KAPITEL 1: DAS FEST DER MONDGÖTTIN
***KAYLA***
„Ich habe gehört, Derek wird heute auf der Party seine Gefährtin und unsere nächste Luna bekannt geben, er plant, sie vor allen zu zeichnen“, sagte Sheila, meine Schwester, aufgeregt, ihre Stimme war von Nervosität erfüllt, während wir mit dem Auto zur Party fuhren.
Ich lächelte schüchtern, wohl wissend, dass ich diejenige war, auf die sie gespannt wartete. Es war nun schon ein paar Monate her, seit ich herausgefunden hatte, dass Derek, der Alpha unseres Rudels, mein Gefährte war, und natürlich wusste Derek es auch – genauso wie meine beste Freundin Kylie.
Ich berührte meinen Bauch, während ich darüber nachdachte, wie ich Derek kennengelernt hatte und wie wir das Baby gezeugt hatten, das jetzt in mir heranwuchs. Ich konnte mich lebhaft an den Tag erinnern, an dem er im Garten auf mich zugekommen war – der Beginn unserer Liebesgeschichte.
***RÜCKBLENDE***
Ich war gerade 21 geworden, als ich begann, mich so stark zu Derek hingezogen zu fühlen. Selbst jetzt, während ich inmitten einer Menge Werwölfe stand, die das Fest der Mondgöttin feierten, konnte ich seinen betörenden Duft sofort wahrnehmen, der mich langsam verrückt machte. Und mehrmals hatte ich bemerkt, wie er verstohlene Blicke zu mir warf. Ich schätze, er wusste es. Er musste schon seit Jahren gewusst haben, dass wir Gefährten waren. Ja, seit Jahren – Derek war 25 Jahre alt, ganze vier Jahre älter als ich.
Meine Augen trafen Dereks inmitten der Menge, aber kaum geschah das, wandte ich meinen Blick schnell ab, schüchtern und peinlich berührt, weil ich beim Starren erwischt worden war. Ich begann, mich aus dem Saal zu schleichen, in dem die Party stattfand.
Schon bald hatte ich den Weg hinausgefunden und ging in Richtung des Gartens hinter dem Hotel, in dem wir uns befanden. Der Vollmond beleuchtete meinen Weg, während ich durch die Dunkelheit der Nacht lief.
Der Garten hatte eine schöne Atmosphäre, die gepflanzten Rosen standen in voller Blüte und erinnerten mich daran, wie auch ich gerade erblühte. Als ich eine Bank in der Mitte des Gartens erblickte, ging ich darauf zu und setzte mich, dann ließ ich die Ereignisse der letzten Tage in meinem Kopf Revue passieren.
Ich hatte jetzt einen Gefährten, und allem Anschein nach mochte er mich – schließlich konnte er den Blick nicht von mir abwenden. Ich lächelte. Ich war in Gedanken versunken, doch das Knacken eines Zweiges holte mich zurück in die Realität. Ich blickte mich scharf um, niemand war zu sehen, aber ich wusste, dass jemand da war. Er war hier, ich konnte ihn riechen.
„Du bist wirklich klug, genau wie ich dachte“, sagte er und trat hinter einem Baum hervor.
„Kayla, richtig?“ fragte er, während er sich neben mich setzte.
Ich nickte bestätigend, da ich kein einziges Wort herausbrachte. Der atemberaubend gut aussehende Alpha neben mir hatte diese Wirkung auf jeden.
„Man hätte nicht gedacht, dass eine Omega so scharfsinnig ist“, meinte er. Ich konnte den Ekel in seiner Stimme spüren, als er das Wort „Omega“ sagte, aber vielleicht entschied ich mich einfach, diesen Teil zu ignorieren.
Statt etwas zu sagen, errötete ich stark – der Gedanke, dass der Alpha mir gehörte, ließ mich überglücklich fühlen. Ich senkte schüchtern den Kopf, unfähig, ihm direkt in die Augen zu sehen.
„Bist du immer so schüchtern?“ fragte er.
„N-nein“, krächzte ich.
„Schon gut, du bist jung, da ist es okay, schüchtern zu sein“, sagte er mit einem beruhigenden Lächeln, das mein Herz eher schneller schlagen ließ, als es zu beruhigen – was Alpha Derek eigentlich bezwecken wollte.
Er legte eine Hand auf meine Finger, wodurch mir auffiel, dass ich zitterte. Seine Berührung jagte mir einen Schauer über den Rücken, als hätte mich ein Blitz getroffen. Ich fühlte etwas unglaublich Schönes, etwas Tieferes als nur seinen Duft wahrzunehmen. Meine schwache Wölfin wollte ihm in die Arme springen, aber ich musste mich zusammenreißen – ich gehörte ihm noch nicht. Soweit ich wusste, konnte er mich auch ablehnen. Gerüchten zufolge hatte er in der Vergangenheit eine Gefährtin abgelehnt. Also wollte ich mich nicht zu früh freuen.
„Es scheint, wir sind Gefährten“, sagte ich schüchtern, ohne ihn anzusehen.
„Ja, das sind wir“, sagte er mit der ruhigsten Stimme und zog mich dann zu einem Kuss an sich – meinem ersten Kuss.
Alpha Derek küsste mich sanft, bevor seine Zunge ihren Weg in meinen Mund fand. Der Kuss endete langsam, und er umarmte mich fest, als hinge sein Leben davon ab.
„Ich will dich, Kayla“, sagte er und stöhnte.
Und ich wollte ihn auch.
„Komm mit mir“, sagte er, obwohl es eher wie ein Befehl klang – und ohne zu zögern, folgte ich ihm.
Wir gingen zurück ins Hotel, aber diesmal nicht in den Saal, in dem das Fest der Mondgöttin stattfand. Alpha Derek führte mich zu einem Hotelzimmer, und obwohl alles in mir schrie, ich solle nicht mitgehen, sagte meine Wölfin mir, ich solle ihm folgen – also tat ich es.
Das Hotelzimmer war groß und schön, aber ich nahm keine Details wahr, denn Alpha Derek fiel überraschend über mich her, und wir begannen uns zu küssen. Schon bald flogen Kleider durch die Luft, und er war in mir. Der erste Stoß war schmerzhaft, es war schließlich mein erstes Mal, aber die weiteren Stöße waren eine bittersüße Mischung aus Schmerz und Lust. Ich konnte nicht genug von ihm bekommen, und er auch nicht von mir.
Alpha Derek nahm mich in verschiedenen Stellungen in dieser Nacht, wir hörten erst gegen fünf Uhr morgens auf.
„Wann wirst du mich zeichnen?“ hatte ich nach der langen Nacht gefragt.
„Nach meiner Krönung in zwei Monaten, auf meiner Krönungsparty. Aber wir sollten das geheim halten – ich fürchte, dir könnte sonst etwas passieren“, antwortete er, während er schon halb einschlief.
Und genau so glaubte ich ihm. Das Glück, das ich in dieser Nacht empfand, reichte mir vollkommen aus, um zwei Monate zu warten. Und innerhalb dieser zwei Monate traf ich Alpha Derek immer wieder, und jedes Mal wurden wir intim.
***ENDE DER RÜCKBLENDE***
Und heute sollte ich als seine Gefährtin und Luna des Ravenclaw-Rudels bekannt gegeben werden.
Unser Auto hielt vor dem Palast von Ravenclaw. Sheila und ich stiegen aus und gingen hinein. Wir liefen nebeneinander, als wir plötzlich lautes Jubeln aus der Menge hörten. Eine Kellnerin lief mit Getränken vorbei, und Sheila hielt sie auf und fragte: „Was ist los?“
„Alpha Derek hat Lady Kylie als seine Gefährtin gezeichnet“, antwortete die Kellnerin.
Und in genau diesem Moment brach meine Welt zusammen. Ich war schwanger – und offensichtlich grundlos von meinem Gefährten abgelehnt worden, der nicht nur mich ablehnte, sondern auch noch meine beste Freundin Kylie zeichnete.