Embers Perspektive
„Ember?“, fragte Tristen leise, der Schock war in seiner Stimme deutlich zu hören.
Lucas und Caleb waren genauso schockiert, als sie mich sahen. An welch unglückliches Schicksal bin ich bloß gebunden? Die Gefährtin meiner drei Mobber zu sein – damit hätte ich nie im Leben gerechnet.
Calebs Augen verengten sich ungläubig. „Du machst wohl Witze. Das ist doch irgendein kranker Scherz, oder?“
Lucas zusammengebissenen Zähne und seine übliche gleichgültige Haltung wich dem Zorn. „Von all den möglichen Gefährtinnen, ist gerade sie diejenige, mit der die Mondgöttin uns verflucht hat?“
Tristen trat einen Schritt zurück, als würde er vor einer unangenehmen Sicht zurückschrecken. „Auf keinen Fall. Das kann nicht wahr sein.“
Ich stand regungslos da und war noch immer geschockt darüber, wer meine Gefährten waren und mit der harten Realität konfrontiert zu werden, dass sie mich abscheulich fanden.
Lucas schnaubte und seine Stimme triefte vor Wut. „Die Mondgöttin spielt wohl ein krankes Spiel mit uns. Wir können nicht für jemanden wie sie bestimmt sein.“
Tristens Blick bohrte sich in mich und seine Stimme wurde giftig. „Du hast unseren Ruf in der Schule genug beschmutzt und jetzt sollst du unsere Gefährtin sein? Das werde ich nicht akzeptieren.“
Ich spürte den Stich der Ablehnung, nicht nur von ihnen, sondern auch von der grausamen Hand des Schicksals selbst.
Ich schaffte es gerade noch zu flüstern, meine Stimme kaum hörbar: „Ich habe das auch nicht gewollt.“
Lucas schnaubte erneut und seine Augen loderten vor Zorn. „Na gut, wir akzeptieren dich nicht als unsere Gefährtin. Such dir jemand anderen, der deine Anwesenheit ertragen kann.“
Tränen brannten in meinen Augen wegen ihrer grausamen Worte. Unfähig, es länger auszuhalten, rannte ich weg, meine Sicht verschwommen von meinen Tränen.
Der Schmerz, den ich spürte, war überwältigend.
Während ich davon sprintete, ließ auch die frische Luft in meiner Brust das brennende Weh kaum nachlassen. Ich wollte nicht zur Rudelhaus zurückkehren, weil ich es nicht ertragen konnte, die Drillinge in diesem Moment zu sehen und mir anzuhören, welche verletzenden Worte sie für mich hatten.
Ich hielt inne, um meine neue Umgebung wahrzunehmen und realisierte, dass ich verloren in meinen Gedanken herumgelaufen war. Es war ein Wunder, dass ich mir nicht den Kopf irgendwo angeschlagen hatte.
Ich fand mich am ruhigen See in der Nähe der Akademie wieder, bekannt für seine Stille. Das Einzige, was diese Ruhe unterbrach, war das beruhigende Geräusch des fließenden Wassers im See.
Ich hockte am Rand des Sees, um mich zu beruhigen. Obwohl ich aufgehört hatte zu weinen, war der Schmerz in meinem Herzen noch genauso frisch wie zuvor.
Die Stille wurde von wütenden Schritten unterbrochen, die sich näherten. Alarmiert drehte ich mich um – und stöhnte innerlich, als ich die Freundinnen der Drillinge erkannte. Ihre Gesichter waren wie immer vor Ärger verzogen.
Oh nein, nicht schon wieder – mit ihnen hatte ich nun wirklich keine Lust, mich auseinanderzusetzen.
„Du Miststück! Du musst dich ja richtig freuen, nachdem du gerade verursacht hast, was du getan hast“, schrie Fiona wütend.
„Du wirst dafür bezahlen, du widerliche Schlampe“, schnappte Diana.
Vera, die den größten Zorn ausstrahlte, rannte auf mich zu und zog mir wütend eine Handvoll Haare aus und packte mich fest.
„Lass mich verdammt nochmal in Ruhe, ich habe nichts getan“, antwortete ich genauso wütend.
Ich hatte absolut keine Ahnung, wovon sie sprachen, und ehrlich gesagt war meine Stimmung bereits zu sehr getrübt, um ihr grausames Verhalten stillschweigend zu tolerieren. Ich versuchte, Vera von mir wegzuschieben, sodass sie rücklings in den Sand fiel.
„Du hast immer noch die Dreistigkeit, es zu leugnen, oder? Wir werden dir eine Lektion beibringen“, sagte Fiona, hob ihre Absätze und rammte sie mir in die Mitte meines Magens.
„Ugh“, ich stieß keuchend aus, der Schmerz unerträglich.
Diana sprang auf mich und hielt mich am Boden fest. Ich hatte nicht die Kraft, nach dem Schaden, den Fiona angerichtet hatte, aufzustehen.
„Wegen dir hat Lucas mit mir Schluss gemacht“, brüllte Diana und schlug mich nach jedem Wort. Ich konnte mir nur vorstellen, welchen Schaden sie an meinem Körper verursachen würde, wenn das alles vorbei war – sofern ich das überleben sollte. Sie sahen aus, als wären sie auf einer Mission, um mich zu vernichten.
Was? Lucas hat mit Diana Schluss gemacht? Wie konnte das überhaupt meine Schuld sein?
„Du elendes Miststück! Wegen dir haben uns die Drillinge sitzen lassen!“ zischte Vera und schleuderte mir voller Wut die Faust entgegen.
„Ich schwöre, ich habe nichts gemacht, ich hatte keine Ahnung“, brachte ich nur mühsam hervor.
„Halt den Mund, du Lügnerin. Ugh, du machst mich so wütend“, schnappte Fiona.
Schläge folgten, ließen meinen Körper blau und vollkommen schmerzerfüllt zurück.
„Bitte hör auf“, flehte ich, meine Stimme brach vor zu viel Weinen.
„Das ist das, was du verdienst. In Schmerzen und bettelnd um dein Leben“, lachte Diana boshaft.
Warum haben die Drillinge mit ihren Freundinnen Schluss gemacht? Sie haben bereits deutlich gemacht, dass sie mich nicht wollen, also warum haben sie es schon mit ihren Freundinnen beendet?
Ich hatte keine Kontrolle über ihre Entscheidungen, aber es schien, als bräuchten diese Mädchen jemanden, dem sie die Schuld geben konnten, und ich wurde das unglückliche Ziel.
„Wie kommt es, dass ein minderwertiger Mensch wie du mit allen drei goldenen Alpha-Söhnen gepaart ist? Es hätte eigentlich uns sein sollen, nicht eine widerliche Omega-Schlampe“, schrie Vera und zog an meinen Haaren, als wollte sie sie mir vom Kopf reißen.
„Arghhhh“, schrie ich vor Schmerz und hatte das Gefühl, gleich in Ohnmacht zu fallen, langsam das Bewusstsein zu verlieren.
„Hört auf, tötet sie nicht, wir könnten Ärger bekommen“, hörte ich Fionas Stimme leise.
Dianas Schläge hörten auf und die Last ihres Körpers wurde angehoben.
„Was machen wir jetzt mit ihr? Wie erklären wir das?“, sagte Diana, ihre Stimmen waren für mich nur noch ein Murmeln, da ich langsam in völlige Stille verfiel.
„Werfen wir sie in den See. Ihr Fall könnte abgetan werden, indem man sagt, sie sei von wilden Tieren verletzt worden. Niemand kümmert sich so sehr darum, um das genauer zu prüfen“, schlug eine von ihnen vor. Ich konnte ihre Stimmen kaum noch unterscheiden.
Ich spürte, wie ich hochgehoben und an einen anderen Ort getragen wurde. Ich wollte um mein Leben kämpfen, aber meine Gliedmaßen fühlten sich tot an und meine Augenlider wagten es nicht, sich zu öffnen, egal wie sehr ich mich bemühte.
„Wir sehen uns in der Hölle, Schlampe“, sagte eine finstere Stimme und plötzlich fiel ich ins eiskalte Wasser des Sees. Das Wasser ertränkte mich und ich hatte keine Kraft mehr, um für mein Leben zu kämpfen.
Das war es.