Kapitel Vier: Das verborgene Wolfsgeschenk

1780 Words
Jaydens Augen weiteten sich vor Schock, sein Verstand raste vor Fragen. Wie konnte das sein? Ihre Eltern waren sich so sicher gewesen... Er sah sie an, und zum ersten Mal sah er Angst in ihren Augen. „Was meinst du?“ flüsterte er fast. „Es ist wahr“, antwortete Jax. Sofort verengten sich Jaydens Augen, sein Verstand arbeitete auf Hochtouren. Das änderte alles. Er musste diesem Geheimnis auf den Grund gehen, um ihretwillen und seiner eigenen. JAYDENS SICHT Ich hätte nie gedacht, dass ich mich jemals in einer solchen Situation wiederfinden würde. Meine Eltern hatten mir ein Ultimatum gestellt – finde innerhalb von acht Monaten eine Gefährtin oder trage die Konsequenzen. Der Druck war überwältigend, und ich konnte den Gedanken nicht ertragen, dass mein Vater eine Gefährtin für mich aussuchen würde. Aber ich hatte andere Pläne. Ich hatte immer noch auf Aliya gehofft, meine Kindheitsfreundin, die einzige Person, die mich wirklich verstand. Ich wusste, es war ein langer Weg, aber ich konnte das Gefühl nicht abschütteln, dass sie für mich bestimmt war. „Hör zu, wir müssen mit deinen Eltern sprechen und herausfinden, was los ist. Aber zuerst muss ich wissen... bist du bereit, mir zu vertrauen, mit mir zusammenzuarbeiten, um die Wahrheit herauszufinden?“ Ich hielt den Atem an, hoffte, dass sie Ja sagen würde, hoffte, dass sie sich mir anschließen würde, um die Geheimnisse zu lüften, die uns zu zerreißen drohten. Sie zögerte, ihre Augen suchten mein Gesicht nach einem Zeichen von Täuschung ab. Ich hielt ihren Blick stand, mein Ausdruck offen und ehrlich; und nach dem, was sich wie eine Ewigkeit anfühlte, nickte sie – eine kleine, entschlossene Bewegung. „Okay, ich vertraue dir. Aber wenn das schiefgeht, Jayden, ich schwöre—“ „Ich spiele keine Spielchen mit dir“, unterbrach ich sie, meine Stimme fest. „Wir stecken jetzt gemeinsam da drin. Wir müssen mit deinen Eltern reden und Antworten bekommen.“ Ich nahm ihre Hände, damit wir sofort gehen konnten. „Wir können jetzt nicht einfach gehen… wir müssen einen Plan machen.“ Sie zögerte und setzte sich zurück auf ihr Bett. „Jax, lass mich jetzt in Ruhe.“ Ich befahl meinem Wolf, und er wurde ruhig und still. „Kann ich jetzt mein Handy haben?“ sagte Aliya kalt. „Das ist nicht die Zeit für Liebesanrufe, Aliya. Was ist der Plan?“ antwortete ich. „Und wie geht dich das überhaupt etwas an, Jayden? Du hast kein Recht zu bestimmen, mit wem ich rede oder nicht.“ „Ich weiß, dass du wütend bist, aber lass uns das erst hinter uns bringen, dann bekommst du dein wertvolles Handy zurück“, antwortete ich ruhig. „Ich habe bisher keinen Plan, aber ich würde vorschlagen, dass wir frühmorgens gehen, wenn uns niemand sehen kann“, sagte sie. „Okay, das ist mir recht... Ich bin vor Sonnenaufgang wach, und wir gehen sofort.“ „Was, wenn die Wachen misstrauisch werden?“ „Dann musst du heute Nacht in meinem Zimmer schlafen“, schlug ich vor. „Nein, mein Freund wird das nicht gutheißen“, sagte sie, und ihre Antwort stach mich wie eine Biene. Warum dachte sie in diesem Moment an ihren sogenannten Freund? „Er wird es nicht erfahren, wenn du es ihm nicht sagst... Triff mich in meinem Zimmer, du schläfst heute Nacht dort“, sagte ich und stürmte hinaus, in der Erwartung, dass sie mir folgen würde – aber sie tat es nicht. Als ich die Tür hinter mir zuschlug, wünschte ich, ich wäre nicht so hart zu ihr gewesen. --- „Jayden?“ hörte ich ihre Stimme von der Tür. Sofort ging ich hin, um sie zu öffnen. Als ich Aliya ansah, war ich von ihrer Schönheit überwältigt. Ihr langes, blondes Haar fiel wie ein Wasserfall des Morgengrauens über ihren Rücken, und ihre ruhigen blauen Augen strahlten wie Sterne in der Nacht. Ihre vollen Lippen formten ein sanftes Lächeln, und ihre porzellanfarbene Haut schien in einem ätherischen Glanz zu leuchten. Sie war ein Bild von Anmut, und ich war gefesselt. „Kann ich jetzt reinkommen?“ „Ja, sicher“, sagte ich und räusperte mich, während ich die Tür hinter ihr verriegelte. „Dein Zimmer ist wirklich schön…“ sagte sie, während sie sich umsah... „Es ist nichts im Vergleich zu denen, die ich in Frankreich gesehen habe. Dein Geschmack für schöne Dinge hat sich nie geändert.“ Sie lächelte gemütlich. „Es könnte auch unser Zimmer werden“, antwortete ich und ging auf sie zu. Wir sahen uns eine Weile in die Augen, und sofort zog sie mich näher. „Küss mich, Jayden.“ „Bitte…“ Sie hielt meine Hände an ihr Kinn und versuchte, mich zu verführen. Ich spürte die brennende Spannung zwischen uns, aber ich musste sie kontrollieren. Als ich sie ansah, wusste ich, dass ich den Rest meines Lebens an ihrer Seite verbringen wollte. Die Uhr tickte, und ich musste einen Weg finden, das möglich zu machen. Aber wie konnte ich Aliya in eine Bindung zwingen, die sie nicht wollte? Und was war mit ihrem Werwolf-Freund Evan? Die Situation war ein Chaos, und mir lief die Zeit davon. „Du musst schlafen gehen. Wir haben morgen einen langen Tag vor uns“, sagte ich, während ich ihre Hand losließ und aus dem Zimmer ging. --- ALIYAS SICHT: Als die Morgendämmerung den Horizont in ein sanftes goldenes Licht tauchte, fand ich mich in einem Meer aus Gedanken und Gefühlen verloren. Die Ereignisse der vergangenen Nacht spielten sich in meinem Kopf wie ein Film ab, jede Welle schlug mit schmerzhafter Klarheit gegen die Küsten meines Bewusstseins. Während Jayden und ich uns auf den Weg zu meinen Eltern machten, legte sich ein Gefühl der Unruhe wie ein schwerer Mantel über mich. Trotz des hellen Mondes konnte ich das Frösteln in meinem Inneren nicht abschütteln, jedes Mal, wenn ich daran dachte, wie töricht mein Verhalten letzte Nacht gewesen war. „Was habe ich mir nur gedacht?“ Die Zurückweisung, die ich von Jayden erfahren hatte, hallte in den leeren Kammern meines Herzens wider – eine deutliche Erinnerung daran, wie verletzlich ich mich in seiner Nähe fühlte... Seine Worte, durchzogen von Wut und Schmerz, hallten noch immer in meinen Ohren, quälten mich mit ihrer bitteren Wahrheit. Ich versuchte, die Zweifel und Ängste, die mich zu übermannen drohten, beiseitezuschieben und mich stattdessen auf unsere bevorstehende Reise zu konzentrieren. Doch so sehr ich es auch versuchte, ich konnte dem Schatten des Zweifels nicht entkommen, der an jedem meiner Schritte haftete. Während wir durch die stillen Straßen gingen, lag die Schwere der bevorstehenden Konfrontation in der Luft und verdunkelte unsere Reise. Schließlich stiegen wir in seinen Mercedes, und mit jedem Moment, der verging, schien die Entfernung zu dem Haus meiner Eltern endlos zu werden – ein stilles Zeugnis für die Ungewissheit, die uns erwartete. „Willst du etwas sagen?“ fragte er, ohne mich anzusehen. „N-nein…“ antwortete ich, kaum dass ich meine eigene Stimme hörte. „Na gut dann.“ „Ich hoffe, wir finden bald Antworten“, sagte er, immer noch geradeaus blickend. „Als ob es dich kümmern würde...“ spottete ich. Sofort drehte er sich um, und unsere Blicke trafen sich. „Du brauchst keine Worte, um zu glauben, dass ich es tue… und das sehr“, sagte er. Ich spürte die Wirkung seiner Worte tief in meinem Bauch. ‚Warum fühle ich mich so?‘ fragte ich mich immer wieder. „Meine Eltern haben mir gesagt, ich hätte einen Wolf, und nicht irgendeinen Wolf... sie sagten, es sei ein Geschenk der Mondgöttin selbst“, hörte ich mich sagen. Plötzlich wurde Jaydens Ausdruck weicher, und er rückte näher zu mir. „Ich fürchte, sie haben gelogen, oder sie wurden falsch informiert. Du bist wolflos, und es ist traurig, dass du es nicht spüren kannst. Ich dachte fast, du würdest nur so tun, als wüsstest du es nicht.“ Ich schüttelte den Kopf, Verleugnung in mein Gesicht geschrieben. „Nein, nein, nein... das kann nicht sein. Ich kann es fühlen, das Ziehen... es ist da, aber anders, als wäre es blockiert oder so.“ „Schhhhhh… Es ist in Ordnung. Wir werden bald Antworten finden“, flüsterte er und hielt meine Hände fest. Mit der Zeit, ohne ein weiteres Wort, erreichten wir schließlich das Haus meiner Eltern. Ich fühlte Freude in mir, aber gleichzeitig raste mein Herz vor Erwartung und einem Hauch von Angst. Was würden wir herausfinden? Und was würde das für meine Seelenverbindung bedeuten? Ein vertrauter Anblick ließ eine bittersüße Welle der Nostalgie über mich hereinbrechen. Die schlichte Fassade, geschmückt mit blühenden Blumen und efeubewachsenen Wänden, barg in sich eine Lebenszeit voller Erinnerungen – sowohl freudige als auch schmerzliche. Mit zitternder Hand drückte ich die Türklingel, deren Klang durch die stille Morgenluft hallte wie ein Fanfarenruf. Jeder Ton schien in mir zu widerhallen – eine deutliche Erinnerung an das Gewicht der Fragen, die schwer auf meinem Herzen lagen. Als sich die Tür öffnete und die vertrauten Gesichter meiner Eltern erschienen, überflutete mich eine Welle widersprüchlicher Emotionen. Erleichterung mischte sich mit Besorgnis, als ich über die Schwelle trat, mein Herz hämmerte in meiner Brust wie ein Trommelschlag der Erwartung. Meine Eltern begrüßten uns mit warmen Lächeln, ihre Augen verrieten jedoch eine Spur von Besorgnis unter der Oberfläche. Ich konnte ihren Blick spüren, wie er suchte – nach Antworten in den Tiefen meiner eigenen verwirrten Augen. Mit einem schweren Seufzer wusste ich, dass die Zeit gekommen war, die Wahrheit offen zu legen, die an den Rändern meiner Seele nagte. Tief durchatmend sammelte ich meinen Mut und rüstete mich für die unausweichliche Konfrontation, die uns bevorstand. Das ganze Haus sah noch genauso aus wie vor zwölf Jahren... Wir wurden herzlich von den Dienern empfangen. Als wir das Wohnzimmer erreichten, wo meine Eltern saßen – zu ruhig für Jaydens Geschmack –, fixierte er sie mit einem strengen Blick. „Wir hatten gehofft, dass ihr es früher herausfinden würdet“, sagte mein Vater, während er Jayden und mich ansah. „Sagen Sie uns die Wahrheit. Was ist mit ihrem Wolf los?“ platzte Jayden ungeduldig heraus, und ich spürte, dass er langsam die Geduld verlor. Die Augen meiner Mutter wanderten zu meinem Vater, der sich räusperte, bevor er sprach. „Ah, Jayden, wir... äh... wir haben nicht genau gelogen. Sie hat einen Wolf, nur... nicht im klassischen Sinn.“ Jaydens Augen verengten sich. „Was meinen Sie damit?“ Mein Vater verschob sich unbehaglich. „Nun, sehen Sie... ihr Wolf ist... ruhend. Es ist eine seltene Bedingung, aber das bedeutet, dass sie sich nicht verwandeln oder die Seelenbindung spüren kann wie andere…“
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