Kapitel 1-1

2015 Words
1 JED Ich vögelte nicht auf Befehl. Ich hasste es, wenn man mir sagte, was ich tun sollte, selbst wenn die Anweisung von meiner Chefin beim FBI kam. Ermittle verdeckt in dem kleinen Kaff in Montana, wo du aufgewachsen bist, hatte sie mir befohlen, weil niemand sonst als Cowboy durchgehen würde. Als Anzug und Krawatte tragender FBI-Mann ging ich garantiert nicht als Cowboy durch. Das bedeutete, dass ich mich in meiner alten Gemeinde nicht als der Starquarterback niederlassen konnte, an den sich alle erinnerten, sondern mit der falschen Persona eines in Ungnade gefallenen FBI-Agenten, der nach Hause zurückkehrte. Das war schon schlimm genug, noch nerviger war jedoch, dass ich von den Männern herumkommandiert wurde, die ich zu überführen versuchte. Ich biss die Zähne zusammen und tat, was sie wollten, obwohl es allmählich immer besser klang, tatsächlich zu kündigen und ein echter in Ungnade gefallener FBI-Agent zu werden. Ich hätte nie damit gerechnet, dass man mir sagen würde, was ich mit meinem Schwanz tun sollte. Wäre ich wieder zwanzig, wäre ich von dieser Aufgabe begeistert gewesen. Leicht zu habende p***y. Jetzt? Ich zweifelte an meiner gesamten Karriere, weil sie mich zu diesem Moment geführt hatte. Dem Moment, in dem ich zu einer Totenwache auf der Milliardärsranch ging. Jeder in dieser Gegend nannte die Ranch nur bei diesem Namen, weil der Spitzname einfach alles erklärte. Ich parkte zusammen mit allen anderen, die während der Besuchszeit gekommen waren, auf dem Feld, dann stapfte ich zu dem großen Haus. Haus? Ne. Es war eine verfluchte Villa. Wände aus Baumstämmen und riesige Fenster. Natursteine und ein Schieferdach. Die Auffahrt, über die ich lief, war zweifelsohne beheizt, damit der Schnee im Winter nicht liegenblieb. Die gigantischen Eingangstüren waren geöffnet und Leute strömten aus diesen auf die weitläufige Veranda und Vorgarten. Sie waren entweder schwarz gekleidet oder trugen saubere Jeans und Hemden, was Trauerkleidung für die Einwohner Montanas noch am nächsten kam. Ich tippte mir an den Hut, als ich an einer Frau vorbeiging, die mich daraufhin schwach anlächelte, als würde sie mir in dieser schwierigen Zeit Trost spenden wollen. Sie wusste nicht, dass ich nicht hier war, um mein Beileid auszusprechen, sondern um aus der frisch gekrönten Königin der Wainright Familie einige Antworten zu ficken. North. f*****g. Wainright. Es war über zehn Jahre her, seit ich sie zuletzt gesehen hatte. Mit siebzehn war sie die Freundin meines jüngsten Bruders gewesen. Und für mich tabu. Ich war der Siebenundzwanzigjährige gewesen, der wegen des 4. Juli Wochenendes nach Hause zurückgekehrt war und sie beim Grillen mit der Familie kennengelernt hatte. Dass ich sie auch umwerfend fand, hatte ich wohlweislich für mich behalten. Zur Hölle, jeder Mann, der sie damals erblickt hätte, hätte mir zugestimmt. Sie war in ihrem weißen Trägerkleid so verdammt hübsch gewesen, während ihre blonden Haare lang über ihren Rücken gefallen waren. Ich hatte nicht mit ihr geredet. Kein einziges Mal. Stattdessen hatte ich mich so weit wie möglich von ihr ferngehalten, dem Mädchen, das viel zu verführerisch und viel zu illegal für mich gewesen war. Ich hatte keinerlei Absicht gehegt, meinem Bruder die Freundin auszuspannen oder mit einer Minderjährigen auf ein Date zu gehen. Aber sie war… unvergesslich gewesen und das machte sie zu einer Gefahr. Ich war zurück nach DC gegangen und sie hatte Jock einige Wochen später den Laufpass gegeben. Seitdem hatte ich nicht mehr an sie gedacht. Bis jetzt. Mein Auftrag bestand darin, Macon Wainright mit Korruption in Verbindung zu bringen, was bedeutete, dass ich Lakai für John Marshall spielen musste, weil Marshall sein Lakai gewesen war. Für alle in dieser Gegend war ich jetzt bloß ein gelangweilter Cowboy mit gefährlichen Neigungen. Marshall war mehr als begeistert davon gewesen, mich einzustellen. Ich war mir unschlüssig, ob sein zweiter Vorname Korrupt oder Unethisch lautete. Als Wainright vor drei Tagen gestorben war, hatten sich er und Marshall gerade mitten in der Abwicklung eines Deals befunden. Marshall hatte Millionen zu verlieren, weshalb er jetzt erpicht darauf war, North Wainright in die Finger zu kriegen, um sicherzustellen, dass der Deal zu Ende gebracht wurde. Er dachte, die beste Möglichkeit, eine Eisprinzessin wie sie zum Reden zu bringen, bestünde darin, sie mit einem großen Schwanz und noch größeren Orgasmen aufzutauen. Mein Handy vibrierte und ich zog es aus meiner Tasche, während ich in das Foyer trat. „Barnett“, brummte ich. Leute schauten in meine Richtung, achteten jedoch nicht weiter auf mich, sondern widmeten sich wieder ihren leisen Gesprächen. Eine Frau tupfte mit einem Taschentuch an ihren Augen, womit sie die einzige offensichtlich Trauernde war, die ich sehen konnte. „Nun?“ Ich kannte die Stimme. Marshall war ein hartnäckiger Scheißkerl. „Macon Wainright ist definitiv tot.“ Das war das Einzige, das ich mit Gewissheit wusste. Er lag in einem Hemd mit Druckknöpfen, einer Cowboykrawatte und auf der Brust gefalteten Händen drei Meter entfernt in einem Sarg. Seine sonst gebräunte Hautfarbe war wächsern. Anscheinend war das einzige Mal, dass ich ihn ohne ein höhnisches Grinsen auf den Lippen sah, nachdem er mit Balsamierflüssigkeit vollgepumpt worden war. Ich war mir sicher, dass ich nicht der Einzige war, der das dachte. „Mehr hast du nicht für mich?“ Ich war zu alt, um vor dem Arschloch zu katzbuckeln. Ich war kein Ja-Mann. Das war ich noch nie. Ich tat, was er mir auftrug. Doch ich tat es nur, damit ich ihn ins Gefängnis werfen konnte. Davor würde ich ihm das Leben jedoch nicht einfacher, sondern schwerer machen. Eine Frau, die gerade gefolgt von einem gelben Labrador die Treppe herunterkam, erregte meine Aufmerksamkeit. Die Villa war so verflucht nobel, dass sie zwei Treppenaufgänge hatte, links und rechts, die sich leicht bogen und in der Mitte trafen. In diesem Fall war es Macon Wainright, der in all seiner toten Pracht als Mittelstück zwischen ihnen aufgebahrt war an Stelle beispielsweise eines Tisches mit einer Vase mit frischen Blumen. North Wainright. Sie war garantiert keine siebzehn mehr. Ich erinnerte mich an die langen, blonden Haare. Die hohen Wangenknochen. Vollen Lippen. Blauen Augen. Vor mir befand sich die erwachsene Version von North Wainwright in Fleisch und Blut und in einem schwarzen Kleid, das sich an ihre ansprechenden weiblichen Kurven schmiegte… nicht zu vergessen die Fick-mich-Stilettos, die außergewöhnliche Dinge mit ihren Beinen anstellten – Fick mich. Richtig. Genau das sollte ich tun. Sie dazu bringen, mich zu ficken. Ich bezweifelte, dass Marshall von mir erwartet hätte, einen ihrer Brüder zu ficken, um an Informationen ranzukommen, hätte einer von ihnen die CEO-Stelle bei Wainright Holdigns nach Macons Tod geerbt. So tickte ich nicht. Doch da Marshall ein sexistisches Arschloch war, dachte er, dass er von einer Frau nur kriegen würde, was er wollte, wenn sie im Bett gut befriedigt worden war. Weil ich sie so intensiv anstarrte, verpasste ich die Hälfte von dem, was Marshall sagte. „…muss wissen, ob sie den Deal einhält.“ „Ich weiß“, erwiderte ich. „Ich bin hier. Ich sehe sie.“ Ich legte auf und steckte das Handy wieder in meine Tasche. Der Kerl wollte, dass ich einen Job erledigte. Ich würde es tun, aber ich würde ihm nicht von jeder Einzelheit berichten. Sie näherte sich ihrem Bruder und nickte ihm zu. Sie lächelte nicht. Umarmte ihn nicht oder klopfte ihm auf die Schulter. Sie hielt kein Taschentuch in ihrer eleganten Hand. Ihre Augen waren nicht vom Weinen gerötet. East – ja, sie hatten alle beschissene Kompassnamen – beugte sich zu ihr und flüsterte ihr etwas ins Ohr. Er war zwei Jahre jünger und sah ihr überhaupt nicht ähnlich. Dunkle Haare, aber wahnsinnig helle Augen. Er war groß und wie ein verdammter Panzer gebaut. Sie blickte zum Sarg. Nickte zur Antwort auf das, was auch immer er sagte. Als ich meine verdeckte Ermittlung bei Marshall begonnen hatte, hatte ich alles über die Familie gelernt, das es zu lernen gab. Ich würde Marshall zwar zu Fall bringen, aber er war nur der Kollateralschaden. Mein Hauptziel war Macon Wainright. Doch jetzt war er tot. Schlimmer Herzinfarkt, während er seine Geliebte gefickt hatte. Ich sah erneut zur Leiche, dann wandte ich mich ab. Sein Fall würde zusammen mit dem Deckel seines Sargs geschlossen werden. Da ein Toter nicht ins Gefängnis gehen konnte, war jetzt North Wainright das Ziel des FBI. Sie war dreißig. Das älteste der vier Kinder von Macon Wainright und Kitty Southforth Wainright. Kitty war mittlerweile seit fünfundzwanzig Jahren tot. Macon seit drei Tagen. North hatte auf Harvard studiert und einen MBA von der Wharton. Sie war Stellvertreterin bei Wainright Holdings. Nun, jetzt war sie die Chefin und sie hatte alle Antworten. Als ein Pfarrer, Reverend oder wie auch immer der religiöse Titel des Typen lautete, zu ihnen trat und seine Hand auf Norths Ellbogen legte, woraufhin sie einen Schritt zur Seite machte, knurrte ich praktisch. Meine Augen verengten sich zu Schlitzen. Der Mann Gottes fasste sie an. Die Berührung war unpersönlich, aber das war mir scheißegal. Sie war eine umwerfende Frau und ich wollte derjenige sein, der sie berührte. Sie mochte unschuldig gewesen sein, als sie siebzehn Jahre alt war, doch seitdem hatte sie bestimmt das ein oder andere Schmutzige getan, dessen war ich mir sicher. Ich wurde hart bei dem Gedanken, derjenige zu sein, der jetzt schmutzige Dinge mit ihr tat. Der ihre Haare zerzauste. Der ihren Lippenstift verschmierte und auf seinem Schwanz verteilte. Ich fühlte mein Handy vibrieren und wusste, dass es schon wieder Marshall war. Ihm gefiel es nicht, wenn er ignoriert wurde. Doch das brachte mich in die Realität zurück. Zu dem Grund meiner Anwesenheit bei dieser Totenwache. Ich war nicht hier, um mein Beileid auszusprechen. Ich war hier, um North Wainright zu ficken. Wegen Marshall. Wegen beschissenem Bettgeflüster. Als mein Schwanz entlang meines Schenkels hart wurde, wusste ich eines mit Sicherheit. Ich würde sie unter mich kriegen. Ich hatte jetzt eine Mission. Sie zu ficken. Nicht für Marshall oder das FBI. Für mich. Zur Hölle, für sie. Wenn sie erst einmal herausfand, wie ich sie zum Höhepunkt bringen konnte, würde sie nämlich zu keinem anderen mehr gehen. Denn jetzt, da ich sie wieder gesehen hatte, würde für mich keine andere Frau mehr infrage kommen. Schicksal? Liebe auf den ersten Blick? Ein Glücksfall? Egal was, mir war es scheißegal. Ich wusste nur, dass diese Frau mein war. East ließ sie mit dem Pfarrer allein, was sofort dazu führte, dass ich den Kerl hasste. Brüder, auch jüngere, sollten auf ihre Schwestern aufpassen. Der Pfarrer sprach und ließ sich eindeutig langatmig über etwas aus. Sie lächelte ihn nicht an, aber schenkte dem Mann ihre volle Aufmerksamkeit. So sah es zumindest aus. Ich konnte jedoch erkennen – woran wusste ich nicht – dass sie mit den Gedanken woanders war. Vielleicht bei ihrem Eisschloss, in das sie flüchten konnte. Ich schlendert zu ihr, das Timing war perfekt. Ein kurzer Blick auf Macon Wainright im Sarg und vielleicht ging ich ein bisschen zu weit, aber ich würde jetzt keinen Rückzieher machen. Die Totenwache war der einzige Zeitpunkt, zu dem die Eingangstür der Villa weit für die Stadt geöffnet war. Die Beerdigung würde später, allerdings nur im Kreis der Familie stattfinden. Ich konnte nicht einfach an der Tür klopfen und sie in mein Bett einladen. Nein, es hieß jetzt oder… ein andermal, wenn es sehr viel schwieriger sein würde. „Da bist du ja, Prinzessin“, sagte ich und stellte mich so neben North, dass sich unsere Schultern streiften. Sie war keine kleine Frau und in diesen High Heels musste sie nur wenige Zentimeter hochschauen, um mir in die Augen blicken zu können. Ich nahm meinen Hut ab. „Ich habe nach dir gesucht.“ Norths helle Braue wölbte sich und Erkennen flackerte in ihren Augen auf. Interessant. Sie erinnerte sich an mich. Ich wandte mich an den Pfarrer. „Ich hoffe, Sie haben nichts dagegen, Reverend, aber North wird im Büro gebraucht.“ Ich wusste nicht, wo zum Teufel das Büro war oder ob dieses Haus überhaupt eines hatte, aber es war groß und so schick, dass die Möglichkeit bestand. Der ältere Mann schenkte mir ein freundliches Lächeln. Ein Lächeln, das er vermutlich jahrzehntelang geübt hatte, um es bei Gelegenheiten wie diesen zum Einsatz zu bringen.
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