3
Peter
Während wir zu Mittag essen, schmecke ich kaum etwas, da meine ganze Aufmerksamkeit auf Sara liegt, die mir von den Hochzeitsgeschenken und Yans seltsamer E-Mail erzählt. Ihre haselnussbraunen Augen sehen fast grün aus, als sie lebhaft mit ihrer Gabel gestikuliert, und ihre Haut in dem hellen Sonnenlicht, das durch das Küchenfenster strömt, cremefarben. In ihrem legeren blauen Sommerkleid und mit ihren kastanienbraunen Haaren, die locker über ihre schlanken Schultern fallen, sieht sie wie mein wahrgewordener Traum aus, und meine Brust zieht sich bei der Erinnerung daran zusammen, wie es war, all die Monate ohne sie zu sein.
Ich werde sie nie wieder gehen lassen.
Sie gehört mir, bis dass der Tod uns scheidet.
»Warum hat er mir seine Kontaktdaten gegeben? Glaubst du, er will nur in Kontakt bleiben?«, fragt sie, während sie ein Stück Gurke aus ihrem russischen Salat aufspießt. Ich zwinge mich dazu, mich auf das Gespräch zu konzentrieren, anstatt darüber nachzudenken, wie gerne ich sie auf dem Tisch ausbreiten und sie anstelle des Essens, das ich zubereitet habe, genießen möchte.
»Ich habe keine Ahnung«, antworte ich, und das ist die Wahrheit. Yan Ivanov hat unser Attentatsgeschäft übernommen, nachdem ich gegangen bin, also kann ich mir nicht vorstellen, dass er mich zurückholen will. Monate zuvor gab es Spannungen zwischen uns, und ich vermute, wenn ich nicht freiwillig als Teamleiter zurückgetreten wäre, hätte er sein Bestes getan, um meinen Platz einzunehmen.
Andererseits glaubt er nicht, dass ich mich für das Zivilleben eigne; das hat er bei unserer Hochzeit gesagt. Vielleicht erwartet er also, dass ich zurückkehre, und behält die Situation für alle Fälle im Auge.
Bei Yan weiß man nie.
»Nun, ich hoffe, sie kommen uns mal besuchen«, sagt Sara. »Die Jungs, meine ich. Ich hatte keine Gelegenheit, mit ihnen auf der Hochzeit zu reden, und das tut mir leid.«
Ich ziehe meine Augenbrauen in die Höhe. »Ernsthaft? Das ist es, was dir leidtut?«
Sie richtet ihren Blick nach unten auf ihre Salatschüssel. »Und offensichtlich, dass ich dich fast versetzt hätte.«
Die Metallkanten meines Gabelstiels schneiden in meine Handfläche, und mir fällt auf, dass ich zu fest zudrücke. Ich bin nicht mehr wütend auf mein Ptichka, obwohl ein Teil der Schmerzen noch nicht verschwunden ist. Ich verstehe, wie schwierig es für sie war, zuzugeben, dass sie mich liebt, mich nach allem, was ich getan habe, vollständig zu akzeptieren. Sie brauchte es, dass ich ihr keine Wahl ließ, und ich musste ihre Freunde bedrohen, damit sie auf unserer Hochzeit erschien.
Nein, die Quelle meines Zorns ist nicht Sara, sondern der Mann, der versucht hat, sie zu manipulieren, damit sie aus unserer Hochzeit aussteigt.
Agent Ryson.
Die Tatsache, dass er es gewagt hat, einfach so aufzutauchen, erfüllt mich mit kochender Wut. Ich lasse Henderson in Ruhe, sie lassen mich und Sara in Ruhe – das war der Deal. Keine FBI-Überwachung mehr, keine Belästigung, nur eine weiße Weste, damit wir ein friedliches Leben führen können.
Er hat Sara bedroht. Sie beschuldigt, mit mir gemeinsame Sache gemacht zu haben, um ihren Mann zu töten. Ich habe keine Ahnung, was genau er zu ihr gesagt hat, aber es muss schlimm gewesen sein, so heftig wie sie reagiert hat.
Unter allen anderen Umständen würde er bereits bei den Würmern verrotten, aber ich sollte jetzt ein gesetzestreuer Bürger sein. Ich kann nicht herumlaufen und FBI-Beamten töten – nicht ohne das Leben aufzugeben, für das ich gekämpft habe, das Zivilleben, das Sara braucht. So verlockend es auch ist, Ryson lebt – zumindest noch. Später, wenn genügend Zeit vergangen ist, könnte er einen unglücklichen Unfall haben oder auf einen übermäßig aggressiven Straßenräuber treffen, so wie der Stiefvater von Saras Patientin … aber das ist ein Gedanke für einen anderen Tag.
Heute habe ich Sara ganz für mich allein, und ich werde es genießen.
»Keine Sorge, mein Liebling«, sage ich, als meine frischangetraute Ehefrau schweigend weiterisst und meinem Blick ausweicht. »Es ist vorbei. Das liegt in der Vergangenheit, genau wie alle anderen Fehler, die wir gemacht haben. Konzentrieren wir uns einfach auf die Gegenwart und die Zukunft … leben wir unser Leben, ohne andauernd zurückzuschauen.«
Sie blickt mit unsicheren Augen auf. »Glaubst du wirklich, dass wir das können?«
»Ja«, sage ich fest, und greife nach vorne, um ihre Hand für einen zarten Kuss zu meinen Lippen zu führen.