Kapitel Eins – Der schwer fassbare Arbeitgeber

1524 Words
Alles ging rasend schnell. Mr. Greene stürmte auf sie zu wie ein Wirbelwind und ließ ihr keine Zeit, den zehnseitigen Vertrag zwischen den Escapades und ihr durchzulesen. „Es ist ein Standard-Arbeitsvertrag für ein Jahr. Bitte unterschreiben Sie ihn, Ms. Hansley. Sie haben eine Stunde Zeit, die Suite zu reinigen, bevor er von seinem Meeting zurückkommt.“ „Kann ich ihn mit nach Hause nehmen und in Ruhe durchlesen?“, fragte sie den Manager hoffnungsvoll. Warum musste sie einen Vertrag mit den Escapades unterschreiben, wenn der Mann sie doch als seine persönliche Haushälterin einstellte? So viele Fragen schossen ihr durch den Kopf, doch der Manager wirkte unnahbar und nervös. „Nein, in diesem Fall suchen wir uns jemand anderen aus, der sofort unterschreiben und anfangen kann.“ Er wartete geduldig und reichte ihr einen Stift. Iris seufzte. Sie konnte sich nicht entscheiden. Sie brauchte dringend einen Job. War es nicht ein Standard-Arbeitsvertrag für ein Jahr? Was konnte schon schiefgehen? Wenigstens hätte sie dann ein Jahr lang ein regelmäßiges Einkommen. Es würde ihr helfen, das letzte Schuljahr der Zwillinge zu überbrücken. Sie müssten nicht wie sie die Schule abbrechen. „Gut, Sir, ich unterschreibe.“ Sie unterschrieb das Dokument blindlings und reichte es dem erleichterten Manager. „Hier. Was muss ich tun? Was ist meine Aufgabe?“ „Einen Moment.“ Der Manager rief jemanden über die Sprechanlage. Wenige Minuten später erschien eine uniformierte Reinigungskraft. „Stella, könnten Sie Ms. Hansley bitte zu Suite 101 begleiten?“ Der Frau klappte der Mund auf, als sie Iris musterte. Iris entging der boshafte Blick in ihren Augen nicht. „Warum, Mr. Greene? Ich habe die Suite so lange geputzt.“ Mr. Greene warf ihr einen vielsagenden Blick zu. „Ich habe Iris Hansley für ein Jahr als meine feste Haushälterin eingestellt. Ihre Dienste werden nicht benötigt, Stella. Tun Sie einfach, was ich Ihnen gesagt habe.“ „Ja, Sir.“ Sie warf Iris einen vernichtenden Blick zu und stürmte aus dem Büro. Iris folgte ihr in Richtung Lobby, doch Stella verschwand in einem Flur. Iris folgte ihr, aber Stella war spurlos verschwunden. Verwirrt sah sie sich um. Wie sollte sie jetzt die Suite der Fremden finden? Sie hatte Mr. Greene noch nicht einmal nach seinem Namen gefragt! Nach zehn Minuten gab sie auf und ging zurück zum Büro des Managers. Dort herrschte Aufruhr, als die Angestellten panisch umherwuselten. Was war denn los? Suchten sie jemanden? „Donnerwetter! Da sind Sie ja!“, keuchte Mr. Greenes Assistentin, als sie Iris sah. „Wo zum Teufel waren Sie denn? Wir wären beinahe wegen Ihnen unsere Jobs gekostet.“ Iris blinzelte und konzentrierte sich auf die vorwurfsvollen Blicke, die ihr zugeworfen wurden. „Ich …“ „Mr. Greene, wir haben sie gefunden. Ich bringe sie sofort in Suite 101.“ Die Assistentin packte Iris an der Hand und eilte zur Tür, als ihr Handy vibrierte. Sie wirkte gestresst, als sie den Anruf annahm. „Guten Tag! Wir waren gerade dabei, Ihre Suite zu reinigen. In zwanzig Minuten sind wir fertig. Entschuldigen Sie die Verspätung. Das wird nicht wieder vorkommen.“ Iris biss sich auf die Lippe, während sie dem Gespräch lauschte. Die Frau nahm ihre Hand und führte sie zum Aufzug, das Handy noch immer am Ohr. „Wir hatten sie mit Stella losgeschickt, aber sie kam nach fünfzehn Minuten zurück. Ich weiß nicht, was passiert ist. Ja, ich kümmere mich darum.“ Die Aufzugtüren öffneten sich im obersten Stockwerk, und die Frau führte sie hinaus. „Gehen Sie bitte zur letzten Suite auf dieser Etage.“ „Okay, ich bräuchte bitte Reinigungsmittel.“ Iris blickte verwirrt die Suitereihe im Flur entlang. Welche war die, die sie reinigen sollte? „Ich schicke sie sofort.“ Sie schloss die Aufzugtür und ging zurück in ihr Stockwerk, bevor Iris nach der Zimmernummer fragen konnte. Iris ging vorsichtig vor und musterte jedes Zimmer genau. Die ersten paar waren leer. Sie spähte in das letzte und sah ein Pärchen, das sich im Wohnbereich leidenschaftlich küsste. „Entschuldigung!“, rief sie, schloss die Tür und rannte zum nächsten Zimmer – nur um gegen eine nackte Brust zu stoßen. Als sie aufblickte, weiteten sich ihre Augen beim Anblick eines stämmigen Mannes, der sie von oben herab anstarrte. „Hey, Schöne! Genau das, was ich brauchte.“ Er packte ihren Arm, was sie in Panik versetzte. Iris versuchte, sich zu befreien. „Entschuldigen Sie, Sir. Ich bin die Reinigungskraft hier. Vielleicht bin ich im falschen Zimmer.“ Doch der Mann starrte sie an, seine stechenden, lüsternen Augen musterten ihren Körper. „Ach, entschuldigen Sie sich nicht! Sie sind im richtigen Zimmer, Kätzchen! Verwöhnen Sie mich, und ich gebe Ihnen ein großzügiges Trinkgeld.“ Er packte Iris fester und zerrte sie in sein Zimmer. Iris klammerte sich an die Tür, um sich nicht wegzerren zu lassen. „Nein, da irren Sie sich, Sir. Ich bin nicht verfügbar. Suchen Sie sich bitte jemand anderen. Ich schreie um Hilfe.“ Er lachte, sein Lachen hallte durch den stillen Flur. „Wissen Sie, wer ich bin? Niemand, der bei Verstand ist, würde sich mit mir anlegen. Ich bin Roger Symonds, Inhaber des Luxusimmobilien-Giganten RS Homes. Ich habe diesen Club und seine Inneneinrichtung gebaut. Also kooperieren Sie, Frau! Sie können sich glücklich schätzen, jemandem wie mir begegnet zu sein.“ Er strich ihr über die Wange, sodass sie vor Angst zitterte. „Bitte lassen Sie mich in Ruhe, Mr. Symonds. Ich bin der Alleinverdiener meiner Familie.“ Tränen traten ihr in die Augen, während sie verzweifelt nach einem Ausweg suchte. Ihm lief das Wasser im Mund zusammen, während Iris von ihm angewidert war. „Sei meine Hure, und ich werde dich versorgen. Von nun an brauchst du keine Zimmer mehr zu putzen.“ Iris geriet in Panik und wehrte sich, als er sie in sein Zimmer zerrte. „Nein, lass mich los. Ich bin nicht interessiert.“ „Sei nicht schüchtern. Ich werde sanft sein.“ Er lachte, als er sie grob hochhob. Iris war seiner rohen Kraft nicht gewachsen. Hilflos rannen ihr Tränen über die Wangen. „Nein, lass mich los! Hilfe!“, schrie sie aus Leibeskräften. Ihr Schrei hallte den Flur entlang, doch niemand kam ihr zu Hilfe. „Bitte, helft mir, irgendjemand!“ Sie hätte gar nicht erst hierherkommen sollen, angesichts des berüchtigten Rufs des Clubs. „Lass sie in Ruhe, Roger!“, hallte eine tiefe Baritonstimme vom anderen Ende des Korridors. Erschrocken versuchte Iris, über die Schulter des Riesen zu spähen. Sie kannte diese Stimme natürlich. Sie gehörte ihrem schwer fassbaren Arbeitgeber – dem, nach dem sie gesucht hatte. Wenn sie doch nur seinen Namen wüsste! Der Mann erschrak und ließ sie beinahe fallen, doch Iris klammerte sich an die Tür. „Was zum Teufel machst du mit meiner Angestellten, Roger?“ „Deine Angestellte wollte mir einen netten Abend bereiten, Maddox. Zahlst du etwa nicht gut?“, grinste der bullige Mann. Iris keuchte entsetzt über seine Lüge. Wie konnte er nur lügen? „Nein, habe ich nicht. Du hast dich mir aufgedrängt, Sir.“ Also hieß er Maddox! Ihr Arbeitgeber funkelte sie an, als hätte sie ein Verbrechen begangen. „Und was machst du hier? Ich warte schon seit einer halben Stunde auf dich.“ Beschämt senkte sie den Blick. „Ich habe mich verlaufen, Sir. Das ist ja riesig hier …“ Roger lachte. „Vielleicht war sie damit beschäftigt, Kunden zu bedienen.“ Maddox zitterte vor Wut. „Verpiss dich, Roger. Lass sie in Ruhe, nur weil sie kein Interesse an dir hat.“ Er wandte sich Iris zu. „Komm schon, ich habe nicht den ganzen Tag Zeit. Räum mein Zimmer auf und mach mir was zu brunchen.“ Sie nickte und verließ das Zimmer. „Jawohl, Sir.“ Roger grinste Maddox an und forderte ihn heraus. „Komm wieder, wenn du fertig bist, Kätzchen. Ich warte auf dich.“ Rasend vor Wut schlug Maddox ihm ins Gesicht. „Lass sie in Ruhe. Sie gehört mir.“ „Deine Hure, Maddox Laurier?“ Roger lachte, woraufhin Iris bei dem Namen nach Luft schnappte. Laurier? Hatte er Maddox Laurier gesagt? Wer war Maddox Laurier? Gehörte er zur Familie Laurier, die ihre Mutter umgebracht hatte? Schläge flogen und rissen Iris aus ihren Gedanken. Erschrocken wich sie zurück, als Wachen herbeieilten. Weitere Gäste kamen aus den anderen Zimmern, doch niemand griff ein. „Bitte, hört auf zu kämpfen!“, flehte Iris. Die Wachen trennten die beiden schließlich. „Werft ihn raus! Niemand widersetzt sich mir auf meinem Grundstück!“, brüllte Maddox Laurier. Sein Grundstück? War er der Besitzer von Escapades? Ihr Gesicht wurde kreidebleich, als ihr klar wurde, mit wem sie den Vertrag unterschrieben hatte. Ihr Herz drängte sie zur Flucht, doch ihre Füße blieben wie angewurzelt stehen. Die Wachen packten den Mann, um ihn hinauszuwerfen, als Maddox Laurier seine Aufmerksamkeit auf sie richtete. „Iris, worauf wartest du noch? Leg endlich los!“ Er stürmte in seine Suite. Widerwillig folgte ihm Iris, bereit, ihre Anstellung bei ihm zu kündigen. Er war ihr Feind. Sie konnte unmöglich für so einen Mann arbeiten. Wusste er ihre wahre Identität?
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