Kapitel 3-2

761 Parole
Als wir landen, ist es dunkel. Ich führe eine schläfrige Nora aus dem Flugzeug, und wir steigen in das Auto, welches uns nach Hause bringen wird. Nach Hause. Es ist eigenartig, diesen Ort wieder als Zuhause anzusehen. Es war mein Zuhause, als ich ein Kind war, und ich habe es gehasst. Ich habe alles an ihm gehasst, von der feuchten Hitze bis zu dem aufdringlichen Geruch der feuchten Dschungelvegetation. Als ich älter wurde, fühlte ich mich allerdings zu genau solchen Orten hingezogen – zu tropischen Plätzen, die mich an den Dschungel erinnerten, in dem ich aufgewachsen bin. Ich brauchte Noras Gegenwart hier, um zu verstehen, dass ich das Anwesen doch nicht hasse. Dieser Ort war niemals das Objekt meines Hasses – das war immer die Person, der es gehörte. Mein Vater. Nora unterbricht meine Überlegungen, als sie sich auf dem Rücksitz näher an mich anschmiegt und sanft in meine Schulter gähnt. Das Geräusch ist einer Katze so ähnlich, dass ich lache und meinen Arm um ihre Taille lege, um sie näher an mich zu ziehen. »Müde?« »Hmm.« Sie reibt ihr Gesicht an meinem Hals. »Du riechst gut«, murmelt sie. Und schon werde ich steinhart, da ich auf das Gefühl ihrer Lippen auf meiner Haut reagiere. Scheiße. Ich atme frustriert aus, als das Auto vor dem Haus anhält. Ana und Rosa stehen auf der vorderen Veranda, um uns zu begrüßen, und mein Schwanz beult meine Hose aus. Ich rutsche zur Seite und versuche, Nora ein wenig von mir wegzuschieben, damit meine Erektion verschwinden kann. Ihr Ellenbogen streicht an meinen Rippen entlang, und ich spanne mich vor Schmerzen an, während ich in Gedanken Majid zur Hölle und zurück wünsche. Ich kann es nicht abwarten, endlich geheilt zu sein. Selbst der s*x heute hat geschmerzt, besonders, als ich am Ende schneller wurde. Nicht dass es meine Lust stark beeinträchtigt hätte – ich bin mir sicher, ich könnte Nora auf meinem Totenbett nehmen und es genießen – aber es hat mich trotzdem gestört. Ich mag Schmerzen beim s*x, aber nur, wenn ich sie zufüge. Das Gute ist allerdings, dass meine Erektion jetzt nicht mehr ganz so sichtbar ist. »Wir sind da«, sage ich zu Nora, als sie sich ihre Augen reibt und erneut gähnt. »Ich würde dich über die Schwelle tragen, aber ich befürchte, dass ich es diesmal nicht schaffen werde.« Sie blinzelt, schaut einen Augenblick lang verwirrt aus, und dann breitet sich ein strahlendes Lächeln auf ihrem Gesicht aus. Sie erinnert sich auch daran. »Ich bin ja keine frischverheiratete Braut mehr«, entgegnet sie grinsend. »Also bist du aus dem Schneider.« Ich grinse mit einem ungewöhnlich freudigen Gefühl in der Brust zurück und öffne die Autotür. Sobald wir aussteigen, werden wir von zwei weinenden Frauen überfallen. Oder, um genauer zu sein, wird Nora überfallen. Ich sehe amüsiert dabei zu wie Ana und Rosa sie lachend und gleichzeitig weinend umarmen. Nachdem sie mit Nora fertig sind, drehen sie sich zu mir um, und Anas Schluchzen verstärkt sich, als sie mein bandagiertes Gesicht sieht. »Pobrecito …« Sie verfällt ins Spanische, was ihr häufig passiert, wenn sie aufgebracht ist, und Nora und Rosa versuchen sie damit zu beruhigen, dass ich mich erholen werde, und das Wichtigste sei, dass ich am Leben bin. Die Besorgnis der Haushälterin ist zugleich rührend und besorgniserregend. Ich habe schon immer vermutet, dass die ältere Frau sich um mich sorgt, aber ich hatte nie bemerkt, dass sie so starke Gefühle für mich hegt. Solange ich zurückdenken kann, war Ana eine warme und beruhigende Person auf meinem Anwesen – jemand, der mich mit Essen versorgt hat, für mich geputzt hat und meine Verletzungen in der Kindheit versorgt hat. Ich habe sie trotzdem niemals zu nahe an mich herankommen lassen, und zum ersten Mal bereue ich es ein wenig. Weder sie noch Rosa, die Angestellte, mit der sich Nora angefreundet hat, versuchen mich zu umarmen, wie sie es bei meiner Frau getan haben. Sie denken, ich würde es nicht mögen, und wahrscheinlich haben sie recht. Die einzige Person, deren Zuneigung ich möchte – nein, nach deren Zuneigung ich mich sehne –, ist Nora, und das ist auch erst seit Neuestem so. Nachdem die drei Frauen ihre gefühlvolle Wiedervereinigung beendet haben, gehen wir alle ins Haus. Obwohl es schon so spät ist, sind Nora und ich hungrig, und wir verschlingen das Essen, das Ana uns in Rekordzeit zubereitet, bevor wir uns satt und müde in unser Schlafzimmer zurückziehen. Eine schnelle Dusche und einen ebenso schnellen Quickie später schlafe ich mit Noras Kopf auf meiner unverletzten Schulter ein. Ich bin bereit dafür, mein normales Leben wieder aufzunehmen.
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