Gott sei dank gab es kein Ärger von einem Lehrer. Nur dumme Blicke meiner Mitschüler. Ach, aber da scheiß ich doch drauf.
In der Pause sehe ich Dean. Gott, der kann was erleben. Ich laufe geradewegs auf ihn zu. Einer seiner Kumpels macht ihn auf mich aufmerksam. Danke auch. "Hallo Prinzessinn", grinst er. "Nenn mich noch einmal Prinzessin und ich schlag dir dein hässliches Grinsen aus dem Gesicht. Was sollte das gestern? Wegen dir hab ich den Bus verpasst und musste eine halbe Stunde nach Hause laufen, weil du keine Ahnung was von mir wolltest", ich koche innerlich so.
"Das tut mir aber Leid", lacht er einfach weiter und seine Kumpel stimmen mit ein. Idioten! Ich verdrehe meine Augen. "Ihr seit so dumm ehrlich, boa lass mich einfach in Ruhe", motze ich weiter. "Wie die Köngin befiehlt", und dabei macht er so eine Hofkniks. So behindert. "Gott, du bist wohl echt zu oft vom Wickeltisch gefallen", er macht mich rasend.
"Gibt's hier ein Problem?", neben mir stehen plötzlich Leon und Benny. Klar, dass die beiden hier auftauchen müssen. "Dein Hofstaat ist da, um dich zu retten Prinzessin", grinst er. "Gott, halt einfach deine Klappe und ihr zwei, ich brauche keine Hilfe von euch. Ihr müsst mir nicht auf Schritt und Tritt folgen", stöhne ich genervt und drehe mich weg. Gott sei dank rettet mich auch die Klingel.
Ich weiß nicht, wie ein einzelner Junge mich so aufregen kann? Am liebsten würde ich ihn umbringen. Leon und Benny gleich mit. Jungs ehi, machen nur Probleme.
Auch die restlichen Stunden kreisen meine Gedanken wieder um ihn und die große Frage warum er das macht. Ich kann gar nicht mehr aufhören an ihn zu denken und das macht mich noch wütender. Er schleicht sich einfach in meine Gehirn, obwohl ich das nicht mal will und lässt mir keine Ruhe mehr.
Ich freue mich einfach tierisch, als die letzte Stunde vorbei ist. Ich gehe zum Parkplatz und da wartet Benny auf mich. Aber wo ist Leon? "Dein Bruder musste kurzfristig in die Werkstatt. Ich soll dich fahren", klärt er mich auf und ich steige in sein Auto.
"Was war das vorhin mit Dean?", fragt er mich und ich kläre ihn auf, vielleicht weiß er warum er so ist. "Was ein Arsch, der macht das wegen deinem Ruf und deinen Brüdern, weil die mögen sich schon eine ganze Zeit nicht", sagt er dann.
Mein Ruf? Der, dass ich eine Eiskönigin bin? Echt jetzt? Das stimmt wirklich? Ich dachte, dass wäre ein dummer Scherz gewesen von Leyla. "Woran denkst du?", will er wissen. "Ach, ich hätte nicht gedacht, dass es echt stimmt, dass mich alle als eine Eiskönigin halten", meine ich. "Naja, manchmal benimmst du dich auch wie eine", ist er ehrlich. Na schönen Dank auch. So schlimm bin ich gar nicht oder?
"Wie meinst du das?", will ich wissen. "Naja, Leon hat mir erzählt, dass dein Vater eine neue Freundin hat und wie du dich ihr gegenüber verhältst", gibt er zu. Er hält vor unserem Haus. "Hat er dir auch erzählt, dass er uns ein Jahr belogen hat?", immer wird sich nur mein Verhalten angeschaut, aber nicht die Fehler anderer.
"Thea, aber was kann Sara für die Lügen deines Vater. Sie fühlt sich vielleicht auch nicht gerade gut. Gib ihr eine Chance. Bei mir bist du auch erst auf Abstand gegangen und nun können wir auch gut miteinander reden", klärt er mich auf.
Seine Worte lassen mich nachdenklich werden. Wo er Recht hat. "Du solltest echt Psychologe werden", lache ich und wir steigen aus. Ich hab ihr nichtmal eine Chance gegeben, sondern war richtig blöd zu ihr. Aber ich bin auch mega enttäuscht, ob sie nun was dafür kann oder nicht.
In unserer Einfahrt sehe ich ein neues Auto stehen. Genau gesagt ein Peugot. "Ist das meiner?", klatsche ich in die Hände. "Ich denke", grinst Benny. Jaja, er wusste doch genau, warum er mich gefahren hat.
Freudestrahlend gehe ich rein. "Also dürfen wir morgen zu der Party?", höre ich Leon sagen. "Ihr schon, aber Thea nicht. Sie sollte ihr Verhalten mal gründlich überdenken", das ist mein Vater. Okay, ich liebe es Gespräche mit anzuhören. Nicht! Was hab ich jetzt schon wieder falsch gemacht? Und um welche Party geht es überhaupt?
"Euch auch einen wunderschönen Guten Tag", platze ich ins Gespräch. "Welche Party ist morgen?", frage ich danach. "Joe hat Geburtstag. Benny kommst du auch?", fragt er an seinen besten Freund gerichtet. "Ich kann morgen nicht, meine Tante ist da und wir wollen essen gehen", erklärt er. "Ach so, danach vielleicht", kommentiert Basti das Ganze.
"Meine Antwort kenne ich ja bereits zum Thema. Find ich ganz toll Papa. Wollte eh nicht zur Party, also alles gut", innerlich verdrehe ich meine Augen, äußerlich lache ich. Ernsthaft, wegen Sara darf ich jetzt nicht. Mein Gott, aufeinmal interessiert er sich für unser Leben und wie wir sind. Jahrelang davor hat er sich ein scheiß um uns gekümmert, da war die Arbeit wichtiger. Aber hey, vor Sara kann man ja mal den über tollen Vater raushängen lassen.
"Ich geh in mein Zimmer", stampfe ich dann hoch. Ätzend... Jetzt hätten mich meine Brüder schon zu einer Party mitgenommen und dann darf ich trotzdem nicht. Mein Leben ist doch scheiße. Was kann jetzt eigentlich noch schlimmeres kommen?
Keine 10 Minuten später werde ich zum Essen gerufen. Echt, schon wieder runter gehen? Am Tisch angekommen sehe ich, dass Leyla plötzlich auch da ist. "Warum bist du nicht hochgekommen?", will ich wissen.
"Das Essen ist gerade fertig geworden", mischt sich Sara ins Gespräch ein. Keiner hat dich gefragt. Ein Fortschritt ist zumindest, dass ich nicht mehr alles ausspreche was ich denke. Das ist doch schonmal was. Ich bin stolz auf mich.
Die anderen quatschen schon über die Party morgen. "Wollen wir uns morgen zusammen fertig machen?", fragt Leyla. "Ich darf nicht", und ich kläre sie auch auf warum.
"Möchtest du Sarah vielleicht was zu diesem Thema sagen?", fragt mich mein Vater. Kann er mich nicht in Ruhe lassen? Ich werd das schon mit ihr klären, wenn ich das für richtig halte. Im Moment sitzt der Verrat und die Lügen noch tief. Klar, kann die da vielleicht nichts direkt für, aber dennoch. Also schüttle ich einfach meinen Kopf. Besser, als wenn ich sage was ich jetzt denke. Das wäre mehr als kontraproduktiv.
Nach dem Essen gehe ich hoch. Leyla musste dann doch schnell nach Hause. Warum auch immer. Irgendwas ist anders an ihr. Als wäre sie gar nicht wegen mir gekommen, aber... Oder steht sie doch auf Basti? Aber das würde sie mir doch erzählen oder nicht?
Also liege ich auf meinem Bett und mache gar nichts. Langeweile pur. Irgendwann werden meine Lider schwerer und ich schlafe ein.