Maddox Laurier betrat den Raum und hielt Iris die Tür auf. Er war nicht nur unglaublich gutaussehend, sondern auch einschüchternd. Zum zweiten Mal fühlte sich Iris zu ihm hingezogen. Nein, sie würde ihm keine falschen Hoffnungen machen. Iris senkte den Kopf und den Blick, während sie an ihm vorbeiging. Sein betörender Duft umwehte sie. Ihre Gedanken überschlugen sich, als ihr Körper auf ihn reagierte. Warum empfand sie so für einen Mann, der so weit über ihrem Niveau war?
„Nein, Iris. Lass dich nicht darauf ein. Er ist ein Laurier, vergiss das nicht!“, mahnte sie ihr Gewissen. Unzählige Fragen schossen ihr durch den Kopf. Doch sie wagte es nicht, ihm in die Augen zu sehen und sie zu stellen. Sie kannte ihre Position genau.
Wenn er zu der Laurier-Familie gehörte, für die ihre Mutter gearbeitet hatte, dann war er mit Sicherheit ihr Feind. Sie würde ihnen nie verzeihen, was sie ihr angetan hatten. Ihre Mutter war nur ihretwegen gestorben.
Iris wusste, dass sie den Vertrag nicht hätte unterschreiben sollen. Es war ihre Schuld. Warum hatte sie Mr. Greene nicht vor der Unterschrift nach ihrem Arbeitgeber und den Details ihrer Anstellung gefragt? Warum hatte sie es so überstürzt?
„Sieh mich an, Iris!“, hallte seine raue Stimme in dem stillen Raum wider und zwang Iris, ihn anzusehen.
Sie versuchte, den in ihr aufsteigenden Sturm der Rache zu bändigen. Ihre Mutter und Tante hatten sie in ihrer Kindheit und Jugend gegen die Familie Laurier aufgehetzt. Sie wusste, dass sie den Tod ihrer Mutter eines Tages rächen würde.
„Du fängst ab heute für mich an. Mach mir vorher bitte das Mittagessen.“ Sein durchdringender Blick musterte sie, bevor er auf ihrem nervösen Gesicht ruhte.
Mutig stellte sie sich ihm entgegen. Es war jetzt oder nie. Sie konnte nicht für ihn arbeiten. „Mr. Laurier, ich möchte den Vertrag kündigen. Ich habe es mir anders überlegt und möchte hier nicht arbeiten.“ Sie versuchte krampfhaft, nicht auf seine Bizeps zu schauen, die sich unter den Ärmeln abzeichneten, oder auf die Ader, die sich über seine glatte, gebräunte Haut zog. Wann hatte sie angefangen, solche Dinge wahrzunehmen? Nein, es war sicherer, ihren Blick stattdessen auf seine Schuhe zu richten.
Ein Nerv spannte sich in seinem Kiefer an. „Zu spät, Iris. Du hast den Vertrag bereits unterschrieben.“ Sein Ton war unnachgiebig, sein Gesichtsausdruck grimmig und hart.
Iris’ verzweifelter Blick huschte zu ihm. „Aber ich kann hier nicht arbeiten.“ Sie sah sich um, um zu fliehen, falls er ihre Entscheidung nicht akzeptieren sollte.
Er runzelte noch mehr die Stirn. „Du wirst hier nicht arbeiten. Mach die Arbeit fertig, und wir können gehen.“
Alarmsignale schrillten in ihrem Kopf. „Wohin, Mr. Laurier?“
„Zu mir nach Hause. Du hast zugesagt, meine persönliche Zofe zu sein, erinnerst du dich?“ Er ging hinaus und schloss die Tür hinter sich.
Iris starrte die Tür an, ihr Kopf dröhnte von seiner Ankündigung. Was würde ihre Aufgabe als seine persönliche Zofe sein? Sie fürchtete sich davor, in sein Haus zu gehen. Was, wenn er sie folterte? Was, wenn er ein Teufel in Menschengestalt war? Schließlich war er ein Laurier.
Wenn sein Onkel, der berüchtigte Anwalt Gary Laurier, ihre Mutter misshandeln konnte, warum sollte Maddox es nicht auch tun?
Panik ergriff sie, und sie stürzte sich zur Tür. Sie musste hier weg, bevor er zurückkam. Iris versuchte, die Tür zu öffnen, aber vergeblich. Sie gab nicht nach.
Hat er sie etwa eingesperrt? Das war so ungerecht. Er konnte sie doch nicht zwingen, für ihn zu arbeiten!
Was sollte sie jetzt tun? Warum musste sie hierherkommen? Sie gehörte nicht in diese Welt.
Tränen stiegen ihr in die Augen, aber sie unterdrückte die Angst. Nein, sie war nicht schwach. Sie würde die Arbeit erledigen und verschwinden. Ohne ihre Angaben würde Maddox Laurier sie niemals finden.
Iris irrte ängstlich in der luxuriösen Suite umher, zu verängstigt, um etwas anzufassen. Doch sie hatte eine Aufgabe zu erledigen – die Wohnung zu putzen und das Mittagessen vorzubereiten. Also sollte sie sich beeilen. Je schneller sie fertig war, desto eher würde er sie für heute freistellen.
Mr. Laurier kehrte in den nächsten zwei Stunden nicht in die Suite zurück. Iris hatte alle Arbeiten erledigt, als die Tür aufgeschlossen wurde und Mr. Greene vor der Tür stand. „Ms. Hansley, sind Sie da?“
Ein wenig hoffnungsvoll eilte Iris zu ihm. „Ja, Sir. Ich habe die Arbeit, die mir Mr. Laurier gegeben hat, erledigt. Sie können es sich ansehen.“
Der Manager musterte die Wohnung und lächelte zufrieden. „Gute Arbeit bis jetzt. Kommen Sie in mein Büro. Mr. Laurier möchte Ihre Daten.“
Widerwillig folgte Iris ihm hinaus, ihre Fluchtpläne waren zunichte. „Ich möchte den Vertrag kündigen, Sir.“
Er blieb stehen und drehte sich zu ihr um, sein Gesicht vor Anspannung finster. „Haben Sie Herrn Laurier informiert?“
„Ja. Aber er ist überstürzt gegangen.“ Es war nicht die ganze Wahrheit, aber wen kümmerte das schon?
Mr. Greene zuckte mit den Achseln und ging weiter zum Aufzug. „In diesem Fall kann ich Ihnen nicht helfen. Ich kann den Vertrag nicht in seinem Namen kündigen.“
„Aber können Sie nicht mit ihm sprechen? Ich möchte nicht für ihn arbeiten.“ Die Aufzugtür öffnete sich, und Iris eilte ihm nach.
Er schüttelte den Kopf, als er sein Büro betrat. „Unmöglich. Herr Lauriers Entscheidung ist hier Gesetz. Sie ist unumstößlich und bindend. Sie können entweder weiter für ihn arbeiten oder überlegen, mit ihm zu sprechen.“
Iris fühlte sich hilflos und in die Enge getrieben. Worauf hatte sie sich da nur eingelassen?
Er setzte sich an seinen Schreibtisch und schob ihr ein Formular für Mitarbeiterdaten zu. „Setzen Sie sich und füllen Sie das aus, bevor Sie gehen.“
Iris setzte sich widerwillig und überflog das Dokument. Sie hatte nicht die Absicht, ihre Daten preiszugeben. Wenn sie doch nur entkommen könnte! Dann wüssten sie nicht, wo sie sich aufhielt.
Mr. Greenes Telefon vibrierte, und er stand auf. „Ich nehme den Anruf entgegen. Gehen Sie nirgendwo hin. Füllen Sie das Formular aus und warten Sie auf mich, Ms. Hansley.“
„Ja, Sir.“ Sie schmollte und warf ihm nicht einmal einen Blick zu.
Er verließ das Büro, und Iris wartete drei Minuten. Es herrschte Stille im Büro, da die meisten Angestellten in der Mittagspause waren. Mr. Greenes Assistentin, Madelyn Fox, kam herein, um nach ihr zu sehen.
„Sind Sie fertig?“ Sie warf einen Blick auf das Formular.
„Fast.“
„Ich habe Mittagspause. Ich gehe in die Kantine. Bitte warten Sie hier auf Mr. Greenes Anweisungen.“
Iris nickte, und Madelyn ging. Das war ihre einzige Chance, diesem Ort zu entkommen. Sie wollte nichts mehr mit ihrem Arbeitgeber zu tun haben. Nach fünf Minuten stand sie auf und ließ das Formular mit den falschen Angaben auf dem Tisch liegen. Es war eine gute Idee gewesen, falsche Informationen statt ihrer echten Daten einzutragen. Jetzt konnte sie niemand mehr finden.
Sie verließ das Büro, obwohl ihr Herz vor Angst klopfte. Was, wenn Maddox Laurier zurückkam und sie bei ihrer Flucht erwischte?
Zum Glück bemerkte sie inmitten des Chaos niemand. Alle Angestellten waren damit beschäftigt, zur Kantine zu eilen, sodass sie sie nicht wahrnahmen. Iris schlüpfte aus dem Büro und atmete erleichtert aus. Es blieb keine Zeit, sich umzudrehen. So schnell sie konnte, entfernte sie sich. An der Kreuzung fuhr gerade ein Bus ab, und sie hielt ihn an.
Erleichtert stieg sie in den Bus. Es war unmöglich für Maddox Laurier, sie in dieser dicht besiedelten Stadt zu finden. Wie sollte er sie auch wegen Vertragsbruchs verklagen?
Iris erreichte das Haus ihrer Tante in fünfundzwanzig Minuten. Während die Zwillinge in der Schule waren, entspannte sie sich und überlegte, wie es weitergehen sollte. Sie brauchte dringend einen sicheren Job. Aber wo sollte sie einen finden?
Gedankenverloren erledigte sie die Hausarbeit. Ohne Arbeit konnte sie weder die Rechnungen noch die Ausbildung der Zwillinge bezahlen. Es klingelte an der Tür, und sie eilte zur Tür.
Ihre Augen weiteten sich beim Anblick eines Mannes in einem schwarzen Anzug. „Miss Hansley?“, fragte er stirnrunzelnd.
Iris’ Herz zog sich vor Angst zusammen. Wer war er? Was wollte er von ihr? „Ja. Wer sind Sie?“
„Ich bin Paul Reed, Mr. Lauriers Leibwächter. Er möchte, dass Sie mich sofort zu seinem Haus begleiten.“ Sein Gesichtsausdruck war finster, als er sie verärgert musterte.
Iris starrte den Mann fassungslos an. Wie hatten sie sie gefunden?
„Ich habe meine Arbeit für heute erledigt. Ich weigere mich, mit Ihnen zu gehen.“ Sie würde nirgendwohin einen Fremden begleiten. Was, wenn er von der Mafia war? Er sah schon jetzt wie ein Krimineller aus.
„Sie haben keine Wahl, Miss. Mr. Laurier duldet keinen Ungehorsam. Sie hätten ihn vor Ihrer Abreise informieren sollen. Dachten Sie etwa, er würde Sie nicht finden?“
Iris keuchte entsetzt auf. „Wie haben Sie mich gefunden?“
Der Mann grinste. „Es ist meine Pflicht, Ihnen zu folgen, Miss.“
Iris war fassungslos. Wie hatte sie nur nicht bemerkt, dass sie verfolgt wurde? „Wie soll ich Ihnen das glauben?“
Er warf ihr einen ungeduldigen Blick zu und zog sein Handy hervor. Schnell wählte er eine Nummer und hielt ihr das Handy hin. „Hier, sprechen Sie mit Mr. Laurier.“
Mit zitternden Händen nahm sie das Handy und hielt es ans Ohr. „Hallo!“, krächzte sie, ihr Herz hämmerte ihr bis zum Hals.
„Warum bist du ohne meine Erlaubnis gegangen, Iris?“, bellte Maddox Laurier sie am anderen Ende der Leitung an. Ein Schauer lief ihr über den Rücken. Würde er sie bestrafen?
„I-Ich habe die Arbeit, die Sie mir gegeben haben, erledigt, Sir.“ Sie drückte die Daumen und hoffte inständig, dass er das Formular, das sie ausgefüllt hatte, nicht gesehen hatte. Wie würde er reagieren, wenn er die falschen Angaben sähe?
„Du kannst nicht ohne meine Erlaubnis gehen. Vergiss nicht, dass du einen unauflöslichen Vertrag mit mir unterzeichnet hast. Ich werde dich bestrafen, wenn du mir nicht gehorchst. Komm jetzt her, oder ich hole dich zu Hause. Du kannst mir nicht entkommen, Iris. Ich werde dich selbst aus der Hölle aufspüren.“ Die Verbindung wurde unterbrochen, und Iris starrte fassungslos auf das Telefon in ihrer Hand.
Jetzt begriff sie, worauf sie sich eingelassen hatte. Gab es denn wirklich keinen Ausweg? Wenn er ihr Haus finden konnte, würde es nur Sekunden dauern, ihre wahre Identität zu erfahren.
„Miss, ich warte darauf, Sie zu Mr. Lauriers Haus zu bringen.“ Paul Reeds Stimme riss sie aus ihren Gedanken.
Vielleicht war der einzige Ausweg, sich Maddox Laurier als unfähige und ineffiziente Magd zu beweisen!