1.

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Daisy “Paul, kannst du mir bitte mal kurz helfen?” “Klar doch. Momentchen.” Kommt es aus Richtung Verkaufsraum. Kurz darauf schlurft mein Kollege und Freund zu mir in den hinteren Verkaufsraum.  “Wenn du mir dies bitte mal kurz abnehmen könntest?”, bitte ich freundlich und mache ein gequältes Gesicht. Sofort ist er bei mir und nimmt den Stapel schwerer Bücher entgegen den ich ihm in die Arme fallen lasse. “Danke, ich dachte schon ich falle von der Leiter.”, schnaufe ich erleichtert und beginne mit dem Abstieg.  “Du hättest doch was sagen können. Ich helfe dir doch.”, tadelt er mich. “Ich weiß …”, murmle ich, springe herab und klopfe mir den Staub von den Händen. “... aber ich falle eben nicht gern jemanden zur Last.” “Zur Last fallen.”, echauffiert er sich. “Als könntest du das überhaupt.” Liebevoll sehe ich meinen ältlichen Freund an.  “Aber ich weiß ja wie du drauf bist.”, lacht er abschließend.  “Wie ich drauf bin?”, lache ich.  “Du weißt wie ich das meine. Ich kenne dich nun schon eine Weile.” Ich nicke. Da hat er recht. Kurz nach unserem Europatrip stellte ich mein bisheriges Leben in Frage. Dazu kam, dass ich einfach keine Arbeit fand. Schlussendlich beschloss ich noch einmal von vorn anzufangen. Nur wie? Es gab nur eine Sache die unumstößlich für mich feststand, ich wollte weiter etwas mit Büchern machen. So kam es, dass ich bei Paul in der Buchhandlung eine Ausbildung zur Buchhändlerin machte und die Literatur als solches für mich weiterhin Bestand hatte. Nebenher schreibe ich. Kurzgeschichten und Romane. Aber eher für mich selbst. Bis auf meine Mitbewohner und meine Eltern hat noch nie jemand etwas von mir gelesen. “Weißt du was, Paul? Ich hab dich gern!”, entfährt es mir aus einer emotionalen Regung heraus. Er sieht mich an und antwortet lächelnd, “Ich weiß, Daisy. Ich dich auch!”  Und das stimmte. Wir verstanden uns fast ab der ersten Minute sehr gut. Mittlerweile war unsere Freundschaft dermaßen gewachsen und gefestigt, dass ich Teilhaber der Buchhandlung bin. Vor zwei Jahren sah, aufgrund einer komplizierten Operation und horrender Krankenhauskosten für seine Frau, Pauls finanzielle Situation nicht gerade rosig aus. Um seine geliebte Buchhandlung zu retten brauchte er dringend Geld. Und da kam ich ins Spiel. Kurzerhand bat ich meine Eltern um Kredit und stieg als Teilhaberin ein. Nun habe ich ganz offiziell Mitspracherecht und alle Rechte und Pflichten einer Unternehmerin. Ich will nicht sagen das es immer leicht ist sich in einer Stadt wie London mit einem winzigen Buchladen in Camden Town über Wasser zu halten. Aber solange es geht ziehen wir das durch. Zum Glück kann ich mich immer auf den Rückhalt meiner Familie und Freunde verlassen, wenn es mal brenzlig wird.  “Ich muss heute etwas früher weg. Ist das okay?”, verkünde ich etwas später. “Kein Problem, wenn du auf dem Weg noch etwas zur Post bringen könntest.” “Klar doch. Die Bestellungen?” Er nickt. Unser Geschäft wirkt, eingequetscht zwischen zwei größere Gebäude, mit seiner dunkelroten Backsteinfassade und den vollgestellten Fenstern zwar wie aus der Zeit gefallen aus, doch auch wir sind in der heutigen Zeit angekommen. Zumindest etwas. Seit einiger Zeit bieten wir einen Bring-Service an. Kunden können bei uns telefonisch Bücher bestellen und sich diese zuschicken lassen. Im Grunde wie ein Onlineshop, nur kleiner und per Telefon. Diese Idee war eine der ersten Neuerungen die ich eingeführt hatte. Und es lief gut. Die Kunden mögen unser gut sortiertes Sortiment und schätzen die kompetente Beratung.  “Ich habe schon alles vorbereitet. Du musst es nur noch abgeben.”, erklärt Paul. “Was hast du denn heute noch vor?” Ich winke ab. “Freddy hat übermorgen Geburtstag. Ich muss noch ein Geschenk kaufen. Wenn ich aber erst am Abend losfahre sind mir die Geschäfte zu voll. Und ich muss heute was finden. Morgen fahre ich raus nach Embley.” Er nickt verständig. “Ja klar, Donnerstag. Bleibst du wieder bis Sonntag? Feiert ihr Freds Geburtstag dort?” “Jup. Da ist genug Platz. Und du kennst ja Freddy, wenn er feiert, feiert er richtig.” “Und das macht Dan mit? Es ist doch schließlich sein Haus.” “Haus ist gut.”, schnaube ich. “Schloss trifft es wohl eher. Und um das Aufräumen danach kümmern sich andere.” Paul nickt bejahend. “Der kann ein Glück haben. Ich würde auch gern mal die Sau rauslassen ohne einen Gedanken an das mühsame Aufräumen danach verschwenden zu müssen.”, meint er verträumt.  “Glaub mir, ich nicht. Dieses ewige “My Lord” hier und “Jawohl, my Lord” da würde mir sowas von auf die Nerven gehen.” “Ich denke, Dan dürfte es mittlerweile gewohnt sein.” Ich zucke die Schultern. “Hm. Keine Ahnung. Anmerken lässt er sich zumindest nichts.” “Er ist damit aufgewachsen, Daisy, vergiss das nicht.” Mein Blick geht ins Leere. Für einen Außenstehenden mag es seltsam erscheinen einen waschechten Earl in seinem Freundeskreis zu wissen, doch wir waren es gewohnt. Und Dan lässt seinen Titel wirklich nicht raus hängen. Außer wenn er auf Embley ist merkt man sogar gar nichts davon. Vielleicht ist es ihm ja peinlich? Aber es ist wirklich praktisch, dass seine Familie so einiges an Immobilien in Großbritannien besitzt. Sonst hätten wir damals nicht gewusst wie es weitergehen soll. Nachdem wir von unseren verschiedenen Reisen oder Exkursionen zurückgekehrt waren wusste wir alle nicht so recht wohin mit uns. Die Immobilienpreise in London sind heutzutage kaum noch zu bezahlen. Selbst ein angemessenes Mietobjekt fand keiner von uns. Aus einer Bierlaune heraus entstand schließlich die Idee einer WG in der Stadtvilla in Belgravia die Dan's Familie gehört. Dort gab es genug Platz und es würde uns bis auf die Fixkosten nichts kosten. Dan's Vater war einverstanden, solange für ihn, falls er es mal nötig hatte ein Gästebett frei gehalten wurde. Und so kam es, dass wir vor knapp dreieinhalb Jahren zusammengezogen sind. Anna, Dan, Ben und ich. Freddy wollte sein hippes WG Zimmer in Whitechapel nicht aufgeben.  Da das Haus über drei voll ausgebaute Etagen verfügt, konnten wir uns ausbreiten. Anna und ich bewohnen den ersten Stock, die zweite Etage steht allein Dan zur Verfügung. Dort hat er nicht nur sein privates Schlafzimmer, sondern auch sein Arbeits- und ein Extra Gästezimmer. Oben unter dem Dach wohnt Ben. Er benötigt für seine Arbeit, und er denkt eigentlich an nichts anderes, ein Atelier. Zu diesem Zweck hat Dan extra ein riesiges Dachfenster einbauen lassen. Nun herrscht dort oben ein Wahnsinns Ausblick und nicht gerade selten genießen Anna und ich bei einem guten Glas Wein den Sonnenuntergang. Ben stört unsere Anwesenheit nur insoweit, dass wenn wir zu kichern anfangen er sich nicht mehr konzentrieren kann. Doch er würde und niemals auffordern zu gehen. Dafür war viel zu sehr Gentleman. Und genau dafür liebe ich ihn! Eigentlich ist er perfekt! Lieb, klug, gutaussehend, zuvorkommend und hilfsbereit. Doch leider auch schüchtern. Seit dem wir uns kennen kann ich seine Freundinnen an einer Hand abzählen.  Wohingegen in der untersten Etage ein reges Kommen und Gehen herrscht. Und ich rede nicht von mir. Anna, absolut kein Kind von Traurigkeit, nimmt alles mit was sich ihrem jungen Leben bietet. Ich gönne es ihr, auch wenn ich mir ein solches Leben nicht für mich selbst wünsche.  Obwohl die Kerle die bei uns übernachten durchaus nicht schlecht aussehen. Ihr Geschmack ist dem meinen ziemlich ähnlich. Blond, blaue Augen, groß und muskulös. Lecker! “Daisy, alles klar?” Holt mich Paul aus meinem Tagtraum zurück. Ich hatte gar nicht bemerkt, dass ich tief versunken die Wand hinter ihm angestarrt hatte. “Ich merk schon, du bist schon im Feierabend.”, lacht er. Um mich selbst zu wecken schüttle ich leicht den Kopf. “Nein, nein. Entschuldige bitte! Was hast du gesagt?”, erwidere ich. “Nichts, meine Liebe.”, grinst er stillvergnügt.  Um 14 Uhr machte ich mich auf den Weg ein Geburtstagsgeschenk für meinen schwulen besten Freund zu suchen. Eigentlich fällt es mir leicht die passenden Geschenke für Freunde und Familie auszusuchen, doch bei Freddy verhält es sich anders. Was schenkt man einem der alles was sein Herz begehrt bereits besitzt? Freddy steht auf Männerkosmetik und ausgefallene Kleidung. Und mit beidem kann er sich zu schmeißen. Sein begehbarer Kleiderschrank ist besser bestückt als mein normaler Kleiderschrank. Er besitzt Schuhe in jeder Farbe und zu jeder Gelegenheit. Sogar ein Paar High Heels nennt er, seit einer Halloweenparty vorletztes Jahr sein eigen. Und mit seinem Kosmetikarsenal kann er einer Drogerie locker Konkurrenz machen. Mit dem Vorsatz ihm so etwas wie Gutscheine oder Eintrittskarten zu schenken betrete ich das Brunswick Centre. Als ich an einem Lederwarengeschäft vorüber gehe entdecke ich aus dem Augenwinkel eine Handtasche die Freddy's würdig wäre. Aus Feuerwehrrotem glatten Leder mit einer riesigen goldenen Schließe vorne. Glücklich, endlich etwas passendes gefunden zu haben betrete ich das Geschäft und bedeute der Verkäuferin genau die Tasche aus dem Schaufenster kaufen zu wollen.  Der Preis war akzeptabel, so dass ich diesen Tag heute getrost als erfolgreich verbuchen kann. Zur Feier des Tages und weil es schneller ging als gedacht, gönne ich mir einen leckeren Früchteeisbecher. Die Kalorien muss ich dann wohl in den nächsten Tagen auf Embley wieder abtrainieren. Ich liebe es dort zu sein! Die wunderbare Natur, die Ruhe, die Pferde. Der perfekte Ort zur Entschleunigung. Und wenn ich ehrlich bin, egal was ich vorhin Paul gegenüber gesagt habe, ist es mal ganz angenehm sich bedienen zu lassen. Wann sonst hat man schon mal die Gelegenheit dazu?  Kaum das ich mich gesetzt und bestellt hatte klingelt mein Handy auf der Tischplatte. Rasch lege ich die Tasche für Freddy die ich mir noch einmal angesehen hatte zurück in ihre Tüte und nehme das Gespräch an. “Anna, was gibt's?” “Süße, ich muss eine Notfallsitzung einberufen.”, ruft sie aufgeregt ins Telefon.  Erstaunt über die Dringlichkeit ziehe ich die Stirn kraus. “Klar doch. Du klingst ja total aufgeregt. Ist was passiert?”, hake ich nach. “Und ob. Ich brauche euren Rat und eure Hilfe.”, eröffnet mir meine beste Freundin. “Klar, wenn wir helfen können, werden wir es tun. Ich denke, da spreche ich für uns alle.” “Gut. Ich danke dir! Ich geb noch den anderen bescheid.” Sie klingt erleichtert. “Dann heute um 20 Uhr zu Hause?”, fragt sie noch. “Ist gut.”, stimme ich zu. “By.” Schon hatte sie aufgelegt. Es muss wirklich etwas gravierendes geschehen sein, dass sie derart durch den Wind ist. Hoffentlich nichts schlimmes! Die Bedienung stellt mir einen pompösen Eisbecher vor die Nase und wünscht "Guten Appetit!". Nur leider war ich nun so abgelenkt, dass ich das Eis gar nicht mehr genießen kann. Rasch esse ich daher auf und mache mich, sobald ich gezahlt habe auf den Weg nach Hause. Beinahe hätte ich die Tüte mit Freddy's Geschenk stehen gelassen.  Die Zeit zog sich, zäh wie Kaugummi dahin, sodass ich, um mich abzulenken begann für alle ein Abendessen zu kochen. Ich entschied mich für Lasagne. Das war nicht all zu kompliziert und ließ sich leicht zubereiten wenn man mit den Gedanken nicht ganz da ist.  Kaum war die Arbeit getan und die Lasagne im Ofen als Dan zur Tür herein kommt. "Na, bist du wieder fleißig, Sweetheart?" Ich wirble zu ihm herum und antworte, "Klar doch. Die hungrige Meute will doch gefüttert werden."  Skeptisch zieht er die Stirn kraus. "Meinst du nicht, wir sind alt genug um uns selbst am leben zu erhalten?" Ich weiß, dass er mich nur aufziehen will, denn im Grunde sind sie alle sehr froh, dass ich mich so aufopferungsvoll um sie kümmere. Ohne mich wäre zumindest Ben schon verhungert.  Gerade jetzt sagt er auch, "Ich bin wirklich froh, dass du hier bist!" Lächelnd gehe ich auf ihn zu und lege meine Hand freundschaftlich auf seine Schulter. "Glaub mir, ich auch! Wo wäre ich denn, wenn du mich damals nicht aufgenommen hättest?" "In der Gosse." sage ich im selben Moment wie er antwortet "In deiner eigenen Wohnung." Überrascht sehe ich zu ihm auf. "Du meinst, ich hätte allein eine Wohnung gefunden und würde diese auch halten können?" Dan sieht mir tief in die Augen, "Du kannst alles was du dir in den Kopf setzt, Sweetheart." Bescheiden lächelnd weiche ich seinem Blick aus. Genau dann als die Stimmung zwischen uns zu knistern begann polterte Anna zur Tür herein. "Hey Leute. Da komm ich ja gerade richtig." Was sie damit genau meinte, ob die Situation zwischen Dan und mir oder weil es schon herrlich nach Essen duftete, blieb offen.   Peinlich berührt fahren Dan und ich auseinander. Er fährt sich mit der Hand durch das Haar und verstrubbelt es sexy. Fasziniert beobachte ich, wie ihm eine Strähne sanft in die Stirn fällt.  Anna stellt sich neben den Herd und sieht durch das Fenster. "Lasagne? Lecker!" Strahlend lächelnd wendet sie sich mir zu. "Soll ich schon mal den Tisch decken?" "W-wenn du so lieb wärst.", stammle verwirrt ich und wende den Blick ab. Ich hätte nichts dagegen gehabt noch ein paar Augenblicke weiter in meinem Tagtraum zu verweilen.  "Alles klar. Mach ich." Schon reißt sie schwungvoll den Geschirrschrank auf und holt Teller für vier Personen heraus.   "Ich muss noch kurz was … erledigen.", murmelt Dan und geht aus der Küche. "Ja geh nur. Hier stehst du eh nur im weg.", lacht Anna und wirft fast schon die Teller auf den Tisch.  "Sei nicht immer so fies!", ermahne ich sie.  Doch sie winkt nur lässig ab. "Er weiß wie es gemeint ist." Ich schnaube und räume die schmutzigen Töpfe in den Geschirrspüler.  Ein paar Momente sagte keiner von uns etwas, und das Schweigen, das anfangs einvernehmend gewesen war, wurde dunkler. Mir war klar, dass Anna ein unangenehmes Thema anschneiden wollte und nicht recht wusste, wie sie es anfangen sollte. "Was ist los, Anna?", versuche ich es ihr leichter zu machen. Ihre grünen Augen durchbohren mich. "Sag du es mir!" "W-was?", erwidere ich verwirrt. Sie lehnt sich rücklings gegen den Tresen und sieht mich mit vor der Brust verschränkten Armen an. "Was läuft da zwischen euch?" Verwirrt schüttle ich den Kopf. "Ich hab' echt keine Ahnung wovon du sprichst."  Sie schnaubt verächtlich. "Du brauchst keine Ausreden zu erfinden. Das sieht sogar ein Blinder. Zwischen dir und Dan läuft was." Ihr Ton klingt nicht vorwurfsvoll, eher neugierig. Ich runzle die Stirn. "Quatsch! Was redest du denn da? Wir kennen doch die Regeln." "Ja, schon. Aber du weißt doch was man über Regeln sagt?" "Nein was?" "Regeln sind dazu da um gebrochen zu werden.", lacht sie und wirft die Arme in die Luft. "Keine Sorge, ich verrate nix!" Sie macht die Geste mit dem Mund und der Hand die einen verschlossenen Mund andeutet. "Gut. Dann hast du nichts zu tun, es gibt nämlich nichts was du geheim halten müsstest.", antworte ich lapidar. "Daisy!" Mehr Worte bedarf es nicht von meiner besten Freundin um mir die Wahrheit zu entlocken. "Na gut. Du hast gewonnen.", schnaube ich und drehe mich zur Wand. Meine Hände krampfen sich um die Kante des Tresens. Die Stirn gegen das kühle lackierte Holz des Hängeschrankes gelehnt stöhne ich, "Es ist doch verrückt! Du hast recht, ich steh auf ihn." "Wie lange schon?" Auch wenn ich sie nicht ansehe, weiß ich doch, dass sie frech grinst.  "Seit dem ersten Treffen ungefähr.", stöhne ich zermürbt. "Du brauchst nichts zu sagen, ich weiß selbst, dass es total bescheuert ist!" Anna lacht. "Zum Glück ahnt er nichts!" Ihr Lachen steigert sich. Verwirrt drehe ich mich zu ihr um und frage, "Was ist?" "Du denkst ernsthaft, er weiß es nicht?" Ich nicke verwirrt. "Du lebst manchmal wirklich auf dem Mond, Süße! Dan ist sowas von in dich verschossen." Entsetzt greife ich mir an den Hals. "Nein … Blödsinn!", stammle ich vehement. Genau in diesem Moment kommen Dan und Ben zurück. "Was ist Blödsinn?", fragt Ben. "Nichts.", lügt Anna für mich. "Daisy Darling will mir einfach nur nicht glauben, dass zum verhüten die Spirale viel praktischer ist."  Entsetzt starre ich sie an. Warum sagt sie gerade so etwas? An ihrem frechen Grinsen und einem neckischen Augenzwinkern in meine Richtung kann ich ablesen, dass sie es tat um die Jungs vom Thema abzulenken. Frauenkram - wie nervig. Wie gewünscht verziehen Ben und Dan gleichermaßen das Gesicht. Ben schien ehrlich brüskiert zu sein und weiß nicht wo er hinsehen sollte. Dan dagegen sieht mit fest zusammengepressten Lippen zwischen uns hin und her und setzt sich schließlich an den Tisch um dort weiterhin schweigend auf die Tischplatte zu starren. Anna lacht spöttisch.  "Aha … ähm, wann ist das Essen fertig?", war das einzige, was Ben dazu zu sagen hat.  Ich werfe einen Blick in den Ofen und verkünde erleichtert, "Es ist fertig." Während des Essens beobachte ich genau jede Regung von Dan. Konnte Anna mit ihrer Aussage recht haben? Mag er mich wirklich? Natürlich mag er mich. Wir sind gute Freunde. Aber ob da mehr ist, kann ich wirklich nicht erkennen. Er verhält sich doch völlig normal. Was also ist es, was sie zu dieser Annahme hat kommen lassen?  Ohne mich eines einzigen Blickes gewürdigt zu haben beenden wir das Essen. Die anderen waren in den Salon nach nebenan gegangen um etwas zu trinken. Doch ich, mit der Hoffnung ein paar Augenblicke für mich selbst zum nachdenken zu haben, bot an, allein die Küche aufzuräumen. Die Gedanken fuhren in meinem Kopf Achterbahn. So lange schon trug ich diese Vorstellung von Dan und mir als Paar mit mir herum. Aber wir sind nur Freunde und kennen uns schon so lange. Nichts umsonst haben wir uns alle auf die WG Regel geeinigt nichts miteinander anzufangen. Um in genau solch eine Situation nicht zu geraten. Es durfte einfach nicht sein. Nicht er. Mittlerweile jedoch kommt es mir so vor, als würde ein Teil von mir fehlen. Als wäre ich unvollständig. Am Ende ist alles Geschirr fort geräumt und ich bin noch immer zu keiner Lösung gelangt, als es an der Tür klingelt. So spät noch Besuch?
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