Prolog

1394 Words
》Eines Tages tauchte eine schwangere Frau in unserer Welt auf und gebar in den letzten Minuten ihres Lebens ein Mädchen. Die Frau war ohnehin bereits schwer verwundet und doch hatte sie die nötige Kraft ein Kind zu gebären, aber für sich selbst reichte diese Kraft nicht mehr. Sie starb an Ort und Stelle. Das Mädchen aber lebte. Seit diesem Tag wusste ich, das es, neben unserer, Welten gab die sich ein kleiner Mensch nicht vorzustellen vermag. Diese Frau stammte aus einer dieser Welten. Aber sie war geflohen, sie flüchtete vor etwas und gelangte durch Raum und Zeit, durch tausende Sphären, auf unsere Erde. Hier wog sie sich in Sicherheit. Hierher könnte ihr Verfolger ihr nicht folgen und sie gebar ihr Kind, in den Schoß unserer Mutter Erde, weil sie wusste das sie bei ihr sicher sein würde. Ich weiß nicht viel über die Welt die außerhalb unserer existiert. Aber sie ist da, dieses Mädchen ist der beste beweiß dafür. Ihre Eltern haben ihr Leben geopfert damit sie lebt, damit sie groß werden kann und eines Tages in ihre Welt zurückkehren kann, um sie vor dem Untergang zu bewahren. Ich wusste das dieser Tag kommen würde. Ich hätte mir nur gewünscht das ich sie darauf vorbereiten könnte. Aber ich wusste nur wenig über ihre wahre Heimat, ich wusste lediglich das sie existierte. Jedoch war ich mir auch bewusst das sie etwas besonderes ist. Ich habe sie gut erzogen, wenn ich es so sagen darf. Sie hat gelernt mit dem Herzen zu schauen. Ich bin mir sicher das sie ihre Welt retten wird und als eine Heldin irgendwann zu mir zurückkommen wird. Meine Saliah Nebel.《 》Kurz nachdem ich die Prophezeiung verkündete, kursierte in unserem Lande ein Gerücht. Eine der besten Heilerfamilien dieser Welt, erwarteten ein Kind. Die Leute setzten das Gerücht in die Welt es handle sich um unsere Erlöserin. Aber ich habe die Zukunft gesehen, ich wusste das es keine Erlösung gab. Selbst dieses Mädchen könnte uns nicht zur Freiheit verhelfen, ob sie nun dazu bestimmt war die größte Heilerin der Welt zu werden oder nicht. Dennoch ließ sich auch unser leidender König von diesen Gerüchten mitreißen und er ließ die Familie jagen. Die Schergen des Königs sind erbarmungslos, sie machten auch nicht vor einer schwangeren Frau halt. Ich sah zu wie sie das Haus der Familie niederbrannten, wie sie es in Schutt und Asche legten. Ich sah zu wie sie versuchten zu entkommen. Als der Mann der hochschwangeren Frau auf das Pferd half und es zum Gallopp anspurnte. Ich sah zu wie sich die Schwangere vor Schmerzen wand und schrie. Ich wusste das ihre Wehen eingesetzt hatten, ich wusste das sie keine Chance hatten und trotzdem sah ich nur zu. Bezeichnet mich ruhig als einen Herzlosen. Ich kannte diese Familie. Ich ehrte sie für ihre Weisheit und ihr Wissen, aber ich wusste auch das dieses Mädchen nie geboren werden darf. Sie hätte die Macht den König zu heilen und das durfte nicht geschehen, das musste ich um jeden Preis verhindern. So sah ich nur zu, als der Mann sein Pferd über das Land jagte, während seine Frau in seinen Armen zitternd kreischte und die dunklen Schergen des Tyrannen ihnen dicht auf der Spur waren. Er hieß Felias. Felias Eden. Ich konnte mich noch gut an ihn erinnern. Er war ein guter Mensch und ein ebenso guter Heiler. Er verstand sich gut in der Alchemie und Hexerei. Doch zu diesem Zeitpunkt nützte ihm all sein Wissen nichts mehr. Er versuchte nur zu entkommen, obwohl er bereits wusste das es zwecklos war. Nichtsdestotrotz trieb er sein treues Ross an dessen Grenzen und begegnete immer wieder dem leidenden Blicke seiner Frau. Vielleicht tauschten sie etwas aus, einen geheimen Plan. Ich konnte mir allerdings nicht vorstellen, was sich der geniale Felias ausgedacht haben könnte. Ich sah der Frau an das sie kurz vor der Geburt stand. In meinen Fingern begann es zu kribbeln. Auch sie kannte ich. Sie hieß Talisha Eden. Von ihrem starken Willen war ich schon immer beeindruckt gewesen, auch wenn ich es nur ungern zugebe. Wie ihr Mann, war sie eine mächtige Heilerin und für viele ein großes Vorbild. Aber ich sah, das sie bald nur noch in der Todenanzeige zu finden waren. Ich sah das Szenario bereits vor mir und es schnürte mir die Brust zu. Ein Kind auf dem Rücken eines galloppierenden Pferdes zu bekommen, war selbst für die große Talisha unmöglich. Egal wie viele Blicke sie sich zuwarfen, ihr Entkommen würde in einer Sackgasse enden, mit jeder Sekunde die näher rückte. Doch plötzlich tat Felias etwas, das ich nicht erwartet hätte. Als er die Entfernung von sich und den Verfolgern als weit genug ansah, stoppte er das Pferd und sprang ab. Er schenkte seiner Frau einen letzten Kuss und gab dem Ross einen mächtigen Schlag auf den Hintern. Das Tier wieherte empört und raste erneut los. Die weinende Frau trug es mit sich. Ich sprang auf, als Felias sein Schwert aus der Scheide zog und sich zu den Schergen umwandte. Und dann tat er wieder etwas das mich zum Staunen brachte. Es kam selten vor, aber ich war tatsächlich von ihm erstaund. Denn er sah mich an. Begegnete meinem Blick, als wüsste er das ich ihn von weiter Ferne durch eine Glaskugel beobachtete. ,,Dieser Fuchs!", hatte ich geschrien und mit der Faust auf den Tisch geschlagen. Er hatte mich tatsächlich entdeckt, wie er es auch immer geschafft hatte. Aber er sah mich mit festen, auffordernden Augen an, als wolle er mir etwas befehlen. Mir, dem großen Heiler, dessen Macht unvergleichbar war. Verzeiht, ich neige zur Selbstanbetung. Ich hielt seinem Blick stand, solange bis die Schergen ihn erreichten und ihn in den schwarzen Nebel einhüllten. Sein Schwert war zwecklos. Seine schmerzverzerrten Schreie drangen bis zu Talisha nach vorn, die es nicht wagte sich umzudrehen. ,,Lauf Talisha! Lauf und bring sie in Sicherheit!", kreischte Felias in seinem letzten Atemzug, als er den blutübersudelten Arm nach ihr ausstreckte. Aber dann geriet sein rostroter Blick in die Weite und bohrte sich ein letztes Mal in meinen. Sorge dafür das sie in Sicherheit ist, schien er mir zu sagen, ohne den Mund geöffnet zu haben. Was glaubte dieser Floh wer er ist? Ich hatte meine Meinung gesagt. Ich hatte die Zukunft gesehen. Ich wusste das der König nicht geheilt werden durfte. Und doch hatte mich der Blick meines sterbenden Freundes in den Bann gezogen. Von Felias war nichts mehr übrig, der schwarze Nebel hatte ihn bei lebendigem Leibe zerfetzt. Ich kannte die Brutalität des Tyrannen nur zu gut. Meine kribbelnden Finger wurden unruhig. Talisha schrie, weinte und versuchte den Halt während des holprigen Ritts nicht zu verlieren. Ich erwähnte ja bereits, ich bewunderte ihren Willen. Aber ohne Hilfe würde sie es nicht schaffen. Sie würde noch während der Geburt vom Pferd stürzen, vielleicht könnte sie noch knapp einem Genickbruch entkommen, aber das Kind währe allemal tot. Ich hatte schon vielen Kindern ins Leben geholfen, unter den verrücktetsten Bedingungen, aber aus dieser Entfernung konnte ich keine Beihilfe leisten. Jedoch wollte mir Felias' Blick nicht mehr aus dem Kopf gehen. Ich wusste das ich gleich etwas tun würde das mir selbst widersprach. Das ich das Unheil abhalten sollte. Das der Tyrann bleiben musste, denn ansonsten waren wir alle verloren. Aber ich tat es nicht mit dem Gedanken an die Prophezeiung. Ich tat es mit dem Gedanken, der Tochter einer befreundeten Familie ein Leben zu schenken und den Eltern einen Wunsch zu erfüllen, nämlich das sie groß werden würde und glücklich. So schnipste ich mit den Fingern und ein Tor öffnete sich, inmitten der Landschaft. Mit einem weiten Wurf meines rechten Armes, warf ich Talisha hinein und verschloss es hinter ihr sogleich wieder. Die Schergen des Königs konnten ihr nicht folgen. Mir war bewusst das sie durch Raum und Zeit, durch tausend Sphären reisen würde und irgendwo in einer anderen Welt landen würde, in die sie ihr Kind sicher gebären könnte. Ich wusste das sie nie mehr nach Xiar zurückkehren würde. Die heiklen Strapazen hatten ihr zu sehr zugesetzt. Aber ich wusste ganz genau, das ihre Tochter eines Tages heimkehren würde und ihre nackten Füßen auf unser heiliges Land setzte. Damit würde sich die Prophezeiung fortsetzen. Für diesen Tag musste ich bereit sein. Ich würde auch bereit sein, um den Tyrannen vor jeder Heilung zu schützen. Ich werde wachsam bleiben und auf dich warten, Saliah Eden.《
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