Kapitel Zwei
Schnell folgte Rachel dem bukeligen, kurzen Mann in die dunkle Bibliothek, die nach alten Büchern roch. Der Mann hielt an und die beiden standen Stumm da, und starrten einander an.
Sie schaute zu wie der Mann tief in die Brusttasche seiner rauchenden Robe lange und eine Packung Streichhölzer herauszog. Langsam lief er im Raum umher, und zündete die schwarzen Kerzen an, die überall standen. Als sie die verstaubte, rauchige Luft einatmete, hatte sie mehr Angst als jemals zuvor.
Der Mann drehte sich ihr zu und deutete auf einen Stuhl der in der Ecke des Raumes stand,„Setz dich,“ sagte er.
Langsam lief sie über den Holzboden der unter ihren Schritten knarrte, hinweg. Als sie sich dem Stuhl näherte starrte sie die verschiedenen Bücher an, die vor ihr aufgereiht standen.
Vampier, Das Verlorene Jahrhundert, Reißzähne, Die Auserwählten Vampiere.
Die Titel starrten sie an und plötzlich fühlte sie sich betäubt und verängstigt als sie sich in den steifen Stuhl setzte, der aussah, als ob er aus Tierknochen gemacht worden war.
Als sie versuchte es sich einigermaßen bequem zu machen, beobachtete sie, wie der Mann ihr entgegenlief. Die Stille war ihr unerträglich, und plötzlich hatte sie das Gefühl, irgendetwas sagen zu müssen, dass ihre Nerven beruhigen würde.
„Es tut mir Leid, aber könnten Sie mir sagen, wer Sie sind?“
Sie wartete als er näherkam und sich in eine Stuhl ihr gegenüber setzte.
„Ja mein Liebes, mein Name ist Onkel Drew und ich bin von deiner Art. Na ja, eigentlich sollte ich wohl sagen, du bist jetzt von meiner Art.“
Rachel dachte einen Augenblick lang nach, bevor sie Antwortete. Sie wusste nicht genau, wovon er sprach, aber die Schusswunde, und der lebhafte Traum kamen ihr wieder in den Sinn. Plötzlich erinnerte sie sich daran, wie Benji sich über sie beugte, als ihre Welt plötzlich Schwarz wurde.
Sie räusperte sich,„Was meinen Sie damit?“
„Bitte nenn mich Onkel Drew,“ beharrte er. Er verstummte und schaute sie an.
„Onkel Drew, ich verstehe das nicht, ich verstehe nicht wie ich hierhergelangt bin oder wo ich bin. Kannst du mir bitte helfen?“
Sie sank in den Stuhl und fühlte sich hoffnungslos.
„Rachel, mein Liebes. Du bist jetzt ein Vampier. Erinnerst du dich nicht?“
Rachel hing an jedem seiner Worte.
„Erzähl mir mehr,“ sagte sie erwartungsvoll.
„Erinnerst du dich nicht an die Greslin? Die Schusswunde? Du warst dabei zu Sterben, und batest darum, gewendet zu werden.“ Er wartete einige Augenblicke und sagte dann, „Sagt dir das etwas?“
Rachel sah Bilder von Violet, Polizisten, Hunter, und einem fliegenden Benji. Sie spürte einen Schauer der ihr über den Rücken lief und rieb sich mit den Händen über die Arme.
„Ich erinnere mich an ein paar Dinge, aber wer sind die Greslins?“ fragte Rachel schüchtern.
„Oh Kind, der Greslin Zirkel ist unser schlimmster Feind. Im Laufe der Geschichte hatten wir so manchen Krieg mit ihnen, aber ich fürchte keiner war so schlimm wie der, der uns bevorsteht.“
Ängstlich fragte Rachel,„Was meinst du damit?“
„Du hast diesen Krieg verursacht , und so ungern ich das sage, dein geliebter Benji befindet sich nun mittendrin. Er kämpft um sein Leben um deines, und um das des Vladicccus Zirkels zu retten.“
„Vladiccus? Ich bin mir nicht ganz sicher, wovon du redest.“
Drews Stimme wurde hart als er sagte, „Hör mir zu, du bist jetzt ein Teil des Vladiccus Zirkels. Das bin ich auch, das ist Benji ebenfalls, und der Rest von uns hier.“
Er hielt inne und schaute Rachel geradewegs in die Augen, „Du hast eine Menge zu lernen, und um ehrlich zu sein, ich habe dafür gerade keine Zeit.“
Im Wechselbad der Gefühle saß sie da und fragte ihn schließlich leise, „Aber, aber wann kommt Benji denn wieder? Ich muss es wissen.“
Sie schaute zu, wie Onkel Drew aufstand und zur Tür lief.
„Bitte!“ rief sie aus. „Bitte geh nicht.“
Er drehte sich um und stand Rachel gegenüber. „Also gut, aber dass muss jetzt schnell gehen.“ Er nahm einen alten, verstaubten Notizblock vom Regal, sowohl als auch einen Federkiel, und warf diese durch den Raum. Rachel streckte die Hand aus und griff sie aus der Luft, und war von ihren schnellen Reflexen überrascht.
„Mach dir Notizen mein Liebes, weil ich dir das nur einmal sagen werde.“
Er verstummte kurz.
„Benji befindet sich auf einer Mission, um den Schaden, den du angerichtet hast, wiedergutzumachen. Es könnte Tage dauern, bis er wiederkommt. Es könnten Wochen sein. Du bist nicht dieselbe Person die du einmal warst. Du hast dich verändert. Du veränderst dich noch immer. Du bist jetzt eine von uns. Du glaubst, dass du einfach zu deinem alten Leben zurückkehren kannst. Du glaubst, dass du wieder nach Hause gehen kannst. Aber was du nicht begreifst, ist das dies nun dein Heim ist. Wir sind nun deine Familie,“ sagte Onkel Drew und atmete tief ein.
„Natürlich halten wir dich hier nicht gefangen. Wenn du zurück nach Hause möchtest, wenn du glaubst, dass du so tun kannst als ob du einfach wieder ein normales Leben führen könntest, dann nur zu. Das ist deine Entscheidung. Wenn du hierbleiben möchtest, wo du Sicher bist, wirst du lernen müssen wie du eine von uns bekommen kannst. Du wirst lernen müssen, wie du dir deine Kräfte zunutze machen kannst und lernen sie zu verstehen. Lernen was es bedeutet, ein Vampier zu sein.“
„Aber wie lerne ich das alles?“ fragte sie verwirrt.
„Es gibt andere, die dich lehren können. Ich habe für soetwas keine Zeit. Ich habe einen Krieg zu führen. In der Tat habe ich bereits viel zuviel Zeit mit dir vergeudet.“ Er drehte sich herum und stürmte zur Tür.
„Warte!“ schrie Rachel. „Du kannst mich doch nicht einfach so hierlassen. Ich muss mehr wissen. Ich bin hier ganz alleine. Was tu ich denn jetzt als nächstes? Wo gehe ich jetzt hin?“
Er öffnete die Tür, blieb stehen, drehte sich und lächelte sie an.
„Versuch mal den nördlichen Turm. Matilda hat womöglich Zeit für dich.“
Sofort schrieb sie das auf ein Blatt Papier und steckte es in die Tasche, als sie sich aus dem steifen Stuhl hob. Ihr Körper knirschte als sie aufstand. Nördlicher Turm? Dachte Sie. Wie finde ich den nördlichen Turm?
Sie schaute sich in der Bibliothek um, in der Hoffnung, dass sie eine Karte finden könnte die sie in die richte Richtung weisen würde. Dann spürte sie plötzlich, wie sie von einer starken Kraft wie ein Magnet aus dem Zimmer und zurück durch den langen Foyer und durch noch einen Korridor gezogen wurde. Es fühlte sich seltsam an, aber sie wollte sich dieser Kraft nicht wiedersetzen. Sie nahm an, dass dies wohl ihre einzige Chance war, den nördlichen Turm zu finden.
Ihr Körper bewegte sich durch die Hallen, als ob sie durch eine Strömung gezogen wurde. Sie flog an Bildern von Leuten, die an der Wand hingen, vorbei, von denen sie annahm, dass dies ein paar ihrer neue „Familienmitglieder“ waren. Sie dachte wieder an ihre Unterhaltung mit Onkel Drew, und ihr fiel es schwer ihn als Familie zu betrachten - ganz zu schweigen von den anderen, die sie noch nicht einmal kennengelernt hatte.
In diesem Augenblick, nachdem sie all diese Bilder gesehen hatte, und über Familie nachdachte, sehnte sie sich nach ihren Eltern. Sie vermisste ihre Schwester Sarah, die vor kurzen so etwas wie ihre beste Freundin geworden war, und sogar ihren nervigen, jüngeren Bruder Mark. Sie wünschte sich, sie könne sie wiedersehen und ein Teil von ihr wünschte, sie hätte sich nie herausgeschlichen Wenn sie das nicht getan hätte, dachte sie, dann würde sie warscheinlich gerade im Auto mit ihrer Mutter sitzen, auf dem Weg zur Apache High School.
Ihre Nostalgie wurde plötzlich unterbrochen als sie ein sägendes Geräusch hörte, das aus einem der Räume die am Flur entlang lagen kam. Ihr Herz machte einen Satz als sie sich die schlimmsten Szenen eines Horrorfilmes vorstellte.
Als sie sich der großen Metalltür näherte sah sie Funken, die aus der angelehnten Tür kamen. Sie versuchte ihren Körper fortzuziehen, aber die Kraft ließ nicht zu, dass sie sich bewegte. Sie trat etwas zurück, sodas sie nicht von den Funken getroffen wurde, konnte aber keinen Blick hineinwerfen. Sie wurde ruhiger und schob sich näher, und streckte den Hals aus um hineinzusehen, aber sie war noch zu weit weg. Sie ging noch etwas näher, und die Funken flogen genau auf ihren Körper zu und obwohl sie sofort zurücksprang, war zu spat - ihre Haut wurde von abertausenden Funken getroffen.
Als sie ängstlich beobachtete, wie sie ihre Haut und ihr Haar trafen, stellte sie zu ihrer überraschung fest, dass es ihr rein garnichts ausmachte. Sie konnte sie eigentlich garnicht spüren. Sie beobachtete die Funken weiter, bis sie feststellte, dass sie sich in Wasser verwandelten, sobald sie ihre Haut berührten. Sie schaute herab, und stellte fest, dass ihre Füße in einer kalten Wasserpfütze stand.
Die Funken hörten auf zu fliegen, und sie hörte die seltsammsten Geräuche, die aus dem Raum kamen. Sie näherte sich und steckte den Kopf durch die schmale Öffnung im Türrahmen. Es war wie Santa Claus’ Werkstatt: Zwerg-artige Leute in gelb-schwarzen Anzügen arbeiteten an ihren Werkbänken mit Hammer und Kettensägen, und stellten Spielzeug und Möbel aus Knochen her. Es war das coolste und ekelhafteste, was sie je gesehen hatte.
Die Zwerge hielten plötzlich inne und starrten sie Stumm an. Als alle sie anstarrten wurde es Totenstill. Ihr Körper wurde kalt und versteifte sich, und sie wünschte sie hätte niemals ihren Kopf durch die Tür gesteckt.
Ein kleiner Mann stürmte ihr entgegen und klopfte ihr aufs Bein. „Was tust du hier?“ fragte er in einer hohen Stimme. „Du hättest nicht hierherkommen sollen.“
Als sie auf ihn herabsah, sagte sie,„Ich habe mich verlaufen. Ich war auf dem Weg zum nördlichen Turm, aber ich kenne mich hier nicht aus.“
Eine kleine Frau kam herüber und schob den Mann mit einem missfälligen Blick beiseite, „Warum hast du das nicht gleich gesagt, wir können helfen!“ Die Gruppe von kleinwüchsigen Leuteln jubelte und hob ihre Werkzeuge in die Luft.
„Wohin wars tu unterwegs, Fräulein?“ fragte die Frau.
„Ich wurde zu Matilda, in den nördlichen Turm geschickt. Is das hier in der Nähe?“
„Ach Kind, das ist ein ganzes Stück weit weg, aber nimm diese Karte hier, sie wird dich geradewegs dorthin führen.“ Die Frau reichte ihr ein Stück Knochen, mit einer Karte des Schlosses, die darauf gemeißelt war.
„Ich danke ihnen vielmals!“ sagte Rachel, nahm das Stück und machte sich wieder auf den Weg. Die Kraft die sie zuvor herumgezogen hatte, war nun verstummt, und sie war auf sich selbst gestellt.
Sie folgte der Karte den Flur entlang, der sie auf eine wackelige Holzbrücke führte, auf der auf beiden Seite bronzene Ketten angebracht waren. Sie hielt sich daran fest. Obwohl sie nicht vergessen konnte, dass sie sich in einem uralten Schloss befand, erinnerte sie die Brücke an ein Gruselkabinett auf dem niederländischen Fest. Die hölzerne Brücke fühlte sich so ähnlich an, aber trotz allem vergass sie nicht, dass sie sich hier auf einer Mission befand, den nördlichen Turm zu finden. Nichts konnte sie aufhalten, nicht einmal diese kitschigen Erinnerungen. Sie würde nicht, und konnte es sich nicht erlauben, ihre Gedanken dorthin wander zu lassen.
Sie hielt das Stück Knochen fest, sodass es nicht darüber fiel, und lief über die Brücke, Zu ihrer Überraschung war ihr Körper recht sicher als sie entlanglief; obwohl sie Höhenangst hatte, brachte sie den Mut auf, hinüberzuschauen. Als sie nach Untern blickte, sah sie einen Burggraben, der das Schloss glühend umgab, so als ob Aale dort herumschwammen. In diesem Augenblick sprang ein gelber Aal aus dem Wasser und schnappte sich eine Eule die darüber geflogen war. Sie bewegte sich sofort etwas schneller, um dem Blickfeld des Aales zu entgehen. Bei diesen Geschöpfen wollte sie kein Risiko eingehen.
Als sie sich dem Ende der Brücke näherte, sah sie, dass mehrere Wege zur Wahl standen; es war wie ein Labyrinth. Als sie in die Ferne sah, konnte sie zahlreiche Gewölbe erkennen, und fragte sich, welcher davon wohl der nördliche Turm war.
Sie schaute auf das Stück Knochen herab, und folgte der roten Linie nach Links. Sie drehte es mehrmals, um sicherzugehen, dass sie es nicht falsch herum gelesen hatte.
Als sie sich ihrer Wahl schließlich sicher war, lief sie zielsicher den Pfad entlang. Als sie durch einen langen Flur mit bunten Glasfenstern lief, wurde es wärmer. Die Fenster ließen nur wenig Licht herein, gerade mal genug, dass sie ein oder zwei Schritte weit sehen konnte. Sie streckte die Arme vor sich her, damit sie nicht ausversehen in etwas oder jemanden hineinrannte, aber als es dunkler wurde, wurde ihre Sicht klarer, und sie fühlte sich wie eine Fledermaus die durch eine Höhle navigierte. Sie nahm ihre Arme herab und bewegte sich schneller vorwärts, da sie nun nichtmehr befürchtete in etwas hineinzurennen.
Sie schaute durch das bunte Fensterglas und sah zwei rote Punkte die zurückstarrten. Sie hielt an, und überlegte, woher sie wohl kamen. Wenn sie sich bewegte, bewegten sie sich ebenfalls, wenn sie anhielt, taten sie es ihr gleich. Sie ging näher an das Glas heran, um einen Bick auf ihr Spiegelbild zu erhaschen, und sprang dann plötzlich zurück. Die rot glühenden Punkte gehörten zu ihr. Sie waren ihre Augen, und obwohl sie sich nicht im Glas sehen konnte, sah sie das glühen ihrer Augen die Kraftvoll und Entschlossen zurückstarrten. Sie erkannte die Person, in die sie sich verwandelt hatte nicht wieder, und sie wusste, dass sie den nördlichen Turm finden musste, und das schnell. Sie brauchte Hilfe um zu verstehen, wer diese Person, oder dieses „Ding“ war, in dass sie sich verwandelt hatte.
Sie folgte den Anweisungen, die sie durch den langen Korridor durch zahlreiche Türen, und noch ein großes Foyer mit silhouetten von Engeln an der Decke, einen kleinen Speiseaufzug hinauf führte, bis sie schließlich eine endlose Spiraltreppe hinaufkletterte. Sie wurde schließlich langsamer um sich eine Verschnaufspause zu gönnen, schleppte sie aber dennoch, etwas langsamer schnaufend und keuchend weiter. Ihr Herz schlug wie wild, und schließlich konnte sie keinen weiteren Schritt mehr gehen. Sie kuckte über das metallene Gelände um zu sehen, wie weit sie noch zu laufen hatte um nach Oben zu gelangen, aber es schien unendlich zu sein. Sie sah kein Ende in Sicht, setzte sich also hin.
Plötzlich ging der Alarm ihrer lilanen Swatch Uhr los. Sie schaute auf die Uhr, auf der eine Fehlermeldung aufleuchtete. Sie fingerte an allen Knöpfen herum, bis sie endlich verstummte. Sie versuchte zurück zur Zeit und dem Datum zu gelangen, was aber fehlschlug. Es war fast so, als ob sie nicht wollte, dass sie wusste welcher Tag es war, oder wie lange sie geschlafen hatte. Und noch ein kleiner Teil des Rätsels, den sie verzweifelt zu lösen versuchte.
Sie fühlte sich hoffnungslos, also warf sie die Uhr über das Gelände, und warte darauf, dass sie aufschlug und in Stücke geschlagen wurde. Sie wartete, hörte sie aber nie aufschlagen. Ihr wurde bewusst, wie hoch Oben sie sein musste. Sie schaute über das Gelände, und wie durch Zauberei flog ihr die Uhr wieder entgegen. Verwirrt und erschrocken blinzelte sie die Augen, so als ob sie sich das eingebildet hätte. Sie kam ihr schnell entgegengeflogen, und hielt dann an als sie ihre Etage erreicht hatte, und blieb in der Luft hängen, wo sie wohl darauf wartete, aufgehoben zu werden. Sie konnte eine Schnur sehen, die mit einem weißen stück Papier daran befestigt war. Sie griff nach der Uhr, und hielt sie fest, als wäre sie ein Familienschatz. Sie nahm die Schnur, und zog das Papier näher heran, öffnete die Nachricht, und las:
Man sollte in diesem Schloß keine persönlichen Dinge wegwerfen. Man weiss nie, wer sie finden könnte, und was für Hinweise sie dem Feind bieten könnten.
Die ominöse Nachricht endete hier, und hatte keine Unterschrift. Verblüfft faltete sie das stück Papier und stopfte es in ihre Tasche, fast so, als ob rein garnichts geschehen war. Sie hatte das Gefühl, als ob ihr jemand folgte und sie beobachtete, und das erschreckte sie zu Tode. Adrenalin tat seine Arbeit und sie stürmte die verbliebenen Stufen hinauf.
Als sie Oben ankam sah sie fünf identische Türen; sie alle waren aus dickem Holz und hatten einen eisernen Riegeln. Sie schaute hin und her und dann wieder auf das Knochenstück. Über der dritten Türe war ein X eingezeichnet, also lief sie zu ihr hinüber, schaute aber kurz hinter sich.
Es war still im Turm, und das einzige, dass sie hören konnte, war ihr Atem und ihre Schritte die sich der bogenförmigen Türe näherten. Als sie sich weit genug genähert hatte, sodass sie sie berühren konnte, war sie fast zu Tode erschrocken. Sie brachte es einfach nicht fertig zu klopfen und war sich nicht sicher, ob sie die richtige Entscheidung getroffen hatte. Sie hatte sich heute bereits genug gegruselt und sie fragte sich, ob es ein Fehler gewesen war, den Turm zu betreten.
Sie blieb stehen, und überlegte, was sie nun tun sollte. Als sie dastand, und überlegte, wurden ihr Körper und ihr Atem still und Leise. Im Inneren wusste sie, dass sie die falsche Entscheidung getroffen hatte, und deshalb ging sie schnell und leise zur Treppe zurück. Als sie den Fuß vorwärts schob, spürte sie wieder diese Kraft, die ihren Körper in Richtung Tür schob.
Sie nahm an, dass dies wohl ein Zeichen war, also klopfte sie leicht an der Tür, und wartete.
Niemand kam. Sie hob die Hand erneute und klopfte lauter, in der Annahme, dass Matilda, oder wer auch immer dort drinnen war, sie das erste Mal nicht gehört hatte. Sie horchte auf, und wie auch zuvor blieb es still. Nirgends fand sich im nördlichen Turm ein Lebenszeichen. Schließlich hob sie beide Arme und wollte gerade laut an die Türe schlagen, als ihr eine kräftige, knochige Hand auf die Schulter klopfte.