8. Kapitel

479 Words
Was hatte Stella gestern noch einmal gesagt? Wir sollten das alles vergessen?! Ha! Dass ich nicht lache! Kaum dass ich die Schule betreten hatte, kamen alle Gefühle wieder hoch. Mit einem fetten Kloß im Hals, lief ich den endlos erscheinenden Gang entlang. Die Spinde reiten sich rechts und links von mir an der Wand und niemand schenkte mir groß Beachtung. So wie eigentlich immer. Stella und ich gehörten nicht unbedingt zu den Strebern und Außenseitern, aber auch nicht zu den Beliebten. Wir gehörten eher zu der Mittelschicht. Was ich auch gut fand. Zu viel Aufmerksamkeit vertrug ich nicht gerade. Ich war immer eher der schüchternere Typ. Schnell senkte ich den Blick und ging zügig weiter. Plötzlich rannte ich gegen etwas hartes und viel nach hinten. Schmerzhaft kam ich auf dem Boden auf und es presste mir die gesamte Luft aus dem Lungen. Ein tiefes Lachen ertönte, als jemand anfing zu sprechen:„ Hast du keine Augen im Kopf oder was?!" Nein, f**k! Es musste ja ausgerechnet er sein. Langsam ließ ich meinen Blick nach oben wandern, bis ich bei Bens makellosem Gesicht angekommen war. Es sah wieder einmal unheimlich heiß aus. Seine dunklen Augen bohrten sich in meine. Doch was ich in ihnen sah, verletzte mich zutiefst. In den Tiefen seiner Augen spiegelte sich nur Verachtung und Reue. Kein anderes Gefühl schien es in ihnen zu geben. Er bereute es mit mir geschlafen zu haben. Ich schluckte den Kloß in meinem Hals hinunter und stand schnell auf. Mit gesenktem Kopf murmelte ich:„ Entschuldigung!" Ich konnte ihn nicht länger in die Augen sehen. Eilig ging ich an ihm vorbei. Erst als ich aus seiner Hörweite war, atmete ich aus. Ich hatte gar nicht mitbekommen, dass ich die Luft angehalten hatte. Das war unangenehm gewesen. Das ein Mensch so viel Verachtung mir gegenüber hatte, schockierte mich immer noch. Doch ich war mir sicher, dass es mit der Zeit leichter werden würde. ---------------- Den restlichen Tag über kehrte alles wieder zum Alten zurück. Dies hieß soviel wie: Für Ben war ich Luft. Irgendwie war ich glücklich darüber. So konnte ich das ganze einfacher verdauen. Auch wenn mir jedes Mal ein Schauer über den Rücken lief, wenn ich Ben sah. Gott sei Dank waren wir nicht in der selben Klasse und hatten nur Geschichte und Physik zusammen. Diese Fächer würde ich auch überstehen. So war es dann auch. Immer mehr Tage zogen dahin und alles war wieder normal. Stella war so nett und schnitt das Thema nicht mehr an und irgendwann vergaß ich es auch. Wenn man nicht darauf achtete, dann verging die Zeit wie im Flug. Die einzigen Probleme, die mein Teenagergehirn beanspruchten, waren meine unzähligen Prüfungstermine. In 7 Monaten würde ich nämlich meinen Abschluss machen und dann wahrscheinlich auf eine Uni gehen. Und so ging mein Leben weiter und ich war glücklich. Auch, wenn mein Herz einen kleinen Riss hatte.
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