Kapitel 1-2

2627 Words
„Der Colonel mag ihn sehr“, verkündete Zach. Nun, dann war ja alles klar. Wenn der Colonel seine Zustimmung gab, dann musste der Mann in Ordnung sein, trotz seiner gigantischen Größe. Der Colonel hieß in Wahrheit William Reinhoff, aber jeder, der ihn kannte, also die gesamte Stadt, nannte ihn Colonel. Er hatte sich den Titel im Vietnam Krieg verdient und er war hängen geblieben. Mit seinem schroffen und mürrischem Äußeren und dem Kern, der so weich war wie ein über dem Lagefeuer gebratener Marshmallow, war er einer meiner Lieblingsmenschen. Das Haus des Colonels wurde von Mr. Stricklands und meinem eingerahmt. Er war unser Nachbar von nebenan, Pseudovater, enger Freund, gelegentlich Babysitter und führte eine Fernbeziehung mit meiner Mutter. Die Kinder hatten Mr. Strickland offenbar mit dem Colonel getroffen, während ich gestern arbeiten war und der Mann hatte einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Ansonsten würde der Colonel den Kindern auf keinen Fall erlauben, den Mann bei seinem Namen zu nennen. Er war viel zu Old School für so etwas. Ich fuhr auf den Erdparkplatz der Feuerwehrstation, parkte und drehte mich zu den Kindern um. Sie saßen mit dem Dollarschein in den Fäusten, den ich ihnen gegeben hatte, damit sie ihn für Krimskrams bei den Garagenverkäufen ausgeben konnten, in ihren Kindersitzen. Mit seinen sieben Jahren war Zach so dünn wie eine Bohnenstange, hatte knubbelige Knie und Grübchen. Mit seinen blonden Haaren und hellen Augen sah er aus wie ich. Niemand war sich sicher, woher Bobby seine schwarzen Haare und dunklen Augen hatte, da er sie mit Sicherheit weder von mir noch von seinem Vater hatte. Manche Leute scherzten, er könnte das Kind des Fed Ex Mannes sein, aber ich fand den Witz nicht so witzig. Mein Ehemann war fremdgegangen, nicht ich. „Nehmt nur so viel, wie ihr essen könnt, gute Manieren und steckt euren Dollarschein in eure Taschen, damit ihr ihn nicht verliert“, ermahnte ich sie. Die Kinder nickten begeistert mit den Köpfen. Garagenverkäufe und Pancakes. Konnte das Leben noch besser werden? Die Sonne schien warm in mein Gesicht. Sie war gerade über den Bergen aufgetaucht, obwohl es bereits seit fast zwei Stunden hell war. „Lasst eure Pullis im Auto. Draußen wird es warm sein.“ Ich zog meine Fließjacke aus und warf sie auf den Beifahrersitz. Es war zwar Sommer, aber nachts sanken die Temperaturen immer noch auf vier Grad. Das Frühstück fand in der Halle der Feuerwehrstation statt. Eine große Fläche, Betonboden und Wände aus grauem Blech. Zwei Feuerwehrautos parkten vor dem Eingang, neben denen zwei freiwillige Feuerwehrmänner standen und die Kinder beobachteten, die um sie herum hüpften. Meine zwei sahen sehnsüchtig zu den Fahrzeugen, aber wussten, dass sie erst auf Erkundungstour gehen durften, wenn sie gegessen hatten. Drinnen roch es nach Speck und Kaffee. Zwei meiner liebsten Dinge. Ich holte Pappteller sowie Plastikbesteck und reihte mich in die Warteschlange für das Essen ein. „Da ist Jack aus der Schule“, sagte Zach, während er an meinem Arm zupfte und deutete. Ich winkte Jack und seinen Eltern, die sich bereits an einem der langen Tische über ihre Pancakes hermachten. Egal wohin man in Bozeman ging, man traf immer jemanden, den man kannte. Es war unvermeidbar. Selbst ein Siebenjähriger wie Zach fühlte sich populär. Manchmal war es nett, dieses Gemeinschaftsgefühl, aber ich hatte mich auch schon mal im Einkaufsladen hinter einem Regal versteckt, um jemandem aus dem Weg zu gehen und ein Gespräch zu vermeiden. Wer machte das nicht ab und zu? Damals war es mein Zahnarzt gewesen und ich war nicht übermäßig interessiert daran gewesen, über meine Zahnseidennutzung befragt zu werden. Da ich im Goldilocks arbeitete, dem einzigen Erotikshop der Gegend – für den nächsten musste man bis nach Billings fahren – hatte ich eine Menge Kunden. Einheimische Kunden. Manchmal war es schwer, mit jemandem an der Wurstabteilung Smalltalk zu betreiben, wenn man ihn eigentlich nur von dem einen Mal kannte, bei dem er in den Laden gekommen war und Brustwarzenklemmen für das liebe Frauchen gekauft hatte. Daher griff ich ab und zu auf das Verstecken in Läden zurück. Ich kannte und bewahrte viele Geheimnisse und mit den Jahren hatte mir die allgemeine Bevölkerung zu vertrauen gelernt. Wir näherten uns dem ersten Frühstücksangebot. Bei dem Wort ‘Eier‘ streckten die Jungs ihre Teller sofort aus. Ich beobachtete, wie sie ihre Teller beluden und weiter zu den Hash Browns gingen, die sie mit einem höflichen „Nein, danke“ übersprangen. Ich klopfte mir gedanklich selbst auf die Schulter für ihre guten Manieren. Sie konnten miteinander streiten wie die Kesselflicker, aber sie waren fast immer höflich zu Fremden, die Essen anboten. „Mom! Da ist Mr. Strickland!“, schrie Zach in fast voller Lautstärke. „Hi, Mr. Strickland!“, meldete sich nun auch Bobby zu Wort. Ich suchte in der Menge an den Tischen und dem Essensbuffet nach dem Mr. Strickland, den ich mir in meiner Fantasie ausgemalt hatte. Wo war der fünfzigjährige Mann? Der Bierbauch? Zach streckte seinen Teller aus, damit er Pancakes bekam. „Hey, Champ!“, begrüßte der Pancake-Mann Zach. Mein Herz sprang mir in die Kehle und mir brach der Schweiß aus allen Poren. „Heilige Scheiße“, sagte ich. Der Pancake-Mann war nicht fünfzig. Nicht einmal vierzig. Er hatte bestimmt keinen Bierbauch. Nur einen unglaublich flachen Bauch unter dem marineblauen T-Shirt der Feuerwehrstation. Fest. Heiß. Zach hatte mit Mr. Stricklands Größe nicht übertrieben. Er war groß. Ich musste meinen Kopf in den Nacken legen, um ihm in die Augen sehen zu können, die äußerst hübsch waren. Mit meinen eins siebzig gefiel mir ein Mann mit einer gewissen Höhe. Der Feuerwehrmann entzündete auf jeden Fall mein Feuer. „Heilige Scheiße?“, wiederholte der Pancake-Mann, auch bekannt als Mr. Strickland. Nervös versuchte ich zu lächeln, aber es war mir schrecklich peinlich. Nicht weil ich Heilige Scheiße gesagt hatte. Das war mir einfach so rausgerutscht. Mir hätte wahrscheinlich etwas besser einfallen können, aber Heilige Scheiße, er war der Feuerwehrmann, der wegen der Inspektion in den Laden gekommen war. Der mit dem Mordsding. Der, der – „Ich kenne dich“, meinte Ty lächelnd. Verdammt. Seine Zähne waren gerade und perfekt. Ich spürte, wie mein Blutdruck in die Höhe schnellte. Kein Speck zum Frühstück für mich oder ich könnte auf der Stelle eine Embolie erleiden. „Du bist Jane aus dem Goldilocks.“ Sein Lächeln dehnte sich zu einem ausgewachsenen Grinsen. Ja, er erinnerte sich an mich und die Ansammlung an Dildos. „Du kennst Mom von der Arbeit?“, fragte Bobby und beäugte uns beide neugierig. Sein Teller war voll beladen mit Essen und er brauchte beide Hände, um ihn tragen zu können. „Mom sagt, ihre Arbeit ist für Erwachsene.“ Ty nickte und sah Bobby in die Augen. „Ich musste die Sprinkleranlage inspizieren und mich vergewissern, dass es in dem Laden Feuerlöscher gibt. Ich habe auch gearbeitet.“ „Jungs, nehmt eure Teller und sucht euch einen Sitzplatz.“ Ich deutete mit dem Kopf zu den Tischen. „Ich bin gleich da.“ „Sitzt du auch zu uns, Mr. Strickland?“, fragte Zach hoffnungsvoll. „Warum nennt ihr zwei mich nicht einfach Ty, okay?“ Die Jungs nickten eifrig mit den Köpfen. „Gebt mir fünf Minuten, das hier zu beenden und dann komme ich zu euch“, antwortete Ty, wobei er seine metallene Greifzange hochhielt, um zu beweisen, dass er eine wichtige Aufgabe hatte. Die Kinder eilten davon, um ihr Essen zu verschlingen. Ty beobachtete, wie die Jungs davonliefen und wandte sich dann mir zu. Grinste noch breiter. „Ich habe gestern in dem Laden sehr viel von dir gelernt“, sagte Ty. Er schien sich unglaublich zu amüsieren. Ich hingegen weniger. Mr. Groß, Hell und Gutaussehend…flirtete mit mir. In der Pancake-Schlange stehend, überdachte ich schnell mein Aussehen. Es war noch nicht ganz acht Uhr am Morgen, also befand ich mich nicht in meinem besten Zustand. An einem guten Tag oder zumindest später am Morgen würde ich mich gerne als hübscher als der Durchschnitt betrachten. Ich bin überdurchschnittlich groß, habe überdurchschnittlich lange lockige, dunkelblonde Haare, überdurchschnittlich große Brüste und bin leichter als der Durchschnitt. Für den Gewichtsteil konnte ich meiner Mutter danken. Wie sie kann ich essen, was ich will und nehme trotzdem kein Gramm zu. Meine beste Freundin Kelly hasste mich dafür, aber was konnte ich dafür? Sie sollte stattdessen meine Mutter hassen. Die Kehrseite des Schlankseins war, dass ich keine Waden hatte. Gar keine. Von meinen knubbeligen Knien zu meinen Füßen gab es nur eine gerade Linie. Ich könnte bis zum Umfallen joggen und es würden sich trotzdem keine Waden formen. Zumindest hatte Kelly Waden. Der Rest, einschließlich der Waden, war einfach Pech oder Glück in der Genetik-Lotterie. Natürlich hatte ich mich heute Morgen nicht so schick gemacht, wie ich sollte oder wie Kelly behauptete, dass ich es tun sollte. Ich war das, was man eine wartungsarme Frau nannte. Ich hatte nicht einmal eine Dose Haarspray in meinem Haus. Ich ging die essenziellen Dinge in Gedanken durch. Haare, Atem, BH, Reißverschluss. Zumindest hatte ich meine Zähne geputzt, aber meine Haare waren zu einem schlampigen Pferdeschwanz zurückgebunden, aus dem wahrscheinlich Locken in alle Richtungen abstanden. Ich trug Shorts – der Reißverschluss war geschlossen, ein altes ‘Sweet Pea Festival‘-T-Shirt und Flip-Flops. Kein Makeup. Es hätte nicht viel schlimmer sein können, außer ich hätte beschlossen, auf den BH zu verzichten. Was, da ich eine 34D war, wirklich schlimm gewesen wäre. Ich sah grässlich aus! Kelly würde leugnen, mich zu kennen, wenn sie jetzt durch die Tür treten würde. Dann fiel mir ein, dass Ty mein neuer Nachbar war. Egal, wie sehr ich mich jetzt vor ihm verstecken wollte, ich würde es nicht ewig tun können. Was könnte der Kerl schon von mir denken, außer dass ich eine absolute Schlamperin war, die sich mit Dildos auskannte? Was hatte ich gestern angehabt? Es war egal. Er war wahrscheinlich viel zu geblendet von den Sexspielzeugen gewesen, um meine Kleidung überhaupt wahrzunehmen. Ich fühlte mich wie ein Freak. Und dennoch flirtete er mit mir. „Das ist einer dieser peinlichen Momente im Leben.“ Ich zeigte mit dem Finger auf ihn. Heiß oder nicht, ich war gerade extrem schlecht gelaunt. Wie konnte er es wagen, mit mir zu flirten, wenn ich völlig unvorbereitet war! „Du musst mir ein Geheimnis über dich verraten, damit wir quitt sind.“ Ein Mundwinkel verzog sich nach oben zu einem Grinsen. „Klingt fair.“ Er beugte sich über den Stapel Pancakes zu mir, sah nach links und rechts und flüsterte, sodass nur ich ihn hören konnte: „Ich kann durchaus die Vorteile des Silikondildos, über den du gestern geredet hast, erkennen, sogar die des Dildos, dessen Spitze rotiert.“ Er kreiste mit dem Finger in der Luft, um seinen Worten Ausdruck zu verleihen, dann sah er mir direkt in die Augen. „Aber ich mag eine Frau, die sich das Echte schnappt.“ War das Dampf, der von den Pancakes, über die ich mich beugte, aufstieg oder war ich gerade in Schweiß ausgebrochen? Ty benötigte fünf Minuten, um sich von den Pancakes und der Greifzange zu trennen und sich mir und Zach gegenüber an den Tisch zu setzen mit Bobby zu seiner Rechten. Sein Grinsen hatte er nicht zurückgelassen. „Wenn wir hier fertig sind, gehen wir zu den Garagenverkäufen“, erzählte Bobby Ty mit einem Mund voller Ei. „Ja, wir dürfen beide einen ganzen Dollar ausgeben“, fügte Zach hinzu. Ein Stück Pancake fiel aus seinem Mund und landete mit einem ‘Plopp‘ wieder in dem Sirup auf seinem Teller. „Mit dem vollen Mund spricht man nicht“, murrte ich. „Klingt spaßig. Vergesst nicht, mir später eure Ausbeute zu zeigen“, erklärte Ty den beiden. Die Jungs nickten zur Antwort mit fest verschlossenen Lippen, während sie kauten. „Isst du nichts?“, fragte er mich. Ich nahm einen Schluck von dem himmlischen Kaffee. „Doch, das werde ich noch.“ Er hob eine Augenbraue, aber machte keinen Kommentar dazu. Smalltalk. Ich musste Smalltalk betreiben. Die Kinder konnten es. Vergiss die Vergangenheit. Die Dildos. Zerzausten Haare. Es ging nur um die Zukunft. Er war mein Nachbar und ich würde irgendwann meine Scham überwinden müssen. „Ich…ich wusste nicht, dass du zu der freiwilligen Feuerwehr gehörst.“ Ty schüttelte seinen Kopf. „Das tue ich nicht. Ich arbeite in der Stadt für die Bozeman Feuerwehr. Station Eins an der Rouse Street. Das hier, der südliche Teil der Stadt, wird von den Freiwilligen betreut. Ich bin mit Leuten der Station befreundet und habe meine Hilfe für das Frühstück heute Morgen angeboten.“ Also war es ein Kleinstadtzufall, dass ich ihm über den Weg gelaufen war. Gleich am Morgen, während ich furchtbar aussah. Es wäre besser gelaufen, wenn ich mich ein bisschen zurecht gemacht und ihm Brownies rübergebracht hätte, um ihn in der Nachbarschaft willkommen zu heißen. Der einzige Vorteil, so auf ihn zu treffen, lag darin, dass ich nicht backen musste. „Wie steht’s mit dir? Ist das Goldilocks dein Laden?“ „Du musst neu in der Stadt sein.“ Ich streckte meine Hand aus und schnappte mir Bobbys O-Saftbecher, bevor er umfiel, und schob ihn zur Seite. „Ja, aufgewachsen in Montana, aber neu in Bozeman. Ich war einige Jahre beim Militär und hab beschlossen, mich in der Nähe von Zuhause niederzulassen. Hab das Haus die Straße runter von dir gekauft.“ „Goldilocks gehört Goldie, meiner Schwiegermutter. Es ist ihr Laden. Jeder kennt Goldie. Sie ist berühmt in dieser Gegend. Du wirst wissen, was ich meine, wenn du sie kennenlernst. Sie ist ein Kaliber für sich. Ich arbeite nur dort, um ihr auszuhelfen, seit mein Mann gestorben ist.“ Ty hatte einen Gesichtsausdruck aufgesetzt, den ich nicht lesen konnte. Mitleid, Trauer, Sodbrennen. Es hätte alles Mögliche sein können. „Mein Vater starb in einem Hamburger“, erzählte Bobby Ty. Jetzt sah Ty einfach nur noch verwirrt aus. Er runzelte die Stirn und schaute mich an, als wären wir alle verrückt. „Seid ihr fertig?“, fragte ich die Jungs grinsend, da es mich freute, den Mann sprachlos zu sehen. „Ihr könnt euch die Feuerwehrautos anschauen, wenn ihr wollt.“ Das ließen sie sich nicht zweimal sagen. Sie sprangen schneller von ihren Stühlen als ein Jäger zu Beginn der Jagdsaison. Ich zog Bobbys Teller vor mich und machte mich über die Pancakes und Eier her, die auf seinem Teller übrig waren. Ty räusperte sich. „Dein Ehemann starb in einem…“ „Hamburg“, antwortete ich und lachte dann. „In Deutschland. Ein Blutgerinnsel, das in seine Lunge gewandert ist, angeblich vom Fliegen.“ Hier hörte ich normalerweise auf, wenn ich über Nates Tod sprach. Pikanter Klatsch war nichts, mit dem ich etwas zu tun haben wollte. Aber als ich Ty musterte, beschloss ich, auch den Rest zu erzählen. Warum nicht? Was könnte es schon schaden? Der Mann dachte ohnehin schon, dass ich zu den Looney Tunes gehörte. Aus irgendeinem Grund wollte ich, dass er die Wahrheit kannte. Die Details. „Er war geschäftlich dort – und zum Vergnügen. Er starb im Bett mit einer anderen Frau“, ich holte tief Luft, „und einem anderen Mann.“ „Heilige Scheiße“, murmelte er, sein Mund hing leicht auf. Ich konnte seine geraden weißen Zähne sehen. Ich erhielt eine Menge Mitleidsbekundungen und unangenehmes Beileid, wenn die Leute hörten, dass Nate gestorben war, vor allem da ich noch nicht so alt war. Nur einige wenige wussten von seinen außerehelichen Aktivitäten und dass er mich betrogen hatte. Ich war nicht nur eine Witwe, sondern mein Mann hatte mich auch noch betrogen, bevor er beschloss einfach zu sterben. Ich war schon lange darüber – und ihn – hinweg gewesen, als ich den Anruf erhalten hatte. Ich hatte ihn selbst ein oder zwei Mal umbringen wollen, weil er fremdgegangen war, also fand ich es ironisch, dass er dabei gestorben war. Aber wegen ihm arbeitete ich immer noch an meinem Selbstwertgefühl, selbst Jahre später. Ty beugte sich nach vorne und stützte seine Ellbogen auf den Tisch. Als er sie mit klebrigem Sirup bedeckt wieder zurückzog, griff er nach einer Serviette und rieb über seinen Arm. Unser Vorgänger musste beim Essen am Tisch ziemlich gekleckert haben. „Wusstest du von ihr – ihnen, seiner…meine Güte…du weißt schon, davor?“ Die Hupe des Feuerwehrautos, die wahrscheinlich eines der lautesten Geräusche des gesamten Bezirks war, erschütterte den Saal. Jeder im Radius einer Meile musste es gehört haben. Diejenigen, die hier in der Halle saßen, konnten sich glücklich schätzen, wenn sie sich ihren Kaffee nicht auf den Schoß gekippt hatten. Und taub geworden waren. Babys schrien, alte Leute legten ihre Hände auf die Brust und prüften, ob sie einen Herzinfarkt erlitten hatten. Ich sah, dass mir Zach mit einem schuldbewussten Gesichtsausdruck vom Fahrersitz des Feuerwehrautos zu winkte. Ich winkte zurück. „Lange Geschichte. Ich muss los, bevor sie ihn noch verhaften. Willkommen in der Nachbarschaft.“
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