Anacá
Im Nu packte er meine Hand und zog mich hoch, während sein Blick meinen festhielt. Ich versank in seinen hypnotischen Augen, seine Berührung ließ mein Herz einen Schlag aussetzen.
„S-Sir?“ Joshs erschrockener Schrei riss mich aus meiner Benommenheit, und ich unterbrach den Blickkontakt.
Wer war Joshs „Sir“?
Ich drehte mich um und sah die blassen Gesichter von Josh und Jordynn. Mir dämmerte die Erkenntnis: War dieser Mann ihr Chef? Meine erste Reaktion war, zu fliehen, aber mit seinem eisernen Griff um meine Hand konnte ich mich keinen Zentimeter rühren.
„Machst du das in meiner Abwesenheit? Mittag war vor über fünf Minuten. Wo ist der Wochenbericht für das Calligaris-Projekt, Mr. Hemmingway?“
Meine Wangen glühten vor Verlegenheit, als ich meine Torheit erkannte. Was hatte ich getan? Ich hatte dem Chef meines untreuen Freundes vor dem gesamten Büro einen Heiratsantrag gemacht. In diesem Moment wünschte ich mir, die Erde würde sich auftun, damit ich hineinspringen und nie wieder auftauchen könnte.
„Sir, ich wollte gerade Bericht erstatten, als Anacá ankam …“ Josh versuchte sich zu rechtfertigen, doch sein Chef hob die Hand, um ihn zu unterbrechen.
„Ich will keine Ausreden, Hemmingway. Und was ist mit Ihnen, Frau Barlos? Haben Sie Ihr Tagesziel erreicht? Ich bezahle Sie nicht dafür, in meinem Büro herumzuflirten.“
Jordynn ließ beschämt den Kopf hängen und wich meinem Blick aus. Eine seltsame Befriedigung durchströmte mich, als ich sie so unbehaglich sah.
„Es tut mir leid, Sir. Ich werde es sofort erledigen.“
Josh versuchte erneut, die Situation zu retten. „Sir, es tut mir leid, dass Anacá Ihnen Ärger gemacht hat. Sie wollte mir gar keinen Heiratsantrag machen. Er war für mich bestimmt, aber wir hatten ein Missverständnis. Also …“
Doch wieder hob sein Chef die Hand. „Sie ist jetzt meine Verlobte. Die Sache ist erledigt. Du kannst wieder an die Arbeit gehen.“
Er drehte sich zu mir um, und mein Herz setzte erneut einen Schlag aus. Warum überreagierte ich so? Sollte ich meinen Fehler nicht eingestehen und die Sache beenden? Warum konnte ich nicht aussteigen, solange es noch ging?
Mein Gewissen drängte mich, mich zu entschuldigen und meinen Arsch zu retten. Doch ich brachte kein Wort über meine Lippen, während ich ihn anstarrte und in seinen hypnotisierenden Augen ertrank.
„Wollen wir?“ Sein feuriger Blick durchbohrte meine Seele, und ich nickte wie eine Marionette, ohne zu wissen, was er von mir wollte. Ich wusste, dass ich mich ins Feuer stürzte, aber ich war hilflos.
Er führte mich zum Aufzug, weg von meinem schockierten Ex und dem gesamten Büro. Die Aufzugstür schloss sich, und ich atmete tief durch, um meine nervösen Nerven zu beruhigen.
„Möchtest du mit mir zu Mittag essen, Anacá? Wir sollten unsere Verlobung feiern.“ Er wartete auf meine Antwort und lächelte mich langsam und sexy an, um mich zu verzaubern.
„Ähm …“ Unsere Blicke trafen sich, und ich zögerte kurz. Sollte ich mich für meinen Fehler entschuldigen, meinen Ring zurücknehmen und weglaufen? Ich riss meinen Blick los und holte tief Luft, um ihm einen Korb zu geben.
Während sein Daumen erotische Kreise auf meinem Handrücken rieb, fiel es mir schwer, nicht nachzugeben.
„Bin ich so unattraktiv für dich, Anacá? Du musst nicht so lange überlegen, um mit deinem Verlobten auszugehen.“
Wie er meinen Namen aussprach, war einfach so sexy. Mir lief schon das Wasser im Mund zusammen. Aber das ging nicht. Ich musste mich zusammenreißen.
„Nein, ähm. Ich kenne dich nicht.“
Der Aufzug hielt im Erdgeschoss, und er führte mich hinaus. Während mich alle anstarrten, spürte ich, wie mir die Röte über den Kopf stieg. In meinen vierundzwanzig Lebensjahren hatte ich mich noch nie so rücksichtslos verhalten. Worauf hatte ich mich da bloß eingelassen?
Da seine Hand mich immer noch gefangen hielt, blieb mir nichts anderes übrig, als mit ihm Schritt zu halten. Ein schnittiger Jaguar hielt direkt vor uns, und ein uniformierter Chauffeur kam heraus und öffnete die Tür.
„Danke, Silas. Du kannst hier warten.“
Er half mir auf den Beifahrersitz und setzte sich auf den Fahrersitz, nachdem er seinen Chauffeur entlassen hatte. Der Wagen erwachte mit einem lauten Knall zum Leben, als ich mich nervös anschnallte. Der Mann war dreist. Er wartete kaum auf meine Zustimmung. Ich würde bald aussteigen und abhauen müssen. Das war ein Fehler!
„Eros.“
Ich blinzelte aus meiner Benommenheit und konzentrierte mich auf ihn. „Was?“
„Eros Nikolaou! Das ist mein sexy Name, aber du kannst mich nennen, wie du willst.“ Er streckte mir die Hand zum Schütteln entgegen, während ich sie anstarrte. Würde er mich wieder packen? Sein Griff hatte bereits Spuren an meinem Handgelenk und seine Präsenz in meinem Körper hinterlassen.
„Ich bin nicht ansteckend, Engel.“
Der Spitzname wirkte magisch auf meine Sinne, und ich legte meine Hand in seine. Es schien, als hätte mein Körper einen eigenen Willen. Die feurige Berührung seiner rauen Haut verursachte eine Gänsehaut. Ich ließ ihn sofort los, als hätte ich mich verbrüht.
„Jetzt kennst du mich. Wir können unsere Vereinigung feiern.“
Seine Stimme war leise, kratzig und voller tiefer Bedeutung. Bildete ich mir das ein? Warum schienen seine Worte eine doppeldeutige, fast erotische Bedeutung zu haben? Er fuhr aus dem Bürogelände, während ich versuchte, meine nervösen Nerven zu beruhigen.
Sollte ich mich für meinen Fehler entschuldigen?
„Es tut mir leid, Eros. Ich war nicht bei Sinnen. Josh hat mich betrogen, beleidigt, und ich bin völlig durchgedreht. Können wir das vergessen? Ich nehme meinen Ring zurück und gehe. Ich schwöre, ich werde dich nie wieder belästigen.“
Das Auto kam quietschend am Straßenrand zum Stehen, und ich klammerte mich verzweifelt ans Armaturenbrett. Was zum Teufel hatte er vor? Ich starrte ihn an und sah den wütenden Blick in seinen Augen. Er kämpfte um seine Kontrolle.
„Es gibt kein Zurück, Anacá. Wir sind verlobt, und das ist unwiderruflich. Wenn es ein Fehler deinerseits war, ist es irreparabel.“ In seinen Augen lag eine seltsame Entschlossenheit, und ich wusste, dass ich bis zum Hals in Schwierigkeiten steckte. Wie sollte ich es meinem Vater und Joshs Familie erklären? Sie wären am Boden zerstört.
„Du verstehst das nicht. Mein Vater wird dich nicht akzeptieren.“
Sein Blick verhärtete sich, als er mich anstarrte, als könne er in meiner Seele lesen. „Überlass es mir. Sollen wir gehen?“
Genau wie zuvor wartete er kaum auf meine Zustimmung. Wir lenkten den Wagen durch die belebten Straßen und erreichten Kifissia in wenigen Minuten. Meine Augen weiteten sich vor Entsetzen, als er im Zimbra anhielt – dem Restaurant, das ich für Josh und mich reserviert hatte. War das ein Scherz?
„Ähm, warum sind wir hier?“, krächzte ich, obwohl ich die Antwort genau kannte.
„Um unsere Verlobung mit einem Kuss zu feiern. Warum sonst?“
Ich keuchte erschrocken auf. Wie konnte er immer gleich zur Sache kommen? Sein Mund schien ungefiltert.
„Warum um alles in der Welt sollte ich dich küssen?“ Die Luft knisterte zwischen uns und ließ mein Herz rasen.
„Weil wir verlobt sind. Das ist erst der Anfang, Anacá. Wir werden mehr tun, als uns nur zu küssen.“
Meine Nerven verkrampften sich vor Angst. Himmel! Hatte er das zu einer Fremden gesagt? Unsicher, was ich sagen sollte, wandte ich mich ab, um meine geröteten Wangen zu verbergen.
Wir stiegen aus dem Auto und gingen zum Oberkellner.
„Ich habe eine Reservierung für zwei Personen auf den Namen Anacá DuVernay.“ Ich spürte ausnahmsweise Eros’ verblüfften Blick auf mir.
„Ja, guten Abend, Ma’am, Sir. Bitte kommen Sie hierher.“ Er führte uns zu einem besonderen Tisch, der mit roten Rosen dekoriert war – genau wie ich es wollte. „Herzlichen Glückwunsch zu Ihrer Verlobung! Viel Spaß!“
Als er ging, warf Eros mir einen wütenden Blick zu. „Was soll das, Anacá? Wie haben Sie unsere Verlobung geplant? Übersehe ich etwas?“
Ich wich seinem Blick aus, und mein Herz sank vor Angst. Wie würde er reagieren, wenn er wüsste, dass das alles für Josh war?
„Ist das eine Falle? Spielst du ein verdammtes Spiel mit mir, Weib?“ Er stand auf und missverstand mich völlig.
Ich geriet in Panik und sah mich um. Die Leute starrten uns an.
„Bitte, Eros. Du missverstehst mich. Ich hatte das alles für Josh geplant. Unsere Eltern wollten, dass wir uns heute verloben. Aber er hat mich mit Jordynn betrogen.“
Eros setzte sich mit grimmigem Blick. „Also, ich bin der Trost, richtig?“
„Nein. So ist es überhaupt nicht. Er hat mich beleidigt, und ich wollte ihm beweisen, dass ich nicht langweilig und unattraktiv bin.“
Sein Blick ließ mich innehalten. Und als sein Blick auf meine Lippen fiel, wusste ich, was in ihm vorging.
„Dann beweise es.“ Sein unerschütterlicher Blick hielt meinen in einem Starrwettbewerb fest.
„Beweise w-was?“
„Dass du nicht langweilig oder unattraktiv bist. Beweise es mir jetzt. Küss mich, erreg mich, wenn du kannst.“
Ich schluckte den Kloß in meinem Hals hinunter. War das eine Herausforderung? Wie konnte er das an einem öffentlichen Ort erwarten?
Er grinste, als er das Zögern in meinen Augen sah. „Also privat?“
Ich wusste, ich steckte in großen Schwierigkeiten.