließ mich los. „Wie hast du gewusst, dass ich es bin?“ fragte er mit leicht geneigtem Kopf und einer hochgezogenen Braue. Diese Frage kam mir lächerlich vor. Wer würde so einen Spinner mit Perücke nicht erkennen? Ich zeigte auf sein Gesicht und sagte, „Ähm... dein Gesicht? Ich meine, man erkennt dich leicht unter dieser Verkleidung.“ „Das ist keine Verkleidung. Das bin der echte ich. Und niemand erkennt mich in meiner wahren Gestalt. Du bist die Erste.“ „Oh,“ mein Gesicht wurde rot bei seinen Worten. „Es stimmt. Ich bin überrascht, dass ausgerechnet du den Unterschied erkannt hast – zwischen dem heißen Kerl mit schwarzen Haaren und einem weißhaarigen Märchenprinzen,“ sagte er, kam mir wieder näher, und mein Körper vibrierte vor Gänsehaut. Meint der das ernst? Bin ich wirklich die Einzige, die... Moment mal! „Flirtest du etwa mit mir, du Creep?!“ riss ich entsetzt die Augen auf, als ich sah, wie dieser Freak mich schamlos angrinste! „Du... Wie kannst du es wagen... Wie viele unschuldige Frauen hast du mit diesem Spruch verarscht?!“ schnaubte ich. „Hör auf, die Unschuldige zu spielen, eure Majestät. Eigentlich sollte ich dir diese Frage stellen, nicht umgekehrt.“ „WAS?!“ keuchte ich, total wütend. „Du hast mich gehört.“ Frech nahm er eine Haarsträhne von mir in die Hand und warf mir vor, ihn bis in den Wald verfolgt zu haben. „Du hättest einfach sagen können, dass du ein freches Mädchen bist und willst, dass dieser gutaussehende Streuner dich festhält. Das hätte uns die Mühe erspart. Stimmt’s, Miss Stalkerin?“ grinste er und kam mir näher, während seine Arme langsam um meine Taille glitten. In dem Moment, als ich seine Berührung spürte... „Rück zurück, bevor ich deine neuronen zertrümmere!“ drohte ich, warf beide Fäuste wie ein Boxer nach vorn. Als er das sah, brach er in schallendes Gelächter aus und klatschte. „Jetzt spielt sie schwer zu kriegen. Keine Sorge, ich mach mit,“ sagte er und nahm dieselbe Kampfhaltung ein wie ich. Wer hat diesen Dummkopf eigentlich geboren?! Oh Göttin! Wie bin ich nur an diesen verrückten Abtrünnigen geraten?! Plötzlich raschelte es auf der linken Seite des Waldes. Ich bemerkte, wie sich Perv blitzschnell vom Idioten zum ernsten Mann wandelte, packte mich am Arm und sagte, „Wir müssen los.“ Bevor ich fragen konnte, warum, sprangen die Wölfe von vorhin aus den Büschen und kamen auf uns zu. Ich erstarrte, als ich ihre gefletschten Zähne sah – sie suchten frisches Fleisch. Vor Angst klammerte ich mich sofort an Perv, der mich mit atemberaubender Geschwindigkeit in seinen Armen davontrug. Er rannte so schnell er konnte vor den Pack-Wächtern davon, doch irgendwie kamen sie ihm immer näher. „Sie holen auf!“ rief ich ängstlich. Was würde passieren, wenn sie uns erwischten? Da hörte ich Perv sagen, „Fass nichts an, verstanden?“ „Was?“ Zu meinem größten Entsetzen schleuderte dieser Verrückte mich mit seiner Wolfskraft in die Luft! „AHHH!“ schrie ich, während ich versuchte, mich irgendwie zu stabilisieren. „Dieser Gauner! Warum hat er mich geworfen? Und warum sollte ich nichts...“ Plötzlich sah ich unter mir eine dunkle Wolke, die genau die Stelle einhüllte, von wo aus Perv mich geworfen hatte. Es war komplett finster, ich konnte nichts erkennen – weder die Wachen noch diesen Spinner. Dann, als ich langsam wieder zur Erde sank, tauchte etwas Riesiges aus der dunklen Wolke auf. Es war groß, tiefschwarz und wirkte nicht von dieser Welt. So schön wie die dunkle Nacht, ein seltener schwarzer Wolf, wie ich ihn noch nie gesehen hatte. Mein Herz leuchtete auf beim Anblick dieser Kreatur, fast so, als hätte ich sie mein Leben lang gekannt. „Perv?“ flüsterte ich, in dem Gefühl, dass dieses geheimnisvolle Wesen er war. Und um zu beweisen, dass ich recht hatte, blickte der Wolf zu mir hoch, seine silbernen Augen funkelten. Als ich sah, wie er mich ansah, schlich sich ein Lächeln auf mein Gesicht. Und im nächsten Moment, beim Fall zurück in den Wald, landete ich auf dem Rücken dieser gewaltigen Bestie, völlig überwältigt von ihrer Größe und Stärke. Ich hielt sanft das Fell fest und blickte zurück – keine Spur von den Wächtern oder dem Rudel. Seine Schritte... Jeder Schritt hinterließ eine Spur aus Dunkelheit. „Wow,“ hauchte ich, drehte mich zum Wolf, auf dem ich ritt. Ich wusste nicht, ob ich beeindruckt oder verängstigt sein sollte. Aber ehrlich gesagt... Ich liebte es. . Nachdem wir eine große Strecke von den Wachen hinter uns gelassen und eine Kurve zurück nach Wolf Fall gemacht hatten, verwandelte sich Perv wieder in seine menschliche Gestalt und riet mir, nach Hause zu gehen. „Du kannst jetzt nach Hause gehen, Evolet. Du bist in Sicherheit,“ sagte er und blickte zurück auf den Weg, den wir gekommen waren. „Okay,“ nickte ich, bereit zu gehen – bis ich plötzlich stehen blieb. „Warte mal. Ich hab dir nie meinen Namen gesagt. Wie hast du...“ „Als du und deine Freundin draußen vor dem Haus des Alphas gesprochen habt, hab ich gehört, wie sie dich so genannt hat,“ erklärte er. „Oh, ach so,“ antwortete ich, schob mir eine Haarsträhne hinters Ohr. Für einen Moment dachte ich, er wäre so geheimnisvoll, aber ich hatte vergessen, mit wem ich sprach. „Apropos Name... Wie heißt du eigentlich?“ fragte ich mit einem Schmunzeln. Ich merkte, wie er das Gesicht verzog, als ich nach seinem Namen fragte – ganz der Creep, der er nun mal war. „Komm schon, ich frage doch nur nach einem Namen. Du tust ja so, als ob ich dich auffresse, wenn du’s mir sagst.“ „Ich wünschte, Frauen würden so einfach nach meiner Nummer fragen, wie du nach meinem Namen.“ „Was hast du gesagt?!“ fauchte ich, doch er antwortete endlich. „Cadell. Ich heiße Cadell,“ sagte er und streckte mir die Hand hin. Der Name Cadell klingelte in meinem Kopf. Woher kannte ich diesen Namen? Vorsichtig ergriff ich seine Hand, schüttelte sie und bedankte mich mit einem Lächeln für seine Hilfe – immer noch seine starke Hand haltend. Er bemerkte es und fragte, „Gibt’s ein Problem?“ „Ähm... na ja...“ stotterte ich, wusste nicht, wie ich ihm mein Problem erklären sollte. Aber irgendwie – nach allem, was ich heute gesehen hatte – fühlte ich, dass Cadell der Richtige war, um mir zu helfen. „Cadell, ich brauche dein... Ich brauche deine Hilfe bei etwas. Es ist wichtig,“ bat ich nervös. Als er meine Bitte hörte, sah ich seine silbernen Augen aufleuchten – da war wieder diese verruchte Seite von ihm. „Oh. Und was bekomme ich als Gegenleistung für meinen Dienst?“ fragte er, nahm langsam meine Hand und zog mich an seine raue Brust, seine Arme legten sich um meine Taille... Wenn ich ihn nicht brauchen würde, hätte ich ihm schon längst meine Faust in die Nase gerammt. Aber ich blieb ruhig und spielte mit – strich verführerisch über seine Brust. Und er mochte es offensichtlich. „Wenn du mir hilfst, verspreche ich dir einen Kuss. Vielleicht einen langen, saftigen,“ sagte ich betont sexy. Komischerweise wirkte es, denn Cadell zog mich fester an sich, summte wie ein listiger Fuchs und biss sich auf die Unterlippe. „Was für ein verlockendes Angebot. Was willst du von mir, Majestät?“ fragte er und gab mir die Erlaubnis, meine Bitte zu äußern. Da erzählte ich ihm vom Luna-Hunt, der morgen stattfinden würde, und meiner Unfähigkeit, meinen Wolf zu rufen. „Es wird eine Aufgabe geben, bei der jede Damsel ihren Wolf vor der Königin und ihrem Sohn zeigen muss – und ich kann das nicht. Aber wenn du einspringst und dich wie ein einfacher Wolf verhältst, kein Werwolf, dann könnte ich dich als mein Haustier ausgeben und...“ „Warte – du willst, dass ich mich als deinen Wolf ausgebe?“ „Ja,“ nickte ich. „Ich will, dass du mein Wolf beim Hunt bist.“
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