Zum einen hatte ihre sogenannte Familie ihr immer nur die Reste zu essen gegeben. Die Reste enthielten etwas Reis oder etwas Nudeln oder etwas Kartoffelbrei. Meistens blieb auch etwas Gemüse übrig aber niemals Fleisch. Knirschender Kies lenkte sie ab und der gleiche Mann wie vorher öffnete die Tür. „Bitte folge mir.“ Damit drehte er sich um und sie ging hinter ihm her. Während sie dem Mann folgte betrachtete es alles sehr genau. Sehr schnell bemerkt sie die Gesichtsausdrücke der Bediensteten, die sie mit einem Ausdruck ansehen als wäre sie der Dreck unter ihren Füßen. Aber sie lässt sich nichts anmerken. Es interessierte sie auch nicht. Ein Blick hatte ihr gezeigt, dass das Anwesen schon sehr imposant aussieht – aber alles ist darauf ausgelegt zu beeindrucken. Der Mann führt sie zu einer Seitentür und erklärt, „Die Haupt-Tür ist nur für geladene Gäste. Hausierer und Bettler dürfen diese Tür auf keinen Fall benutzen. Und da du kein geladener Gast bist, sondern eher was willst…“ Er vervollständigt den Satz nicht. Das Mädchen hebt den Kopf, bleibt stehen und holt ein Handy hervor, „Minister, ich werde hier nicht bleiben. Nicht nur habe ich 30 Minuten am Eingangstor des Anwesens warten müssen – sie erlauben mir nicht die Haustür zu benutzen. Sie sagen, Bettler und Hausierer benutzen einen Seiteneingang. Da ich nicht eingeladen bin, kann ich den Haupteingang nicht benutzen. Ich such mir etwas Anderes.“ Kurz darauf geht das Telefon und das Mädchen nimmt den Anruf an, „Hua Hua, du kannst nicht einfach allein hier herumrennen. Du bist erst 14.“ Das Mädchen antwortet, „Onkel Wu, natürlich kann ich das. Du solltest wissen, dass ich mich um mich selber kümmern kann.“ „Kind, ich habe deinem Chefarzt versprochen mich um dich zu kümmern.“ „Onkel Wu – es ist am besten, wenn ich mir einfach eine eigene Villa kaufe. Ich werde mich dennoch wie versprochen täglich bei dir melden, in Ordnung?“ „In Ordnung, ich schicke den Fahrer und diesmal hat er ein Foto. Ein Taxi zu nehmen kann gefährlich sein.“ „Onkel Wu, kennst du jemanden, der eine Villa verkaufen will?“ „Ich kümmere mich darum.“ Das Mädchen nickt, „In Ordnung, aber bitte keine Umstände.“ Damit dreht das Mädchen sich um und geht langsam wieder zu dem Tor, durch dass es hereingekommen war. Der Mann hat nichts davon bemerkt, als er in der Halle ankommt und sich umsieht bemerkt er erst, dass das Mädchen ihm nicht gefolgt ist. Schnell geht er wieder zurück und sieht das Mädchen das Außen Tor öffnen. Er ruft, „Halt! Was denkst du was du da machst?“ Das Mädchen beachtet ihn gar nicht, öffnet die Tür und geht nach draußen. Der Mann ruft, „Hey, was soll das?“ Er streckt seine Hand aus und hält das Mädchen an der Schulter fest. Gerade als seine Hand sich auf die Schulter des Mädchens legt, reagiert dieses und eher der Mann sich versieht liegt er mit dem Rücken auf der Straße. Das Mädchen sieht ihn ausdruckslos an und sagt, „Niemand fasst mich an.“ Der Mann erstarrt bei dem Anblick der Augen des Mädchens. Diese Augen – dieser Blick vermitteln ihm das direkte Gefühl in den Schlund einer Bestie zu schauen. Er richtet sich auf, klopft den Straßenstaub ab und erwidert, „Komm rein.“ Das Mädchen zieht eine zierliche Augenbraue hoch und erwidert kalt „Nicht notwendig.“ In genau diesem Moment fährt eine schwarze Limousine heran und stoppt. Das Mädchen wirft dem Mann einen Blick zu, dann geht es zur Seite und will gerade an der Limousine vorbeigehen, als die Tür geöffnet wird und eine alte Frau heraussteigt. Beim Anblick des Mädchens ruft die Frau, „Du bist es. Wie wunderbar, dass ich dich gefunden habe. Mein Enkel sucht überall nach dir.“ Das Mädchen wirft der Frau einen Blick zu, dann nimmt es das Handgelenk und fühlt den Puls. Es nickt, greift in die Tasche und holt zwei Flaschen hervor. Schnell schüttet es den Inhalt einer Flasche in die andere und dann lässt sie eine Tablette in die leere Flasche fallen. Verschließt die Flasche und reicht diese der Frau, „Notfall.“ Die alte Frau lächelt, „Vielen Dank.“ Das Mädchen nickt. In diesem Augenblick hält eine weitere Limousine und das Mädchen sieht auf. Der Mann der aus der Limousine steigt ist ihr nicht bekannt. Schnell räumt sie die Flasche weg und nickt der alten Frau zu. Dann setzt das Mädchen seinen Weg zur Straße fort. Die alte Frau ruft, „Bitte, ich weiß deinen Namen nicht.“ In diesem Augenblick steigt ein Mann aus dem Auto und hält das Mädchen auf. Das Mädchen sieht ihn nicht an und geht um seinen ausgestreckten Arm herum. Der Mann runzelt die Stirn und ruft, „Wirst du stehen bleiben? Meine Großmutter hat etwas gefragt und du sollst Antwort geben.“ Jetzt hebt das Mädchen den Kopf und der Blick den die tiefschwarzen Augen bohrt sich in die Augen des jungen Mannes. Dann ist ihre klare Stimme zu hören. Mit ruhigen Worten sagt das Mädchen, „Wieso soll ich tun was jemand – den ich nicht kenne – mir sagt? Wer bist du? Mir wurde gesagt, ich bin ein Bettler oder Hausierer und demzufolge kann ich den Haupteingang nicht benutzen. Danke, aber ich werde hier nicht bleiben.“ Sie dreht sich wieder um und marschiert weiter, stoppt und wendet den Kopf leicht zur Seite, „Wenn noch jemand versucht mich aufzuhalten, dann beschuldigt mich nicht, wenn ich unhöflich werde.“ Der junge Mann sieht dem kleinen Mädchen nach und dann wendet er sich an seine Großmutter. „Großmutter, warum ist sie so unhöflich?“ Seine Großmutter haut ihn mit dem Stock und erklärt, „Du Gör, ist es wirklich zu viel verlangt andere mit Respekt zu behandeln?“ Damit wendet sie sich an den Mann am Tor, „Was ist hier passiert?“ Der Mann erklärt, dass er das Mädchen zum Seiteneingang geführt habe. Dann sei sie aber nicht hineingegangen. „Ich habe ihr erklärt, dass sie nicht das Recht hat den Haupteingang zu benutzen. Immerhin ist sie ein Mädchen, dass niemand kennt. Sie hatte eine Karte dabei.“ Die alte Frau fragt mit einem finsteren Gesichtsausdruck, „Wo ist die Karte?“ .