6.Kapitel Die Geburt

604 Words
Ich war aufgesprungen. Amanda eielte Grace entgegen. Becky breitete eine Decke auf einen Tisch aus und die Männer hoben Grace hinauf. Als ich im Zelt ankam ließ ich die Plane hinab und Sindy scheuchte die Männer hinaus. ,,Raus hier! Wir kümmern uns um sie!", rief sie laut, als die Männer begannen leise Proteste von sich zu geben. Doch schließlich sahen sie es ein. Grace stöhnte kurz und zog ihr Gesicht schmerzvoll zusammen, doch nach einigen Minuten legten sich die Wehen wieder. Sie seufzte. Amanda hatte eine Decke über ihre Beine gelegt und murmelte:,, Die Fruchtblase ist bereits geplatzt.." Ich umfasste Grace Hand. Sie begegnete meinem Blick und flüsterte:,, Ich wünschte Will wäre hier..." Schweißperlen rannen ihr die Stirn hinab, sie biss die Zähne zusammen. Ich drückte ihre Hand und antwortete ihr beschwichtigend:,, Ich bin mir sicher das er hier ist." Prüfend ließ ich den Blick im Zelt schweifen. Doch auch wenn ich niemanden sah, ich war mir sicher das er hier war, nur ohne den materialistischen Körper. Meine schmerzende Wange hatte ich bereits wieder vergessen, das einzige worauf ich mich nun konzentrierte war Grace. Ich hörte die Männer vor dem Zelt leise murmeln, sie warteten, genauso wie wir. Nach rund zwei Stunden wurden die Wehen stärker. Grace atmete mit Sindy schnell ein und aus, während sie meine Hand zerdrückte. ,,Sehr gut.", murmelte Amanda, ,,Und nun pressen!" Grace kniff die Augen zusammen und drückte meine Hand fester. Sie spannte sich an und ein Schrei drang aus ihrer Kehle. Sie stöhnte erschöpft und presste erneut einen Schrei aus ihrer Kehle. Nach gut weiteren zehn Minuten voller Schreie, rutschte ein kreischendes Neugeborenes in Amanda's offenes Leinentuch. Sie fing es auf, umwickelte es und legte es behutsam Grace in den Arm. Die neue Mutter atmete erschöpft, doch ihre Lippen lächelten. Amanda wischte sich mit dem Handrücken den Schweiß von der Stirn und zog die Plane zurück um vor die erwartungsvollen Männer zu treten. ,,Es ist ein Mädchen.", verkündete sie stolz. Jubel brach unter ihnen aus und ein jeder warf seinen Hut in die Luft. Albert kam auf Amanda zu, nahm sie in den Arm und küsste sie. Mir erwärmte es das Herz. Ich teilte Grace meine Glückwünsche mit und ging Amanda hinterher und verließ das Zelt. Auch wenn mein Herz sich durch die Freude der anderen erwärmte so blieb es auf der anderen Seite doch kalt und traurig. Es war bereits mitten in der Nacht, ich blickte zu Clintch's Zelt herüber. Er hat mich geschlagen. Ich fasste mir erneut an die Wange und näherte mich dem Zelt. Doch als ich die Plane zurück zog war Clintch nicht da. Ich schniefte und mein Herz zog sich zusammen. Hatte ich das verdient, guter Vater? Ich ließ die Plane hinter mir los. Ein großer Schatten der Traurigkeit und der Angst fiel plötzlich auf mich und ich brach auf der Decke heulend zusammen. Ich schluchzte in meinen Beutel hinein, den ich weiterhin immer bei mir trug. Nach einer Weile öffnete ich ihn zögernd und nahm das Fläschchen heraus. Die weißen Schlaftabletten wirkten ungewöhnlich hell, in der Dunkelheit. Sie schienen mir beinahe beängstigend. Ich betrachtete sie im dunkeln. Ich schniefte ein weiteres mal und drückte es an mich. Es erinnerte mich an meine gute Mutter und diese Erinnerung beruhigte mich. Plötzlich gaben mir die Tabletten keine Furcht mehr, plötzlich gaben sie mir Sicherheit. Wenn Clintch ein weiteres Mal zur Gewalt greifen würde, dann würde ich sie gegen ihn verwenden müssen, für meinen eigenen Schutz. Schnell ließ ich das Fläschchen wieder in meiner Tasche verschwinden und drückte sie fest an mich. Mit dieser warmen und wohligen Sicherheit in meinem Magen schlief ich langsam ein.
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