Annas Sicht Als Anna erwachte, war sie nicht in einer Zelle. Sie war luxuriös, steril und unheimlich kuratiert. Die Wände waren in einem sanften Cremeton gestrichen, als hätte jemand nach „eleganten Erholungsräumen“ gesucht und sich dabei überanstrengt. Ein klassisches Violinstück klang aus unsichtbaren Lautsprechern und hallte von importiertem Marmor wider. Alles war zu ruhig. Zu perfekt. Sie setzte sich langsam auf. Ein Seidenmantel hatte ihre feuchte Nachtwäsche ersetzt. Der Anhänger lag an ihrem Schlüsselbein. Gereinigt. Poliert. Spöttisch vertraut. Sie versuchten, sie zu beruhigen und zur Unterwerfung zu bewegen. „Ah, du bist wach“, hallte eine scharfe Stimme durch die Sprechanlage. Weiblich. Kultiviert. Vergifteter Honig, eingehüllt in Samt. Anna wandte sich der Spiegelwand zu

