Kapitel Zwölf

2318 Words

Der Stein war nicht mehr nur kalt – fremd. Vier Tage lang hatte ich die Risse in der Wand gezählt, vier Tage lang beobachtet, wie die Welt in den Streifen der Gitterstäbe zur Seite glitt. Zwischen den Nächten der Heilerin lagen lange, leere Tage: Es gab Wasser, kaum Nahrung. Der Verband auf meinem Bauch blieb sauber, doch mein Körper hatte jeden Geschmack an Widerspruch verloren. Der Wolf in meiner Brust lag flach, den Kopf auf den Pfoten; er schlief nicht, er wachte, aber er knurrte nicht mehr bei jedem Geräusch. Was zu lernen war, hatten wir gelernt zu verschweigen. Gegen Mittag kam derselbe straffe Befehlston in den Gang: Stiefel im Gleichschritt, der Schlüssel klapperte nicht im Schloss, er drehte sich nur. Am Gitter erschienen der Vernarbte und der Junge, hinter ihnen der Mann im Man

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