Wie Mister Diabolus gesagt hatte, erwartete sie am nächsten Tag ein erneuter Brief in ihrem Zimmer. Eines der Zimmermädchen hatte ihn zusammen mit neuen Handtüchern auf ihr Bett gelegt.
Völlig entspannt nach dem guten Frühstück und einer Runde schwimmen, öffnete sie neugierig den Brief und las sich durch, was dort geschrieben war. Mehrmals musste sie das tun, bis endlich die geschriebenen Worte bei ihr ankamen.
Er wollte sie wirklich nehmen? So ganz glaubte sie es nicht, doch es stand dort Schwarz auf Weiß. Zudem wollte er ihr das Studium finanzieren, was sie nicht minder überraschte.
Damit hatte sie definitiv nicht gerechnet. Ihr war klar, dass das Studium, welches nur in Sommerkursen absolviert wurde, nicht gerade billig war. Es war ein Duales Studium und im Sommer würde sie nicht arbeiten können, sondern würde für die Universität büffeln. Daher war ihr die Chance, bereits im Frühjahr anzufangen, ganz gelegen gekommen, damit sie genug Geld ansparen konnte, um die Kurse zu finanzieren.
Dass die Kanzlei ihr allerdings das komplette Studium finanzierte war eine wirkliche Überraschung.
Deshalb ließ sie sich auf ihrem Bett nieder und fing dann an, vor Freude zu jubeln und in die Luft zu strampeln. Dieser Anfall von Glück dauerte ein paar Minuten, bis sich Sera wieder besann und nachsah, ab wann sie anfangen konnte. Momentan lebte sie noch in Phoenix und musste zuerst zurück, um ihr Hab und Gut hierher zu bringen. Auch eine Wohnung sollte sie schnell finden.
Für einen Moment traute sie ihren Augen nicht und blickte dann auf den Kalender. Sie sollte heute schon anfangen? War das sein Ernst? Darüber musste sie dringend mit ihm sprechen.
Mit einem Sprung war sie vom Bett aufgestanden und hatte ihr Hotelzimmer verlassen.
Nach zehn Minuten stand sie bereits vor Mister Diabolus Bürotür und klopfte energisch an.
Er bat sie herein und schien überhaupt nicht verwundert über ihr Auftreten. „Wie kann ich Ihnen helfen?", fragte er und für einen Moment glaubte sie Belustigung in seiner Stimme zu hören.
„Wie stellen Sie sich das hier vor?", fragte Sera, ohne auf seine Stimme einzugehen und legte den Brief auf den Tisch. „Ich lebe nicht hier und muss zuerst nach Hause, um meine Sachen zu packen. Im übrigen habe ich auch keine Wohnung", zählte Sera auf.
Mister Diabolus machte eine wegwerfende Handbewegung. „Ich werde Ihnen natürlich eine Wohnung zur Verfügung stellen, bis Sie selbst eine finden und den Umzug können Sie an den Wochenenden planen. Phönix ist nicht sonderlich weit weg", erklärte er und erhob sich. „Aber da ich gerade einen neuen Fall bekommen habe, möchte ich, dass Sie von Anfang an dabei sind."
Seine Worte überraschten Sera sichtlich und sie hob ihre Augenbrauen. „Wie jetzt? Keine Einweisung, Vertrag oder Ähnliches? Sie sind mir suspekt", bemerkte sie trocken.
„Natürlich gibt es einen Vertrag", meinte er. „In diesem ist auch der erste Monat als Eingewöhnungszeitraum festgelegt. Das heißt, dass Sie in dieser Zeit kündigen können, ohne Probleme befürchten zu müssen. Sie erhalten dennoch den Teil ihres Lohnes. Gleichzeitig kann ich Sie ebenfalls kündigen. Falls es nicht passen sollte", informierte er sie und hielt ihr die Tür auf. „Wenn Sie mir also bitte zu ihrer neuen Kollegin folgen würden. Sie kümmert sich um die Verträge."
Dass Sera sich völlig überfahren fühlte, ließ sie sich nicht anmerken. Sie hatte damit nicht gerechnet, sofort anfangen zu können. Es kam einfach zu plötzlich und Sera hatte nicht einmal Zeit, sich irgendwie vorzubereiten.
Dennoch nickte sie und folgte ihrem neuen Chef.
Vielleicht war es gar nicht so schlecht, wenn sie sofort anfing. So konnte sie bereits Geld verdienen und wurde nicht so lange hingehalten. Das machte sie immer nervös.
Mister Diabolus führte sie in ein Büro, wo eine junge Frau mit sexy Figur und einem sehr präsenten Charme saß und ihr sofort den Vertrag reichte.
Im Gegensatz zu ihr fühlte Sera sich in ihrer schlichten Kleidung ziemlich schäbig. Geduldig wartete sie darauf, den Vertrag durchlesen und unterschreiben zu können. Da würde sie sich von ihrem Chef nicht hetzen lassen. Für sie war es wichtig, den Vertrag genau zu kennen.
„Sie können diese mit ins Hotel nehmen", informierte Mister Diabolus sie. „Ich würde Sie dennoch gern mit zu meinem neuen Klienten nehmen. Haben Sie etwas Edleres zum Anziehen? Es geht zu Lester Dabalast."
Der Name sagte der jungen Frau etwas und sie überlegte. Er war ein berühmter Schauspieler, der bereits in vielen Filmen mitgewirkt hatte. „Das, was ich bei unserer ersten Begegnung getragen habe", erklärte sie. Woher hatte sie auch wissen sollen, dass sie etwas noch Edleres haben sollte? Sera verschränkte ihre Arme und ihr Gesichtsausdruck verriet, dass sie sich angegriffen fühlte. Ihre Kleidung war vielleicht nicht so edel wie die der Superstars, aber trotzdem von guter Qualität und bisher ausreichend gewesen, sich zu präsentieren.
"Er legt sehr viel Wert auf edle Kleidung und lässt nur ungern mit sich reden, wenn er das Gefühl hat, die Anwesenden ständen nicht mit ihm auf einer Stufe. Was in der Regel niemand tut", informierte Mister Diabolus sie mit ruhiger Stimme.
Nachdenklich musterte die junge Frau ihren Chef. „Aha und Sie tun es?", fragte Sera neugierig, aber mit einem gewissen Hohn in der Stimme. So, als würde sie sich darüber lustig machen wollen, wie sehr manche Menschen nur auf das Aussehen achteten.
"Nein, natürlich tue ich das nicht", meinte Mister Diabolus und machte eine getroffene Geste. "Ich bewege mich allerdings in Kreisen, die akzeptiert werden", bemerkte er und klang ebenfalls so, als würde er sich darüber lustig machen. Zumindest irgendwie.
Ein verschmitztes Grinsen erschien auf Seras Lippen. „Dann wird Mister Dabalast heute mit jemanden auskommen müssen, der nicht seinem Standard entspricht. Es war schließlich nicht vorgesehen, jetzt gleich anzufangen", meinte sie schulterzuckend und nahm den fertigen Vertrag von der hübschen Frau an.
"Ich denke, wir finden etwas Passendes in unserer Kleidersammlung", winkte Mister Diabolus ab. "Sie befindet sich im achten Stock."
Was diese Firma nicht alles besaß! Eigentlich war es nicht verwunderlich, wenn sie so viele Fälle erfolgreich abschlossen. „Na gut", willigte Sera ein und seufzte.
"Damit werden Sie sich auch wohler fühlen", behauptete ihr Chef und führte sie in den Fahrstuhl und in besagte Etage. Dort kam sie sich vor wie in einem Kleiderfundus.
„Und wer sagt das? Woher wollen Sie das wissen?", wollte sie wissen, während sie die ganzen Kleider betrachtete. Was es nicht alles gab! Edle Anzüge, hübsche Bürooutfits, die teilweise aus Hosen, aber auch aus Röcken bestand. Auf den ersten Blick sah Sera, dass sie ein anderes Level als ihre eigene Kleidung hatten.
"Weil man sich in der falschen Kleidung in einem so edlen Haus leicht fehl am Platz fühlen kann", bemerkte er nüchtern. "Suchen Sie sich etwas aus."
Sera legte sich einen Finger an die Nase und tippte sie mehrmals an. Ein Zeichen, dass sie nachdachte. Schließlich ging sie auf einen schwarzen Anzug zu und zog diesen vom Kleiderbügel. Der schwarz glänzende Stoff wirkte edel und war in Kombination mit der weißen Bluse ein echter Hingucker.
"Interessante Entscheidung", meinte Mister Diabolus und deutete auf eine Umkleide.
Mit dem Kleidungsstück in der Hand rauschte Sera an ihm vorbei. Musste sie etwa auch noch eine Modenschau abziehen, damit er zufrieden war?
Geschickt zog sie sich um und trat dann aus der Umkleidekabine. „Besser?", fragte sie mit gerunzelter Stirn und richtete sich den Ärmel.
"Ja", stimmte er zu. "So können wir los", sagte er und reichte ihr den Arm.
„Hä?", fragte Sera bezüglich seines Armes, denn diese Geste verstand sie im Moment nicht. Es war ein Treffen mit seinem Klienten, kein Date. Deshalb ignorierte sie Mister Diabolus Arm auch, denn ihrem Empfinden nach gehörte sich das nicht.
Er lachte leise. "Dann führe ich Sie nicht. Wie Sie wünschen", sagte er und klang belustigt, als er wieder Richtung Fahrstuhl ging.
Sera folgte ihm und meinte nüchtern, dass sie weder ein Kleinkind noch ein altes Mütterchen war, die Unterstützungen beim Laufen brauchten.
"Es ist einfach nur höflich", sagte er nüchtern. "Zudem in dieser Gegend normal."
Nervös wippte Sera hin und her. „Gehört sich trotzdem nicht in eine ernste Arbeitswelt, wenn Sie keine falschen Eindrücke machen wollen", erwiderte Sera und zählte leise die Nummern, die der Fahrstuhl anzeigte, mit.
"Ich gehe mit meiner Begleitung immer so", sagte er beruhigend. "Stellen Sie sich einfach vor, dass Sie meine Begleitung sind."
Erleichtert, dass sich die Fahrstuhltür öffnete, trat Sera hinaus und drehte sich zu Mister Diabolus um. „Damit eins klar ist: Ich bin Ihre Sekretärin, die Sie geschäftlich begleitet. Im übrigens haben Sie mir keine Zeit eingeräumt, den Laptop und sonstige Möglichkeiten mit zunehmen, um für Sie mitzuschreiben", bemerkte sie trocken, denn der Laptop lag noch auf dem Tisch im Büro, wo sie am Vortag gearbeitet hatte.
"Im Auto gibt es einen Block mit Stift", meinte ihr Chef und führte sie ins Parkhaus. Dort wartete ein Mann vor einem Wagen und öffnete ihnen die Tür.
Ein dunkler, schnittiger Sportwagen, von dem die meisten Menschen nur träumen konnten. Aufmerksam musterte Sera das Auto und stieg schließlich ein. Die Innenausstattung war hochmodern und es machte sicherlich viel Spaß, mit diesem zu fahren. Glücklicherweise fand sie den Block und Stift vor und nahm beides an sich, damit sie nicht herunterfallen würden. „Geschmack haben Sie ja", bemerkte Sera leicht lächelnd.
"Danke", sagte er und stieg neben ihr ein.
Sobald sie auf den Straßen von Los Angeles waren, sah sich Sera um. Bisher war sie noch nie hier gewesen, weshalb sie sich dafür interessierte, was es hier alles gab. In Gedanken ging sie eine Liste durch, die sie erledigen musste, um hierher zu ziehen. Eine Wohnung zu finden, war sicherlich nicht einfach, weshalb sie sich vornahm, das Geld zu sparen, wenn Mister Diabolus ihr eine vorübergehend zur Verfügung stellte. Auch musste sie dafür sorgen, sich umzumelden und ihre Habseligkeiten hierher zu bringen.
Irgendwie war es aufregend, in einer anderen Stadt zu arbeiten und sie freute sich darüber, diese Chance bekommen zu haben.
Gemeinsam fuhren sie durch die Stadt.
"Sie können, wenn Sie wollen noch ein paar Tage im Hotel bleiben", bemerkte Mister Diabolus.
„In Ordnung. Ich werde mich um eine Wohnung kümmern und gegebenenfalls am Wochenende nach Hause fahren, um den Umzug zu bewerkstelligen", stimmte Sera zu und sah sich die Häuser an, an denen sie vorbei fuhren. So edel und groß, wie sie aussahen, gehörten sie sicherlich den Reichen.
"Wir sind gleich da", bemerkte Mister Diabolus und nur wenig später bog das Auto in eine lange Auffahrt.
Schon beim Einfahren erkannte Sera, wie reich Lester Dabalast war. Und sein Geschmack war hervorragend. Ein Springbrunnen stand in der Mitte vor den mächtigen Stufen, die zum Eingang hoch führten.
Zudem bemerkte sie die vielen Sicherheitsleute.
Das gefiel ihr irgendwie nicht. Vor allem da sie beobachtet wurde.
Obwohl Sera nichts getan hatte, fühlte sie sich unwohl und wusste, dass ihr so ein Leben nicht gefallen würde. Umringt von so vielen Sicherheitsleuten, die einen beobachteten, könnte sie nicht glücklich sein.
Aber ein Schauspieler brauchte das wahrscheinlich, um nicht von irren Stalkern angegriffen zu werden. Solche News gab es öfters, dass ein Irrer sein Vorbild stalkte und ihm sogar das Leben zur Hölle machte.
Als der Wagen hielt, stieg Sera aus und sah sich um. Hier war es ruhig, denn die Villa lag abseits von der Straße. Eigentlich ganz angenehm. Es gab sogar einen Swimmingpool.
Mister Diabolus stieg aus und reichte ihr die Hand, um ihr zu helfen. "Wir werden erwartet."
Seine Hand ignorierend nahm Sera ihren Block und Stift und nickte in die Richtung des Eingangs. „Dann lassen Sie ihn nicht warten."
Sie sah, wie Mister Diabolus die Augenbraue hob. "Sie gehören zu mir."
„Lassen Sie das", bemerkte Sera und hob auf die gleiche Art und Weise ihre Augenbraue. Ihre Aussage bezog sich auf seine dargebotene Hand. Sie war hier zum Arbeiten, nicht um vorgeführt zu werden.
"Möchten Sie wirklich mit der Konvention brechen?", fragte er belustigt, zog seine Hand aber zurück.
Sera räusperte sich und wies ihn darauf hin, dass sie noch keine Zeit bekommen hatte, sich den Vertrag gründlich durchzulesen. Sie wollte jede Kleinigkeit davon kennen. „Daher kenne ich Ihre Konvention nicht. Aber ich mag es nicht, unnötig Hand anzulegen."
"Es geht nicht um meine, sondern um die unseres Klienten", sagte er mit ruhiger Stimme. "Sie sind meine Begleitung. Ob nun geschäftlich oder privat spielt keine Rolle. Man erwartet von mir die Höflichkeit, Sie respektvoll zu behandeln."
Bevor Sera etwas erwidern konnte, wurden sie von einer Art Dienstmädchen zu Mister Dabalast geführt. Dieser saß in einem edlen und modernen Wohnzimmer mit einem Blick auf den Swimmingpool. Die hellen Lederbezüge der Sitzgelegenheiten wirkten so sauber, als wären sie gerade erst geliefert worden.
Sera fragte sich, wie man diese so sauber halten konnte, vor allem, da hier zwei Hunde um sie herum sprangen.
"Ah, Mister Diabolus. Ich freue mich, dass Sie hier sind", sagte der Mann überschwänglich und erhob sich. In der Hand noch immer sein Glas mit der braunen Flüssigkeit.
Mister Diabolus reichte ihm eine Hand. "Sehr gut, dass es zeitnah geklappt hat", sagte er mit ruhiger Stimme. "Das hier ist Sera Taylor. Meine neue Sekretärin", stellte er Sera sofort vor, was dieser nicht so ganz gefiel, da nun Mister Dabalast Blick musternd auf ihr lag.
Da sie nicht wusste, ob sie ihm die Hand reichen sollte, nickte sie dem Schauspieler lediglich zu. „Freut mich, Sie kennen zu lernen."
Dass die Hunde an ihr schnupperten, störte sie nicht. Am liebsten hätte sie diese sogar gestreichelt, doch das gehörte sich nicht.
"Kommen Sie, setzen Sie sich", bat der Mann. Er wirkte aufgeregt und seine Hände zitterten.
Es musste etwas Schlimmes passiert sein, so viel war sich Sera sicher, als sie sich langsam auf der Ledercouch niederließ und ihren Block öffnete, um gleich mitzuschreiben.
Das war auch gut, denn Mister Dabalast sparte nicht mit Zeit und begann zu erklären, warum er Mister Diabolus sprechen wollte. „Es gab einen Mordanschlag auf meine Frau, die glücklicherweise so gut wie unverletzt geblieben ist. Allerdings stehe ich im Verdacht, einen Auftragskiller engagiert zu haben, um sie zu töten."
Sera ließ sich äußerlich nichts anmerken, sondern schrieb fleißig die Worte des Klienten mit.
Mister Diabolus musterte ihn nachdenklich. "Und Sie wollen, dass ich Sie vertrete", bemerkte er. "Soll ich mich ebenfalls um einen Privatdetektiv bemühen?", fragte er, denn das wollten die meisten sowieso.
Sera beobachtete, wie der Klient nickte. „Ich habe bereits jemanden engagiert, aber wenn Sie einen weiteren einsetzen, habe ich nichts dagegen. Allerdings sollten die zwei sich treffen, nicht dass sie sich gegenseitig verdächtigen", bemerkte er.
Mister Diabolus nickte. "Natürlich. Schildern Sie mir bitte den Vorfall", bat er und der Schauspieler erzählte, was vorgefallen war. Es schien mehrere Versuche gegeben zu haben, die alle irgendwie wie Unfälle wirkten.
Die Polizei ging davon aus, dass der Ehemann der Drahtzieher war. „Es gibt keinen Grund, meine Frau umbringen zu wollen", meinte er nüchtern und Seras Mundwinkel zuckten. Das sagten sie alle, aber so, wie sie die Beweislage einschätzte, würde es schwer für Mister Diabolus werden, seinen Klienten von den Vorwürfen zu befreien.
"Könnte ich mit Ihrer Frau sprechen?", fragte er, denn wenn es wirklich nicht so war, würde diese vielleicht entlastende Details haben. Oder belastende. Sera war sich da noch nicht so sicher.
„Sie ist im Moment in meiner anderen Villa. Dort wird sie rund um die Uhr bewacht", erklärte Mister Dabalast und wirkte irgendwie verloren. Es schien ihm an die Nieren zu gehen, dass seine Frau Ziel der Anschläge war, obwohl sie nicht berühmt war wie er.
Sera schrieb ständig mit und hörte zu. Dabei versuchte sie, aus den Worten herauszufinden, ob er log oder nicht. Es war nicht einfach, aber sie wollte es lernen. Vielleicht war der Schauspieler nicht nur in Filmrollen gut, sondern auch im Lügen.
Mister Dabalast gab die Adresse seiner Villa in Hollywood, damit sie gleich zu seiner Frau fahren konnten.
„Verstehe", murmelte Mister Diabolus und sah sich in dem Gebäude um. „Haben sie eine Geliebte oder Ähnliches?", fragte er. „Einen Fan, der sie heiraten möchte und deshalb versucht, Ihre Frau loszuwerden?"
Der Schauspieler machte eine abwehrende Handbewegung und meinte, dass er keine Geliebte hatte. „Aber Sie wissen selbst, dass es ständig Fans gibt, die einen an der Klatsche haben und mich heiraten wollen", bemerkte er.
Sera grinste leicht. Damit hatte Mister Dabalast Recht. Viele Fans bauten sich eine Traumwelt auf, in der sie lebten. Daher war es nicht unwahrscheinlich, dass ein Fan nach dem Leben seiner Frau trachtete.
„Gut. Dann würde ich mich jetzt mit Ihrer Frau unterhalten. Sie können sich darauf verlassen, dass ich Sie in diesem Fall vertrete. Zudem werde ich noch mit der Polizei sprechen", versicherte er und nickte Sera zu.
Sie verstand die Aufforderung und steckte sich den Stift ein, bevor sie aufstand und sich von Mister Dabalast verabschiedete.
Es war ein überraschend kurzer Besuch gewesen und der Schauspieler schien durch Mister Diabolus reine Erscheinung schon beruhigt worden zu sein.
Sie wurden von dem gleichen Dienstmädchen nach draußen begleitet und bevor sie sich versahen, waren sie auch schon auf dem Weg zur Villa in Hollywood.
Nachdenklich las sich Sera ihr Geschriebenes immer wieder durch und versuchte sich vorzustellen, was wirklich passiert war.
„Hast du Fragen?", wollte ihr Chef wissen und wirkte sehr gelassen.
Überrascht hob Sera den Kopf. „Ich? Wie kommen Sie darauf?", fragte sie verwundert. Natürlich hatte sie eine Menge, die sich jedoch nicht gehörten. Zumindest noch nicht im Moment. Erst würde sie gerne die Version der Frau hören, um einen Vergleich zu haben. „Ich beobachte lieber erst einmal."
„Verstehe", meinte Mister Diabolus. „Wenn Sie Fragen haben, stellen Sie diese ruhig. Wissen ist Macht."
„Warum entscheiden Sie sich nicht zuerst, welche Anrede Sie benutzen?", fragte Sera mit einem Seitenblick auf ihn, bevor sie ihre Augen wieder auf den Block richtete.
Er machte eine wegwerfende Handbewegung. „Darf ich Sie denn duzen? Normalerweise bieten mir es die Frauen an, wenn sie es wollen."
Sera zuckte mit den Schultern. Gewiss würde sie es anbieten, wenn sie länger mit ihm zusammen arbeitete. Im Moment war ihr die formelle Anrede lieber, doch es störte sie nicht, wenn er sie duzte.
Er hob eine Augenbraue. „Gut, dann bleiben wir beim Sie. Aber Sie dürfen mich trotzdem Astarot nennen", meinte er leicht belustigt.
Dieser Name war sehr außergewöhnlich, das musste Sera zugeben. „In Ordnung", erwiderte sie und fragte sich, ob jeder Chef einen so schnell seinen Vornamen benutzen ließ. Sehr viel Erfahrung hatte sie damit bisher nicht gemacht. Mit Vorgesetzten war Sera immer formell geblieben.
Die Fahrt war ziemlich entspannend. Sera bekam eine Menge wunderschöne Villen zu sehen. Eine schöner als die andere. Es war sicher toll, hier zu leben, aber sie hatte bereits öfters mitbekommen, dass hier in Kalifornien manchmal Waldbrände wüteten. Sie hoffte, dass sie niemals einen hautnah miterleben würde.
Schließlich hielt das Auto und Astarot stieg aus. Er hielt ihr wieder die Tür auf, reichte ihr aber keinen Arm. Als hätte er gelernt, dass sie das nicht wollte.
Das gefiel Sera, denn sie hasste es, sich ständig wiederholen zu müssen, wenn es nicht nötig war. Sie stieg aus, nickte ihm dankbar zu und sah sich um. Diese Villa war sogar noch schöner als die, in der sie Mister Dabalast angetroffen hatten.
Die brütende Hitze ließ Sera schwitzen und beim Anblick der kleinen Brunnenstatuen, in denen sich Vögel tummelten und badeten, wurde sie neidisch. So hübsch der Anzug auch war, doch die Farbe war bei diesem Wetter ungünstig gewählt.
Sobald sie im Hotelzimmer ankam, würde sie erst einmal ausgiebig duschen und dann ihre Familie anrufen.
Gemeinsam mit ihrem Chef ging sie zur Tür, wo man sie anscheinend erwartete. Ein Butler öffnete ihnen und bat sie, ihm zu folgen. In einem Salon erwartete sie Misses Dabalast. Sie war keine junge Frau mehr, aber trotzdem noch sehr schön und vor allem elegant und selbstsicher.
Genau so stellte sich Sera die Frauen der Schauspieler vor. Sie erwischte sich sogar dabei, sich beinahe zu verbeugen, doch genau wie bei Mister Dabalast nickte sie ihr zur Begrüßung nur zu.
„Mister Diabolus", grüßte die Frau mit melodisch klingender Stimme, doch irgendetwas verriet Sera, dass sie nervös zu sein schien. „Wie schön, dass Sie gekommen sind."