Die Kerze war nur noch ein Stummel, als Serena sich zwang, den Blick vom Tagebuch abzuwenden.
Die Seiten lagen aufgeschlagen in ihrem Schoß, zerbrechlich und anklagend, als flüsterte jede Zeile Verräter.
Die Handschrift ihrer Mutter – erst ordentlich, dann von Panik zerfetzt – verschwamm vor ihren Augen.
Sie wollte die Worte ungeschehen machen. In der Zeit zurückreisen und dieses Buch nie wieder berühren.
Ihre Finger zitterten. „Du hast uns alle verdammt.“
Der Satz hallte in ihrem Kopf wider, bis er nicht mehr wie die Stimme ihrer Mutter klang, sondern wie ihre eigene.
Serena stand vom Bett auf und begann auf und ab zu gehen.
Jedes Knarren der Dielen hallte wie ein Herzschlag wider.
Sie presste das Tagebuch an ihre Brust und versuchte, den Sturm in ihrem Inneren zu besänftigen.
Meine Mutter hat das verursacht. Mein Vater hat es befohlen. Und Damon … er ist die Folge.
Ein kalter Luftzug drang durch die Fensterritzen und neckte die Kerzenflamme.
Sie flackerte und dehnte die Schatten an den Wänden zu monströsen Gestalten – darunter die Silhouette ihres Vaters.
„Warum hast du es mir nicht gesagt?“, flüsterte sie mit zitternder Stimme.
Die Frage war für niemanden bestimmt, der noch lebte. Schuldgefühle quollen in ihr hoch wie Rauch.
Sie dachte an Damons Stimme im Arbeitszimmer, heiser vor Schmerz: „Sie haben meine Familie bei lebendigem Leibe verbrannt.“
Damals hatte sie ihn einen Lügner nennen wollen.
Jetzt wollte sie sich im Boden vergraben und ihm nie wieder begegnen.
Sie ließ sich aufs Bett fallen, das Tagebuch schon wieder aufgeschlagen, bevor sie es bemerkte.
Ihre Augen huschten über die gleichen Worte, verzweifelt auf der Suche nach einer Zeile, die ihre Familie freisprechen könnte.
Aber da war nichts – keine Entschuldigung, keine Erlösung.
Nur die letzte, halb geschriebene Warnung vor dem tief vergrabenen und vor allen verborgenen Gegenstand.
Sie schlug den Deckel zu und stockte.
Was für ein Gegenstand?
Und warum hatte ihre Mutter geschworen, ihn selbst vor ihren Verbündeten zu beschützen?
Was auch immer es war, es hatte beide Familien zerstört.
Serena konnte es fast zwischen den Seiten pulsieren spüren, uralt und lebendig.
Sollte ich es Damon sagen?
Der Gedanke traf sie wie ein Blitz.
Er verdiente die Wahrheit, nicht wahr?
Doch in dem Moment, als sie sich sein Gesicht vorstellte – die Wut, den Schmerz –, erstarrte sie.
Wenn er wüsste, dass sie die Geschichte seiner Mutter gelesen hatte … oder dass ihre eigene Mutter den Verrat gestanden hatte …
Ihr Puls raste. Er wird mich umbringen. Hinter ihr ertönte ein leises Knarren. Der Geruch von Regen und Eisen erfüllte den Raum, noch bevor sie sich umdrehte.
„Kannst du nicht schlafen?“, fragte er. Seine Stimme. Tief, rau, mit der gefährlichen Ruhe vor dem Sturm.
Serena erstarrte. Das Tagebuch glitt ihr leicht aus den Händen, bevor sie es hinter ihrem Rücken versteckte.
„Damon“, brachte sie hervor. „Man geht nicht einfach so in fremde Zimmer.“ Ein humorloses Schnauben entfuhr ihm. „Leute?“ Seine goldenen Augen fingen das Kerzenlicht ein. „Ihr seid keine Leute. Ihr seid Geiseln.“ Das Wort traf sie wie Glas. Dennoch hob sie das Kinn. „Dann solltest du vielleicht anfangen, die Türen deiner Geiseln abzuschließen.“ Sein Blick senkte sich und folgte der kaum merklichen Bewegung ihrer Hände – ihre Finger umklammerten schützend das Buch. Einen Herzschlag lang rührte sich nichts. Dann verengten sich seine Pupillen, ein wolfsartiges Funkeln blitzte auf.
„Woher hast du das?“ Ihre Kehle schnürte sich zu. „Was denn?“ Noch bevor sie blinzelte, stand er vor ihr, die Luft glühte vor Wut. Das Tagebuch wurde ihr entrissen, die Kerze flackerte, und Schatten verschlangen den Raum. Serena taumelte zurück, ihr Herz hämmerte.
„Nicht …“
Aber er wusste es bereits. In dem Moment, als sein Blick auf die offene Seite fiel, wich die Wut in seinem Gesicht etwas Schärferem – Schmerz, Verrat, Ungläubigkeit.
„Du hast das gelesen.“ Seine Stimme war leise, beängstigend leise.
„Ich …“
„Du hast das gelesen!“ Die Worte brachen aus ihm heraus. Er knallte das Buch auf den Schreibtisch, Staub wirbelte wie Funken auf.
„Hast du eine Ahnung, was das ist?“
Sie schluckte schwer und versuchte, standhaft zu bleiben. „Ein Tagebuch. Die Geschichte deines Vaters. Das Geständnis meiner Mutter. Die Wahrheit.“
Er drehte sich langsam um, und einen Augenblick lang dachte sie, er würde sie tatsächlich schlagen. Seine Hand ballte sich zur Faust, die Adern an seinem Arm traten hervor, aber er hielt inne – gerade noch so.
Als er wieder sprach, war seine Stimme eisern.
„Du glaubst, du hättest das Recht, ihre Worte zu berühren? Von dem Feuer zu lesen, das deine Familie entfacht hat?“
Serenas Wut kochte hoch und traf auf seine. „Ich habe es nicht entfacht!“ „Du trägst ihr Blut in dir.“
„Und ihre Geister“, erwiderte sie mit schwerem Atem. „Vielleicht sind wir beide verflucht.“
Die Stille, die folgte, war ohrenbetäubend. Sein Wolfsinstinkt flackerte hinter seinen Augen auf, Gold vermischte sich mit dem Grau, seine Selbstbeherrschung schwand. Einen Herzschlag lang glaubte sie, Schmerz darin zu sehen – echten, menschlichen Schmerz –, doch er verschwand hinter dem Knurren, das darauf folgte. Er trat näher, bis die Tischkante ihren Rücken berührte.
Der Duft von Rauch und Kiefernholz umgab sie; seine Hitze, seine Wut.
„Sag mir“, murmelte er, „was hast du gesehen?“ Ihr Puls pochte in ihren Ohren. „Alles.“
Er lachte einmal – ein kurzes, hohles Lachen. „Alles? Dann sag mir, wie es sich anfühlt zu wissen, dass deine Mutter meine ermordet hat.“
Serenas Lippen öffneten sich, Worte erstarben in ihrer Kehle.
Er bewegte sich erneut, schloss sie in seine Arme, sein Atem streifte ihre Haut.
„Du hast es gelesen, nicht wahr? Den Pakt. Den Verrat. Das Blut, das sie vergossen hat.“
„Ich – sie hat versucht, es zu verhindern“, flüsterte Serena, Tränen sammelten sich in ihren Augen. „Sie schrieb, dass sie das alles nie gewollt hat –“
„Sie hat Lügen geschrieben.“
„Sie hat Reue geschrieben“, fuhr Serena sie an. Ihre Blicke trafen sich. Die Luft zwischen ihnen fühlte sich aufgeladen an, fast elektrisch, das leise Summen von etwas Uraltem regte sich – die Verbindung, die keiner von beiden benennen wollte.
Zum ersten Mal seit ihrer Begegnung wirkte Damon nicht wie ein Monster.
Er wirkte gebrochen.
Sie griff nach dem Tagebuch, das zwischen ihnen lag, doch seine Hand schnellte vor und packte ihr Handgelenk.
„Lass es.“ Seine Stimme brach bei dem Wort. „Du darfst es nie wieder anfassen.“
Ihr Atem stockte. „Es ist nicht nur dein Schmerz, Damon. Er ist jetzt auch meiner.“
Er ließ sie los, als wäre sie verbrannt. Einen langen Moment lang starrte er sie nur an – sie, das Tagebuch, die Geister, die sie wiedererweckt hatte.
„Geh“, sagte er schließlich mit rauer Stimme.
„Damon …“
„Jetzt.“ Serena zögerte. Ein Teil von ihr wollte fliehen, ein anderer Teil wollte bleiben und schreien, Antworten über den Gegenstand, das Vermächtnis, einfach alles fordern.
Doch der Blick in seinen Augen – hin- und hergerissen zwischen Wut und etwas viel Gefährlicherem – ließ sie zurückweichen. Als sie die Tür erreichte, ertönte seine Stimme erneut, leise und zitternd.
„Du hättest es nicht lesen sollen. Du ahnst nicht, was du da geweckt hast.“
Serena schlief diese Nacht nicht.
Sie saß am Fenster, das kalte Mondlicht streifte ihr Gesicht, die Erinnerung an Damons Stimme hallte wie ein Fluch in ihrem Kopf wider.
„Du ahnst nicht, was du da geweckt hast.“
Die Worte verfolgten sie mehr als das Tagebuch selbst.
Draußen atmete die Festung – der langsame Rhythmus der patrouillierenden Wachen, das Heulen der Wölfe irgendwo tief im Tal. Doch in ihrer Brust herrschte Chaos. Jedes Mal, wenn sie die Augen schloss, sah sie ihn vor sich stehen – seine Wut zitterte am Rande der Beherrschung, seine Augen flackerten golden, der Klang ihres Namens schwankte zwischen Wut und Sehnsucht.
Und das Seltsamste war nicht die Angst. Es war die Reaktion ihres Körpers auf ihn – dieser unerklärliche Schmerz, als suche ihr Herzschlag nach seinem.
Serena stand auf und durchquerte unruhig erneut den Raum. Sie dachte an den Gegenstand, über den ihre Mutter geschrieben hatte. Die Worte waren verzweifelt, unvollendet gewesen – „Wenn Damon jemals die Wahrheit herausfindet …“ Welche Wahrheit? Was hatte sie vergraben, das so gefährlich war, dass es Jahre später immer noch von Bedeutung sein konnte? Bevor sie weiter nachdenken konnte, klopfte es heftig, schnell und ungeduldig an ihrer Tür.
„Serena“, kam Damons Stimme, tief und angespannt. „Mach auf.“ Ihr Puls setzte einen Schlag aus. Sie zögerte und warf einen Blick auf das Tagebuch, das noch immer auf ihrem Schreibtisch lag. Sie hatte sich nicht getraut, es zurückzugeben. Als sie nicht sofort antwortete, drehte sich die Klinke. Natürlich war die Tür nicht abgeschlossen – sie hatte vergessen, sie wieder abzuschließen. Er trat ein.
Seine Präsenz erfüllte den Raum, genau wie zuvor – groß, breit gebaut, das Feuerlicht umspielte die scharfen Züge seines Gesichts. Doch irgendetwas war anders. Sein Zorn war stiller, gerade wegen seiner Zurückhaltung gefährlicher.
Serenas Stimme war leise. „Ich dachte, du hättest mir gesagt zu gehen.“
Er antwortete nicht. Sein Blick wanderte direkt zum Schreibtisch – zum Tagebuch – und dann zurück zu ihr.
„Du solltest dich davon fernhalten.“
„Ich konnte nicht.“ Sie verschränkte die Arme und zwang ihre Stimme zu Kraft. „Du kannst mich nicht im Unklaren lassen und erwarten, dass ich nicht nach der Wahrheit suche.“
„Wahrheit?“ Sein Kiefer verkrampfte sich. „Du würdest die Wahrheit nicht erkennen, selbst wenn sie dir die Kehle herausreißen würde.“
Ihr Atem stockte. „Glaubst du, ich wollte herausfinden, dass meine Familie das verursacht hat? Dass meine Mutter –“
Ihre Stimme versagte. „Sie hat dich verraten, Damon, aber sie hat auch versucht, es zu verhindern. Es waren Victor und Magnus, die –“
„Lass es.“ Mit zwei Schritten überbrückte er die Distanz zwischen ihnen. „Sag ihre Namen nicht.“ Seine Nähe raubte ihr den Atem. Serena zuckte nicht zusammen. „Sie sind meine Familie.“
„Sie sind Mörder.“ Seine Worte klangen fast wie ein Knurren.
„Und was macht dich das?“, fuhr sie ihn an. „Du hältst mich hier gegen meinen Willen fest. Du bedrohst mich. Du …“ Ihre Stimme verstummte, als seine Hand hochschnellte und erneut ihr Handgelenk packte – diesmal jedoch nicht grob. Sein Griff war fest, zitterte leicht, als kämpfte er mit sich selbst.
„Ich hätte dich töten können“, sagte er leise, das tiefe Grollen seines Wolfes unter seinen Worten. „In der Nacht, als wir uns begegneten, als mir klar wurde, wer du bist – ich wollte es. Mein Wolf wollte es.“
„Warum hast du es dann nicht getan?“, flüsterte sie. Sein Blick ruhte auf ihrem. „Weil mich etwas zurückhielt. Etwas, das ich nicht kontrollieren kann.“
Die Stille, die folgte, war elektrisierend. Seine Hand lag noch immer um ihr Handgelenk, und sie spürte die Hitze seiner Haut durch ihren Ärmel – sein Puls hämmerte genauso schnell wie ihrer. Einen Moment lang war es keine Wut, die zwischen ihnen brannte. Es war Erkenntnis.
Etwas Uraltes.
Serena schluckte schwer und zwang sich zu sprechen. „Was sagst du da?“
Er ließ los und wich zurück, als hätte er sich verbrannt. „Nichts. Es spielt keine Rolle.“
„Mir spielt es eine Rolle.“
„Sollte es nicht.“ Seine Selbstbeherrschung schwand – sie sah es an der Anspannung seines Kiefers, dem scharfen Blick in seinen Augen. Zum ersten Mal verstand sie, dass sich seine Wut nicht nur gegen sie richtete. Es war eine Mauer, die er um sich errichtet hatte, um sich vor anderen Gefühlen zu schützen.
Serena machte langsam einen Schritt auf ihn zu. „Du glaubst, wenn du mich weiterhin hasst, musst du nicht spüren, was darunter liegt.“
Sein Gesichtsausdruck flackerte – Schmerz, dann Wut. „Du glaubst, du kennst mich?“
„Ich fange an, mich zu verstehen.“
Er lachte, doch es war kein Lachen. „Du weißt nicht, was es heißt, mitanzusehen, wie dein ganzes Rudel abgeschlachtet wird. Den Geruch des Feuers zu riechen. Die Schreie deiner Schwester zu hören. Erzähl mir nichts von Gefühlen.“
Ihre Stimme wurde sanfter. „Und trotzdem hast du mich gerettet. Du hättest mich sterben lassen können, aber du hast es nicht getan. Warum?“
Die Frage hing zwischen ihnen. Damons Atmung veränderte sich – flacher, schneller. Er drehte den Kopf, doch sie sah, wie sich die Muskeln in seinem Kiefer zuckten.
Als er schließlich sprach, war seine Stimme fast ein Flüstern.
„Weil mein Wolf dich beim ersten Anblick erkannt hat.“
Serena erstarrte. „Mich erkannt?“
Er sah zu ihr auf – seine Augen leuchteten golden im Halbdunkel.
„Ich wollte es nicht glauben. Ich habe dagegen angekämpft. Tue es immer noch. Aber es ändert nichts an der Wahrheit.“
Er trat näher, seine Stimme leise und zitternd. „Du gehörst mir.“ Die Worte trafen sie wie ein Schlag.
Serenas Herz setzte einen Schlag aus. „Nein“, hauchte sie. „Das ist unmöglich.“
„Es ist die Verbindung“, sagte er mit rauer Stimme. „Ich spüre sie jedes Mal, wenn du in meiner Nähe bist. Jedes Mal, wenn du sprichst.“
Sie wich einen Schritt zurück, doch er folgte ihr und verringerte den Abstand, bis ihr Rücken die Wand berührte.
Die Luft um sie herum pulsierte – Hitze und Spannung waren zum Greifen nah.
„Damon“, flüsterte sie, „du hasst mich.“
Seine Lippen verzogen sich, Schmerz blitzte in seinen Augen auf. „Ich hasse, wofür du stehst. Nicht dich.“
Sie wollte fliehen, die Spannung durchbrechen, bevor sie sie ganz verschlang, doch die Verbindung pulsierte durch ihre Adern, ein wilder, urtümlicher Drang, der ihren Körper ihren Verstand verraten ließ.
Ihr Puls schlug im gleichen Takt wie seiner. Sie konnte es spüren – seinen Herzschlag, seine Wut, sein Verlangen.
„Sag mir, ich soll aufhören“, krächzte er und legte seine Stirn kurz an ihre.
Serena brachte kein Wort heraus. Sie traute weder ihrer Stimme noch sich selbst.
„Sag es mir“, wiederholte er mit zitternder Stimme.
Doch sie schwieg. Einen Herzschlag lang rührte sich keiner von beiden. Die Verbindung zwischen ihnen war wie ein pulsierendes Band, uralte Magie loderte wie Feuer unter ihrer Haut. Dann riss sich Damon los und fluchte leise vor sich hin.
Er drehte ihr den Rücken zu und krallte sich so fest an die Tischkante, dass das Holz ächzte. Seine Schultern hoben und senkten sich mit jedem Atemzug.
„Ich hätte nicht hierherkommen sollen“, sagte er schließlich mit heiserer Stimme. „Du bist Gift, Serena. Du bist durch und durch vergiftet.“Die Worte schmerzten, doch sie hörte die Lüge darin.
„Und trotzdem kannst du nicht von mir lassen“, sagte sie leise. Er blickte über die Schulter, seine Augen waren schattenhaft und undurchschaubar. „Das ist der Fluch der Sache.“ Serena trat vor, ihre Angst war einer wilden, verzweifelten Wut gewichen. „Du gibst immer der Vergangenheit die Schuld. Vielleicht ist es an der Zeit, nach vorn zu schauen.“
„Vor mir“, sagte er, „ist die Tochter des Mannes, der mein Leben zerstört hat.“
„Und vor mir steht“, entgegnete sie, „ist der Mann, der mein Leben zerstören könnte.“
Die Stille, die folgte, war erdrückend. Dann lachte Damon – leise, gebrochen.
„Du ahnst wirklich nicht, was du da angerichtet hast“, sagte er und warf einen Blick auf das Tagebuch. „Dieses Buch … es ist mehr als Worte. Deine Mutter hat etwas verborgen – etwas, das vollenden könnte, was Victor begonnen hat.“
Serena runzelte die Stirn. „Das Objekt. Sie hat darüber geschrieben.“
Er nickte einmal grimmig. „Und jetzt, wo du es gelesen hast, hast du dich selbst gezeichnet. Was immer sie an ihr Blut gebunden hat – es ist jetzt an dich gebunden.“ Die Luft zwischen ihnen knisterte. Serena wich einen Schritt zurück, Angst durchfuhr sie. „Was bedeutet das?“
„Es bedeutet“, sagte Damon leise, „dass die Bindung nicht das Einzige ist, was uns zum Überleben braucht.“ Er ging an ihr vorbei und blieb an der Tür stehen. Als er sich umdrehte, wurde sein Blick nur so weit weich, dass ihr Herz einen Schlag aussetzte.
„Schlaf gut, Serena. Morgen ändert sich alles.“ Dann war er fort – die Tür stand offen, die Kerze flackerte nur noch schwach, und der Hauch seiner Berührung brannte auf ihrem Handgelenk. Serena sank zu Boden und presste das Tagebuch an ihre Brust. Ihr Puls raste noch immer, ihre Haut kribbelte noch immer von seiner Nähe. Sie hätte entsetzt sein müssen. Stattdessen konnte sie nur daran denken, wie seine Stimme gezittert hatte, als er ihren Namen gesagt hatte. Draußen grollte der Donner über die Berge – ein Gewitter zog auf. Drinnen flüsterte Serena in die Dunkelheit: „Dann soll es kommen.“