Ariannas Sicht
Ich drehte mich langsam zu ihr um, war aber fassungslos über das, was ich sah.
„Warum hast du eine Tasche dabei und warum siehst du aus, als würdest du eine Reise antreten?“, fragte ich verwirrt.
„Wie zum Teufel soll ich dich diesen Weg allein gehen lassen? Ich habe dir doch gesagt, dass ich dich auf jedem Schritt des Weges begleiten werde“, sagte sie und kam langsam mit einem strahlenden Lächeln auf mich zu.
„Wohin soll ich denn gehen?“, fragte ich, die Arme über der Taille ausgebreitet, und starrte sie wütend an.
„Wohin du auch gehst. Nicht, dass du auch nur eine Ahnung hättest, wohin du gehst“, erwiderte sie.
Wir brachen beide in Gelächter aus und legten die Arme über die Schultern, als wir beschlossen, gemeinsam zu gehen.
Doch gerade als wir gehen wollten, stürzte Oma durch die Tür, sodass wir uns sofort umdrehten.
„Wollt ihr beide etwa, mich zu verlassen, ohne mir etwas zu sagen?“, schluchzte sie, während ihr die Tränen über die Wangen liefen.
Als ich sah, wie sie emotional zusammenbrach, eilte ich schnell zu ihr, packte sie und umarmte sie fest.
„Ich wollte nicht, dass du mich gehen siehst“, erwiderte ich und wischte ihr die Tränen von den Wangen.
„Du hättest dich wenigstens verabschieden sollen“, sagte sie leise und strich mir mein langes dunkles Haar hinters Ohr.
Ich runzelte erschrocken die Stirn, überrascht von ihrer Reaktion.
Ich hatte das Gefühl, sie würde gegen meinen Weggang sein, aber das war nicht ihre Reaktion.
Ich drehte mich um und warf einen Blick auf Celine, die ebenfalls schockiert war.
„Du hältst sie nicht auf?“, fragte Celine.
Oma lächelte sanft. „Arianna hat einen Weg gewählt, der ihr richtig erscheint. Ich kann sie nur unterstützen.“
Tränen stiegen mir langsam in die Augen, als ich ihr in die Augen sah und den Schmerz sah, den sie zu unterdrücken versuchte.
„Vielen Dank“, sagte ich und umarmte sie noch einmal und schluchzte leise in ihren Armen.
„Seid vorsichtig da draußen. Vergesst nicht, was euch überhaupt erst dazu gebracht hat, diese Reise anzutreten“, riet sie und brach in Tränen aus, als sie uns zum Abschied winkte.
Sie allein zu lassen, war eine der schwersten Entscheidungen, die ich treffen musste, aber ich war bereit, das Opfer wert zu sein.
Als ich einen Fuß vor den anderen setzte und Celine an meiner Seite war, fühlte es sich an, als gäbe es nichts, was wir nicht überwinden könnten.
Wir packten unbedingt ein paar Vorräte ein, die uns unterwegs durchhalten würden.
Es war eine lange Reise zu den Mauern von Mystic Falls, aber ich war bereit, diese Stadt zu verlassen.
Wir machten uns auf den Weg und fanden unseren Weg durch den Wald.
„Ich fange an zu glauben, dass es keine gute Idee war, mit dir mitzukommen“, kicherte Celine und atmete schwer, während wir immer tiefer in den Wald hineinwanderten.
„Ich muss gestehen, ich hätte nie gedacht, dass es hier draußen so unheimlich werden würde“, kicherte ich.
„Wir müssen nur eine Nacht in diesem Wald verbringen. Tagsüber wären wir bis zum Tor gekommen“, erwiderte Celine.
Sie wusste so viel mehr über die Stadt als ich, und es kam mir eher wie ein Wunder vor, denn Celine hasste es meistens, das Haus zu verlassen.
Sie genoss zwar immer den Komfort des Hauses, kannte sich aber in Mystic Falls besser aus als Oma.
„Aber Celine, warum bist du mir den ganzen Weg hierher gefolgt?“, fragte ich leise.
Es ergab für mich keinen Sinn, dass sie bereit war, ihr Zuhause aufzugeben, um mir auf eine Reise zu folgen, die ihr nicht viel nützen würde.
Ich war erstaunt und gleichzeitig schossen mir mehrere Fragen durch den Kopf.
„Warum fragst du? Du bist meine beste Freundin. Natürlich würde ich alles für dich tun“, erwiderte sie lässig.
„Du verstehst nicht, was ich meine. Du nimmst nichts von dieser Reise mit, aber du bist bereit, mir zu folgen, auch wenn ich nicht weiß, wohin. Ich habe keine Ahnung, was jenseits der Mauern liegt“, betonte ich.
„Arianna, du hast mir während meines gesamten Aufenthalts bei dir so viel Liebe entgegengebracht. Das ist wenig im Vergleich zu dem, was du für mich tun würdest, wenn ich in deiner Lage wäre“, antwortete sie mit einem sanften Lächeln.
„Für immer zusammen?“
„Genau. Für immer zusammen“, antworteten wir im Chor.
Dank Celines brillanter Hilfe konnten wir ein Zelt für die Nacht aufbauen und ein Feuer anzünden, um die Nacht warm zu halten.
Ich blickte zurück auf das hoch aufragende Schloss und erinnerte mich an die schönen Erinnerungen, die ich innerhalb dieser Mauern geschaffen hatte.
Leider werden mich diese Erinnerungen auf jedem Weg, den ich gehe, und vielleicht sogar bis ins Grab begleiten.
„Du weißt, dass er ein Feigling war“, unterbrach Celine die Stille und riss mich aus meinen Gedanken.
„Wen?“
„Hör auf, es zu leugnen. Du weißt, wen ich meine“, erwiderte sie.
„Oh, Damien. Ich rede nicht gern über ihn, aber ich glaube trotzdem, dass du recht hast“, bekräftigte ich.
„Machst du das seinetwegen?“, fragte sie.
Ihre Frage traf mich tief und ließ mich mir selbst dieselbe Frage stellen.
„Warum diese plötzliche Stille?“, fragte sie.
Ich steckte in der Klemme, versuchte, ehrlich zu mir selbst zu sein und gleichzeitig die Wahrheit nicht zu leugnen.
„Nichts. Natürlich mache ich das nicht seinetwegen“, blaffte ich und zwang mich zu einem Lächeln.
Zum Glück nahm sie mir die Antwort ab. Aber tief in meinem Inneren wusste ich, dass ich die Wahrheit vor mir selbst verbarg.
Das Licht ging aus, und wir gingen beide schlafen.
Doch mitten in der Nacht begann Celine im Schlaf schwer zu keuchen und zu atmen.
Sie drehte sich von einer Seite auf die andere, ihr Gesicht war schweißbedeckt.
Plötzlich schreckte sie aus dem Schlaf hoch und schrie laut, während ihre Augen umherhuschten und sie schwer atmete.
„Was ist los, Celine?“, fragte ich, packte ihre Arme fest und klopfte ihr sanft auf den Rücken.
„Es war ein Traum. Derselbe Traum“, verriet sie mit Angst in den Augen.