Kapitel 2 (Sein Name)

1540 Words
Das Gesicht des Mannes war immer noch im Dunkeln verborgen, aber sie konnte seine Umrisse im schwachen Licht der Glühbirne erkennen. Wie konnte sie diesen Mann zuvor nicht bemerkt haben? War sie so sehr darauf konzentriert gewesen, Alvarez zu entkommen, dass sie nicht bemerkte, dass ein Mann direkt neben ihr im Wasser war? „Wer bist du?“ fragte Mira mutig, obwohl sie im Pool immer noch vor Angst zitterte. Statt einer Antwort kam der Mann langsam im Wasser auf sie zu. Als er näher kam, wurde sie noch ängstlicher und drehte sich sofort um, um vor ihm zu fliehen. Sie rannte zur Tür und versuchte, sie zu öffnen, aber sie war verschlossen und ließ sich nicht bewegen. Sie versuchte es hartnäckig, aber die Tür gab nicht nach. Mira war verzweifelt. In diesem Moment fiel ihr ein, dass es eine dieser Türen war, die sich automatisch verriegeln, sobald sie geschlossen werden. Sie hatte eine solche Tür im Palast ihres Vaters, und sie seufzte frustriert, dass sie es nicht rechtzeitig bemerkt hatte. Wie hätte sie das auch wissen sollen, wo sie doch damit beschäftigt war, der Hochzeit mit einem König mit dickem Bauch zu entkommen? „Hast du nicht gedacht, dass die Tür aus einem bestimmten Grund leicht geöffnet war?“ sprach der fremde Mann zu ihr, und erneut kehrte ihre Angst zurück. Konnte es sein, dass sie es geschafft hatte, Alvarez, ihrer Mutter und den Wachen zu entkommen, nur um jetzt einem fremden Mann gegenüberzustehen, der sich verhielt, als wolle er sie töten? Oder würde er sie stattdessen vergewaltigen? Sie keuchte. „Bitte! Bitte vergewaltige mich nicht! Komm nicht näher! Ich tue alles, was du willst, aber tu mir nicht weh!“ flehte sie, während sie auf dem Gehweg rückwärts ging und er langsam auf sie zukam. Eine weitere Glühbirne ging von selbst an, aber sie war zu sehr auf den Mann konzentriert, um sich darum zu kümmern, ob die Lampen magische Kräfte hatten oder nicht. Nun war sein gesamter Körperumriss sichtbar, aber nicht deutlich genug, um sein Gesicht oder die Farbe seiner Haut zu erkennen; es war nur der muskulöse Körperbau eines Mannes zu sehen. „Hmmm... Du würdest alles tun, was ich will. Interessant.“ Er ließ ein kehliges Lachen hören, und kurz darauf gingen alle Glühlampen im Raum an. Jetzt konnte Mira den Mann vor sich klar sehen. In seiner Hand hielt er eine kleine Fernbedienung, und ihre Augen weiteten sich fast aus ihren Höhlen, als sie sah, dass er nackt war. „Oh mein Gott!“ rief sie aus und tauchte sofort wieder in den Swimmingpool. Er war perplex über ihre überraschende Reaktion. „Bleib weg von mir! Wer bist du?!“ fragte sie, während sie noch im Pool war. „Devile. Mein Name ist Devile, und ich bin der zweite Sohn Satans“, antwortete er. „Oh mein Gott! Oh mein Gott, ich bin erledigt! Ich bin erledigt! Jetzt wird er mich töten...“ Mira brach zusammen und suchte im Wasser nach irgendetwas, womit sie sich verteidigen könnte. Devile fand ihr Verhalten und ihre Reaktionen komisch. Er grinste nur, während er sie beobachtete, wie sie im Wasser herumwirbelte und nach wer-weiß-was suchte. „Wovor hast du solche Angst, Swimmingpool-Mädchen?“ fragte Devile sie mit emotionsloser Stimme. „Bleib einfach weg von mir. Ich flehe dich im Namen Gottes an, bleib weg von mir“, antwortete Mira und streckte ihre Hand aus, um ihn aufzuhalten. „Gott. Sollte nicht ich derjenige sein, der dich im Namen Gottes bittet, wegzubleiben? Du bist diejenige, die in meine Suite eingedrungen ist, also sollte ich derjenige sein, der sich so verhält wie du jetzt.“ Wenn sie darüber nachdachte, hatte er recht. War sie nicht diejenige, die ohne Erlaubnis in seine Suite eingedrungen war? Sie sollte sich entschuldigen, statt ihn zu belästigen, immerhin hatte er sie noch nicht angefasst. Zumindest noch nicht. Sie wollte gerade etwas sagen, als ein älterer Mann, der etwa in seinen 50ern zu sein schien und einen schwarzen Anzug trug, durch die Tür hereinkam und ein gefaltetes weißes Handtuch hielt. Seinem Gesichtsausdruck nach zu urteilen, war er überrascht über die Szene, aber noch überraschter, sie dort im Wasser zu sehen. Mira erwartete, dass der alte Mann etwas sagen würde, aber stattdessen kümmerte er sich um seine Angelegenheiten und ging direkt zu Devile, um ihm das Handtuch zu reichen, und verbeugte sich leicht vor ihm. Devile nahm das Handtuch, wickelte es sich um die Taille und wandte sich dann an den Mann, der wie ein Diener aussah, und sagte: „Lass sie nicht gehen. Ich habe noch etwas mit ihr zu klären.“ Dann klopfte er ihm auf die Brust und ging in eine andere Richtung. Da bemerkte Mira, dass es noch eine weitere Tür in diesem Raum gab. Vielleicht eine Tür zu seinem Zimmer. Es war alles zu viel für sie. Was meinte er mit „Lass sie nicht gehen“? Wollte er sie gefangen halten? Es schien nicht so, aber sie war entschlossen, es herauszufinden. Während sie noch im Wasser war, blickte sie auf den Mann, der ihr gegenüber auf dem Gehweg stand, aber er schien sie nicht ansehen zu wollen. Sie wusste, dass sie nicht ewig im Wasser bleiben konnte, also musste sie herauskommen. Wie sehr sie die Situation hasste, in der sie sich befand. Sie ging langsam auf den Mann zu, ihr Körper tropfte noch immer vor Wasser, und dann schenkte sie ihm ein warmes Lächeln und begrüßte ihn. „Hallo. Ich bin Zamira, aber du kannst mich Mira nennen. Ich versichere dir, dass das, was du denkst, nicht stimmt. Ich bin hier versehentlich gelandet und kann genauso wieder gehen, wenn es dir nichts ausmacht.“ „Es tut mir leid, Miss, aber mein Chef hat mir strikte Anweisungen gegeben, Sie nicht gehen zu lassen“, sagte er und neigte leicht den Kopf, während er ihr ein freundliches Lächeln schenkte. „Oh, ich verstehe... Aber wird dein Chef mir wehtun?“ Als er antworten wollte, rief Devile ihm aus seinem Zimmer zu. „Tom, du kannst die Dame jetzt hereinführen.“ Oh! Also hieß der alte Mann Tom. Sie hatte gedacht, er sehe wie ein Joe aus, denn die meisten Menschen mit dem Namen „Joe“ waren klein, hatten große Bäuche und waren süß. Schade, dass sein Name Tom war; sie hatte ihn in Gedanken Joe genannt, bevor Devile seinen richtigen Namen rief. „Okay, Miss. Sie müssen mitkommen“, sagte Tom und deutete mit der Hand in Richtung des Zimmers. Was konnte sie in diesem Moment schon tun? Sie hatte keine andere Wahl, als ihm schweigend zu folgen. Sobald Tom sie in den Raum führte, verbeugte er sich und drehte sich um, um zu gehen. In der kurzen Zeit, die sie mit Tom gesprochen hatte, hatte sie bereits erkannt, dass er ein guter Mann war und nur seine Pflichten erfüllte. Jeder Diener im Palast ihres Vaters war genauso, also konnte sie ihm keinen Vorwurf machen. Sie sah sich in ihrer Umgebung um und stellte fest, dass sie tatsächlich in einer Executive Suite war. Zunächst hatte sie gedacht, es sei nur ein Raum, aber sie hatte sich geirrt – sie stand in einem geräumigen Salon. Es gab luxuriöse goldfarbene Kissen auf dem Marmorboden. Die Vorhänge waren schwarz mit floralen Mustern, und über ihr hing ein riesiger Kronleuchter, der dem Raum mehr Licht verlieh. Der Salon roch nach Parfüm, und alles in diesem Raum schrie nach Luxus. Irgendwann begann sie sich zu fragen, wie Alvarez es geschafft hatte, diese Schönheit zu erschaffen, die sie vor sich sah. Sie hatte zunächst gedacht, er sei nur ein sinnloser König, der junge Mädchen für seine eigene Befriedigung ausnutzen wollte. Sie hätte nie geglaubt, dass er in der Lage war, etwas so Schönes wie das, was sie gerade betrachtete, zu erschaffen. Nun stand sie ganz allein in diesem Raum und fragte sich, wo der allmächtige Devile war. Apropos Devile, wo zum Teufel war er gerade? War er nicht derjenige, der vor ein paar Minuten Tom gerufen hatte? Sie fragte sich noch nach seinem Aufenthaltsort, als sie seine Stimme hinter sich hörte. „Suchst du mich?“ Als sie sich umdrehte, sah sie ihn hinter sich stehen, das Handtuch immer noch um seine Taille gewickelt. Wenigstens war sie dankbar, dass er das Handtuch trug. Aber verdammt, er war wie ein lebendiger Gott. Sie hatte ihn im Pool nicht richtig angesehen, wahrscheinlich weil sie Angst hatte, aber jetzt, da sie sich wohler fühlte, konnte sie den Mann vor sich sehen. Sein Haar war schwarz und kurz, und von dort, wo er stand, konnte sie sehen, wie lockig es war. Seine wohlgeformte Brust, die fest wie ein Felsen wirkte, und seine breiten, muskulösen Schultern waren ein Anblick für die Götter. In diesem Moment verlor sie sich in ihren Gedanken. Sie hatte viele Männer in ihrem Leben gesehen, aber der, der vor ihr stand, war außergewöhnlich. Sie war sicher, dass sie ihn noch nie getroffen hatte, aber irgendwie kam er ihr bekannt vor. „Es ist Zeit, dein Versprechen einzulösen“, sagte Devile zu ihr, seine Stimme riss sie aus ihren langen Gedankengängen. „Welches Versprechen?“ fragte sie verwirrt. „Zu tun, was ich will, natürlich“, antwortete er in einem herablassenden Ton.
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