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Zwischen uns der Himmel

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Seelenverwandtschaft. Ist es nicht das, was wir alle suchen? Natürlich, aber es gibt noch etwas grösseres als das: Zwillingsflammen. Zwei Seelen, die aus dem selben Funken aufglühten und nur gemeinsam das Feuer zum lodern bringen können. Doch es bringt nicht immer nur gute Dinge mit sich. Manchmal bleibt nichts als ein ein Häufchen Asche zurück.

-

"Du kannst mich sehen?" Ich zog die Augenbrauen verwirrt zusammen.

"Natürlich kann ich Sie sehen? Warum sollte ich das nicht können?", sagte ich und stemmte die Hände in die Hüfte.

"Also, ich meine, ob du mich wirklich sehen kannst." Er deutete mit den Händen auf sich selbst und ich lachte.

"Soll das ein Witz sein? Ich weiss nicht, ob Sie das gemerkt haben, mein Herr, aber ich bin nicht in Stimmung."

"Du meine Güte. Also, siehst du mich wahrhaftig", sagte er und seine Augen fingen an zu funkeln. Ich war für einen Moment nicht im Stande weg zu sehen und stand einfach nur da und sah ihn an. Er war mit Abstand das schönste Geschöpf, das ich je im Leben vor die Augen bekommen habe. Seine Augenbrauen waren genau so dicht, wie sein Haar und sein Lächeln war Gold wert.

"Mein Name ist Azrael", sagte er und verneigte sich leicht.

"Ich heisse Celia."

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Ein Traum
Ich wachte plötzlich nicht dort auf, wo ich hätte aufwachen sollen: Nämlich in meinem Bett, in der Wohnung, die ich mir mit meiner Freundin aus der Universität teile. Stattdessen, befand ich mich in einem grossen, pompösen Schlafzimmer wieder. Die Decke lag schwer auf meinem Körper und als ich meine Arme unter der Decke herauszog, bemerkte ich, dass ich auch gar nicht mehr meine Sportkleidung, die ich gelegentlich als Pyjama brauche, anhatte. Ich trug ein weisses Gewand, dessen Stoff ich nicht ausmachen konnte und meine Haare, die normalerweise keine besondere Form hatten und meistens nur komisch gewellt waren, sahen nun lockig aus. Ich hatte wunderschöne lange, braune Locken. Ich setzte mich auf und sah mich um. Das Bett war relativ hoch, weswegen ich mich mit einem Hüpfer davon erhob, um dann ans Fenster zu gehen. Dort schob ich die dicken, schwere Vorhänge beiseite, die in einem dunkeln rot getränkt waren und wurde sofort mit einem grellen Lichtstrahl begrüsst. Es war morgen und die Sonne schein mit jemandem um die Wette zu strahlen. Mit wem? Das wusste wohl keiner. Mit einer Drehung um meine eigene Achse konnte ich nun auch die Tür betrachten und gerade, als ich meine Beine Richtung Tür bewegen wollte, klopfte es auffällig.  "¿SÍ?",  kam es überraschenderweise aus mir heraus und ich hielt kurz inne. Spanisch? Ich konnte doch gar kein Spanisch!  "Disculpe Señoría. Soy yo, Magdalena", sagte die scheue Stimme und trat hinein. Ich sah ein bildhübsches Mädchen, das wohl kaum älter, als ich sein konnte, hereintreten. Sie trug ein simples Kleidchen mit Schürze und eine weisse Kopfbedeckung, wenn ich es aus Filmen nicht besser gewohnt wäre, würde ich vermuten, dass sie meine Kammerdienerin ist. "No pasa nada Magda, ¿pero me puedes decir qué pasa?" Ich war immer noch überrascht, dass die Worte, die ich auf Deutsch sagen wollte, plötzlich in Spanisch aus mir heraussprudelten und auch, dass ich mit dem Mädchen so vertraut umging. Sie schien sich unbehaglich zu fühlen und ich verschränkte die Arme. Was war bloss los? "Es que, su padra se esta despertando y quiere que le ponga su vestido de matrimonio antes de desayunar." Ich sah sie perplex an, als plötzlich weitere Mädchen hereinkamen und ein schwarzes, pompöses Kleid hereintrugen. Ein schwarzes Kleid mit weisser Schleppe hiess nur etwas: Hochzeit. Aber wen würde ich heiraten? Zuvor dachte ich noch, dass es ein Traum sei, doch es fühlte sich zu real an und ich würde es sicher nicht riskieren irgendjemanden zu heiraten, den ich nicht kannte. Traum hin oder her. Ich konnte mich nicht wehren, als die Mädchen und Magda mich anzogen. Sie machten mir meine Frisur und steckten meine wunderschönen Locken hoch. Einige Strähnen hingen mir ins Gesicht und ich wurde einmal kräftig in die Wangen gekniffen.  "Ey, qué hacéis", beklagte ich mich, als sie mir in die Wangen kniffen und die Mädchen kicherten. Es schien, als würde ich in dieser Welt genauso gegen Schminke sein, wie in meiner realen Welt. Ich hatte das an der Uni mal in einer Lesung, in der wir ein Bild analysierten. Die Wangen der Frauen waren so unglaublich rot gemalt. Es sah schon recht unrealistisch aus für ein Gemälde der Renaissance. Mein Dozent hatte uns daraufhin erklärt, dass die Frauen früher sich in die Wangen kniffen und sonst versuchten, dass sie etwas Farbe ins Gesicht bekamen. Natürlich, war es auf Bildern einfacher es zu malen, weswegen es dann umso mehr hervorgebracht wurde. Ich funkelte sie böse an, als sie mit einer roten Paste auf mich zu kamen und weisses Puder griffbereit hielten. Magda schickte die Mädchen lächelnd weg und seufzte, als sie sich auf mein Bett setzte. "¿Qué vamos a hacer?", fragte sie ratlos. Ich hatte das Gefühl, als ginge es um meine bevorstehende Hochzeit.  "Me voy y quiero que vengas conmigo", sagte ich ohne wirklich einen Plan zu haben. Ich wollte, dass sie mit mir verschwinden würde. Ich konnte nicht erahnen, welches Schicksal sie erleiden würde, wenn nicht. Sie schüttelte den Kopf und wusch sich eine Träne. Sie konnte nicht. "No puedo Señoría. No puedo," weinend liess sie sich in den Arm nehmen und ich strich ihr behutsam über den Kopf. Sie erinnerte mich an jemanden, den ich aus meiner Kindheit kannte. Eine alte Freundin, besser gesagt eine alte, beste Freundin. Wir waren gemeinsam zur Schule gegangen bis in die 8. Klasse. Dann fingen wir an verschiedenen Freundeskreisen beizutreten, sodass wir uns dann auseinandergelebt hatten. Es hat mir wahrscheinlich eher wehgetan, als ihr. Ich war immer schon der etwas emotional abhängige Typ und mir waren zwischenmenschliche Beziehungen unheimlich wichtig. Vielleicht wurde auch genau das hier in der Beziehung mit Magda und mir widergespiegelt. Ich mochte sie, ich vertraute ihr auf eine eigenartige Art und Weise. Es war als seien wir Seelenverwandte. Ich nahm ihre Hand in meine und versuchte ihr zu Verstehen zu geben, dass sie mir wichtig war und ich nicht ohne sie gehen konnte.  Es klopfte erneut an der Tür. Dieses Mal wurde nicht gewartet, bis eine Antwort kam. Ein alter, kleiner Mann stand vor der Tür und verbeugte sich respektvoll, als er mich erblickte. Er sah Magda mahnend an, als er sie auf meinem Bett sitzen sah und wandte sich dann wieder zu mir.  "Señoría su padre está esperando. El desayuna será servido", sagte er mit einer melodischen und brüchigen Stimme. Mit einer kleinen Handbewegung an Magda gerichtet, stand sie auf und verliess das Zimmer, ohne sich zurückzudrehen. Ich nickte dem alten Mann zu, der auch einer der Bediensteten war, wohl etwas höher in der Hierarchie, und stand selbst auf, um zur Tür hinauszugehen.  Als ich heraustrat, erbat sich mir ein Anblick, den ich wohl nie vergessen werde. Vor meinen Augen erblickte ich eine lange, offene Treppe aus Stein, von der man den ganzen Saal des Hauses, oder eher Schlosses, betrachten konnte. Es war ein Schloss aus dem typischen Bereich der gotischen Architektur mit leichten Akzenten des Barocks. Ich war wohl in der Zeit zwischen 17. und 18. Jahrhundert. Der Saal war gross und die Decke reichte bis zum Himmel. Die dunklen, kahlen, Steinwände wurden mit prunkvollen Vorhängen und Bildern geschmückt, dass es dem Raum seine Eleganz gab. Zudem hingen an der Treppe entlang einige Kerzenleuchter und an der Decke luxuriöse Kronleuchter. Ich war keine Prinzessin, das wusste ich. Vielleicht doch Tochter einer Adelsfamilie? Was bis jetzt sicher war, war dass ich wohl kurz davor stehe zu heiraten und das in Spanien, in einem Land, welches ich nie besucht hatte und von dem ich bisher glaubte die Sprache nicht zu beherrschen.  Ich lief die Treppen hinunter, und versuchte dabei nicht über das Hochzeitskleid zu stolpern. Ich musste zugeben, dass es seinen Charme hatte. Es war pechschwarz, wie es zur Zeit der Renaissance in Spanien üblich war, mit vielen roten Verzierungen und Glitzersteinchen. Zudem, machte das Korsett meine Hüfte schmal, was das Kleid wunderschön zur Geltung kommen liess. Der weisse Spitzen Schleier hing mir hinten an meiner Frisur und er hatte auch sein eigenes Gewicht, welches, wie ich befürchtete, meine Frisur zerstören wird. Das Einzige, was mich übelst störte, war das Gewicht und das Ausmass des Stoffes des Kleides selbst. Am Ende der Treppe warteten Magda und zwei weitere Bedienstete auf mich, um mich in den kleineren Saal zu führen. Es schien, als würden wir wohl frühstücken und am Kopf des Tisches, sass schon ein grimmig dreinschauender Mann, der sich den Bart kratzte. Er hatte schwarzes, grau meliertes Haar, in einem Zopf gebunden und er trug eine schicke Uniform. Vielleicht war ich doch Tochter eines wichtigen Generals. Das musste wohl mein Vater sein.  Ich stand kurz regungslos da, als er vom Stuhl aufstand und auf mich zukam. Er nahm mich bei den Schultern und küsste jeweils meine Wangen. Innerlich ekelte ich mich vor den Schmatzern, doch mein Körper schien es zu ertragen und einfach auszusetzen.  "Eres muy linda hija. Don Pablo será muy feliz de ver su esposa maravillosa", sagte er und lächelte. Sein Lächeln irritierte mich. Es passte so gar nicht zu seinem angsteinflössenden Aussehen. Es sah so lieb und kindlich aus, so gar nicht böse. Er hatte einen weiteren Namen erwähnt. Don Pablo. Wird das der Mann sein, dem ich versprochen wurde? "Gracias Padre." Meine Antwort blieb recht kalt und ich setzte mich. Ich verstand nicht, warum meine Gefühle ihm gegenüber so distanziert waren, wenn er doch mein Vater war? Mein Blick huschte schnell über den Saal, Ausschau haltend nach Magda. Doch sie schien vom Erdboden verschluckt zu sein. Ich wank einer der Mädchen zu mir, die mir beim Anziehen geholfen hatten und fragte sie, wo sich Magda befände. Doch ich bekam nur ein trauriges Kopfschütteln, als Antwort. Ich hatte etwas übersehen. Wie konnte ich so machtlos sein, wenn mich dieser ganze Luxus umgab und mein Vater wahrscheinlich ein wichtiger General war? Das Essen wurde serviert und ich hatte keinen Hunger. Ich zwang mich einige Bissen zu nehmen, weil sich vor mir ein Plan immer deutlicher zusammenfügte. Ich musste weg. Mit oder ohne Magda. Ich schien keine Zeit zu haben und deswegen musste ich bei Kräften bleiben. Dies war der einzige Grund, warum ich etwas a*s. Ich wusste auch schon, wie es geschehen würde.  Nachdem Essen wurde ich sofort in eine Kutsche gebracht und mein Vater folgte in einer weiteren. Ich zupfte nervös an meinem Kleid umher. Das Adrenalin stieg. Würde ich nun die Flucht ergreifen?  "¿Señoría está bien?", fragte mich einer der Bediensteten und ich nickte hastig. Ich sah aus dem kleinen Fenster und erkannte, dass wir wohl durch die Stadtmitte fuhren. Wir befanden uns auf einen grossen Platz, mit vielen Leuten, die wirr umher liefen und wahrscheinlich sonst wo erwartet wurden. Zudem befand sich in der Mitte des Platzes ein riesiger Brunnen, um den sich viele Tauben und weitere kleinere Vögel versammelten. Es sah so idyllisch aus, dass ich in meiner Brust einen kleinen Schmerz verspürte. Es war ein Stechen, welches ich nur all zu gut kannte. Das Bedürfnis nach Freiheit. Mein Herz schrie förmlich danach frei zu sein, wie einer dieser Tauben, die fröhlich im Wasser liefen und sich die kleinen Füsse kühlten.  Die Kutsche hielt nach einer gefühlten Ewigkeit an, in der ich in kompletter Stille in der Kutsche sass und überlegte, wie ich abhauen konnte. Es war ein Traum, nicht wahr? Was konnte mir da schon schlimmes passieren? Die kleine Tür öffnete sich und einer der Kutscher hielt mir die Hand aus, um mir beim Absteigen zu helfen. Sobald mich die Sonne traf, hörte ich lautes Geklatsche und sah mich umgeben von Menschen, die ich nicht kannte. Sie warfen mir ihre Glückwünsche entgegen und auch Blütenblätter wurden geworfen.  Ich schützte mit meinen Händen mein Gesicht und lief in das Gebäude. Erst als ich drinnen war, wurde es mir klar, wo ich mich befand. Es war eine Kathedrale, wahrscheinlich die schönste, die ich je gesehen hatte. Ich hatten den blick geradewegs Richtung Altar gerichtet, wo mein Vater und, wenn ich es nicht besser wüsste, Don Pablo. Sie sahen mich abwartend an und ich sah mich endlich in meiner Entscheidung unterstützt. Don Pablo schien ein schrecklicher Mensch zu sein. Ich hatte noch nie einen Mann getroffen, dessen Blick mit solch einer Abschätzung gegenüber anderer Menschen gefüllt war. Es war schrecklich, wie sehr er der Arroganz seiner Selbst verfallen schien. Die, die es geschafft hatten der Hochzeit beizuwohnen, standen bei den Bänken und hielten ihren Atem an. Leises Getuschel ging durch die Kathedrale, während ich dort stand und Don Pablo in die Augen sah. Niemals im Leben würde ich mich einem solchen Mann hingeben. Es war mir egal, ob dies ein Traum war.  "Elisa, niña, ¿qué haces?" Mein Vater sah mich an. Er hatte mich bei meinem wahren Namen genannt.  Ich schüttelte den Kopf, als sei ich in Trance und lief rückwärts, ohne den Blick von Don Pablo abzuwenden. Ich hatte es in seinen Augen gesehen. Den Moment, indem er realisiert hatte, dass ich nicht tun würde, was von mir verlangt wurde. Ich riss mir den Schleier von den Jahren, schnappte mir den überschüssigen Stoff und rannte aus der Kathedrale hinaus.  "¡Elisa Catarina Galvéz!", hörte ich hinter mir rufen und ich blendete alles aus. Ich quetschte mich durch die Menschen Masse und rannte davon. Wohin, wusste ich nicht und es interessierte mich in dem Moment überhaupt nicht. Ich rannte zur Mauer, die zurück zur Stadtmitte und daraufhin zum Platz führen würde, wo sich der Brunnen befand. Dort würde ich dann weitersehen. Schliesslich war es der einzige Ort, der mir in den Sinn kam. Auf halbem Weg wurde ich müde. Der Stoff zog mich hinunter und erschwerte mir die flucht. Kurzer Hand schnappte ich mir einen Stein, der auf dem Weg lag und riss mir den Stoff auf. Ich zog mir den Unterrock aus, der dem Kleid sein Volumen gab und schnitt den Stoff geradewegs bei meinen Knöcheln ab. So würde ich mich endlich richtig bewegen können. Ich hörte das Galoppieren von Pferden und wusste, dass sie für mich kamen. Deshalb nahm ich meine beiden Beine in die Hände und lief weiter. Einmal beim Brunnen angekommen, nahm ich den Schutz der Gebäude entgegen und presste mich ausser Puste gegen eine Mauer. Ich schloss kurz die Augen. Endlich hatte ich es geschafft. Die Freiheit war mir nahe und keiner würde mich davon abhalten diese zu erlangen. Plötzlich musste ich an Magda denken. Sie hätte mit mir kommen sollen, dann wären wir gemeinsam davon und dann wäre ich nun nicht allein. "¿Habéis visto esta señora? Se llama Elisa Katarina Galvéz." "¿Usted dice la hija del General Galvéz? No, no la he visto." "Disculpe la molesta."  Sie waren auf der Suche nach mir. Ich musste schnell weiter und konnte keine Zeit verlieren. Meine Haare waren aufgrund des herumrennen total zerzaust und die Frisur hielt nur noch die obere Hälfte meiner Haare, weswegen ich mich entschied sie so zu lassen. Vielleicht verhalf es mir dazu, dass man mich nicht erkennen würde.  Ich stoss mich von der Wand, an die mich angelehnt hatte und lief weiter. Ich lief zum Brunne, wo die meisten Menschen sich versammelten und hoffte darauf, dass mich die Menge schützte vor ungewollten Blicken. Als ich aber das Galoppieren der Pferde wieder hörte und mich auf die Zehenspitzen wagte, sah ich meinen Vater, begleitet von Don Pablo, die geradewegs in meine Richtung kamen. Ich lief, wie von einer Biene gestochen los und das ohne auf meine Umgebung zu achten. Ich war so voller Furcht und Adrenalin, dass ich es fast nicht bemerkte, dass ich beinahe in jemanden hineingerannt wäre. Erschrocken drehte sich der Mann zu mir, als er meine Präsenz spürte und ich konnte einen Blick auf seinen Rücken erhaschen. Das, was ich sah, versetzte mich in plötzlichen Schmerz, so dass ich mir automatisch ans Herz fasste. Der Mann trug zerfetzte Kleider und schien zuunterst auf der Pyramide der Hierarchie zu sein und ich würde es nicht wagen es zu sagen, aber es schien mir, als sei er ein Sklave. Auf seinem Rücken befanden sich grosse Narben, die frisch aussahen. Jedenfalls dachte ich das, da sie immer noch offene Wunden waren, die entzündet schienen. Das Skurrile bei der Begegnung waren nicht seine Narben, sondern seine Augen. Es schien, als würde er den gleichen Schmerz in der Brust fühlen, wie ich. Je länger ich in sein Gesicht sah, desto mehr kam es mir vor, als hätte ich diesen Mann schon mal getroffen. Er hatte schulterlange, schwarze Locken und einen dichten Bart. Seine Augen, so schwarz wie das Gefieder eines Raben. Ich streckte automatisch meine Hand nach ihm aus und wollte seine Narben begutachten. Es war wie ein Instinkt, den ich nicht kontrollieren konnte. Doch er wollte nicht, dass ich ihn anfasst und somit hielt er mich mitten in der Bewegung auf. Er nahm mich bei der Hand und ehe ich mich versah, zog er mich mit sich.  "Señor, ¿dónde me está llevando? ¿Cuál es su nombre?" Ich überschüttete ihn mit Fragen, während ich hinter ihm her stolperte. Ich bemerkte auch, wie sich sein Rücken immer komischer bewegte.  "Elisa, vertrau mir", hörte ich ihn sagen und mir viel das Herz in die Hose. Ich konnte ihn verstehen. Er hatte mich Elisa genannt, er wusste wer ich war. Wir hörten erneut das laute Gebrüll meines Vaters und Don Pablos. Gefolgt wurde das Gebrüll von den schweren Schritten der Pferde, die uns verfolgten. Der Unbekannte Mann lief mit mir in ein Gebäude, welches ich nicht kannte. Drinnen sah es aus wie ein botanischer Garten. Wäre ich nicht unter komplettem Stress und Adrenalin, würde ich stehen bleiben, um die Pflanzen zu bewundern, doch ich wurde schon hinter die nächste Wand gezogen. Ich sah meinem Gegenüber, welcher mich abschirmte, in die Augen und hielt für kurze Zeit den Atem an. Wer war er und wieso beschützte er mich? Wieso hatte ich das Gefühl ihn schon eine Ewigkeit zu kennen? Waren wir uns schon mal begegnet? Vielleicht im realen Leben? "Wie lautet dein Name?", fragte ich in Trance und konnte meinen Blick nicht von ihm nehmen. Mein Starren schien ihn zu überfordern und zu verunsichern, weswegen er nichts darauf antwortete. Mein Herz klopfte. Ich hörte wie die Tore aufgeschlagen wurden. Don Pablo und einige Wachen stürmten hinein. Die Mönche und Nonnen, welche im Garten sich um die Pflanzen kümmerten und vor denen wir uns ebenfalls versteckt hielten, sahen erschrocken auf. Sie wusste nicht, was das Problem war. Wir nutzten die Gelegenheit, um Don Pablo und seinen Männern zu entwischen. Wir liefen die Haupttreppen hinauf, ohne zu wissen, wo diese uns hinführen würde. Er hielt immer noch meine Hand fest umschlossen, als hätte er Angst ich könnte ihm entgleiten. Mein Herz fühlte sich unheimlich wohl und sicher in seiner Nähe. Es war beunruhigen und beruhigend zu gleich. "Señoría Elisa. Sabemos que está aquí. Tiene que venir con nosotros. Su padro nos mandó." Die Stimme Don Pablos schallte in den Gängen des Klosters und ich zuckte zusammen. Meinem Gegenüber war es aufgefallen und deshalb drückte er mir versichernd meine Hand.  "Keine Angst", sagte er und seine Stimme bereitete mir eine angenehme Gänsehaut. Ich liess mich von ihm führen, bis wir in eines der Zimmer uns versteckten. Das Zimmer war kahl und simpel, so wie man sich das Zimmer eines Mönchs oder das einer Nonne vorstellen würde. Dieses Zimmer besass aber einen Balkon, was mich mehr als nur faszinierte.  "Bleib hier", sagte er leise und schlich sich aus dem Zimmer hinaus. Ich hörte einiges Gerumpel und Gegröle. Wenn ich mich nicht irrte, hatte ich auch das Schlagen von Schwertern gehört, was mich noch mehr in Angst versetzte. Ich lief zum Balkon hinaus und gerade, als ich die schweren Vorhänge hinter mich zuziehen wollte, sah ich wie die Tür aufsprang und die vor Wut funkelnden Augen von Don Pablo mich fixierten. Ich lief den grossen Balkon entlang, dicht gefolgt von Don Pablo, bis ich keinen Ausweg mehr fand und am Geländer stehen blieb. So konnte es nicht enden. So durfte es nicht enden. Ich hörte Don Pablo mit mir sprechen, doch ich ignorierte es. Ich drehte mich um und sah hinunter. Es war nicht so hoch. Ich würde es vielleicht sogar schaffen. Immerhin war es ein Traum, nicht wahr? Was konnte da schon passieren? Ich drehte meinen Kopf nochmals zu Don Pablo und dann wieder zum Abgrund. Ich hatte mich schnell entschieden. Und ich hatte mich nicht für Don Pablo entschieden.  Ich sprang ab. Ich hatte die Augen fest geschlossen und gehofft, dass der Aufprall keine bleibenden Schäden hinterlassen würde. Irgendwann spürte ich eine unerträgliche Wärme an meinem Körper. Ich hörte eine innere Stimme, die mir einen Namen zurief: "Azrael." Und so liess ich den Namen über meine Lippen gleiten, bevor ich die Augen öffnete. Alles, was ich sah, waren seine rabenschwarzen Augen.

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