Kapitel 3

1321 Words
Paiges Perspektive Die normalerweise vierstündige Autofahrt dauert etwas länger, weil ich nicht in der Lage bin, einfachen Anweisungen meines Navigationsgeräts zu folgen. Als wir endlich die Grenze zu unserer neuen Stadt überqueren, überkommt mich eine plötzliche Ruhe. Als ich langsamer fahre, lässt mich das rustikale Ortsschild, auf dem „Willkommen in Kiefernwalde“, steht, lächeln. „Wir sind da!“, sage ich zu Jax, der sofort seinen Blick zum Fenster wendet, um unser neues Zuhause zu betrachten. „Wo ist Tante Poppy?“, fragt er. „Ich denke, sie ist in unserem neuen Haus und wartet schon auf uns.“ Langsam fahre ich durch die malerische Stadt. Ich nehme mir Zeit, die altmodischen Häuser und sauberen Straßen zu bewundern. Ich zeige Jaxon einen Park und die kleine Schule. Er spricht sofort aufgeregt darüber, dort neue Freunde zu finden. Als wir bei dem kleinen Stadthaus ankommen, das ich gemietet habe, sehe ich Poppy und ihre Freundin Annie auf der Veranda auf uns warten. Sie hat netterweise bereits die Schlüssel vom Vermieter abgeholt. „Tante Poppy!“, ruft Jaxon begeistert, als ich die Autotür öffne. „Hey, mein Großer! Ich hab dich schon vermisst“, sagt Poppy, kommt herüber, um ihm aus dem Auto zu helfen, und zieht ihn dann in eine Umarmung. „Hör auf, Tante Poppy! Du zerquetschst mich ja gleich“, kichert Jaxon, während er versucht, sich aus ihren Armen zu winden. „Komm mit! Ich kann es kaum erwarten, dir dein neues Schlafzimmer zu zeigen“, sagt sie und umarmt mich mit ihrem freien Arm, bevor sie Jaxon ins Haus führt. Ich beobachte, wie sie hineingehen, und lehne mich an mein Auto, um alles auf mich wirken zu lassen. Ich atme tief ein. Dichte Wälder hinter unserem neuen Zuhause füllen die Luft mit dem frischen, sauberen Duft von Kiefern. Die Sonne scheint, die Vögel zwitschern und ich habe direkt ein gutes Gefühl bei diesem Ort. Ich war zwar noch nie hier, aber es fühlt sich an, als käme ich nach Hause. „Mama, komm und schau dir das Haus an!“, ruft Jax von der Tür aus und winkt mir zu, damit ich auch ins Haus gehe. Ich winke zurück und gehe zum Kofferraum des Autos, um unsere Taschen zu holen, bevor ich sie ins Haus schleppe. Das Haus ist sauber und strahlt bereits eine gewisse Gemütlichkeit aus. Die Wände sind alle frisch in Magnolie gestrichen. Sie sind wie ein unbeschriebenes Blatt, das wir nach Belieben dekorieren können. Wir haben allerdings eine sechsmonatige Probezeit, die der Vermieter uns auferlegt hat, bevor wir dekorieren dürfen, was uns viel Zeit zum Planen gibt. Ich folge Jaxon nach oben und er zeigt mir aufgeregt sein neues Schlafzimmer. Es liegt an der Vorderseite des Hauses und ist etwas kleiner als mein Schlafzimmer, das direkt gegenüber liegt. In beiden Zimmern steht ein großes Doppelbett und Jax klettert direkt auf seines. „Gefällt dir dein neues Zimmer?“, frage ich, während er aufgeregt auf seinem Bett hüpft. „Ich liebe es! Es ist so viel größer als mein altes und dieses Bett ist riesig!“ „Sollen wir deine Kleidung einräumen, während deine Mama und Tante Poppy den Rest der Sachen reinbringen?“, fragt Annie und Jaxon nickt. „Danke.“ Ich schenke Annie ein dankbares Lächeln und nehme die zweite Tasche mit in mein Zimmer. Dann werfe ich die Tasche neben den Kleiderschrank und halte inne, um aus meinem Schlafzimmerfenster zu schauen. Die Aussicht ist wunderschön. Es gibt einen kleinen Garten und dann Bäume, so weit das Auge reicht. Ich habe dieses Zimmer gewählt, weil ich die Aussicht und die Fensterbank liebe. Sie wird perfekt zum Lesen sein. „Es ist wunderschön, nicht wahr?“, sagt Poppy, als sie sich neben mich auf die Fensterbank setzt. „Ja, das ist es. Danke nochmal. Ich denke, das war die beste Idee, die du je hattest“, sage ich und stupse spielerisch mit meiner Schulter gegen ihre. „Du wirst schon zurechtkommen, Paige. Du warst sowieso viel zu schade für den mürrischen Greg. Und Jax wird hier auch aufblühen. Ich weiß es einfach. Außerdem sind die Männer hier so attraktiv. Ich schwöre, es muss etwas im Wasser sein. Jeder, den ich in dieser Stadt gesehen habe, ist so muskulös. Sie müssen hier irgendwo ein tolles Fitnessstudio haben“, lacht sie. „Nein, danke. Ich bin fertig mit Männern.“ Ich schüttle den Kopf. „Was, stehst du jetzt etwa auf Frauen? Ich habe hier auch einige attraktive Frauen gesehen“, zieht sie neckend die Augenbrauen hoch. „Weder Männer noch Frauen, ich habe einfach genug von Beziehungen. Es endet immer nur mit Herzschmerz. Von jetzt an kümmere ich mich nur noch um Jaxon und mich selbst“, sage ich entschlossen. „Du hast doch kaum jemandem eine Chance gegeben. Du hattest in deinem ganzen Leben gerade mal zwei feste Freunde. Mama hat immer gesagt, wir müssen erst ein paar Frösche küssen, bevor wir unseren Prinzen finden. Du kannst noch nicht aufgeben!“, sagt sie und drückt dabei meine Hand. „Ryder war kein Frosch!“ „Nein, er war ein verdammter Geist. Vergiss ihn und Greg! Dein Prinz wird kommen, wenn die Zeit reif ist. Jetzt hör auf zu jammern, wir müssen noch auspacken“, sagt sie und klatscht dann in die Hände. Ich seufze und stehe auf, um ihr zu folgen, als eine Bewegung draußen am Fenster meine Aufmerksamkeit erregt. Ich beuge mich näher zum Fenster, um herauszufinden, was sich gerade zwischen den Bäumen bewegt hat. Was auch immer es war, es war groß und schnell. Vielleicht gibt es hier Rehe. Oder war es vielleicht ein großer Hund? Ich schüttele den Gedanken ab und gehe nach unten, um den Rest unserer Sachen reinzubringen. Bis zum Abendessen sind wir mit dem Auspacken fertig und waren sogar schon einkaufen, um den Kühlschrank und die Vorratsschränke mit allem zu füllen, was wir für die nächsten Tage brauchen werden. Poppy und Annie bleiben zum Abendessen bei uns, bevor sie zurück zu ihrem Studentenwohnheim fahren. Ich biete an, sie zurückzufahren, aber Jaxon ist bereits eingeschlafen. Also lassen sie sich von einem Freund abholen. Die Universität ist nur zwanzig Minuten entfernt und ich bin richtig glücklich, wieder in der Nähe meiner Schwester zu wohnen. Ich mochte es überhaupt nicht, sie wegen der räumlichen Entfernung nicht regelmäßig sehen zu können. Nach einem anstrengenden Tag voller Umzugsstress und Herzschmerz entscheide ich mich, mir einen Kamillentee zu kochen und mich vor dem Schlafengehen eine Weile auf den Fenstersitz zu setzen und zu lesen. Ich muss abschalten und mich ausruhen, denn der morgige Tag wird erneut anstrengend werden. Ich bin mir nicht sicher, ob ich diese Trennung ungewöhnlich gut verkrafte oder ob es mich einfach noch nicht richtig getroffen hat. Denn obwohl ich traurig bin, bin ich nicht das weinende Wrack, das ich erwartet hatte. Vielleicht liegt es einfach an dieser Stadt. Oder vielleicht habe ich Greg nicht so sehr geliebt, wie ich dachte. Irgendwann muss ich eingenickt sein, denn ein plötzlicher Lärm lässt mich aufschrecken und mein E-Reader fällt zu Boden. Das Geräusch klang fast wie ein Wehklagen oder ein Schmerzensschrei. Ich sehe schnell nach Jaxon, der aber immer noch friedlich schläft. Ich sage zu mir selbst, dass das Geräusch wahrscheinlich von einem Tier im Wald kam und hebe meinen E-Reader wieder auf. Doch plötzlich stellen sich meine Nackenhaare auf und ich habe das unbehagliche Gefühl, beobachtet zu werden. Meine Augen wandern zum Fenster, aber es ist schwer, etwas zu erkennen, da es draußen so dunkel ist. Ich ziehe schnell die Vorhänge zu und schiebe das Gefühl auf Nervosität wegen des neuen Ortes. Ich überprüfe schnell alle Türen und Fenster, um sicherzustellen, dass sie verschlossen sind, bevor ich ins Bett krieche. Dank des Buches, das ich vor dem Schlafengehen gelesen habe, werde ich den Rest der Nacht wahrscheinlich von Wölfen träumen, die spielerisch durch den Wald jagen.
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