Kapitel Zwei
Hektisch versuche ich mich in der Situation zu orientieren.
Es gibt etwa hundert Feinde, die das Zentrum bevölkern, alle in verschiedenen Schlafanzügen. Ihre feurigen Augen machen deutlich, warum sie versuchen, uns zu töten.
Sie sind Verlorene.
Großartig. Einfach großartig. Alles, was ich will, ist, zu Mama gehen und zu versuchen, sie aufzuwecken, aber der verdammte Phobetor wird es mir wohl nicht so einfach machen.
Ich zücke meine Pistole und halte sie so fest, dass meine Knöchel weiß werden.
Es ist Zeit zum Kämpfen.
Aber zuerst wähle ich für die Waffe die nicht-tödliche Einstellung. Die Verlorenen sind keine schlechten Menschen; sie werden von jemandem benutzt. Oder genauer gesagt, von einem bösen Gott der Alpträume.
Eine Frau im Nachthemd schleudert mir eine Pfanne an den Kopf.
Ich ducke mich, und das eiserne Geschoss zischt an meinem Ohr vorbei.
Ohne mir Zeit zum Zielen zu nehmen, schieße ich meiner Angreiferin in die Brust.
Sie bricht zusammen.
Ein stämmiger Mann stürzt mit ausgestreckten Armen auf mich zu. Ich nehme eine Kampfhaltung ein, aber bevor ich auch nur einen Treffer blocken kann, streckt Valerian meinen Angreifer mit seiner Waffe nieder.
Fabian ist jetzt in seiner Wolfsform. Er schwingt seine gewaltige Pfote, schlägt sie einem der Angreifer ins Gesicht und bricht den Schädel der Frau in Stücke.
Verdammter Mist. So viel zum Thema Leben verschonen.
Einer der Verlorenen hört auf, anzugreifen, und schaut mich und Valerian direkt an. »Ich wollte, dass ihr beide an dem Virus leidet«, knurrt er. Er selbst denkt natürlich nicht so – es ist Phobetor, der durch seinen Mund spricht. »Da ihr so hartnäckig seid, muss ich euch mit Gewalt töten.«
»Du kannst es versuchen«, brüllt Valerian und schießt auf sein Sprachrohr.
Der Typ fällt um.
»Widerstand ist zwecklos«, sagt Phobetor durch den Mund eines großen Mannes und lässt ihn sich auf Itzel stürzen.
Verdammter Mist.
Ich ziele, aber verfehle ihn.
Itzel weicht zurück und schießt einen Blitzball auf ihren Angreifer. Er fliegt zurück und landet auf seinem Rücken.
Ja! Vielleicht kommen wir hier doch noch heraus.
»Hat der Gott der Alpträume gerade die Borg zitiert?«, fragt Felix keuchend. »Heißt das, er hat Star Trek gesehen?«
Phobetor scheint es nicht zu mögen, wenn Sterbliche die Echtheit seiner schurkischen Witze oder seinen Geschmack in Fernsehsendungen kritisieren. Eine dünne Frau stürzt sich mit einem Fleischklopfer auf Felix.
Verdammter Mist. Ohne seinen Roboteranzug kann er es vielleicht nicht mit ihr aufnehmen.
Sie schwingt den Klopfer auf seinen Kopf.
Felix weicht aus, aber nur knapp.
Mit klopfendem Herzen ziele und schieße ich.
Die Frau fällt zu Boden.
Ariel setzt den Verlorenen neben sich außer Gefecht, dann wirft sie Felix einen verärgerten Blick zu. »Star Trek? Ernsthaft?«
Felix zuckt mit den Schultern und weicht einem Sieb aus, das auf seinen Kopf zufliegt, während ich auf denjenigen schieße, der es geworfen hat.
Hinter mir erscheint Rowan mit ihrer Gänseblümchenkette von Zombies.
Endlich, Verstärkung.
Das Problem ist, dass die Zombies immer noch das Tor räumen, und ich glaube nicht, dass Rowan ihre Hände loslassen kann, sonst wird sie die meisten von ihnen verlieren.
Im Moment sind wir noch auf uns allein gestellt.
Phobetor muss das Problem erkennen, denn die Verlorenen greifen mit neuem Schwung an. Meine Teamkollegen rächen sich. Ariel schlägt eine Frau mit einem Fausthieb gegen die Schläfe k. o., während Fabian ein paar Arme und Beine bricht. Während alledem bleibt Dylan zurück. Sie scheint sich immer noch mit dem Schock ihrer zweiten Lebenschance zu arrangieren.
Als Rowans letzter Zombie durch das Tor kommt, lässt sie ihn die Hände loslassen und sich auf die Verlorenen stürzen.
Ich schieße auf ein paar unserer Feinde, um ihr zu helfen, aber das ist nicht mehr nötig. Innerhalb von Sekunden sind die Verlorenen am Boden und werden von Zombiehänden niedergehalten.
Mit meinem Ärmel wische ich mir den Schweiß von der Stirn, lasse meine Waffe sinken und drehe mich zu Dylan um. »Wir sollten diesen Verlorenen das Heilmittel gegen das Virus geben. Unsere Zombies könnten verseucht sein.«
Dylans Gesicht verändert sich in keinster Weise, um zu zeigen, dass sie mich gehört hat. Sie zieht jedoch eine Ampulle hervor und schüttet die Flüssigkeit in die Kehlen von Phobetors Opfern.
Nachdem das Heilmittel verteilt worden ist, geht Valerian herum und schlägt sie alle systematisch mit seiner Waffe nieder.
Währenddessen geht Dylan zum Körper der Verlorenen hinüber, deren Schädel Fabian zertrümmert hat. Dort angekommen, kniet sie nieder, wie in Trauer.
Felix schüttelt den Kopf. »Hat ihre Auferstehung sie barmherziger gemacht?«
Rowan atmet hörbar ein. »Ich hoffe, es ist nicht das, was ich denke.«
Wir eilen dorthin, wo Dylan kniet, und als schlürfende Geräusche meine Ohren erreichen, wird mir klar, dass es das sein muss, von dem Rowan hoffte, dass es das nicht sei.
Dylan trauert nicht um die Frau.
Sie isst ihr Gehirn.