Das schwarze Auto rollt durch das hoch aufragende Eisentor der Santis-Villa, seine Reifen knirschen auf dem Kies wie die letzten Töne eines Trauermarsches. Das Tor schließt sich hinter uns mit einem tiefen metallischen Klirren – dem Geräusch eines sich schließenden Käfigs.
Ich greife nach dem Saum meines Kleides, meine Finger graben sich in die Spitze, während mein Herz wild in meiner Brust pocht. Ich kann nicht glauben, dass ich immer noch dieses blöde Hochzeitskleid trage. Der weiße Stoff, der einst Träume symbolisierte, fühlt sich jetzt wie ein Fluch an, der mich umhüllt.
Als das Auto anhält, öffnet ein großer Wachmann die Tür. Sein Gesichtsausdruck ist ausdruckslos, seine Augen unlesbar, sein Anzug knackig und schwarz wie der Tod selbst.
„Hier entlang“, sagt er knapp.
Die Villa ist riesig – zu riesig – mit Wänden aus dunklem Marmor und Böden, die so poliert sind, dass sie die Kronleuchter darüber reflektieren. Jede Ecke glänzt, aber nichts hier fühlt sich warm an. Jeder Schatten fühlt sich lebendig an, als würde er mich beobachten.
Als ich, begleitet von zwei Wachen, tiefer ins Innere gehe, bemerke ich die Stille. Sie ist schwer und unnatürlich – die Art von Stille, die Gefahr schreit.
Und dann, als wir einen Raum betraten, der wie ein großer Salon aussah, sah ich sie.
Sechs Männer.
Sie saßen lässig auf teuren Ledersofas, Rauch stieg träge aus ihren Zigarren auf, Whiskygläser glänzten in ihren Händen. Sie schauten nicht sofort auf – aber als sie es taten, stockte mir der Atem.
Drei von ihnen hatten Narben. Zackige, brutale Linien über wunderschönen Gesichtern, die Göttern hätten gehören sollen. Die Narben ruinierten sie nicht – sie machten sie erschreckend anziehend.
Die anderen beiden sahen jünger aus, ihre Gesichtszüge waren weicher, aber ihre Augen ... ihre Augen strahlten dieselbe kalte Dunkelheit aus. Und der Ruhigste beobachtete mich mit einem Ausdruck, der so gelassen war, dass er fast schlimmer war als der der anderen.
Niemand sagte mir, wer sie waren. Ich wusste es bereits.
Die sechs Söhne der Familie Santis.
Meine neuen Schwager.
Ich spürte, wie mein Puls schneller schlug. Niemand lächelte. Niemand begrüßte mich. Ich kann die Gefahr in der Luft förmlich schmecken – d**k, berauschend, tödlich.
Eine Magd eilt herbei und verbeugt sich leicht. „Miss, bitte folgen Sie mir. Ich bringe Sie zu Ihrem Zimmer.“
Ich nicke schnell und bin erleichtert. Vielleicht, nur vielleicht, komme ich ohne Probleme durch diese Situation –
„Hey“, durchbricht eine Stimme die Stille.
Ich erstarre.
Es ist einer der Jüngeren, der sorglos auf dem Sofa liegt. Er hat blaues Haar – leuchtend, wild – und ein Grinsen, das Ärger verspricht.
„Ich habe gehört, der Bräutigam ist nicht erschienen.“
Die beiden anderen Jüngeren brechen in Gelächter aus.
„Wie könnte er auch?“, kichert einer mit lila Haaren. „Ein Krüppel, der zu seiner eigenen Hochzeit erscheint? Das wäre ein Wunder.“
Mein Gesicht brennt, aber ich halte den Kopf gesenkt und weigere mich zu reagieren.
„Ich hätte dafür bezahlt, das zu sehen“, fügt der mit den grünen Haaren – Desperado, glaube ich, wurde er genannt – zwischen zwei Lachern hinzu.
„Motem, hör auf“, sagt eine andere Stimme träge, obwohl hinter den Worten Belustigung mitschwingt.
Motem – lila Haare. Desperado – grün. Lucas – orange. Ihre Namen wirbeln in meinem Kopf herum, zu schnell, zu gefährlich, um sie sich zu merken, und doch unmöglich zu vergessen.
Sie lachen wieder, laut und unbekümmert, während die drei älteren Brüder – die mit den Narben – schweigen. Ihre Blicke sind auf mich gerichtet, kalt und abschätzend, wie Wölfe, die entscheiden, ob ich eine Beute bin, die es wert ist, gejagt zu werden.
Ich schaue schnell weg, Gänsehaut überzieht meine Haut.
Die Luft verändert sich.
Ihr Lachen verstummt.
Und plötzlich – hört alles auf.
Weil er da ist.
Der Mann, den sie verspottet haben. Der Mann, dem jetzt mein Leben gehört.
Er taucht aus den Schatten am Ende des Flurs auf, sein Rollstuhl gleitet sanft über den Marmorboden. Für einen Moment kann ich nicht atmen.
Er ist … ganz anders, als ich erwartet hatte.
Dunkles Haar fällt über eine Seite seines Gesichts, lang genug, um den Kragen seines Hemdes zu berühren. Eine schwarze Maske bedeckt die untere Hälfte seines Gesichts, und was ich von seinen Gesichtszügen sehen kann, ist sowohl ätherisch als auch beunruhigend schön. Seine Augen – tief, dunkel und grausam – schweifen durch den Raum, bevor sie auf mir landen.
Jeder Instinkt in meinem Körper schreit danach, wegzulaufen.
„Willst du da stehen bleiben“, durchbricht seine Stimme die Stille, leise und befehlend, „oder kommst du rein?“
Es dauert einen Moment, bis ich begreife, dass er mich meint.
„Ich ...“ Ich verschlucke mich leicht an meinen Worten und mache schnell einen Schritt nach vorne, wobei mein Hochzeitskleid über den polierten Boden streift. Die Bewegung sieht lächerlich aus, denn Kevin schnaubt und Desperado lacht erneut leise.
Der Mann im Rollstuhl – mein Ehemann – wirft ihnen nicht einmal einen Blick zu. Allein seine Anwesenheit bringt sie zum Schweigen.
Er dreht seinen Rollstuhl und rollt wortlos den Flur entlang. Die Magd bedeutet mir, ihm zu folgen, und ich tue es, mein Herzschlag pocht so laut, dass ich meine eigenen Gedanken kaum hören kann.
Meine Handflächen sind feucht. Meine Kehle fühlt sich trocken an.
Das ist kein Zuhause. Das ist eine Löwengrube.
Als wir seinen privaten Flur erreichen, bleibt er plötzlich stehen und sieht mich an.
„Du zitterst.“
Sein Tonfall ist unlesbar – teils spöttisch, teils neugierig.
Ich strecke meine Schultern und zwinge meine Stimme, ruhig zu bleiben. „Mir geht es gut.“
Ein Grinsen huscht über sein Gesicht. „Gut. Das musst du auch sein.“
Er drückt mit seiner behandschuhten Hand eine Tür auf und fordert mich auf, einzutreten.
Ich gehorche und gehe an ihm vorbei in einen Raum, der sowohl luxuriös als auch kalt war – dunkle Möbel, ein Flügel, halb zugezogene Vorhänge. Die Luft roch schwach nach Leder und Rauch.
Er rollt näher heran, das leise Summen des Stuhls durchbricht die Stille.
„Lass mich eines klarstellen“, sagt er schließlich mit leiserer Stimme, die dennoch schärfer ist als eine Klinge. „In diesem Haus sprichst du nur, wenn du angesprochen wirst. Du gehst nur dorthin, wo ich es dir erlaube. Du atmest nur, wenn ich es dir erlaube.“
Meine Hände zittern, aber ich verstecke sie hinter den Falten meines Kleides. „Ich verstehe.“
Seine Augen verengen sich leicht, während er mich mustert. „Verstehst du?“
Ich begegne seinem Blick zum ersten Mal – voller Angst, aber nicht bereit, wegzuschauen. „Ja.“
Er hält meinen Blick einen langen, erstickenden Moment lang fest, dann lehnt er sich in seinem Stuhl zurück, als wäre er bereits gelangweilt.
„Gut. Dann werden wir keine Probleme haben.“
Er wendet sich dem Fenster zu und entlässt mich damit vollständig.
„Ihre Zofe wird Ihnen Ihr Zimmer zeigen.“
Die Zofe verbeugt sich erneut. „Hier entlang, Miss.“
Als ich ihr folge, spüre ich seinen Blick auf meinem Rücken – scharf, schwer, unerbittlich.
Die Tür schließt sich hinter mir mit einem leisen Klicken.
Und zum ersten Mal seit der Hochzeit atme ich aus, nachdem ich die Luft angehalten hatte.
Die Angst, die ich versteckt habe, sickert wie Gift durch meine Adern, aber ich darf sie nicht zeigen. Nicht hier. Noch nicht.
Denn dies ist nicht nur ein Herrenhaus.
Es ist ein Schlachtfeld.
Und ich bin gerade mitten hinein geworfen worden – in Weiß gekleidet.